Sky Hawk
von KaZuam 9. August 2010
Gerade erst aus der Hand gelegt, kann ich nicht anders als auch sofort meine Eindrücke über das neu erschienene Werk Jiro Taniguchis niederzuschreiben.
Sky Hawk ist ein historisierender Comic-Roman, der die Vertreibung der Indianer durch die Weißen und die dadurch resultierenden Scharmützel darstellt.
Hikosabura und Manzo Shiotsu sind die ersten japanischen Auswanderer auf dem amerikanischen Kontinent. Die beiden ehemaligen Samurai versuchen, nachdem sie ihren Lehnsherrn in einem Kampf verloren haben, in der Wildnis neu Fuß zu fassen. Eines Tages entdeckt Hiko bei der Jagd eine gebärende Squaw, die er bei sich zu Hause aufnimmt. Von ihrem Besitzer davongelaufen, wird sie von dessen Spießgesellen gejagt und schließlich in der Hütte ihrer beiden Retter aufgespürt. Es kommt zum Kampf, welcher unbemerkt beobachtet wird.
Crazy Horse und einige Oglala geben sich zu erkennen, fasziniert von der angewandten Kampfkunst – JuJitsu. Hiko und Manzo werden in den Stamm aufgenommen und leisten gemeinsam mit den Indianern Widerstand gegen die Besiedlung der Weißen.
Die geschichtlichen Hintergründe sind bekannt. Jeder halbwegs gebildete Mensch kennt die Namen Sitting Bull und Colonel George Armstrong Custer oder hat von der Schlacht am Little Big Horn gehört.
Aber Jiro Taniguchi schafft es so einfühlend und spannend um den historischen Kern eine epische Geschichte zu flechten, dass man kein einziges Panel missen möchte.
Sky Hawk ist der erste Manga der sich mit dem Thema Western befasst. Keiner hätte einen eleganteren Sprung in das kalte Nass eines völlig unvertrauten Genres schaffen können, als Jiro Taniguchi.
Mit seinen, auch stark von franko-belgischen Comics beeinflussten, eher mangauntypischen Zeichenstil erschafft er Szenen und Landschaftsportraits, die den Leser in die Seiten saugen und transmittiert ihn direkt zwischen die Protagonisten.
Nicht nur die Erzählung ist lesenswert, sondern auch das Vorwort des Comiczeichners Jean „Moebius“ Giraud und ebenso das herzerwärmende Nachwort des Meisters selbst, wie sein Traum einen Western zu zeichnen endlich wahr geworden ist.
Wer immer noch nicht überzeugt ist, dass Manga und Comic sich die Hände reichen können, sollte mit Sky Hawk einen Anfang machen, die Grenze zwischen Ost und West zu verwischen. Denn dieses Werk ist ein Brückenschlag, und zwar ein äußerst gelungener.
@MisterEndres: der Arsch ward getreten, aber der Server nicht…
- Kategorie: Comics , Manga
- 3 Kommentare
von KaZuam 9. August 2010
Gerade erst aus der Hand gelegt, kann ich nicht anders als auch sofort meine Eindrücke über das neu erschienene Werk Jiro Taniguchis niederzuschreiben.
Sky Hawk ist ein historisierender Comic-Roman, der die Vertreibung der Indianer durch die Weißen und die dadurch resultierenden Scharmützel darstellt.
Hikosabura und Manzo Shiotsu sind die ersten japanischen Auswanderer auf dem amerikanischen Kontinent. Die beiden ehemaligen Samurai versuchen, nachdem sie ihren Lehnsherrn in einem Kampf verloren haben, in der Wildnis neu Fuß zu fassen. Eines Tages entdeckt Hiko bei der Jagd eine gebärende Squaw, die er bei sich zu Hause aufnimmt. Von ihrem Besitzer davongelaufen, wird sie von dessen Spießgesellen gejagt und schließlich in der Hütte ihrer beiden Retter aufgespürt. Es kommt zum Kampf, welcher unbemerkt beobachtet wird.
Crazy Horse und einige Oglala geben sich zu erkennen, fasziniert von der angewandten Kampfkunst – JuJitsu. Hiko und Manzo werden in den Stamm aufgenommen und leisten gemeinsam mit den Indianern Widerstand gegen die Besiedlung der Weißen.
Die geschichtlichen Hintergründe sind bekannt. Jeder halbwegs gebildete Mensch kennt die Namen Sitting Bull und Colonel George Armstrong Custer oder hat von der Schlacht am Little Big Horn gehört.
Aber Jiro Taniguchi schafft es so einfühlend und spannend um den historischen Kern eine epische Geschichte zu flechten, dass man kein einziges Panel missen möchte.
Sky Hawk ist der erste Manga der sich mit dem Thema Western befasst. Keiner hätte einen eleganteren Sprung in das kalte Nass eines völlig unvertrauten Genres schaffen können, als Jiro Taniguchi.
Mit seinen, auch stark von franko-belgischen Comics beeinflussten, eher mangauntypischen Zeichenstil erschafft er Szenen und Landschaftsportraits, die den Leser in die Seiten saugen und transmittiert ihn direkt zwischen die Protagonisten.
Nicht nur die Erzählung ist lesenswert, sondern auch das Vorwort des Comiczeichners Jean „Moebius“ Giraud und ebenso das herzerwärmende Nachwort des Meisters selbst, wie sein Traum einen Western zu zeichnen endlich wahr geworden ist.
Wer immer noch nicht überzeugt ist, dass Manga und Comic sich die Hände reichen können, sollte mit Sky Hawk einen Anfang machen, die Grenze zwischen Ost und West zu verwischen. Denn dieses Werk ist ein Brückenschlag, und zwar ein äußerst gelungener.
@MisterEndres: der Arsch ward getreten, aber der Server nicht…
- Kategorie: Comics , Manga
- 3 Kommentare
Ich bin ja eigentlich alles andere als ein Fan von Western. Ich möchte auch nicht entscheiden, inwieweit sich dieser Band ins Western-Genre einfügt. Aber es hat gereicht, dass ich zwei Jahre gebraucht habe, um den Band dann auch mal zu lesen …
Im Ergebnis hat mir das ziemlich gut gefallen. Ohne die geschichtlichen Hintergründe zu kontrollieren. Ich frage mich ja, wie "Sky Hawk" von den Amerikanern aufgenommen würde. Wenn man sich überlegt, was sich die US-Regierung stellenweise rausnimmt … Aus der Ausrottung der Ureinwohner haben sie scheinbar nichts gelernt.
Zum Thema Jiro Taniguchi wäre vielleicht noch zu erwähnen, dass die in Angouleme ausgezeichnete Graphic Novel "Vertraute Fremde" congenial von Sam Garbarski verfilmt wurde. In der französisch-belgischen Coproduktion spielen bekannte Gesichter wie Pascal Greggory, Jonathan Zaccaï, Alexandra Maria-Lara und Léo Legrand die Hauptrollen.
Trotz der freien Interpretation und der geographischen und kulturellen Versetzung in die französischen Alpen trifft der Film auf wundervolle Art und Weise den sanften Ton Taniguchis perfekt.
Eine kleine Produktion für Programmkinos. Trotzdem einer der schönsten Filme der letzten Zeit. Als ich den Film im Casablanca in Ochsenfurt gesehen habe (ich hoffe ein wenig Propaganda ist erlaubt, Moon ist da übrigens auch gelaufen…), war die Zuschauerschar durchweg berührt und gebannt. Melancholisch und wunderschön. Die Geschichte einer Selbstfindung mit viel Feingefühl auf die Leinwand gebracht.
Bitte, einmal in mein Fach! Vielen Dank! Bin gespannt…