Der Prospektmarathon 2017 – Diagnose: letal
von Gerdam 3. März 2017
Nach diesem überaus positiven Einstieg in den ersten Prospektmarathon folgt die Ernüchteung auf dem Fuß. Was Heyne, Piper, Blanvalet, Goldmann, Bastei Lübbe und wie sie sonst noch alle heißen, da so auffährt treibt einem die Tränen in die Augen. Um nicht völlig der Verzweiflung anheim zu fallen, bleibt mir nichts anderes übrig, als die wenigen verbliebenen Highlights aus den Programmen der Großen Alten hervorzuheben. Über den kläglichen Rest breiten wir den barmherzigen Mantel der Verschwiegenheit. Zumindest im Detail und soweit ich mich beherrschen kann.
Heyne ruht sich auf Lorbeeren aus, die schon seit Jahren völlig verdorrt sind…
Das Science Fiction Programm ist noch lächerlicher, peinlicher und minimalistischer als im letzten Jahr. Von "die Zukunft" will ich gar nichts mehr wissen. Einziges Highlight im Sektor Phantastik stellt ein Fantasy Titel dar, auf den ich mich nicht nur persönlich freue, sondern auch aus kaufmännischer Sicht…
Immerhin warten eine ganze Menge von Lesern darauf, wie Peter V. Brett seinen epischen Krieg gegen die dämonischen Mächte zu Ende bringt. Der Abschlussband des Dämonenkrieg–Quintetts erscheint im September unter dem Titel "Das Leuchten der Magie". Bei 950 Seiten muss man auch nicht die Befürchtung hegen, es fällt den Herren wieder ein, das letzte Buch gewinnoptimiert zu teilen…
Bastei-Lübbe verabschiedet sich sang- und klanglos von der Bühne…
Was an Fragmenten bleibt, ist nicht der Rede wert. Die SF Reihe scheint irgendwo ins Klo gefallen zu sein. Nicht mal die Endlos-Bestseller-Serie Honor Harrington ist zu finden. Kein Buch aus der Serie und auch nichts aus dem Drumrum. Einziger Titel von Herrn David Weber und damit auch einziges Highlight ist die deutsche Hälfte eines Nimue Alban Romanes. Ebenfalls im September erscheint "Hell’s Foundations Quiver Part 2" im deutschen als "Gefährliche Offenbarungen"…
Der Bereich Fantasy beinhaltet NICHTS Nennenswertes. Wie zum Hohn hat Bastei ja in der zweiten Hälfte des letzten Jahres das LYX Imprint von Egmont übernommen, um den Fantasy Bereich in Richtung Romantic Fantasy zu erweitern.
Piper ist ja irgendwie schon motiviert im SF Bereich mitzuspielen, aber…
es fehlt an Inspiration und Knowhow. Schon schön, dass sie zumindest eine der Serien, die Bastei gekickt hat, wieder auflegen, aber es ist eben nur eine Wiederaufbereitung. Der "Armageddon Zyklus" von Peter F. Hamilton ist essentiell, aber nichts Neues.
Auch im Bereich Fantasy "räubert" Piper bei abgelegten Serien anderer Verlage. Ich war nicht wenig überrascht, den neuen Roman von Brandon Sanderson aus der Welt der "Nebelgeborenen" bei Piper zu finden. Schon im März könnt ihr euch über "Schatten über Elantel", den fünften Roman in der Welt von "Mistborn" freuen.
Bei Blanvalet findet man wenigstens mehr als ein Highlight…
Neben seltsamen Drittverwurstungen und höchst suspekt anmutenden aber reiserisch angepriesenen Titeln wird man dann doch noch mit dem ein oder anderen Positivum überrascht.
Nach langem Hin und Her scheint jetzt endgültig der Abschluss der Licht Tetralogie in Sicht, die es dann in der deutschen Version immerhin auf sechs Teile bringt. Brent Weeks "Lichtbringer" schließt als zweite Hälfte des englischen "The Lightbringer" die Serie ab. Darauf freue ich mich auch nicht allein ;).
Weiter geht es auch mit Steven Eriksons "Spiel der Götter". Endlich. Gleich zwei weitere deutsche Bände sind im aktuellen Programm zu finden. Anscheinend können sich die deutschsprachigen Leser jetzt doch endlich auf einen Abschluss freuen. Für Mai ist Band 16 "Die Flucht der Kinder" und für August bereits Band 17 "Die Schwingen der Dunkelheit" in Planung. Dann würde nur noch der abschließende englische Band fehlen und endlich ist ein Ende in Sicht! Freu, Freu!
Das wars dann auch…
Goldmann als weiterer klassischer Verlag unseres Sortiments verlegt in dieser Saison nichts relevantes. Auch bei den restlichen Verlagen der Random House Gruppe bin ich nicht fündig geworden. Bestellmengen zwischen einem und drei Exemplaren pro Neuheit ziehen sich durch das komplette Programm.
Klett Cotta tritt gewohnt solide aber minimalistisch in Erscheinung…
Gute Titel aber eben nur wenige. Ein konzentrierter Hoffnungsschimmer. Dafür wartet der Hobbit-Presse Prospekt gleich mal mit dem Kalauer des Jahres auf. Laut den findigen Werbefachleuten wartet nämlich "Tad Williams' Antwort auf George R. R. Martins 'Game of Thrones'" auf die Leser. Die Fortsetzung der Chroniken von Osten Ard. Büddö! Nicht doch Kinnersch. Ihr müsst doch nicht einen der bekanntesten und geschätztesten Fantasy Autoren überhaupt mit seiner Fortsetzung einer der erfolgreichsten Serien mit solch plattem Gewäsch bewerben!
Dass mein Freund, der Maddins Schorsch zitiert werden muss um einen selbst schon Klassiker von Tad Williams zu bewerben, ist schon blöd. Dass dabei aber mit ähnlichen Plattitüden gearbeitet wird, wie bei Billigverlagen, ist doppelt bitter.
Ich denke, ich schreibe hier für ein belesenes Publikum. Speziell im Bereich SF und Fantasy – und kann guten Gewissens davon ausgehen, dass ihr den Drachenbeinthron, beziehungsweise die Saga von Osten Ard gelesen habt. Und dem Maddins Schorsch sei Winterfell eben auch. Ich denke, dass sowohl Williams, als auch Martin zu Recht zu den Großen Autoren des Genres gehören und dass "Game of Thrones" genauso wie "Das Geheimnis der Großen Schwerter" zu den herausragenden Werken zählt. Muss jetzt als der Maddin bemüht werden, um uns die Geschichte von Simon Mondkalb, später Seamon Schneelocke zu verkaufen? Und bitteschön, was hat Herr Martin genommen, wenn ihn das ruhige, märchenhafte "Osten Ard" zu seinem blutigen und unwirtlichen "Westeros" inspiriert hat?
"Dieses Werk hat mich inspiriert 'Game of Thrones' zu schreiben… es ist eine meiner liebsten Fantasyreihen."
Da können wir wohl froh sein, dass Herr Martin nichts von Stephen R. Donaldson, Mark Lawrence oder gar Joe Abercrombie gelesen hat…
Trotzdem natürlich erfreulich: Osten Ard in doppelter Dosis mit dem Einzelband "Das Herz der verlorenen Dinge" und dem ersten Band der neuen Trilogie "Der letzte König von Osten Ard 1: Die Hexenholzkrone"
Alles in allem setzt sich die Entwicklung der letzten Jahre fort. Umso schöner, dass es neue Stimmen gibt. Ich setze große Hoffnungen in TOR Fischer, Cross Cult, Knaur und natürlich die feinen Kleinen aus dem letzten Beitrag…
Euer Gerd
- Kategorie: Bücher , deutschsprachige Autoren , Fantasy , Horror , Science Fiction , Steampunk , Thriller , Tipps
- 1 Kommentar
von Gerdam 3. März 2017
Nach diesem überaus positiven Einstieg in den ersten Prospektmarathon folgt die Ernüchteung auf dem Fuß. Was Heyne, Piper, Blanvalet, Goldmann, Bastei Lübbe und wie sie sonst noch alle heißen, da so auffährt treibt einem die Tränen in die Augen. Um nicht völlig der Verzweiflung anheim zu fallen, bleibt mir nichts anderes übrig, als die wenigen verbliebenen Highlights aus den Programmen der Großen Alten hervorzuheben. Über den kläglichen Rest breiten wir den barmherzigen Mantel der Verschwiegenheit. Zumindest im Detail und soweit ich mich beherrschen kann.
Heyne ruht sich auf Lorbeeren aus, die schon seit Jahren völlig verdorrt sind…
Das Science Fiction Programm ist noch lächerlicher, peinlicher und minimalistischer als im letzten Jahr. Von "die Zukunft" will ich gar nichts mehr wissen. Einziges Highlight im Sektor Phantastik stellt ein Fantasy Titel dar, auf den ich mich nicht nur persönlich freue, sondern auch aus kaufmännischer Sicht…
Immerhin warten eine ganze Menge von Lesern darauf, wie Peter V. Brett seinen epischen Krieg gegen die dämonischen Mächte zu Ende bringt. Der Abschlussband des Dämonenkrieg–Quintetts erscheint im September unter dem Titel "Das Leuchten der Magie". Bei 950 Seiten muss man auch nicht die Befürchtung hegen, es fällt den Herren wieder ein, das letzte Buch gewinnoptimiert zu teilen…
Bastei-Lübbe verabschiedet sich sang- und klanglos von der Bühne…
Was an Fragmenten bleibt, ist nicht der Rede wert. Die SF Reihe scheint irgendwo ins Klo gefallen zu sein. Nicht mal die Endlos-Bestseller-Serie Honor Harrington ist zu finden. Kein Buch aus der Serie und auch nichts aus dem Drumrum. Einziger Titel von Herrn David Weber und damit auch einziges Highlight ist die deutsche Hälfte eines Nimue Alban Romanes. Ebenfalls im September erscheint "Hell’s Foundations Quiver Part 2" im deutschen als "Gefährliche Offenbarungen"…
Der Bereich Fantasy beinhaltet NICHTS Nennenswertes. Wie zum Hohn hat Bastei ja in der zweiten Hälfte des letzten Jahres das LYX Imprint von Egmont übernommen, um den Fantasy Bereich in Richtung Romantic Fantasy zu erweitern.
Piper ist ja irgendwie schon motiviert im SF Bereich mitzuspielen, aber…
es fehlt an Inspiration und Knowhow. Schon schön, dass sie zumindest eine der Serien, die Bastei gekickt hat, wieder auflegen, aber es ist eben nur eine Wiederaufbereitung. Der "Armageddon Zyklus" von Peter F. Hamilton ist essentiell, aber nichts Neues.
Auch im Bereich Fantasy "räubert" Piper bei abgelegten Serien anderer Verlage. Ich war nicht wenig überrascht, den neuen Roman von Brandon Sanderson aus der Welt der "Nebelgeborenen" bei Piper zu finden. Schon im März könnt ihr euch über "Schatten über Elantel", den fünften Roman in der Welt von "Mistborn" freuen.
Bei Blanvalet findet man wenigstens mehr als ein Highlight…
Neben seltsamen Drittverwurstungen und höchst suspekt anmutenden aber reiserisch angepriesenen Titeln wird man dann doch noch mit dem ein oder anderen Positivum überrascht.
Nach langem Hin und Her scheint jetzt endgültig der Abschluss der Licht Tetralogie in Sicht, die es dann in der deutschen Version immerhin auf sechs Teile bringt. Brent Weeks "Lichtbringer" schließt als zweite Hälfte des englischen "The Lightbringer" die Serie ab. Darauf freue ich mich auch nicht allein ;).
Weiter geht es auch mit Steven Eriksons "Spiel der Götter". Endlich. Gleich zwei weitere deutsche Bände sind im aktuellen Programm zu finden. Anscheinend können sich die deutschsprachigen Leser jetzt doch endlich auf einen Abschluss freuen. Für Mai ist Band 16 "Die Flucht der Kinder" und für August bereits Band 17 "Die Schwingen der Dunkelheit" in Planung. Dann würde nur noch der abschließende englische Band fehlen und endlich ist ein Ende in Sicht! Freu, Freu!
Das wars dann auch…
Goldmann als weiterer klassischer Verlag unseres Sortiments verlegt in dieser Saison nichts relevantes. Auch bei den restlichen Verlagen der Random House Gruppe bin ich nicht fündig geworden. Bestellmengen zwischen einem und drei Exemplaren pro Neuheit ziehen sich durch das komplette Programm.
Klett Cotta tritt gewohnt solide aber minimalistisch in Erscheinung…
Gute Titel aber eben nur wenige. Ein konzentrierter Hoffnungsschimmer. Dafür wartet der Hobbit-Presse Prospekt gleich mal mit dem Kalauer des Jahres auf. Laut den findigen Werbefachleuten wartet nämlich "Tad Williams' Antwort auf George R. R. Martins 'Game of Thrones'" auf die Leser. Die Fortsetzung der Chroniken von Osten Ard. Büddö! Nicht doch Kinnersch. Ihr müsst doch nicht einen der bekanntesten und geschätztesten Fantasy Autoren überhaupt mit seiner Fortsetzung einer der erfolgreichsten Serien mit solch plattem Gewäsch bewerben!
Dass mein Freund, der Maddins Schorsch zitiert werden muss um einen selbst schon Klassiker von Tad Williams zu bewerben, ist schon blöd. Dass dabei aber mit ähnlichen Plattitüden gearbeitet wird, wie bei Billigverlagen, ist doppelt bitter.
Ich denke, ich schreibe hier für ein belesenes Publikum. Speziell im Bereich SF und Fantasy – und kann guten Gewissens davon ausgehen, dass ihr den Drachenbeinthron, beziehungsweise die Saga von Osten Ard gelesen habt. Und dem Maddins Schorsch sei Winterfell eben auch. Ich denke, dass sowohl Williams, als auch Martin zu Recht zu den Großen Autoren des Genres gehören und dass "Game of Thrones" genauso wie "Das Geheimnis der Großen Schwerter" zu den herausragenden Werken zählt. Muss jetzt als der Maddin bemüht werden, um uns die Geschichte von Simon Mondkalb, später Seamon Schneelocke zu verkaufen? Und bitteschön, was hat Herr Martin genommen, wenn ihn das ruhige, märchenhafte "Osten Ard" zu seinem blutigen und unwirtlichen "Westeros" inspiriert hat?
"Dieses Werk hat mich inspiriert 'Game of Thrones' zu schreiben… es ist eine meiner liebsten Fantasyreihen."
Da können wir wohl froh sein, dass Herr Martin nichts von Stephen R. Donaldson, Mark Lawrence oder gar Joe Abercrombie gelesen hat…
Trotzdem natürlich erfreulich: Osten Ard in doppelter Dosis mit dem Einzelband "Das Herz der verlorenen Dinge" und dem ersten Band der neuen Trilogie "Der letzte König von Osten Ard 1: Die Hexenholzkrone"
Alles in allem setzt sich die Entwicklung der letzten Jahre fort. Umso schöner, dass es neue Stimmen gibt. Ich setze große Hoffnungen in TOR Fischer, Cross Cult, Knaur und natürlich die feinen Kleinen aus dem letzten Beitrag…
Euer Gerd
- Kategorie: Bücher , deutschsprachige Autoren , Fantasy , Horror , Science Fiction , Steampunk , Thriller , Tipps
- 1 Kommentar
Da haste es aber mal voll auf den Punkt gebracht.
Und enddliccchhhh… Abschluss des Tatoo Mannes.
Der Herbst kann kommen.