Die Chemie des Todes
von MITCHam 28. Februar 2022
Simon Beckett
DIE CHEMIE DES TODES: David Hunters 1. Fall
Andree Hesse (Übersetzer)
Rowohlt
Taschenbuch: 430 Seiten
ISBN: 978-3499241970
"Sally Palmer war nackt und auch im hellen Sonnenlicht nicht mehr zu erkennen. Ihr Körper war durch und durch von Ungeziefer befallen, das unter ihrer Haut brodelte und aus Mund und Nase und anderen, unnatürlichen Körperöffnungen hervorquoll." (S. 9)
Es waren nicht diese schaurigen Sätze im Anfang des Buchs, die mich vor etwa 10 Jahren zu diesem außergewöhnlichen Roman führten. Es war schlichtweg das Thema: Aufklärung von Verbrechen anhand der Leichenbegutachtung. Zu jener Zeit lagen auf meinem eigenen Schreibtisch nicht wenige Rechtsfälle von Opfern, die durch Unfall oder Behandlungsfehler getötet worden waren. Auch für mich galt es damals, zu ermitteln, ob und wer für den Tod der Opfer zur Rechenschaft gezogen werden kann, ich selbst musste hier prüfen, wer vor Gericht dafür "bluten" muss.
Daher weckte Becketts DIE CHEMIE DES TODES mit seinem speziellen (und zu jener Zeit neuartigen) Ermittler David Hunter mein Interesse; Hunter ist nämlich forensischer Anthropologe. Ihr müsst wissen, es gibt drei gerichtliche Wissenschaften vom Menschen, zum einen die Rechtsmedizin, dann die forensische Zahnmedizin und eben die forensische Anthropologie. Letztere beschäftigt sich vor allem mit stark verwesten Leichen und Skeletten und genau hier bewegt sich der Ermittler Hunter.
Hunter erzählt seine Geschichte bravourös in Ich-Form, so dass ich (der Leser) also wieder mit dabei sein darf. Ich gehe also mit ihm und neben ihm, erlebe und sehe, was er sieht. Ich bin sein Watson, sein Buddy, und auf jeder Seite denke ich scharf nach, … denn ich bin Hunters Kollege, der Mitch, und ich werde den Fall lösen!
Alles beginnt damit, dass mein Kollege Hunter traumatisiert von einem Schicksalsschlag aus London in das kleine Dorf Manham umsiedelt, um dort seiner Vergangenheit entfliehen zu können. Hunter wird Assistent des dortigen Landarztes Maitland. Eines Tages wird die Leiche einer Dorfbewohnerin am Rand des Sumpfes gefunden. Die Leiche ist bereits zu stark verwest, um festzustellen, wer die Tote ist. Der Dorfpolizist holt also meinen Kollegen "und mich" zum Leichenort. Es stinkt. Überall Maden und Fliegen. Wir identifizieren dennoch die Leiche als die der Dorfbewohnerin Sally, die seit etwa zehn Tagen tot sein muss, … es ist grausam: Der Mörder hat ihr Schwanenflügel in den Rücken gesteckt!
Und so beginnt eine rasante und wendungsreiche Ermittlung für Hunter, und so auch für mich. Ich erfahre viel über die Anthropologie und zugleich über die Abgründe menschlichen Denkens und Tun. Die Geschichte wird mit jeder Seite spannender und am Ende bin ich platt, … und ich weiß, dass ich ein verdammt gutes Buch lesen durfte; schade zwar, dass es zu Ende ging; zum Glück gibt es aber heute noch weitere Fälle von David Hunter (aktuell sechs Fälle in sechs Büchern).
Für mich ist die David Hunter Reihe (jedes Buch ist in sich abgeschlossen) uneingeschränkt empfehlenswert und gehört für mich absolut zu meinen Lieblingen.
Hier die David Hunter-Thriller in der richtigen Reihenfolge:
- Die Chemie des Todes (2006)
- Kalte Asche
- Leichenblässe (2009)
- Verwesung (2010)
- Totenfang (2016)
- Die ewigen Toten (2019)
Übrigens, die Idee zu den David-Hunter-Büchern, speziell zu DIE CHEMIE DES TODES, kam Beckett, als er die Gelegenheit hatte, für einen Magazinartikel die Body Farm in Tennessee zu besuchen; dies sind Gelände, auf denen wissenschaftliche Studien zu postmortalen Veränderungen an Menschen, also über Verwesungsprozesse von Leichen, an freier Luft erfolgen können. Schon erstaunlich, wie etwas so morbides als Muse für etwas so lebendig Geschriebenes dienen kann.
MITCH
- Kategorie: Bücher , Krimi , MITCHs Lieblingsbücher , Rezis , Thriller
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von MITCHam 28. Februar 2022
Simon Beckett
DIE CHEMIE DES TODES: David Hunters 1. Fall
Andree Hesse (Übersetzer)
Rowohlt
Taschenbuch: 430 Seiten
ISBN: 978-3499241970
"Sally Palmer war nackt und auch im hellen Sonnenlicht nicht mehr zu erkennen. Ihr Körper war durch und durch von Ungeziefer befallen, das unter ihrer Haut brodelte und aus Mund und Nase und anderen, unnatürlichen Körperöffnungen hervorquoll." (S. 9)
Es waren nicht diese schaurigen Sätze im Anfang des Buchs, die mich vor etwa 10 Jahren zu diesem außergewöhnlichen Roman führten. Es war schlichtweg das Thema: Aufklärung von Verbrechen anhand der Leichenbegutachtung. Zu jener Zeit lagen auf meinem eigenen Schreibtisch nicht wenige Rechtsfälle von Opfern, die durch Unfall oder Behandlungsfehler getötet worden waren. Auch für mich galt es damals, zu ermitteln, ob und wer für den Tod der Opfer zur Rechenschaft gezogen werden kann, ich selbst musste hier prüfen, wer vor Gericht dafür "bluten" muss.
Daher weckte Becketts DIE CHEMIE DES TODES mit seinem speziellen (und zu jener Zeit neuartigen) Ermittler David Hunter mein Interesse; Hunter ist nämlich forensischer Anthropologe. Ihr müsst wissen, es gibt drei gerichtliche Wissenschaften vom Menschen, zum einen die Rechtsmedizin, dann die forensische Zahnmedizin und eben die forensische Anthropologie. Letztere beschäftigt sich vor allem mit stark verwesten Leichen und Skeletten und genau hier bewegt sich der Ermittler Hunter.
Hunter erzählt seine Geschichte bravourös in Ich-Form, so dass ich (der Leser) also wieder mit dabei sein darf. Ich gehe also mit ihm und neben ihm, erlebe und sehe, was er sieht. Ich bin sein Watson, sein Buddy, und auf jeder Seite denke ich scharf nach, … denn ich bin Hunters Kollege, der Mitch, und ich werde den Fall lösen!
Alles beginnt damit, dass mein Kollege Hunter traumatisiert von einem Schicksalsschlag aus London in das kleine Dorf Manham umsiedelt, um dort seiner Vergangenheit entfliehen zu können. Hunter wird Assistent des dortigen Landarztes Maitland. Eines Tages wird die Leiche einer Dorfbewohnerin am Rand des Sumpfes gefunden. Die Leiche ist bereits zu stark verwest, um festzustellen, wer die Tote ist. Der Dorfpolizist holt also meinen Kollegen "und mich" zum Leichenort. Es stinkt. Überall Maden und Fliegen. Wir identifizieren dennoch die Leiche als die der Dorfbewohnerin Sally, die seit etwa zehn Tagen tot sein muss, … es ist grausam: Der Mörder hat ihr Schwanenflügel in den Rücken gesteckt!
Und so beginnt eine rasante und wendungsreiche Ermittlung für Hunter, und so auch für mich. Ich erfahre viel über die Anthropologie und zugleich über die Abgründe menschlichen Denkens und Tun. Die Geschichte wird mit jeder Seite spannender und am Ende bin ich platt, … und ich weiß, dass ich ein verdammt gutes Buch lesen durfte; schade zwar, dass es zu Ende ging; zum Glück gibt es aber heute noch weitere Fälle von David Hunter (aktuell sechs Fälle in sechs Büchern).
Für mich ist die David Hunter Reihe (jedes Buch ist in sich abgeschlossen) uneingeschränkt empfehlenswert und gehört für mich absolut zu meinen Lieblingen.
Hier die David Hunter-Thriller in der richtigen Reihenfolge:
- Die Chemie des Todes (2006)
- Kalte Asche
- Leichenblässe (2009)
- Verwesung (2010)
- Totenfang (2016)
- Die ewigen Toten (2019)
Übrigens, die Idee zu den David-Hunter-Büchern, speziell zu DIE CHEMIE DES TODES, kam Beckett, als er die Gelegenheit hatte, für einen Magazinartikel die Body Farm in Tennessee zu besuchen; dies sind Gelände, auf denen wissenschaftliche Studien zu postmortalen Veränderungen an Menschen, also über Verwesungsprozesse von Leichen, an freier Luft erfolgen können. Schon erstaunlich, wie etwas so morbides als Muse für etwas so lebendig Geschriebenes dienen kann.
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