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Die Insel der besonderen Kinder

von am 12. September 2014

inselRansom Riggs
DIE INSEL DER BESONDEREN KINDER. Roman.
Aus dem Amerikanischen von Silvia Kinkel
(Miss Peregrine’s Home for Peculiar Children / 2011)
München, Pan, 2011, 416 S.
ISBN 978-3-426-28368-4 / 16,99 Euro
Auch als Taschenbuch erhältlich:
München, Knaur, 2013, 416 S.
ISBN 978-4-426-51057-5 / 6,90 Euro

Das Beste an dem seit einiger Zeit kursierenden Schlagwort von der »All Age«-Literatur ist, dass man seither auch in fortgeschrittenem Lesealter zu diesen Büchern greifen kann, ohne so alberne Entschuldigungen wie »Ich möchte einmal prüfen, ob das für die Enkelkinder geeignet ist« gebrauchen zu müssen. Im schlimmsten Fall ist das Buch dann halt auch nur das: Für die Enkelkinder geeignet.
Manchmal jedoch stößt man auf ein Werk, das sich einem öffnet wie eine Schachtel voller alter, vergilbter Schwarzweiß-Fotos. Man blättert die Seiten um und hat dabei das Gefühl, mit jedem neuen Bild einer zwar längst vergangenen, aber bis heute immer noch wirksamen Magie zu erliegen. So geschehen bei der Lektüre von DIE INSEL DER BESONDEREN KINDER des amerikanischen Drehbuchschreibers Ransom Riggs.
Jacob Portman ist Fünfzehn und führt mit seinen wohlhabenden Eltern ein einigermaßen langweiliges Leben in Florida – bis zu dem Tag, an dem er mit ansehen muss, wie sein Großvater von einem Monster getötet wird. Ausgerechnet der von Jacob über alles geliebte Grandpa Abraham, der in jungen Jahren als Einziger seiner Familie den Nazi entkam – und, wie der unvergleichliche Erzähler unheimlicher Geschichten immer wieder beteuerte, den »Monstern«!
Die örtliche Polizei glaubt allerdings nicht an solche Spinnereien, oder gar an »Monster«, und gibt die Schuld einem Rudel verwilderter Hunde. Für Jacob beginnt eine Zeit des Zweifels, des Leidens und der Desorientierung. Denn in den, mit alten Fotos »belegten« Erzählungen von Abraham kamen immer wieder zwei Motive vor: eine paradiesische Insel voller ganz »spezieller« Kinder und jene Monster, die er von dort fernhalten und bekämpfen musste. Allerdings hatte Jacob in den letzten Jahren seinem Großvater nicht mehr geglaubt und diese Geschichten schlicht für Märchen und die Bilder für schlechte Fälschungen gehalten.
Um das schreckliche Geschehen zu verarbeiten, reist Jacob schließlich (auch auf Anraten seines Psychiaters) auf jene kleine Insel vor der walisischen Küste, auf der das Waisenhaus stand, in dem der junge Abraham Zuflucht vor dem Holocaust fand und eine glückliche Zeit zwischen ganz besonderen Kindern verlebte.
Dort angekommen, findet Jacob nur noch eine ausgebombte Ruine vor, die von den Inselbewohnern als Spukhaus bezeichnet und furchtsam gemieden wird. Alles Suchen und Stöbern in den verfallenen Resten ist vergeblich, außer weiteren alten Fotos gibt es keinerlei Hinweise mehr darauf, wer vor dem September 1940 (als die Bombe auf das Haus fiel) hier gelebt hatte. Erst als er kurz vor seiner Abreise ein vorzeitliches Steingrab erkundet, macht Jacob die entscheidende Entdeckung – vielleicht hatten die Geschichten seines Großvaters doch einen wahren Kern …
Für einen echten Entwicklungsroman ist der Handlungszeitraum von etwas mehr als einem Jahr zu kurz, dafür ist die Beschreibung der widersprüchlichen Gefühle, der Zerrissenheit der eigenen Persönlichkeit an der Schwelle vom Kind zum jungen Erwachsenen aber außergewöhnlich gut gelungen.
Ransom Briggs hat mit DIE INSEL DER BESONDEREN KINDER einen berührenden, zartfühlenden, unheimlichen und spannenden Roman verfasst, der auch erfahrene Leser zu fesseln versteht und trotz seiner Ansiedlung in der Gegenwart und seiner sehr modernen Sprache zwischen den Zeilen (und vor allem durch die vielen Bildbeigaben) ein leicht melancholisches Gefühl von Nostalgie zu vermitteln weiß.
Ach, und bevor ich es vergesse: für die Enkelkinder ist das Buch auch hervorragend geeignet.

Horst Illmer

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von am 12. September 2014

inselRansom Riggs
DIE INSEL DER BESONDEREN KINDER. Roman.
Aus dem Amerikanischen von Silvia Kinkel
(Miss Peregrine’s Home for Peculiar Children / 2011)
München, Pan, 2011, 416 S.
ISBN 978-3-426-28368-4 / 16,99 Euro
Auch als Taschenbuch erhältlich:
München, Knaur, 2013, 416 S.
ISBN 978-4-426-51057-5 / 6,90 Euro

Das Beste an dem seit einiger Zeit kursierenden Schlagwort von der »All Age«-Literatur ist, dass man seither auch in fortgeschrittenem Lesealter zu diesen Büchern greifen kann, ohne so alberne Entschuldigungen wie »Ich möchte einmal prüfen, ob das für die Enkelkinder geeignet ist« gebrauchen zu müssen. Im schlimmsten Fall ist das Buch dann halt auch nur das: Für die Enkelkinder geeignet.
Manchmal jedoch stößt man auf ein Werk, das sich einem öffnet wie eine Schachtel voller alter, vergilbter Schwarzweiß-Fotos. Man blättert die Seiten um und hat dabei das Gefühl, mit jedem neuen Bild einer zwar längst vergangenen, aber bis heute immer noch wirksamen Magie zu erliegen. So geschehen bei der Lektüre von DIE INSEL DER BESONDEREN KINDER des amerikanischen Drehbuchschreibers Ransom Riggs.
Jacob Portman ist Fünfzehn und führt mit seinen wohlhabenden Eltern ein einigermaßen langweiliges Leben in Florida – bis zu dem Tag, an dem er mit ansehen muss, wie sein Großvater von einem Monster getötet wird. Ausgerechnet der von Jacob über alles geliebte Grandpa Abraham, der in jungen Jahren als Einziger seiner Familie den Nazi entkam – und, wie der unvergleichliche Erzähler unheimlicher Geschichten immer wieder beteuerte, den »Monstern«!
Die örtliche Polizei glaubt allerdings nicht an solche Spinnereien, oder gar an »Monster«, und gibt die Schuld einem Rudel verwilderter Hunde. Für Jacob beginnt eine Zeit des Zweifels, des Leidens und der Desorientierung. Denn in den, mit alten Fotos »belegten« Erzählungen von Abraham kamen immer wieder zwei Motive vor: eine paradiesische Insel voller ganz »spezieller« Kinder und jene Monster, die er von dort fernhalten und bekämpfen musste. Allerdings hatte Jacob in den letzten Jahren seinem Großvater nicht mehr geglaubt und diese Geschichten schlicht für Märchen und die Bilder für schlechte Fälschungen gehalten.
Um das schreckliche Geschehen zu verarbeiten, reist Jacob schließlich (auch auf Anraten seines Psychiaters) auf jene kleine Insel vor der walisischen Küste, auf der das Waisenhaus stand, in dem der junge Abraham Zuflucht vor dem Holocaust fand und eine glückliche Zeit zwischen ganz besonderen Kindern verlebte.
Dort angekommen, findet Jacob nur noch eine ausgebombte Ruine vor, die von den Inselbewohnern als Spukhaus bezeichnet und furchtsam gemieden wird. Alles Suchen und Stöbern in den verfallenen Resten ist vergeblich, außer weiteren alten Fotos gibt es keinerlei Hinweise mehr darauf, wer vor dem September 1940 (als die Bombe auf das Haus fiel) hier gelebt hatte. Erst als er kurz vor seiner Abreise ein vorzeitliches Steingrab erkundet, macht Jacob die entscheidende Entdeckung – vielleicht hatten die Geschichten seines Großvaters doch einen wahren Kern …
Für einen echten Entwicklungsroman ist der Handlungszeitraum von etwas mehr als einem Jahr zu kurz, dafür ist die Beschreibung der widersprüchlichen Gefühle, der Zerrissenheit der eigenen Persönlichkeit an der Schwelle vom Kind zum jungen Erwachsenen aber außergewöhnlich gut gelungen.
Ransom Briggs hat mit DIE INSEL DER BESONDEREN KINDER einen berührenden, zartfühlenden, unheimlichen und spannenden Roman verfasst, der auch erfahrene Leser zu fesseln versteht und trotz seiner Ansiedlung in der Gegenwart und seiner sehr modernen Sprache zwischen den Zeilen (und vor allem durch die vielen Bildbeigaben) ein leicht melancholisches Gefühl von Nostalgie zu vermitteln weiß.
Ach, und bevor ich es vergesse: für die Enkelkinder ist das Buch auch hervorragend geeignet.

Horst Illmer

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2 Kommentare zu “Die Insel der besonderen Kinder”

  1. Caro sagt:

    Dankeschön für die appetitmachende Buchvorstellung. Wird wohl Zeit, dass ich das Buch aus dem SUB befreie, bevor Enkelkinder aus dem großen Froschteich krabbeln. Die Geschichte ist doch abgeschlossen?

    1. Horst sagt:

      Danke für den netten Kommentar.
      Und JA – die Geschichte ist in sich abgeschlossen.

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