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S. T. Joshi: H. P. Lovecraft. Leben und Werk 1

von am 14. November 2017

Leben und Werk 1

2017 scheint das Jahr Lovecrafts, oder, wie Gerd es kürzlich ausdrückte, der Lovecraft-Mania zu sein. Mit Leslie S. Klingers Prachtausgabe H. P. LOVECRAFT: DAS WERK, dem fortgesetzten Einsatz des Festa-Verlags, bei dem dieser Zeit eine dreibändige Ausgabe mit Lovecrafts Kollaborationen und Überarbeitungen erscheint und dem kürzlich veröffentlichten ersten Teil von S. T. Joshis großer Biographie H. P. LOVECRAFT. LEBEN UND WERK bei Golkonda ist das ausgehende Jahr mit Lovecraft-relevanten Publikationen geradezu gespickt.

Sunand Tryambak Joshi (* 1958) gilt als der führende Spezialist für Leben und Werk des „Einsiedlers aus Providence“ und ist nicht nur Kenner sondern auch Herausgeber nicht nur der Werke Lovecrafts sondern auch anderer Vertreter der Weird Fiction wie beispielsweise Lord Dunsany, M. R. James und Ambrose Bierce. Neben der Herausgabe kommentierter Ausgaben seiner ausgewählten Autoren hat sich Joshi auch einen Ruf als Kritiker für unheimlich-phantastische Literatur erarbeitet, der keinesfalls unumstritten ist, was nicht zuletzt an seiner harschen Kritik an solchen Größen wie Stephen King und Clive Barker liegt. Viele Bewunderer dieser und anderer betroffener Autoren lehnen Joshis Ansichten aufgrund seiner scharfen Polemik ab, was ein wenig schade ist, da seine Einsichten für großartige Szeneautoren wie Ramsey Campbell, T. E. D. Klein oder Thomas Ligotti nicht nur sehr lesenswert sondern durchaus auch wichtig sind. Seine wichtigsten kritischen Werke dürften wohl THE WEIRD TALE und THE MODERN WEIRD TALE sein.

Als bekennender Bewunderer von Lovecrafts Schaffen mag nun zu befürchten sein, dass Joshi sich in seiner umfangreichen Biographie in eine langwierige Lobhudelei über Howard Phillips Lovecraft ergeht. Immerhin erschien die ursprüngliche Version dieses Werk aus dem Gedanken heraus, dass Lyon Sprague de Camps H. P. LOVECRAFT: A BIOGRAPHY zu unfundiert war. Ein Eindruck, der vielleicht noch dadurch verstärkt wird, dass Sprague de Camps Buch im Ruf steht, seinem Thema gegenüber eine z. T. eher negative Einstellung zu haben. Eine Kritik die ich durchaus teile. Nichtsdestotrotz sollte jeder Lovecraft-Fan auch dieses Buch im Regal stehen haben, da es dennoch sehr spannend und informativ ist. Zweifellos war Sprague de Camps Vorarbeit auch für Joshis Biographie von unschätzbarem Wert. Die deutsche Ausgabe des Festa-Verlags ist leider nur noch antiquarisch zu erwerben.

Joshis Biographie besticht, vielleicht überraschend, durch eine große Neutralität gegenüber seines Themas. Sicher, die Bewertung von Lovecrafts Texten basiert auf der üblichen Herangehensweise des Autoren, die fraglos von Lovecrafts Arbeiten geprägt ist. Dennoch geht Joshi durchaus kritisch mit Leben und Werk des „alten Großvaters“ um. Besonders dessen lyrisches Werk kommt hierbei, und das ist keine falsche Einschätzung, nicht sonderlich gut weg. Auch die Schwächen in Lovecrafts Persönlichkeit, sein z. T. unverhohlener Rassismus, Snobismus und Standesdünkel, werden von Joshi keinesfalls verschwiegen sondern einer vorsichtigen Analyse unterzogen. So bietet Joshi einige Lesarten an, die Lovecraft in dieser Hinsicht als einen eher gespaltenen und unsicheren Mann präsentieren. Einer Einschätzung, zur der auch Sprague de Camp gekommen ist, der Lovecrafts Öffnung gegenüber bestimmten Bevölkerungsgruppen ansprach, sobald er jemanden aus dieser Abstammung kennenlernen konnte. Diese Punkte werden sicher im zweiten Teil zu einigen spannenden Kapiteln führen, wenn die Biographie den Punkt in Lovecrafts Leben erreicht, an dem er sich dem Sozialismus öffnet. Nun darf der Leser nicht davon ausgehen, dass H. P. LOVECRAFT. LEBEN UND WERK eine apologetische Schrift ist, die von Lovecrafts offenkundigen Fehlern ablenken soll. Die o. g. möglichen Lesarten werden stets nur als Alternative angeboten und einige Male erscheint dem Verfasser die offensichtlichere Variante die wahrscheinlichere zu sein. Außerdem geht Joshi mit einigen dieser Machwerke hart ins Gericht und nimmt, wie man es von ihm gewohnt ist, kein Blatt vor den Mund, wenn er diese Auswüchse in Lovecrafts Texten als ekelhaft bezeichnet.

Den Band rundet ein sehr schönes und teilweise persönliches Vorwort Michael Siefeners ab, der u. a. von seiner Entdeckung Lovecrafts berichet. Besonders hervorheben möchte ich hierbei seine Bemühungen, eine englische Version von Frank Belknap Longs H. P. LOVECRAFT: DREAMER ON THE NIGHTSIDE zu ergattern. Damals war es nicht so einfach, ein englisches Buch in einer Buchhandlung zu ordern. Noch dazu von einem eher obskuren Autoren wie Lovecraft. Ich möchte nicht darüber spekulieren, wie es für Siefener sein muss, dass genau dieses Buch seit letztem Jahr in einer von ihm selbst übersetzten Version in den Regalen zu finden ist.

H. P. LOVECRAFT. LEBEN UND WERK ist ein Muss für jeden Fan Lovecrafts. Die Ausgabe des Golkonda-Verlags im Hardcover mit Schutzumschlag ist ein optisches und haptisches Kleinod, welches einen Höhepunkt in jeder Lovecraft-Sammlung darstellt. Der zweite Teil wird voraussichtlich nächstes Jahr erscheinen. Zumindest bleibt zu hoffen, dass die Wartezeit nicht wieder so lang ausfallen wird.

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Joshi: H. P. Lovecraft. Leben und Werk 1; Hardcover m. Schutzumschlag, (39,90 Euro)

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von am 14. November 2017

Leben und Werk 1

2017 scheint das Jahr Lovecrafts, oder, wie Gerd es kürzlich ausdrückte, der Lovecraft-Mania zu sein. Mit Leslie S. Klingers Prachtausgabe H. P. LOVECRAFT: DAS WERK, dem fortgesetzten Einsatz des Festa-Verlags, bei dem dieser Zeit eine dreibändige Ausgabe mit Lovecrafts Kollaborationen und Überarbeitungen erscheint und dem kürzlich veröffentlichten ersten Teil von S. T. Joshis großer Biographie H. P. LOVECRAFT. LEBEN UND WERK bei Golkonda ist das ausgehende Jahr mit Lovecraft-relevanten Publikationen geradezu gespickt.

Sunand Tryambak Joshi (* 1958) gilt als der führende Spezialist für Leben und Werk des „Einsiedlers aus Providence“ und ist nicht nur Kenner sondern auch Herausgeber nicht nur der Werke Lovecrafts sondern auch anderer Vertreter der Weird Fiction wie beispielsweise Lord Dunsany, M. R. James und Ambrose Bierce. Neben der Herausgabe kommentierter Ausgaben seiner ausgewählten Autoren hat sich Joshi auch einen Ruf als Kritiker für unheimlich-phantastische Literatur erarbeitet, der keinesfalls unumstritten ist, was nicht zuletzt an seiner harschen Kritik an solchen Größen wie Stephen King und Clive Barker liegt. Viele Bewunderer dieser und anderer betroffener Autoren lehnen Joshis Ansichten aufgrund seiner scharfen Polemik ab, was ein wenig schade ist, da seine Einsichten für großartige Szeneautoren wie Ramsey Campbell, T. E. D. Klein oder Thomas Ligotti nicht nur sehr lesenswert sondern durchaus auch wichtig sind. Seine wichtigsten kritischen Werke dürften wohl THE WEIRD TALE und THE MODERN WEIRD TALE sein.

Als bekennender Bewunderer von Lovecrafts Schaffen mag nun zu befürchten sein, dass Joshi sich in seiner umfangreichen Biographie in eine langwierige Lobhudelei über Howard Phillips Lovecraft ergeht. Immerhin erschien die ursprüngliche Version dieses Werk aus dem Gedanken heraus, dass Lyon Sprague de Camps H. P. LOVECRAFT: A BIOGRAPHY zu unfundiert war. Ein Eindruck, der vielleicht noch dadurch verstärkt wird, dass Sprague de Camps Buch im Ruf steht, seinem Thema gegenüber eine z. T. eher negative Einstellung zu haben. Eine Kritik die ich durchaus teile. Nichtsdestotrotz sollte jeder Lovecraft-Fan auch dieses Buch im Regal stehen haben, da es dennoch sehr spannend und informativ ist. Zweifellos war Sprague de Camps Vorarbeit auch für Joshis Biographie von unschätzbarem Wert. Die deutsche Ausgabe des Festa-Verlags ist leider nur noch antiquarisch zu erwerben.

Joshis Biographie besticht, vielleicht überraschend, durch eine große Neutralität gegenüber seines Themas. Sicher, die Bewertung von Lovecrafts Texten basiert auf der üblichen Herangehensweise des Autoren, die fraglos von Lovecrafts Arbeiten geprägt ist. Dennoch geht Joshi durchaus kritisch mit Leben und Werk des „alten Großvaters“ um. Besonders dessen lyrisches Werk kommt hierbei, und das ist keine falsche Einschätzung, nicht sonderlich gut weg. Auch die Schwächen in Lovecrafts Persönlichkeit, sein z. T. unverhohlener Rassismus, Snobismus und Standesdünkel, werden von Joshi keinesfalls verschwiegen sondern einer vorsichtigen Analyse unterzogen. So bietet Joshi einige Lesarten an, die Lovecraft in dieser Hinsicht als einen eher gespaltenen und unsicheren Mann präsentieren. Einer Einschätzung, zur der auch Sprague de Camp gekommen ist, der Lovecrafts Öffnung gegenüber bestimmten Bevölkerungsgruppen ansprach, sobald er jemanden aus dieser Abstammung kennenlernen konnte. Diese Punkte werden sicher im zweiten Teil zu einigen spannenden Kapiteln führen, wenn die Biographie den Punkt in Lovecrafts Leben erreicht, an dem er sich dem Sozialismus öffnet. Nun darf der Leser nicht davon ausgehen, dass H. P. LOVECRAFT. LEBEN UND WERK eine apologetische Schrift ist, die von Lovecrafts offenkundigen Fehlern ablenken soll. Die o. g. möglichen Lesarten werden stets nur als Alternative angeboten und einige Male erscheint dem Verfasser die offensichtlichere Variante die wahrscheinlichere zu sein. Außerdem geht Joshi mit einigen dieser Machwerke hart ins Gericht und nimmt, wie man es von ihm gewohnt ist, kein Blatt vor den Mund, wenn er diese Auswüchse in Lovecrafts Texten als ekelhaft bezeichnet.

Den Band rundet ein sehr schönes und teilweise persönliches Vorwort Michael Siefeners ab, der u. a. von seiner Entdeckung Lovecrafts berichet. Besonders hervorheben möchte ich hierbei seine Bemühungen, eine englische Version von Frank Belknap Longs H. P. LOVECRAFT: DREAMER ON THE NIGHTSIDE zu ergattern. Damals war es nicht so einfach, ein englisches Buch in einer Buchhandlung zu ordern. Noch dazu von einem eher obskuren Autoren wie Lovecraft. Ich möchte nicht darüber spekulieren, wie es für Siefener sein muss, dass genau dieses Buch seit letztem Jahr in einer von ihm selbst übersetzten Version in den Regalen zu finden ist.

H. P. LOVECRAFT. LEBEN UND WERK ist ein Muss für jeden Fan Lovecrafts. Die Ausgabe des Golkonda-Verlags im Hardcover mit Schutzumschlag ist ein optisches und haptisches Kleinod, welches einen Höhepunkt in jeder Lovecraft-Sammlung darstellt. Der zweite Teil wird voraussichtlich nächstes Jahr erscheinen. Zumindest bleibt zu hoffen, dass die Wartezeit nicht wieder so lang ausfallen wird.

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1 Kommentar zu “S. T. Joshi: H. P. Lovecraft. Leben und Werk 1”

  1. Hiltja sagt:

    Übrigens wird es beim Internationalen Filmwochenende Ende Januar eine Lovecraft-Reihe geben. Details kommen noch.

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