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She Who Became the Sun

von am 19. Juni 2024

Shelley Parker-Chan
She Who Became the Sun
Der Strahlende Kaiser 1
Cross Cult, 2023, 509 Seiten
ISBN 9783986662783 / 18,00 Euro

Wow. Ein modernes Buch mit einem historischen Kern. Eine fremde Kultur einer längst vergangenen Zeit mit ganz aktuellen Themen verknüpft, ohne dass es aufgesetzt oder falsch wirkt.

Fast wäre der Roman als historischer Roman über den Beginn der Ming Dynastie im fernen China einzuordnen. Fast könnte man das Buch von Shelley Parker als Parallelwelten Geschichte bezeichnen. Irgendwie würde auch die Schublade Fantasy passen. Im Grunde ist es egal und das Buch hat von alledem ein bisschen.

Die Idee eines Mädchens, das sich als Junge ausgibt, kennen wir aus verschiedenen Geschichten. Ob es um die lernbegierige "Yentl, the Yeshiva Boy" von Isaac Bashevis Singer geht, die im Film von Barbra Streisand gespielt wurde, oder um Johanna aus "Die Päpstin" von Donna Woolfolk Cross, die sich in der Kleidung ihres Bruders als Bruder Johannes Anglicus in das Kloster Fulda begibt. Und natürlich ist das Thema auch mit einem gewissen Zeitgeist in Verbindung zu bringen.

Was das Buch so besonders macht, ist die unglaublich detailverliebte geschichtliche Genauigkeit. Der plakativ eingefangene Zeitgeist. Die harte und martialische Realität. Und das alles eben ohne die Intension ein Historisches Drama abzuliefern, sondern als phantastische was-wäre-wenn-es-so-gewesen-wäre Geschichte. Natürlich geht es auch darum, dass ein Mädchen, dem das Schicksal NICHTS verspricht, sich daran macht, eben das zu ändern. Es geht um Selbstfindung und Selbstverwirklichung, um das über die eigenen Grenzen hinauswachsen, über die gesellschaftlichen Normen erwachsen. Insofern ist es ein persönliches und sehr subjektives Buch. All das aber wieder in ein derart detailliertes historisches Korsett gezwängt, dass es zu einem stimmigen und beeindruckenden Ganzen wird. Shelley Parker-Chan untermauert die Verschmelzung dieser Kontraste durch ihre ganz besondere Mischung aus poetisch nüchterner Sprache.

Zhu Chongba, das Mädchen, dem nichts bevorsteht übernimmt den Namen und die Identität ihres Bruders, dem großes bestimmt war. Der Tausch ist komplett, denn der Bruder verliert sich in Trauer und Leid und an seiner statt nimmt seine Schwester ihr Leben in die Hand und macht ihr eigenes daraus. Shelley Parker-Chan wechselt Tempo, Schauplätze, Charaktere und schafft schon im ersten von zwei Bänden einen gewaltigen Hintergrund für den Weg des Zhu Chongba, der eigentlich seine Schwester ist.

Mittlerweile habe ich auch den zweiten Band gelesen und muss sagen, eine runde Sache und ein beeindruckendes Werk. Voll von zeitgemäßen und zeitgenössischen Themen. Auch der zweite Band ist eine mit Szechuan Pfeffer gewürzte Mischung aus Intrigen, Kriegswirren, Gier und Hochmut vor einem historisch inspirierten Hintergrund, von der der Herr von Westeros noch eine Menge lernen könnte. Zum Beispiel, wie man eine solche Mischung abschließt, ohne sich zu verzetteln.

von am 19. Juni 2024

Shelley Parker-Chan
She Who Became the Sun
Der Strahlende Kaiser 1
Cross Cult, 2023, 509 Seiten
ISBN 9783986662783 / 18,00 Euro

Wow. Ein modernes Buch mit einem historischen Kern. Eine fremde Kultur einer längst vergangenen Zeit mit ganz aktuellen Themen verknüpft, ohne dass es aufgesetzt oder falsch wirkt.

Fast wäre der Roman als historischer Roman über den Beginn der Ming Dynastie im fernen China einzuordnen. Fast könnte man das Buch von Shelley Parker als Parallelwelten Geschichte bezeichnen. Irgendwie würde auch die Schublade Fantasy passen. Im Grunde ist es egal und das Buch hat von alledem ein bisschen.

Die Idee eines Mädchens, das sich als Junge ausgibt, kennen wir aus verschiedenen Geschichten. Ob es um die lernbegierige "Yentl, the Yeshiva Boy" von Isaac Bashevis Singer geht, die im Film von Barbra Streisand gespielt wurde, oder um Johanna aus "Die Päpstin" von Donna Woolfolk Cross, die sich in der Kleidung ihres Bruders als Bruder Johannes Anglicus in das Kloster Fulda begibt. Und natürlich ist das Thema auch mit einem gewissen Zeitgeist in Verbindung zu bringen.

Was das Buch so besonders macht, ist die unglaublich detailverliebte geschichtliche Genauigkeit. Der plakativ eingefangene Zeitgeist. Die harte und martialische Realität. Und das alles eben ohne die Intension ein Historisches Drama abzuliefern, sondern als phantastische was-wäre-wenn-es-so-gewesen-wäre Geschichte. Natürlich geht es auch darum, dass ein Mädchen, dem das Schicksal NICHTS verspricht, sich daran macht, eben das zu ändern. Es geht um Selbstfindung und Selbstverwirklichung, um das über die eigenen Grenzen hinauswachsen, über die gesellschaftlichen Normen erwachsen. Insofern ist es ein persönliches und sehr subjektives Buch. All das aber wieder in ein derart detailliertes historisches Korsett gezwängt, dass es zu einem stimmigen und beeindruckenden Ganzen wird. Shelley Parker-Chan untermauert die Verschmelzung dieser Kontraste durch ihre ganz besondere Mischung aus poetisch nüchterner Sprache.

Zhu Chongba, das Mädchen, dem nichts bevorsteht übernimmt den Namen und die Identität ihres Bruders, dem großes bestimmt war. Der Tausch ist komplett, denn der Bruder verliert sich in Trauer und Leid und an seiner statt nimmt seine Schwester ihr Leben in die Hand und macht ihr eigenes daraus. Shelley Parker-Chan wechselt Tempo, Schauplätze, Charaktere und schafft schon im ersten von zwei Bänden einen gewaltigen Hintergrund für den Weg des Zhu Chongba, der eigentlich seine Schwester ist.

Mittlerweile habe ich auch den zweiten Band gelesen und muss sagen, eine runde Sache und ein beeindruckendes Werk. Voll von zeitgemäßen und zeitgenössischen Themen. Auch der zweite Band ist eine mit Szechuan Pfeffer gewürzte Mischung aus Intrigen, Kriegswirren, Gier und Hochmut vor einem historisch inspirierten Hintergrund, von der der Herr von Westeros noch eine Menge lernen könnte. Zum Beispiel, wie man eine solche Mischung abschließt, ohne sich zu verzetteln.

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