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Xianxia oder Wuxia

von am 17. Februar 2025

  • Amélie Wen Zhao
    Das verbotene Siegel
    Song of Silver 1
    Ars Edition, 2024, 528 Seiten
    ISBN 9783845856896 / 18,00 Euro

Auch im Neuen Jahr geht es wie gewohnt mit Rezis weiter. Diesmal um ein Buch, um dessen Bewertung ich mich eine Weile herumgedrückt habe. Es handelt sich dabei um ein Buch, das mir empfohlen wurde und… das mir tatsächlich auch gut gefallen hat. Obwohl ich wohl eindeutig NICHT zur Zielgruppe gehöre. Ich bin sicher, wenn ich mich zuerst mit dem Drumherum beschäftigt hätte, wäre das Buch niemals auf meinem Lesestapel gelandet. Und das wäre sehr schade. Um dem Buch jetzt nicht die Show zu stehlen, stelle ich die Hintergründe meines Eingangssatzes hinten an.

Das Buch liest sich, wie einer der Wuxia Filme, die seit "Tiger and Dragon" auch bei uns bekannt geworden sind. Wuxia würde ich als chinesische Fantasy bezeichnen. Eigentlich immer mit mythologischen und traditionellen Themen verknüpft: Die übernatürlichen Kräfte der Helden werden nicht durch Magie im Sinne westlicher Fantasy erklärt, sondern durch ein kulturell und mythologisch verwurzeltes System meditativer Studien und Lernprozesse. Kein Studium magischer Kräfte, sondern das Ausbilden und Erlernen von Kräften, die bereits vorhanden sind, aber von normalen Menschen nicht abgerufen werden können. Genau das macht auch die Besonderheit des Magiesystems in der Geschichte der Autorin Amélie Wen Zhao aus. Auch wenn Amélie Wen Zhaos Vita extrem Multikulti wirkt – in Paris geboren, in Peking aufgewachsen und in New York studiert – fließen die chinesischen Wurzeln wunderbar exotisch in diesen Roman ein. Und genau das macht das Buch auch so interessant zu lesen. Nicht alles ist vorhersehbar, manchmal sogar nicht hundert prozentig verständlich. Viele Aspekte bleiben für westliche Leser im rätselhaft mytologischen. Obwohl, oder gerade weil die Übersetzung von Alexandra Ernst wunderbar gelungen ist.

Wie wir es auch aus entsprechenden Filmen kennen, wandert die Handlung zwischen melancholisch athmosphärischen Szenen, humoresken Interaktionen und knüppelharten Kampfszenen. Die beiden Hauptcharaktere Lan und Zen bilden herrliche Kontraste, die immer wieder zum Lachen anregen, auch wenn man gerade noch ein Tränchen im Augenwinkel verdrückt hat. Eine herrliche Mischung aus Tempo, Action und Gefühlen. Und wirklich, die zarte Liebesgeschichte ist absolut stimmig in diesem Genre. Ich habe mich mit beiden Teilen sehr amüsiert, auch wenn mir Band eins fast noch mehr gegeben hat. Da war eben alle noch neu…

und ich wusste noch nicht, dass ich nicht die Zielgruppe bin.

Denn alle Blurbs zu diesem Buch (immerhin 24 Stück) kommen von Menschen mit Vornamen, die ich eindeutig dem weiblichen Geschlecht zuordne. Tja und das wo unser lieber Lokalmatador doch so schnöde der Vorteilnahme bezichtigt wurde, weil auf seinem neuen Roman die Blurbs dreier alter weißer Männer zu finden sind. Seis drum. Ich muss ehrlich sagen, dass mich diese geballte Zahl weiblicher Lobpreisungen wahrscheinlich abgeschreckt hätte, wenn ich das vorher gelesen hätte. Also eben die Ausschließlichkeit. Weil sich dann automatisch die Frage stellt: Kann das Buch überhaupt für mich sein? Tja, das hätte mich um ein echtes Lesevergnügen gebracht. Und dann war ich natürlich im Nachgang doch interessiert und hab mal nach Rezis geschaut. Und sieh einer an. Auch da geballte Frauenpower. Und mehrfach der Begriff Xianxia. Hm hab ich schon gehört, aber eigentlich keine Ahnung. Irgendwie im Zusammenhang mit chinesischer Fantasy. Aber irgendwie speziell. Anders als Wuxia, was mir eben vor allem aus diversen Kinofilmen als chinesische Fantasy bekannt ist. Also hab ich mich da auch mal eben informiert. Zum Glück gibt es auf Wikipedia zu beiden Begriffen recht erhellende Arttikel, die die Genres deutlich abgrenzen. Beide Begriffe beziehen sich auf traditionelle chinesische Hintergründe. Auf Qiging als meditativer Weg des Erlernens oder Kultivierens der eigenen Kräfte und Fähigkeiten. Bei Xianxia steht aber dieses Studium deutlich im Vordergrund. Mit dem Ziel unsterbliche Xian zu werden. Hm. So habe ich den ersten Teil eigentlich nicht gelesen. Aber man kann sich ja mal irren. Übrigens habe ich auch gelesen, dass die Begriffe von uns Europäern eh ständig falsch benutzt werden. Deswegen überlasse ich die Entscheidung einfach jedem selbst.

Lest das Buch. Ich bin sicher, es lohnt sich. Gute Unterhaltung mit exotischen Aspekten und herrlichen Interaktionen. Was es am Ende ist, könnt ihr dann immer noch entscheiden. Aber vielleicht braucht es ja gar keine Schublade. Vielleicht ist es genug, dass ihr euch gut unterhalten konntet.

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von am 17. Februar 2025

  • Amélie Wen Zhao
    Das verbotene Siegel
    Song of Silver 1
    Ars Edition, 2024, 528 Seiten
    ISBN 9783845856896 / 18,00 Euro

Auch im Neuen Jahr geht es wie gewohnt mit Rezis weiter. Diesmal um ein Buch, um dessen Bewertung ich mich eine Weile herumgedrückt habe. Es handelt sich dabei um ein Buch, das mir empfohlen wurde und… das mir tatsächlich auch gut gefallen hat. Obwohl ich wohl eindeutig NICHT zur Zielgruppe gehöre. Ich bin sicher, wenn ich mich zuerst mit dem Drumherum beschäftigt hätte, wäre das Buch niemals auf meinem Lesestapel gelandet. Und das wäre sehr schade. Um dem Buch jetzt nicht die Show zu stehlen, stelle ich die Hintergründe meines Eingangssatzes hinten an.

Das Buch liest sich, wie einer der Wuxia Filme, die seit "Tiger and Dragon" auch bei uns bekannt geworden sind. Wuxia würde ich als chinesische Fantasy bezeichnen. Eigentlich immer mit mythologischen und traditionellen Themen verknüpft: Die übernatürlichen Kräfte der Helden werden nicht durch Magie im Sinne westlicher Fantasy erklärt, sondern durch ein kulturell und mythologisch verwurzeltes System meditativer Studien und Lernprozesse. Kein Studium magischer Kräfte, sondern das Ausbilden und Erlernen von Kräften, die bereits vorhanden sind, aber von normalen Menschen nicht abgerufen werden können. Genau das macht auch die Besonderheit des Magiesystems in der Geschichte der Autorin Amélie Wen Zhao aus. Auch wenn Amélie Wen Zhaos Vita extrem Multikulti wirkt – in Paris geboren, in Peking aufgewachsen und in New York studiert – fließen die chinesischen Wurzeln wunderbar exotisch in diesen Roman ein. Und genau das macht das Buch auch so interessant zu lesen. Nicht alles ist vorhersehbar, manchmal sogar nicht hundert prozentig verständlich. Viele Aspekte bleiben für westliche Leser im rätselhaft mytologischen. Obwohl, oder gerade weil die Übersetzung von Alexandra Ernst wunderbar gelungen ist.

Wie wir es auch aus entsprechenden Filmen kennen, wandert die Handlung zwischen melancholisch athmosphärischen Szenen, humoresken Interaktionen und knüppelharten Kampfszenen. Die beiden Hauptcharaktere Lan und Zen bilden herrliche Kontraste, die immer wieder zum Lachen anregen, auch wenn man gerade noch ein Tränchen im Augenwinkel verdrückt hat. Eine herrliche Mischung aus Tempo, Action und Gefühlen. Und wirklich, die zarte Liebesgeschichte ist absolut stimmig in diesem Genre. Ich habe mich mit beiden Teilen sehr amüsiert, auch wenn mir Band eins fast noch mehr gegeben hat. Da war eben alle noch neu…

und ich wusste noch nicht, dass ich nicht die Zielgruppe bin.

Denn alle Blurbs zu diesem Buch (immerhin 24 Stück) kommen von Menschen mit Vornamen, die ich eindeutig dem weiblichen Geschlecht zuordne. Tja und das wo unser lieber Lokalmatador doch so schnöde der Vorteilnahme bezichtigt wurde, weil auf seinem neuen Roman die Blurbs dreier alter weißer Männer zu finden sind. Seis drum. Ich muss ehrlich sagen, dass mich diese geballte Zahl weiblicher Lobpreisungen wahrscheinlich abgeschreckt hätte, wenn ich das vorher gelesen hätte. Also eben die Ausschließlichkeit. Weil sich dann automatisch die Frage stellt: Kann das Buch überhaupt für mich sein? Tja, das hätte mich um ein echtes Lesevergnügen gebracht. Und dann war ich natürlich im Nachgang doch interessiert und hab mal nach Rezis geschaut. Und sieh einer an. Auch da geballte Frauenpower. Und mehrfach der Begriff Xianxia. Hm hab ich schon gehört, aber eigentlich keine Ahnung. Irgendwie im Zusammenhang mit chinesischer Fantasy. Aber irgendwie speziell. Anders als Wuxia, was mir eben vor allem aus diversen Kinofilmen als chinesische Fantasy bekannt ist. Also hab ich mich da auch mal eben informiert. Zum Glück gibt es auf Wikipedia zu beiden Begriffen recht erhellende Arttikel, die die Genres deutlich abgrenzen. Beide Begriffe beziehen sich auf traditionelle chinesische Hintergründe. Auf Qiging als meditativer Weg des Erlernens oder Kultivierens der eigenen Kräfte und Fähigkeiten. Bei Xianxia steht aber dieses Studium deutlich im Vordergrund. Mit dem Ziel unsterbliche Xian zu werden. Hm. So habe ich den ersten Teil eigentlich nicht gelesen. Aber man kann sich ja mal irren. Übrigens habe ich auch gelesen, dass die Begriffe von uns Europäern eh ständig falsch benutzt werden. Deswegen überlasse ich die Entscheidung einfach jedem selbst.

Lest das Buch. Ich bin sicher, es lohnt sich. Gute Unterhaltung mit exotischen Aspekten und herrlichen Interaktionen. Was es am Ende ist, könnt ihr dann immer noch entscheiden. Aber vielleicht braucht es ja gar keine Schublade. Vielleicht ist es genug, dass ihr euch gut unterhalten konntet.

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