Bücher

Bücher – muss man eigentlich nicht erklären. In unserem Fall als Überbegriff für alle Arten phantastischer Literatur – traditionell vor allem Fantasy und Science-Fiction. Kommt einfach nach Würzburg und besucht uns in Hermkes Romanboutique.

Wunschzettel Taschenbücher 2014

von am 12. Dezember 2014 Kommentare deaktiviert für Wunschzettel Taschenbücher 2014

Im Bereich Taschenbuch wird es auch dieses Jahr nicht leichter, Titel zu finden, die außergewöhnlich sind und eben nicht zu unseren Standardempfehlungen zählen. Zum einen liegt das natürlich daran, dass die Verlage es uns nicht wirklich leicht machen und die phantastischen Reihen immer mehr zusammenschrumpfen. Zum zweiten daran, dass immer mehr Titel versteckt bei kleineren, oder für unsere Gewohnheiten ungewöhnlicheren Verlagen landen.

Als Kind und Jugendlicher hatte ich ein echtes Faible für Robinsonaden. Von Büchern wie "Sigismund Rüstig", "Freitag und Robinson im Bann der wilden Insel" oder "Die schweizer Familie Robinson" konnte ich nicht genug bekommen. Irgendwann kamen dann auch phantastische Titel mit auf diese Liste und natürlich haben mich auch immer Endzeitszenarien in Büchern wie "Die Triffids" oder "Leben ohne Ende" begeistert, die häufig auch mit robinsonesken Situationen spielen.

In diesem Jahr gab es dann mal wieder ein Buch, das mich sehr stark an dieses, mein Faible, erinnert hat. Und die Begeisterung ist immer noch da. In Horsts Bibliothek gab es bereits eine Besprechung dazu, ich lasse es mir aber auf keinen Fall nehmen, es auf meine persönliche Empfehlungsliste zu setzen: "Der Marsianer" von Andy Weir ist ein unbedingt lesenswertes Buch. Robinson im Sonnensystem und noch viel mehr

Der Marsianer, Andy Weir, Heyne, € 14,99

Acacia – die Trilogie für alle Fans von George R. R. Martin. So könnte es auf dem Klappentext stehen. Richtig daran wäre, dass ich David Anthony Durham für einen sensationellen Autoren halte. Seine Romane sind ähnlich verwoben und voller Intrigen, seine Charaktere glaubwürdig und vielschichtig. Im Gegensatz zu Herrn Martin schafft er es aber jeden einzelnen Band zu einem echten Abschluss zu bringen. Durham schreibt für mich so, wie ich es mir von George R. R. wünschen würde.

Leider liegen die Verkaufszahlen in Deutschland auf einem völlig anderen Level und es gab auch noch ein Problem mit dem erkrankten Übersetzer. So erscheint der abschließende Band der Trilogie leider erst im Frühjahr 2015, also 2 Jahre zu spät.

Das führt jetzt zu einer mittleren Katastrophe, denn Band eins ist vergriffen, bevor der abschließende dritte Teil erscheinen wird. Wir haben uns nochmal richtig fett eingedeckt, aber ewig wird auch die letzte Charge nicht ausreichen. Deswegen solltet ihr nicht zu lange warten.

Acacia ist für mich tatsächlich besser als Westeros, auch wenn ich solche Vergleiche eigentlich hasse. In erster Linie, weil Mr. Durham es verstanden hat, die einzelnen Bände in sich geschlossen zu verfassen und weil er einfach zu einem Ende gekommen ist, was Mr. Martin erst noch beweisen muss. Für mich unverständlich, warum der eine in Massen in Buchkaufhäusern gestapelt wird, während der andere nicht einmal mehr seine Auflage bis zum Ende halten kann. Ungerechte Welt ;-).

Acacia – Bd 1, Macht und Verrat, David Anthony Durham, Blanvalet, € 14,00
Acacia- Bd 2, Die Fernen Lande, David Anthony Durham, Blanvalet, € 15,00
Acacia- Bd 3, Reiche Ernte, David Anthony Durham, Blanvalet, € 15,00

Seit Mitte des Jahres ist die Saga um Jorg von Ankrath fertig und trotzdem sind noch alle Bände lieferbar! Das ist selten und gut. Damit ist mein dritter Tipp für dieses Jahr auch wieder ein "kaufen, solange es noch geht" Tipp. Den ersten Band der Trilogie haben wir sehr gut verkauft. Der zweite Band ist dann stark abgefallen und ich konnte das nicht ganz nachvollziehen. Zum Teil liegt das daran, dass zweite Teile von Trilogien oft ein bisschen schwächer sind. Gut, das gibt es immer wieder, aber so stark ausgeprägt fand ich das in diesem Fall nicht.

Dann gibt es da natürlich noch einen Punkt. Jorg von Ankrath ist eigentlich ein SF-Roman im Fantasy Gewand. Hat sich da für manchen zu viel heile Fantasywelt zerschlagen? Die vermeindliche Fantasywelt stellt sich in Wirklichkeit als knallharte Endzeit heraus. Was aber gerade zur unglaublich harten Geschichte passt.

Für mich ist der dritte Band und damit die ganze Trilogie ein absoluter Tipp. Viele Kleinigkeiten aus den ersten Bänden bekommen erst jetzt eine echte Bedeutung und vieles ist ganz anders, als der Leser erwartet hat. Auch der (Anti)Held zeigt immer neue Facetten und sein Weg vom kindlichen Psychopathen bis hin zum… (Nein, ich werde nicht spoilern) ist glaubwürdig und überraschend zugleich.

Nichts für schwache Nerven, aber seit "Walking Dead" fernsehtauglich geworden ist, mach ich mir da überhaupt keine Sorgen mehr. Für Zartbesaitete gibt es sicher bessere Bücher 😉

Bd 1, Prinz der Dunkelheit, Mark Lawrence, Heyne, € 13,00
Bd 2, König der Dunkelheit, Mark Lawrence, Heyne, € 13,99
Bd 3, Kaiser der Dunkelheit, Mark Lawrence, Heyne, € 14,99

Die Mädels kommen! ...und zwar zu uns in den Laden ;-). Dass Frauen Romane nur für Frauen schreiben ist absoluter Blödsinn und stimmt genausowenig, wie der Umkehrschluss (auch wenn manche Autorinnen und Autoren(!) leider an diesem Nimbus mächtig arbeiten). Dass Mädels nicht nur für Kuschelvampir-Romane gut sind, zeigt auch wieder das einfach gelungene Erstlingswerk der deutschen Autorin Hanna-Linn Hava "Schneewittchens Geister". Ich hab das Buch schon mehrfach angepriesen, möchte euch jetzt aber direkt noch einmal mit der Nase darauf stoßen.

Schönes abgeschlossenes Fantasybuch mit einer Prise Märchen, einem Hauch Grusel und jeder Menge Wahnsinn ;-). Ich habe mich bei dem schrägen, leicht psychotischen Schneewittchen sofort daheim gefühlt. Diese Urban Fantasy braucht sich hinter Kevin Hearnes Zyklus um Atticus O’Sullivan nicht zu verstecken und steht in Puncto Fantasie Catherynne M. Valentes verrückt poetischen Romanen um das Mädchen September nicht nach.

Außerdem hat sich die Autorin für unser Jubiläum zu einer Lesung angekündigt. Am Donnerstag, dem 15.Januar kommt Hanna-Linn Hava zu Besuch zu uns in die Romanboutique, zu einer Lesung mit Signierstunde. Bis dahin wäre es doch gelacht, wenn wir die Zahl der Fans nicht noch kräftig ankurbeln könnten.

Schneewittchens Geister, Hanna-Linn HavaPeriplaneta Verlag, € 14,90

Kurze Liste mit ungewöhlichen Titeln, aber mal wieder echte Empfehlungen, die ein bisschen aus dem allgemeinen Mainstream herausragen…

Im Bereich Taschenbuch wird es auch dieses Jahr nicht leichter, Titel zu finden, die außergewöhnlich sind und eben nicht zu unseren Standardempfehlungen zählen. Zum einen liegt das natürlich daran, dass die Verlage es uns nicht wirklich leicht machen und die phantastischen Reihen immer mehr zusammenschrumpfen. Zum zweiten daran, dass immer mehr Titel versteckt bei kleineren, oder für unsere Gewohnheiten ungewöhnlicheren Verlagen landen.

Als Kind und Jugendlicher hatte ich ein echtes Faible für Robinsonaden. Von Büchern wie "Sigismund Rüstig",

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Das lange Event-Jahr und das kommende Frühjahr in Hermkes Romanboutique…

von am 3. Dezember 2014 2 Kommentare

Viele Events hat es in diesem Jahr wieder gegeben. Nicht alles war für jedermann gleich interessant, aber ich denke, jeder konnte auf seine Kosten kommen. Vielleicht sind neben all den Comic-Signier-Aktionen und den Spiele Events ein wenig die Fans des geschriebenen Wortes zu kurz gekommen. Tatsächlich hatten wir 2014 kein einziges Event, das den Fans phantastischer Literatur exklusiv gewidmet war. Eigentlich wollten wir als letzte Veranstaltung in diesem Jahr noch eine Lesung unter ganz besonderem Motto hinterherschieben. Jetzt ist diese Aktion aber auf nächstes Jahr verschoben. Zum Jubiläum im Januar wird es auf jeden Fall etwas für unsere Leser phantastischer Literatur geben und so, wie es aussieht, auch gleich ein Event für die Comic-Seele. 15.01. jährt sich wieder unsere Gründung und bis dahin werdet ihr warten müssen.

So beschließen wir dieses Jahr im Sinne der Comic-Kultur mit dem Batman-Tag und einem Dank an all die Zeichner und Comic-Autoren, die uns in diesem Jahr besucht haben und auch an unseren guten Freund Michael Dedio, der fast alle Events unterstützt oder organisiert hat. Wir freuen uns aufs nächste Jahr und auf viele weitere gemeinsame Events.

Das letzte Event bei den Spielen ist auch nicht lange her. Und so bleibt uns auch hier, uns für die tollen Cooperationen und die wunderbare Unterstützung aus der Würzburger Szene zu bedanken. Das letzte Event hier war die Lange Würfelburg Nacht in der AMV. Außerdem fanden natürlich regelmäßig unsere Brot und Spiele Treffen im Schelmenkeller statt. Und direkt nach unserem Jubiläum im Januar stehen erst einmal etliche Spiele Conventions auf dem Programm. Teilweise in Würzburg und teilweise seit Jahren von uns supported und besucht. Gratis Rollenspiel Tag, Cave Con, Ork Con und natürlich die Main Würfel Con!

Auch früh im Jahr findet die Manga und Cosplay Convention in unserer Region statt: die TiCon 2015!

Bei all den geplanten Veranstaltungen und Appearences wird mir ganz Angst und Bange, dass ich im Frühjahr kein einziges Wochenende zur Ruhe komme, geschweige denn ein paar Tage zum Snowboarden…

Trotzdem freu ich mich natürlich auf das aufregende 2015!

Viele Events hat es in diesem Jahr wieder gegeben. Nicht alles war für jedermann gleich interessant, aber ich denke, jeder konnte auf seine Kosten kommen. Vielleicht sind neben all den Comic-Signier-Aktionen und den Spiele Events ein wenig die Fans des geschriebenen Wortes zu kurz gekommen. Tatsächlich hatten wir 2014 kein einziges Event, das den Fans phantastischer Literatur exklusiv gewidmet war. Eigentlich wollten wir als letzte Veranstaltung in diesem Jahr noch eine Lesung unter ganz besonderem Motto hinterherschieben.

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Das Jesus-Video

von am 28. November 2014 Kommentare deaktiviert für Das Jesus-Video

JesusVideoAndreas Eschbach
Das Jesus-Video. Thriller.
Köln, Bastei-Lübbe, 2014, 701 Seiten
BL-TB 17035 / 9,99 Euro

Als Archäologen bei Grabungen in der israelischen Wüste neben einem etwa zweitausend Jahre alten Skelett die Bedienungsanleitung für eine Videokamera finden, die es so am Markt noch gar nicht gibt, wittert der Ausgrabungsleiter Professor Wilford-Smith eine Sensation. Er verständigt John Kaun, Geldgeber der Ausgrabung und zugleich einer der mächtigsten Männer der Nachrichten-Branche.
Eine Theorie ist schnell zur Hand: Ein Zeitreisender hat damals Jesus gefilmt, konnte nicht mehr zurückreisen und hat vermutlich die Kamera irgendwo versteckt. Kaun will unbedingt diese Kamera und die Aufzeichnungen um sein angeschlagenes Imperium zu sanieren. Sein Gegenspieler ist der junge Amerikaner Stephen Foxx, der das Skelett gefunden hat. Dabei hat er einen der Anleitung beiliegenden Brief an sich genommen, und versucht nun selbst, mithilfe eines befreundeten Wissenschaftlers, diesen zu entziffern.
Aber Kaun hat viel Geld und keine Skrupel und will mit allen Mitteln Ergebnisse herbeizwingen. Es beginnt ein Wettlauf, bei dem mal Kaun, mal Foxx die Nase vorne hat. Wem es nun gelingt diese Kamera zu finden, welche Informationen sich auf deren Siliziumspeichern befinden und was ein „Jesus Video“ ist, beantwortet der Verfasser in seiner hervorragend erzählten Geschichte, die seit ihrer Erstveröffentlichung 1998 nichts von ihrer Spannung und Faszinationskraft eingebüßt hat.
Andreas Eschbach braucht den Vergleich mit britischen und amerikanischen Autorenkollegen nicht zu scheuen. Es ist alles da, was einen guten Roman ausmacht: Ein ungleiches Liebespaar, jede Menge Geld und Technik, Verschwörungen, Geheimgänge, die Katholische Kirche, tapsige Wissenschaftler und harte Soldaten – und auch ein deutscher Science-Fiction-Schriftsteller hat seine Sternstunde.

Horst Illmer

Andreas Eschbach
Das Jesus-Video. Thriller.
Köln, Bastei-Lübbe, 2014, 701 Seiten
BL-TB 17035 / 9,99 Euro

Als Archäologen bei Grabungen in der israelischen Wüste neben einem etwa zweitausend Jahre alten Skelett die Bedienungsanleitung für eine Videokamera finden, die es so am Markt noch gar nicht gibt, wittert der Ausgrabungsleiter Professor Wilford-Smith eine Sensation. Er verständigt John Kaun, Geldgeber der Ausgrabung und zugleich einer der mächtigsten Männer der Nachrichten-Branche.
Eine Theorie ist schnell zur Hand: Ein Zeitreisender hat damals Jesus gefilmt,

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True Detective (Season One)

von am 21. November 2014 Kommentare deaktiviert für True Detective (Season One)

Mal etwas anderes. Neben Büchern und Comics haben Fernsehserien Konjunktur. GAME OF THRONES, SHERLOCK und THE WALKING DEAD erfreuen sich großer Beliebtheit und sind auch für Leseratten und die treue Anhängerschaft der Romanboutique interessant, basieren sie doch alle auf Büchern bzw. Comics. Hermkes Romanboutique wird dadurch zwar nicht zu einem DVD- und BluRay-Laden mutieren, aber ein kleiner Hinweis auf diese und ähnlich interessante Serien ist allemal drinnen.

TRUE DETECTIVE unterscheidet sich von den vorgenannten Serien dadurch, dass die Show keine Adaption eines bestimmten Buches ist. Jedoch werden auch hier literarische Einflüsse verarbeitet. Namentlich sind das Motive aus DER KÖNIG IN GELB, Anspielungen auf eine Geschichte August Derleths und einige mehr oder weniger direkte Zitate von Thomas Ligotti (vornehmlich seinem THE CONSPIRACY AGAINST THE HUMAN RACE: A CONTRIVANCE OF HORROR) entnommen. Letztere schlagen sich vor allem in der Figur des Rust Cohle nieder, der Ligottis zynische Weltsicht vertritt.

So ist TRUE DETECTIVE eine im besten Sinne düstere Serie, die in der Tradition der großen Vorgänger TWIN PEAKS und AKTE X – DIE UNHEIMLICHEN FÄLLE DES FBI steht und über Hauptdarsteller Matthew McConaughey und Woody Harrelson bis in die kleinste Nebenrolle exzellent besetzt ist.

Die Serie ist, trotz eines eher geringen Aufkommens extremer Gewaltszenen, nichts für zart besaitete Gemüter. Der zynische Grundtenor kann auf Dauer etwas bedrückend wirken. Daher sollte man sich die überschaubaren acht Folgen auch in Maßen ansehen und ein sog. „Binge-Watching“ vermeiden.

Mal etwas anderes. Neben Büchern und Comics haben Fernsehserien Konjunktur. GAME OF THRONES, SHERLOCK und THE WALKING DEAD erfreuen sich großer Beliebtheit und sind auch für Leseratten und die treue Anhängerschaft der Romanboutique interessant, basieren sie doch alle auf Büchern bzw. Comics. Hermkes Romanboutique wird dadurch zwar nicht zu einem DVD- und BluRay-Laden mutieren, aber ein kleiner Hinweis auf diese und ähnlich interessante Serien ist allemal drinnen.

TRUE DETECTIVE unterscheidet sich von den vorgenannten Serien dadurch,

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Zukunft ist Vergangenheit!

von am 12. November 2014 Kommentare deaktiviert für Zukunft ist Vergangenheit!

ShockwaveriderTitel: Der Schockwellenreiter (1979), Original: The Shockwave Rider (1975)
Autor: John Brunner
Verlag: Heyne Verlag
Letzte deutschsprachige Ausgabe: Illustrierte Sonderausgabe, Bibliothek der Science Fiction Literatur 06/78

Das Buch der Schockwellenreiter von John Brunner lag schon eine ganze Weile bei mir im Regal bevor ich es erst kürzlich gelesen habe.

Nick ein begnadeter Softwareentwickler und Hacker wird durch Regierungsorgane erzogen, da seine eigenen Eltern nicht für ihn sorgen konnten oder wollten. Aufgrund seiner Begabung erhält er Aufträge mit großer Brisanz und erarbeitet sich eine Menge Privilegien, die er, als er sich vom Saulus zum Paulus wandelt, gegen das System richtet. Das gesellschaftliche Leben wird durch Pharmazeutika, eine rigide und gesteuerte Informationspolitik und gezielte Überwachung unter Kontrolle gehalten. Das Ganze ist garniert durch das Medium Fernsehen mit interaktiven Elementen, die das Volk ruhig stellen soll. Jede Abweichung von der vorgegebenen Norm wird als krankhaft angesehen und entsprechend behandelt, so dass selbst kleine Kinder schon durch Psychopharmaka ruhig gestellt werden.

Mit Waisen verfährt das System streng und nach einer vorgegebenen Prozedur. Je nach Intelligenz werden die Kinder verschiedenen Aufgaben zugeführt. Im Falle von Nick, der eine große Begabung in Mathematik hat, ist der Weg in die Informationstechnologie vorgezeichnet. Im Gegensatz dazu bleibt die seelische Entwicklung auf der Strecke. Unfähig Gefühle auszudrücken bzw. auszuleben ist die gesamte Gesellschaft und Nick im Besonderen in einer Art Käfig gefangen.

Erst als Nick auf seiner Flucht vor dem System auf Kate trifft, die sich dem System verweigert ohne es zu sabotieren, lernt Nick seine emotionale Seite kennen und wird sich klar darüber, was er für sich und andere erreichen möchte.

Zusammen mit Kate flieht er in eine alternativen Kommune, und beweisen dort, wie wenig ausreicht, um das System zum Einsturz zu bringen.

Was mir an diesem Roman aus dem Jahre 1975 so wahnsinnig gefallen hat, sind die vielen Ideen bzw. gesellschaftliche Themen, die John Brunner anspricht und die heute aktueller denn je sind. Die Überversorgung mit Psychopharmaka in Schule und Beruf, die totale Überwachung durch den Staat, in unserem Fall durch NSA und Konsorten, das Internet und eine Medienpolitik, die den Menschen bewusst Dinge vorenthält. Die Verdammung aller abweichenden Meinungen und eine Politik, die von den Unternehmen gefangen genommen wurden. Diese Unternehmen haben sich ihre eigene Lebenswirklichkeit geschaffen und glauben ohne rechtlichen Rahmen agieren zu können.

Brunner schafft eine kühne Sicht auf eine Gesellschaft, die völlig erstarrt zu sein scheint und die verkörpert durch Nick auf den Erlöser wartet, der das System zum Einsturz bringt, in dem er sich die Errungenschaften des Systems zu eigen macht.

Für mich ein sehr beeindruckender Roman, der einen aus heutiger Sicht überspitzten, aber der Realität nahe kommende Gesellschaftskritik ist. Interessant auch zu sehen, wie viel Mühe sich der Heyne Verlag mit vielen Illustrationen in dieser Sonderausgabe gemacht hat.

MarkusT

Titel: Der Schockwellenreiter (1979), Original: The Shockwave Rider (1975)
Autor: John Brunner
Verlag: Heyne Verlag
Letzte deutschsprachige Ausgabe: Illustrierte Sonderausgabe, Bibliothek der Science Fiction Literatur 06/78

Das Buch der Schockwellenreiter von John Brunner lag schon eine ganze Weile bei mir im Regal bevor ich es erst kürzlich gelesen habe.

Nick ein begnadeter Softwareentwickler und Hacker wird durch Regierungsorgane erzogen, da seine eigenen Eltern nicht für ihn sorgen konnten oder wollten. Aufgrund seiner Begabung erhält er Aufträge mit großer Brisanz und erarbeitet sich eine Menge Privilegien,

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Ubik

von am 7. November 2014 Kommentare deaktiviert für Ubik

UbikPhilip K. Dick
UBIK. Roman.
Deutsche Übersetzung des Romans von Renate Laux.
(Originaltitel: Ubik / 1969)
Frankfurt, Fischer-TB, 2014, 220 Seiten
ISBN 978-3-596-90569-0 / 9,99 Euro

Dieses Buch passt eigentlich gar nicht mehr in unsere Zeit.
Die Handlung des Romans spielt im Jahr 1992, aus der Sicht des Autors damals noch ferne Zukunft, für uns heutige Leser natürlich lange schon Vergangenheit. Entstanden ist UBIK während der Psychodelic-Ära Ende der 1960er Jahre und so scheint die Geschichte manchmal den Geist dieser Zeit zu verströmen. Die Story wirkt auf den ersten Blick wenig spektakulär.
Und trotzdem beschleicht mich bei der Lektüre jedes Mal ein Gefühl von Verunsicherung. Plötzlich wirkt das Geschehen so real, dass ich mich am Kragen gepackt fühle und mitten hinein versetzt in diese Konsumwelt, deren Darstellung als allumfassender Moloch inzwischen gar nicht mehr so übertrieben erscheinen mag wie vielleicht noch 1969.
Der Roman erzählt die Erlebnisse einer Gruppe von Agenten eines privatwirtschaftlich geführten Geheimdienstes, die, gemeinsam mit ihrem Chef Glen Runciter und dem Techniker Joe Chip, auf dem Mond in einen Hinterhalt geraten und dabei fast alle getötet werden. In der von Philip K. Dick entworfenen Welt, existiert jedoch die Möglichkeit, mittels „Kältepackung“ Menschen, die sonst sterben würden, einzufrieren und sich so ihre geistigen Fähigkeiten noch eine zeitlang zunutze zu machen. Während Joe Chip nun glaubt, nach dem Attentat seinen Chef Runciter solcherart „gerettet“ zu haben, muss er im weiteren Verlauf der Geschichte nach und nach erkennen, dass er es wohl selbst ist, der als „Halb-Lebender“ mit der Außenwelt kommuniziert – und dass die künstlich erzeugte Zwischenwelt ihre ganz eigenen Gefahren besitzt.
In UBIK gelingt dem Autor der künstlerische Spagat zwischen einer kafkaesken Atmosphäre wie man sie aus dem SCHLOSS kennt und einer reinen SF-Idee a la MATRIX. Mit diesem Werk reiht sich Philip K. Dick ein in die Weltliteratur und gesellt sich zu jenen Autoren, aus deren – in einer Art literarischem „Halbleben“ schlummernden – Meisterwerken sich spätere Generationen gerne bedienen und daraus mit Hilfe ungeheurer Werbeetats mehr oder weniger gelungene Blockbuster erzeugen.
Zu keiner Zeit war UBIK aktueller als heute.

Horst Illmer

Philip K. Dick
UBIK. Roman.
Deutsche Übersetzung des Romans von Renate Laux.
(Originaltitel: Ubik / 1969)
Frankfurt, Fischer-TB, 2014, 220 Seiten
ISBN 978-3-596-90569-0 / 9,99 Euro

Dieses Buch passt eigentlich gar nicht mehr in unsere Zeit.
Die Handlung des Romans spielt im Jahr 1992, aus der Sicht des Autors damals noch ferne Zukunft, für uns heutige Leser natürlich lange schon Vergangenheit. Entstanden ist UBIK während der Psychodelic-Ära Ende der 1960er Jahre und so scheint die Geschichte manchmal den Geist dieser Zeit zu verströmen.

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Tochter des Windes

von am 21. Oktober 2014 Kommentare deaktiviert für Tochter des Windes

Tocher des windesTitel: Tochter des Windes (Colors in the Steel)
SerienZyklentitel: Rhapsody
Autor: Elizabeth Haydon
Verlag, Nummer: Heyne 9380 (Folgebände: 9381, 9382, 87911, 52067, 53256)

update: Die insgesamt Sechs-Teilige Saga erschien ursprünglich bei Heyne. Derzeit sind alle Romane Out of Print.

Das mit 777 Seiten recht umfangreiche Paperback habe ich erst auf dringendes Anraten hin gelesen, da mich der Klappentext eher abschreckte. Der Roman hat mich aber immer stärker beeindruckt und  zu einer richtigstellenden Besprechung förmlich gezwungen.

Inhalt:
In der Hafenstadt Ostend, auf der Insel Serendair, wehrt sich die geheimnisvolle Sängerin Rhapsody, Halb-Lirin mit bewegter Vergangenheit, gegen die Zudringlichkeit eines mächtigen und skrupellosen Unterwelt-Bosses und wird von dessen Schergen verfolgt. Dabei trifft sie auf zwei Bolg-Mischlinge, den düsteren, wortkargen Meuchelmörder Achmed und dessen getreuen Begleiter, den riesigen und abschreckend häßlichen Kämpfer Grunthor. Diese werden ebenfalls von einem übermächtigen, dämonischen Wesen gejagt, das seine übernatürlichen Schattenklone auf sie hetzt. Zusammen flieht das ungleiche Gespann zur uralten Welteneiche Sagia, über deren riesiges Wurzelgeflecht sie aus dem Machtbereich ihrer Gegner zu entkommen hoffen. Aber ihre Überlebensaussichten in der bedrohlichen Unterwelt sind äußerst gering. Damit beginnt eine abenteuerliche Geschichte voller Gefahren und Überraschungen.

Beurteilung:
Wem diese Eröffnung wenig vielversprechend erscheint, dem sei versichert: Auch der anspruchsvolle Leser wird voll auf seine Kosten kommen. Neben neuen Ideen blitzen auch bekannte Motive auf, wie etwa ein wichtiges Element der Artus-Sage oder der Grundgedanke von „Die Schöne und das Biest“, um nur zwei Beispiele zu nennen. Dabei sind aber auch diese bekannten Stränge so gut erzählt und verpackt, daß sie erst auf den zweiten Blick ins Bewußtsein rücken. Absolut faszinierend und in völlig neuem Gewand präsentiert wird auch die bekannte Rahmenhandlung des geheimnisvollen, fast gottgleichen Spielers und Regisseurs im Hintergrund, der das Geschehen manipuliert und dessen Beweggründe und Eingriffe undurchschaubar sind.
„Ein wundervolles, romantisches Epos mit einer bezaubernden Heldin“, diese abgedroschene und eher abschreckende „Werbung“ auf der Rückseite des Einbandes kann irreführender nicht sein. Ist doch Rhapsody eine Figur, die Schreckliches durchlitten hat, geprägt von Schwermut und schmerzlich düsteren Erfahrungen.  Nacht für Nacht wird sie von quälenden Alpträumen heimgesucht. Trotz der vielen seelischen Narben gibt sie aber nie auf. Auch ihre beiden Begleiter sind alles andere als normale Typen. Das oft nur widerwillig zusammenarbeitende Trio, dessen Verhalten und Absichten gegensätzlicher kaum sein könnten, fesselt den Leser immer stärker.
Die Mythen der von der Autorin erschaffenen Welt, die Vielfalt und Fremdartigkeit ihrer Rassen und Lebensformen, die immer wieder gekonnt um neue Bruchstücke erweiterte Geschichte der verschiedenen Zeitalter, die überzeugende Darstellung der religiösen und kulturellen Aspekte, all diese liebevoll herausgearbeiteten Details überraschen immer von neuem. Der letzte Grund für die unerbittlichen Kämpfe und gewaltigen Katastrophen ist der Widerstreit der fünf Ur-Elemente, Aether, Feuer, Wasser, Luft und Erde, und deren Geschöpfe. So sind z.B. die aus dem allesverschlingenden Element Feuer geborenen F’dor Wesen von dämonischer Besessenheit und Verschlagenheit. Mit ihrem aus dem schwarzen Feuer stammenden zerstörerischen Potential und mit der Fähigkeit ausgestattet, Menschen zu übernehmen und sich gefügig zu machen, sind sie fast unbesiegbar. Ihr Endziel ist die Vernichtung allen Lebens überhaupt. Im Laufe der Erzählung erschließt sich zunehmend die kosmologische Komponente des Werkes und zieht den Leser immer stärker in den Bann des Geschehens.
Neben actionbetonten Szenen wie Flucht und verzweifelten Kämpfen ums Überleben, Angriffen und erbitterter Gegenwehr, Blutmagie und Getriebensein durch alte Schuld, kommt es doch in einigen Passagen zu Momenten der Ruhe und Entspannung, erleben wir vereinzelt sogar Situationen voller Ironie und Heiterkeit, überrascht sogar einmal eine Episode mit derbem Humor, als eine Taschendiebin kräftig am anatomisch falschen „Beutel“ zieht, beim Versuch, diesen zu entwenden.
Die Übersetzung kann, trotz einiger ärgerlicher Ungeschicklichkeiten und sogar Unzulänglichkeiten (siehe: Nachbemerkung), dennoch insgesamt nicht als schlecht bezeichnet werden. Da ich das Original nicht kenne, muß ich von einer Annahme ausgehen, glaube aber, daß die deutsche Fassung im großen und ganzen akzeptabel ist.

Fazit:
Meines Wissens ist der vorliegende Roman ein Erstlingswerk. Das werden wohl auch die meisten Leser erkennen. Er ist sicher noch nicht rundum gelungen, weist Sprünge und Brüche, an wenigen Stellen sogar disharmonische Elemente auf. Trotzdem wuchs meine Begeisterung mit dem Fortgang der Erzählung, und ich kann diesen Band auch kritischen Lesern wegen der Vielzahl von überzeugenden Ideen und schön herausgearbeiteten Passagen wärmstens ans Herz legen. Jeder Kunde, mit dem ich inzwischen gesprochen habe, hat mir versichert, schon ungeduldig auf den Folgeband (für September angekündigt) zu warten. Das allein ist schon Empfehlung genug.
Zum Schluß noch ein Hinweis: Erwachsene, v.a. männliche Leser, dürfte die sehr emotionale und überschwengliche Darstellung einer jungen Liebe (zwischen Seite 17 und 60) nicht gerade begeistern, auch wenn sich wohl viele an ähnliche Gefühle erinnern dürften. Ich hatte bei der Lektüre dieser Seiten einige Male das ungute Gefühl, einen Roman für Teenager zu lesen. Ohne entsprechende Empfehlung hätte ich das Buch wahrscheinlich frustriert beiseite gelegt und nie wieder angerührt. Zum Glück ist diese Romanze nur eine kurze Episode, deren Stellenwert man erst sehr viel später erahnt. Danach erfolgt eine völlige Umkehrung des Erzählstils. Die Protagonisten des Hauptteils sind von ganz anderer Strickart, die trotz grausamer Erlebnisse tapfer gegen die Ängste der Erinnerung ankämpfen, mit fortschreitender Erzählung eine immer stärkere Faszination ausstrahlen. Nehmen wir also diese rund 40 Seiten hin, es lohnt sich für dieses Werk.

Nachbemerkung:
Als Beleg für wenig sorgfältige Nacharbeit bzw. ärgerliche sprachliche Unzulänglichkeit – beides Phänomene, die immer häufiger bei Übersetzungen auffallen – seien hier einige willkürlich herausgegriffene Beispiele angeführt:
S.307: „…die größte Zeit seines Lebens im Freien…“ statt „…die meiste/längste Zeit…“
S.331: „…wollende Reithose…“ statt „…wollene…“
S.332: „…Wind ging…“ statt „…wehte/blies…“
S.413: „…nährten…“ statt „…näherten…“
S.427: „…mit wackliger Stimme.“ statt „…mit versagender/stockender Stimme.“
S.447: „…Beschluss.“ statt „…Beschuß.“
S.486: „…stieben.“ statt „…stoben.“

Titel: Tochter des Windes (Colors in the Steel)
SerienZyklentitel: Rhapsody
Autor: Elizabeth Haydon
Verlag, Nummer: Heyne 9380 (Folgebände: 9381, 9382, 87911, 52067, 53256)

update: Die insgesamt Sechs-Teilige Saga erschien ursprünglich bei Heyne. Derzeit sind alle Romane Out of Print.

Das mit 777 Seiten recht umfangreiche Paperback habe ich erst auf dringendes Anraten hin gelesen, da mich der Klappentext eher abschreckte. Der Roman hat mich aber immer stärker beeindruckt und  zu einer richtigstellenden Besprechung förmlich gezwungen.

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George R. R. Martin – In der Haut des Wolfes

von am 21. Oktober 2014 Kommentare deaktiviert für George R. R. Martin – In der Haut des Wolfes

George R. R. Martin ist nicht zuletzt aufgrund der erfolgreichen Fernsehserie zu seinem Magnum Opus GAME OF THRONES in aller Munde. Die zugrunde liegende Buchreihe stellt für viele Leser das definitive Fantasy-Epos dar. Ein mir bekannter Fan von Mittelerde bezeichnete Martin sogar als den besseren Tolkien. Zweifellos hat kaum ein anderer Genreautor ähnlich für Furore gesorgt, wie es Mr. Martin in den letzten Jahren tat. Da nimmt es nicht Wunder, dass jeder Verleger gerne etwas von George Martin ins Programm aufnimmt, um so einen potentiellen Bestseller am Start zu haben. Unter den Veröffentlichungen befinden sich auch diverse Frühwerke Martins. Vor einigen Jahren schon gab es erst bei FanPro, dann bei Heyne und Blanvalet Neuveröffentlichungen seines Debutromanes DIE FLAMME ERLISCHT (1977), STURM ÜBER WINDHAVEN (1981) und des Vampirromans FIEBERTRAUM (1982). Der Golkonda Verlag kündigt für November den Mystery-Roman ARMAGEDDON ROCK (1983) an. Im FESTA VERLAG ist kürzlich THE SKIN TRADE (1989) erschienen.

Der Titel wurde bereits 1990 in der Anthologie NACHTVISIONEN aufgelegt. Damals noch unter einem anderen Titel. Joachim Körber hat seine Übersetzung für die Neuauflage noch einmal durchgesehen, um eventuell nötige Verbesserungen vorzunehmen. Aufgewertet wird das ganze durch ein Nachwort von „Local HeroChristian Endres.

IN DER HAUT DES WOLFES steht im Ruf, eine der besten Werwolfgeschichten zu sein, die jemals geschrieben wurden. Das möchte ich nicht beurteilen. Ich kenne sonst nur die drei oder vier „De Montour“-Geschichten von Robert E. Howard und mir fehlt hier schlicht und ergreifend der Vergleich. Ich schließe mich jedoch der Meinung an, dass es sich um ein sehr lesenswertes und spannendes Buch handelt. Elemente des Horrors treffen auf „crime noir“. Eine sympathische Hauptdarstellerin sorgt für eine willkommene Abwechslung in einem Genre, das von männlichen Heldengestalten dominiert wird. Mit ein paar einfachen Mitteln erzählt Martin eine kurzweilige Geschichte, die auch die eine oder andere unerwartete Wendung enthält. IN DER HAUT DES WOLFES ist also in jedem Fall ein Buch, das einen unterhaltsamen Lesenachmittag verspricht. Für Fans von GAME OF THRONES ist es zudem das ideale Buch, um die Zeit bis zum nächsten Teil, gedruckt oder verfilmt, zu überbrücken.

Der Band ist im Hardcover mit Schutzumschlag und Lesebändchen erschienen. Das Titelbild stammt von Timo Wuerz, der auch einige gelungene Illustrationen zum Buch beisteuert.

George R. R. Martin ist nicht zuletzt aufgrund der erfolgreichen Fernsehserie zu seinem Magnum Opus GAME OF THRONES in aller Munde. Die zugrunde liegende Buchreihe stellt für viele Leser das definitive Fantasy-Epos dar. Ein mir bekannter Fan von Mittelerde bezeichnete Martin sogar als den besseren Tolkien. Zweifellos hat kaum ein anderer Genreautor ähnlich für Furore gesorgt, wie es Mr. Martin in den letzten Jahren tat. Da nimmt es nicht Wunder, dass jeder Verleger gerne etwas von George Martin ins Programm aufnimmt,

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Der Marsianer

von am 14. Oktober 2014 Kommentare deaktiviert für Der Marsianer

MarsianerAndy Weir
DER MARSIANER. Roman.
Ü: Jürgen Langowski
(The Martian / 2014)
München, Heyne, 2014, 509 S.
ISBN 978-3-453-31583-9

Der Bordmechaniker und Biologe Mark Watney erleidet während des überstürzten Rückzugs des Ares-3-Teams von der Marsoberfläche einen Unfall und wird, weil ihn seine Kammeraden für tot halten, auf dem Roten Planeten zurückgelassen. Verwundet und ohne Kommunikationsmöglichkeiten kann er sich in die Forschungsbasis retten. Während die unter Schock stehende Crew den Heimflug zur Erde antritt, wo das Scheitern der dritten Marsmission natürlich ein gewaltiges Medienspektakel hervorruft, macht Mark Bestandsaufnahme. Kurzfristig stehen seine Überlebenschance nicht schlecht – aber als Totgeglaubter kann er nicht einmal auf eine Rettungsmission hoffen. Trotzdem versucht er alles, um a Leben zu bleiben. Und als NASA-Mitarbeiter einige Wochen später die Unglücksstelle per Teleskop untersuchen wollen, sehen sie Unglaubliches …

Im Jahr 1964, vor genau fünfzig Jahren, kam der Independent-Film ROBINSON ON MARS in die Kinos, eine freie Adaption des ROBINSON CRUSOE (1719) von Daniel Defoe. Und auch wenn die Beschreibung von DER MARSIANER fast so klingt wie „Das Buch zum Film“, so verfügt der Roman von Andy Weir dann doch über genügend eigenes Potenzial, um seiner Top-Titel-Funktion im Herbstprogramm der Heyne-SF-Reihe gerecht zu werden. Das von Jürgen Langowski übersetzte Buch war in den USA ein Überraschungserfolg, denn so spannend und emotional Weir auch erzählt, so nahe an den realen Gegebenheiten einer NASA-Mars-Mission bleibt er. Die Originalausgabe THE MARTIAN erschien zuerst 2011 als selbstproduziertes E-Book, bevor Del Rey Books aufmerksam wurde und der Autor seinen Erstling für die Druckausgabe nochmals überarbeitete.

DER MARSIANER ist vor allem gut gemachte Unterhaltungsliteratur für Leser jeden Alters. Allerdings gelingt es Weir hervorragend, seine eigene Begeisterung für Technik und Raumfahrt glaubhaft und mitreißend in die Geschichte einzubringen. Die geschickten Wechsel zwischen dem Überlebenskampf auf dem Mars und dem fast ebenso heroischen Wettlauf der irdischen Raumfahrtspezialisten mit der Zeit, bringen ordentlich Tempo und Dramatik ins Buch. So geht gute Science Fiction!

Horst Illmer

Andy Weir
DER MARSIANER. Roman.
Ü: Jürgen Langowski
(The Martian / 2014)
München, Heyne, 2014, 509 S.
ISBN 978-3-453-31583-9

Der Bordmechaniker und Biologe Mark Watney erleidet während des überstürzten Rückzugs des Ares-3-Teams von der Marsoberfläche einen Unfall und wird, weil ihn seine Kammeraden für tot halten, auf dem Roten Planeten zurückgelassen. Verwundet und ohne Kommunikationsmöglichkeiten kann er sich in die Forschungsbasis retten. Während die unter Schock stehende Crew den Heimflug zur Erde antritt,

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Todesengel – Vigilantismus auf der Waage

von am 8. Oktober 2014 Kommentare deaktiviert für Todesengel – Vigilantismus auf der Waage

todesengelIch lese ja eigentlich jedes Buch von Andreas Eschbach und bin dabei auch immer gut gefahren. Einige sind für mich sogar echte Highlights. "Todesengel" habe ich lange vor mir hergeschoben, ohne genau zu wissen, warum…

"Todesengel" ist ein echter Eschbach. Im Guten, wie im Schlechten. Ein Triller, der in typischer Eschbach Manier unterschiedliche Seiten und Aspekte beleuchtet, der den Leser zum Nachdenken bringt. Der Mangel an Gerechtigkeit unseres Justitzapparates, die fragwürdige Politik der Samthandschuhe gegenüber Gewaltverbrechern und erhebliche Zweifel an einer potentiellen Abschreckung durch viel zu Milde Urteile, sind nicht nur Inhalt an Stammtischen und bei Rechtspopulisten sondern auch ein ernsthaftes Soziologisches Dilemma bei dem es in Fachkreisen durchaus geteilte Ansichten gibt.

Der Schritt zur Selbstjustiz oder zum Vigilantismus ist im Einzelfall und aus dem Affekt immer wieder in Schlagzeilen der Presse zu lesen. Im Endeffekt ist die kulturell anerkannte Form ja nichts anderes, als die Praxis in (fast) allen Superhelden-Universen. Dabei ist genau dieses Thema natürlich auch immer wieder zentraler Inhalt von Comics und Filmen und spätestens seit Mitte der Achziger mit  "Dark Knight" von Frank Miller (1986) und "Watchmen" von Alan Moore (1986-1987) auch vielfältig diskutiert worden. Der krasseste Film zu diesem Thema ist für mich immer noch "Super" von James Gunn aus dem Jahr 2010.

Und genau an diesem Punkt setzt Andreas Eschbachs Roman ein. Eschbach entwickelt eine Superheldenfigur à la Punisher, die gnadenlos diejenigen richtet, die sich an Schwächeren vergreifen. Dabei ist im Roman die zentrale Figur ein Journalist, der seinerseits getrieben ist, von einem zornig-frustriertem Verlangen nach Gerechtigkeit. In einer irrwitzigen Dynamik treiben sich die beiden Protagonisten gegenseitig an und peitschen mit polemischen Worten und wahnsinnigen Taten die Volks-Seele auf.

Zugegebenermaßen beleuchtet Eschbach die verschiedenen Positionen gewohnt ambivalent. Auch wenn es selten um rasante Action geht, wird der Leser definitiv bei der Stange gehalten und von einem Gefühlsbad ins nächste geschickt. Leider kommt gerade bei diesem Thema ein typisches Merkmal dieses Autors subjektiv besonders stark zum Tragen. Für jemanden, der in Comics und phantastischer Literatur zu Hause ist, bietet der Roman tatsächlich NICHTS Neues und so wird die wirklich gut aufgebaute Geschichte rasch ein wenig langweilig und platt. Natürlich kann ich mich als Comic Shop Guy und Fantasy Buchhändler dabei nicht als Standardleser betrachten, aber diesmal hat mich der Ansatz von Andreas Eschbach, eben doch weiter an der Oberfläche zu bleiben um von einem breiteren Publikum gelesen zu werden, besonders hart getroffen.

Wirklich gut aufgebautes Buch zu einem heiklen Thema aber für "Stammkunden" möglicherweise fast ein bisschen langweilig. Auf jeden Fall aber ein Geschenk für Leute, die man ein bisschen in die Welten der Superhelden und der Phantastik einführen möchte.

Ich lese ja eigentlich jedes Buch von Andreas Eschbach und bin dabei auch immer gut gefahren. Einige sind für mich sogar echte Highlights. "Todesengel" habe ich lange vor mir hergeschoben, ohne genau zu wissen, warum…

"Todesengel" ist ein echter Eschbach. Im Guten, wie im Schlechten. Ein Triller, der in typischer Eschbach Manier unterschiedliche Seiten und Aspekte beleuchtet, der den Leser zum Nachdenken bringt. Der Mangel an Gerechtigkeit unseres Justitzapparates, die fragwürdige Politik der Samthandschuhe gegenüber Gewaltverbrechern und erhebliche Zweifel an einer potentiellen Abschreckung durch viel zu Milde Urteile,

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Hexen, Druiden und Schneewittchens Geister

von am 2. Oktober 2014 1 Kommentar

9783608939323"Urban Fantasy" oder "Contemporary Fantasy" hat die klassische "Sword and Sorcery" in den Regalen der Buchhandlungen zu weiten Teilen ersetzt. Dabei stehen aber nicht nur Mainstream und "All Ager" wie Harry Potter oder "Vampirromanzen" wie Biss zum Morgengrauen unter diesen Titeln, sondern auch gut getarnte Schmankerln, die die moderne Fantasy aufwerten und ergänzen. Die Chroniken des Eisernen Druiden von Kevin Hearne, die ich schon beim Erscheinen des ersten Bandes wärmstens empfohlen habe, stellen trotz der unglaublich geschmacklosen Cover der aktuellen Auflage echte Highlights dar. So muss gute Unterhaltung sein. Genügend Humor gepaart mit rasanter Action und sprachlich auch hervorragend ins Deutsche übertragen.

Ins Deutsche übertragen…

Am liebsten ist es mir ja persönlich, wenn ich gleich ein herausragendes Buch aus deutscher Feder vorgesetzt bekomme. Geschieht leider im Fantasy-Bereich nicht allzu oft und die üblichen Verdächtigen halten sich bewusst auch eher im Mainstream auf – was ich verstehen kann und was ja auch nicht unbedingt schlecht sein muss. Wirklich interessante, überraschende und besondere Titel muss man sich entweder erarbeiten oder bekommt durch Zufall einen entsprechend Tipp.

9783943876758Manchmal kommt es aber auch ganz anders: eine email mit dem Inhalt …"vielleicht habt Ihr Lust, eine Lesung mit einer äußerst sympathischen jungen Autorin zu veranstalten, deren äußerst spannender Debütroman gerade erscheint?"… muss man zwischen all den Spam mails und unwichtigen Werbebotschaften erstmal herausfiltern. Und so ist sie mir auch tatsächlich zunächst durch den Spam-Filter gerutscht. Die äußerst sympathischen jungen Autorin hat nachgehakt und ich hab das Buch gelesen. Zuerst skeptisch, dann aber mit viel Spaß und wirklich voller Begeisterung. Witzig, spannend, skurril und sprachlich angenehm mit sehr bewussten Akzenten. Eine Mischung aus "Urban Fantasy" a la Kevin Hearne und der Mythpunk Lyrik einer Catherynne M. Valente. Ein bisschen Neil Gaiman und ein Prise Wahnsinn. Vielleicht noch nicht perfekt aber schon wahnwitzig unterhaltsam und ein Super Erstling, der Lust auf Mehr macht.

"Schneewitchens Geister" von Hanna-Linn Hava muss sich hinter Stapelware sicher nicht verstecken und verdient es, zu einem echten Geheimtipp zu werden – oder besser gar nicht so geheim. Tolles Buch. Lesen!

Frisch aus dem Urlaub zurück mach ich mich jetzt gleich mal an die Planung für ein herbstliches Lese-Event… Vielleicht klappt das mit ihr, ich würde mich auf jeden Fall sehr freuen…

"Urban Fantasy" oder "Contemporary Fantasy" hat die klassische "Sword and Sorcery" in den Regalen der Buchhandlungen zu weiten Teilen ersetzt. Dabei stehen aber nicht nur Mainstream und "All Ager" wie Harry Potter oder "Vampirromanzen" wie Biss zum Morgengrauen unter diesen Titeln, sondern auch gut getarnte Schmankerln, die die moderne Fantasy aufwerten und ergänzen. Die Chroniken des Eisernen Druiden von Kevin Hearne, die ich schon beim Erscheinen des ersten Bandes wärmstens empfohlen habe, stellen trotz der unglaublich geschmacklosen Cover der aktuellen Auflage echte Highlights dar.

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Starters

von am 23. September 2014 1 Kommentar

StartersTitel: Starters
Autor: Lissa Price
Verlag: Piper Fantasy

Was für ein Debütroman! Lissa Price schildert eine Welt in nicht all zu ferner Zukunft.  Durch ein mißglücktes genetisches Experiment, starben alle Menschen, die nicht wie Kinder und Jugendliche und Rentner durch eine Impfung geschützt waren.

Inhalt:
Der Teenie Callie, die Hauptperson des Romans kämpft in den Straßen des Großraums Los Angeles mit ihrem jüngeren kränklichen Bruder ums Überleben. In verlassenen Häusern finden sie immer nur eine Bleibe auf Zeit. Obwohl durch ihre Eltern mehr oder weniger gut auf diese Zeit vorbereitet, scheint einzig das Angebot der Body Bank einen Ausweg aus dem Dilemma zu bieten. Callie entschließt sich eines Tages das Angebot anzunehmen, um Geld für sich und ihren Bruder zu verdienen. Die Betreiber der Body Bank haben einen Weg gefunden, den Geist reicher Senioren in den Körper junger Spender zu implantieren, so dass sich diese für die Mietdauer wieder jung fühlen und dem nachgehen können, wozu sie mit ihrem alten Körper nicht mehr in der Lage sind. Der Geist des jungen Besitzers „schläft“ während der Mietzeit.
Mehr zum Inhalt des Buches zu erzählen würde an dieser Stelle zu viel verraten.

Beurteilung:
Ein außergewöhnliches Setting, das die Autorin glaubwürdig darstellt und das einige interessante Wendungen bietet. Alte Menschen in jungen Körpern sind einfach keine junge Menschen in jungen Körpern und sie verhalten sich auch nicht so. So muss Callie, wenn sie wieder Herr über ihren Körper ist, ein ums andere Mal feststellen, dass nicht alles so ist, wie es scheint. Die Tragweite einer solchen Gesellschaft erschließt sich nach und nach, genauso wie die Geschichte mehr und mehr Fahrt aufnimmt. Die Utopie die hier dargestellt wird hat mich tief beeindruckt. Alter hat nichts mit Biologie zu tun, und Machtmissbrauch durch Reichtum und fadenscheinige Gesetze ebenfalls nicht.

Für mich besteht die Faszination an dieser Geschichte in dem Grausen, das zwischen den Zeilen zu lesen ist und weniger in der Geschichte, die sehr geradlinig beschrieben ist. Genauso auch die Amoralität der Reichen und der nicht vorhandene politische Motivation der jungen Bewohner aktiv an diesem Zustand etwas zu ändern.

Wenn die Geschichte an sich die eine oder andere unlogische Stelle aufweist, so überzeugt der erste Band, der auf zwei Bände angelegten Geschichte durch sein Gesamtbild und due klare Sprache und die lebendigen Charaktere.

Für mich ein sehr eindrücklicher Roman, der haften bleibt.

Titel: Starters
Autor: Lissa Price
Verlag: Piper Fantasy

Was für ein Debütroman! Lissa Price schildert eine Welt in nicht all zu ferner Zukunft.  Durch ein mißglücktes genetisches Experiment, starben alle Menschen, die nicht wie Kinder und Jugendliche und Rentner durch eine Impfung geschützt waren.

Inhalt:
Der Teenie Callie, die Hauptperson des Romans kämpft in den Straßen des Großraums Los Angeles mit ihrem jüngeren kränklichen Bruder ums Überleben. In verlassenen Häusern finden sie immer nur eine Bleibe auf Zeit.

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Lovecraft ganz ohne Tentakelmonster

von am 19. September 2014 2 Kommentare

Der Vollständigkeit halber und als bekennender Lovecraft-Fan, ist es wohl an der Zeit, eine kurze Vorstellung dieser zwei Sammlungen nachzureichen.

Nach der zweibändigen CHRONIK DES CTHULHU-MYTHOS folgten vergangenen Dezember mit DIE LAUERNDE FURCHT und DER SILBERNE SCHLÜSSEL Lovecrafts restliche fantastische Werke. Im selben Stil wie die Chronik gehalten liegt nun das gesamte unheimlich-fantastische Werk des „Einsiedlers aus Providence“ in einer hochwertigen Ausgabe vor. Eine günstige Alternative zu den edlen Hardcover-Ausgaben aus H. P. LOVECRAFTS BIBLIOTHEK DES SCHRECKENS. Zudem ergänzt durch den vollständigen Sonnet-Zyklus „Fungi from Yuggoth (nachgedichtet von Michael Siefener) und einer Auswahl von Geschichten, die Lovecraft in seiner Kindheit schrieb (und zwei seiner Parodien).

Über Sinn und Unsinn der „Bonusgeschichten“ kann natürlich gestritten werden. Qualitativ schwankend, sicher. Aber nicht uninteressant, wenn man Lovecrafts Entwicklung als Autor nachvollziehen will.

Anders als in der CHRONIK DES CTHULHU-MYTHOS wird hier auf Dr. Marco Frenschkowskis Einleitungen verzichtet. Bei den Lesern fielen diese wohl größtenteils durch. Sehr bedauerlich. Dr. Frenschkowskis Worte zu den verschiedenen Geschichten sind fundiert und erhellend. Nichtsdestotrotz stellen diese beiden Bücher zusammen mit der Chronik eine lohnende Anschaffung für alle Lovecraft-Fans und solche, die es werden wollen dar!

Im November folgt dann wieder das Sternengezücht um den Großen Cthulhu. Passend zum Design der vier Lovecraft-Sammelbände erscheint beim Festa Verlag Steven Jones’ Anthologie „Shadows over Innsmouth“. Hier werden Mythos-Geschichten präsentiert, die sich insbesondere mit Lovecrafts heruntergekommener Stadt an der Küste Neu Englands befassen. Der Band ist vor einigen Jahren schon in einer sehr stark limitierten Auflage beim Basilisk Verlag unter dem Titel INNSMOUTH – EIN REISEFÜHRER erschienen. Der Band präsentiert 17 Geschichten die fast alle erstklassig sind. Eröffnet wird das ganze natürlich von Lovecrafts „Der Schatten über Innsmouth“. Zu den versammelten Autoren gehören u. a. Kim Newman, Ramsey Campbell und Neil Gaiman.

Der Vollständigkeit halber und als bekennender Lovecraft-Fan, ist es wohl an der Zeit, eine kurze Vorstellung dieser zwei Sammlungen nachzureichen.

Nach der zweibändigen CHRONIK DES CTHULHU-MYTHOS folgten vergangenen Dezember mit DIE LAUERNDE FURCHT und DER SILBERNE SCHLÜSSEL Lovecrafts restliche fantastische Werke. Im selben Stil wie die Chronik gehalten liegt nun das gesamte unheimlich-fantastische Werk des „Einsiedlers aus Providence“ in einer hochwertigen Ausgabe vor. Eine günstige Alternative zu den edlen Hardcover-Ausgaben aus H. P.

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Killer aus dem Eis

von am 13. September 2014 Kommentare deaktiviert für Killer aus dem Eis

Killer aus dem EisTitel: Killer aus dem Eis (Liege Killer)
SerienZyklentitel: Paratwa-Trilogie (Paratwa-Saga)
Autor: Christopher Hinz
Verlag, Nummer: Heyne 5641  (Folgebände:)

update: Die Bände sind leider auf deutsch nicht mehr lieferbar, die englischen Originale jedoch schon.

Dieser Roman ist der erste Band der Paratwa-Trilogie des bisher den deutschen Lesern unbekannten amerikanischen Autors, der leider erst mit zehnjähriger Verspätung übersetzt wurde. Das eigenwillige Umschlagbild wird erst durch die Lektüre verständlich, schreckt aber wohl eher ab, als daß es zum Kauf animiert. Auch die Inhaltsangabe überzeugt nicht so recht, und somit kam ich mehr zufällig dazu, dieses Buch zu lesen. Allerdings habe ich dann sofort die beiden auch recht umfangreichen Folgebände verschlungen.

Inhalt:
Die durch apokalyptische Kriege, rücksichtslose Profitgier und industrielle Ausbeutung total verseuchte und völlig lebensfeindliche Erde hat die überlebenden Menschen vor mehr als 200 Jahren gezwungen, in riesige Orbitalstationen zu flüchten. Die furchtbaren Erfahrungen der Endzeit haben bewirkt, daß der Umgang mit der Technik sehr besonnen gehandhabt wird. Aber nach vielen Generationen des Friedens und sehr reglementierten Fortschritts werden die Forderungen bestimmter politischer Gruppierungen nach Freigabe des alten Wissens immer lauter. Von einem Schmugglerteam der Costeaus, einer Paria-Kaste der Menschheit, dessen Auftraggeber unbekannt sind, wird ein Paratwa aus der Stasis geholt. Dieses gentechnisch geklonte Killerwesen aus der kriegerischen Vergangenheit der Erde besteht aus zwei mit übermenschlichen Reflexen ausgestatteten Superwesen, die geistig und gefühlsmäßig direkt miteinander kommunizieren. Sie morden gnadenlos und scheinbar wahllos. Wer unter den seit Bestehen der Weltraumzentren dort in Frieden lebenden Menschen soll sich diesem unbesiegbaren Überwesen entgegenstellen ?

Beurteilung:
Der Inhalt klingt in dieser Kurzfassung ein wenig nach einer Superman-Version, aber der Roman ist weit davon entfernt. Obwohl die innere und äußere Spannung sehr ausgeprägt ist, harte und aktionsgeladene Passagen beklemmende Dichte erreichen, entfaltet der Autor dennoch bestürzend realistisch und mit genialer Detailfreude das glaubhafte Panorama einer zukünftigen Welt vor dem faszinierten Leser. Das konsequente aber auch überraschend vielfältige Fortdenken kultureller, sozialer und religiöser Aspekte, des gesamten zwischenmenschlichen Bereichs, frappiert immer wieder. Als kleiner Beleg hierfür sei eine Eigenheit der Costeaus genannt, deren einzelne Clans “Duftbeutel” tragen, die diverse unangenehme Gerüche verbreiten, um nur ein Beispiel für die facettenreiche Subkultur dieser Paria-Schicht zu bringen. Auch die technische Umwelt und ihre Bereiche werden oft mehr als nur angedeutet. Besonders visionär erscheint die Fortführung des Machbaren im Computerbereich: denkbare Vernetzungen und Manipulationen erschrecken und faszinieren zugleich. Eine neue skrupellose Massenkirche nutzt das latente nostalgische Verlangen nach den Wurzeln der menschlichen Wiege, der verlorenen Erde, für ihre undurchsichtigen Zwecke. Überhaupt werden die politischen Strömungen und Machtspiele widerstreitender Interessen sehr genau durchleuchtet. Der erbarmungslose Endkampf mit dem Paratwa ist von großartiger Rasanz.

Fazit:
Schon der Auftaktband der Trilogie lohnt sich für etwas anspruchsvollere und nicht nur auf Action festgelegte Leser sehr. Stück für Stück wird das intrigante Netzwerk der Paratwas enthüllt, mit dem sie die Menschheit zu unterjochen suchen, ihre Schöpfer aus kurzsichtigem Eigennutz. Diese Superwesen, mit ihrer Langlebigkeit und Überlegenheit auf nahezu jedem Gebiet, lassen den Homo Sapiens wie den Zauberlehrling aussehen, der die Geister, die er rief, nicht mehr beherrschen kann.

Titel: Killer aus dem Eis (Liege Killer)
SerienZyklentitel: Paratwa-Trilogie (Paratwa-Saga)
Autor: Christopher Hinz
Verlag, Nummer: Heyne 5641  (Folgebände:)

update: Die Bände sind leider auf deutsch nicht mehr lieferbar, die englischen Originale jedoch schon.

Dieser Roman ist der erste Band der Paratwa-Trilogie des bisher den deutschen Lesern unbekannten amerikanischen Autors, der leider erst mit zehnjähriger Verspätung übersetzt wurde. Das eigenwillige Umschlagbild wird erst durch die Lektüre verständlich, schreckt aber wohl eher ab, als daß es zum Kauf animiert.

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Die Insel der besonderen Kinder

von am 12. September 2014 2 Kommentare

inselRansom Riggs
DIE INSEL DER BESONDEREN KINDER. Roman.
Aus dem Amerikanischen von Silvia Kinkel
(Miss Peregrine’s Home for Peculiar Children / 2011)
München, Pan, 2011, 416 S.
ISBN 978-3-426-28368-4 / 16,99 Euro
Auch als Taschenbuch erhältlich:
München, Knaur, 2013, 416 S.
ISBN 978-4-426-51057-5 / 6,90 Euro

Das Beste an dem seit einiger Zeit kursierenden Schlagwort von der »All Age«-Literatur ist, dass man seither auch in fortgeschrittenem Lesealter zu diesen Büchern greifen kann, ohne so alberne Entschuldigungen wie »Ich möchte einmal prüfen, ob das für die Enkelkinder geeignet ist« gebrauchen zu müssen. Im schlimmsten Fall ist das Buch dann halt auch nur das: Für die Enkelkinder geeignet.
Manchmal jedoch stößt man auf ein Werk, das sich einem öffnet wie eine Schachtel voller alter, vergilbter Schwarzweiß-Fotos. Man blättert die Seiten um und hat dabei das Gefühl, mit jedem neuen Bild einer zwar längst vergangenen, aber bis heute immer noch wirksamen Magie zu erliegen. So geschehen bei der Lektüre von DIE INSEL DER BESONDEREN KINDER des amerikanischen Drehbuchschreibers Ransom Riggs.
Jacob Portman ist Fünfzehn und führt mit seinen wohlhabenden Eltern ein einigermaßen langweiliges Leben in Florida – bis zu dem Tag, an dem er mit ansehen muss, wie sein Großvater von einem Monster getötet wird. Ausgerechnet der von Jacob über alles geliebte Grandpa Abraham, der in jungen Jahren als Einziger seiner Familie den Nazi entkam – und, wie der unvergleichliche Erzähler unheimlicher Geschichten immer wieder beteuerte, den »Monstern«!
Die örtliche Polizei glaubt allerdings nicht an solche Spinnereien, oder gar an »Monster«, und gibt die Schuld einem Rudel verwilderter Hunde. Für Jacob beginnt eine Zeit des Zweifels, des Leidens und der Desorientierung. Denn in den, mit alten Fotos »belegten« Erzählungen von Abraham kamen immer wieder zwei Motive vor: eine paradiesische Insel voller ganz »spezieller« Kinder und jene Monster, die er von dort fernhalten und bekämpfen musste. Allerdings hatte Jacob in den letzten Jahren seinem Großvater nicht mehr geglaubt und diese Geschichten schlicht für Märchen und die Bilder für schlechte Fälschungen gehalten.
Um das schreckliche Geschehen zu verarbeiten, reist Jacob schließlich (auch auf Anraten seines Psychiaters) auf jene kleine Insel vor der walisischen Küste, auf der das Waisenhaus stand, in dem der junge Abraham Zuflucht vor dem Holocaust fand und eine glückliche Zeit zwischen ganz besonderen Kindern verlebte.
Dort angekommen, findet Jacob nur noch eine ausgebombte Ruine vor, die von den Inselbewohnern als Spukhaus bezeichnet und furchtsam gemieden wird. Alles Suchen und Stöbern in den verfallenen Resten ist vergeblich, außer weiteren alten Fotos gibt es keinerlei Hinweise mehr darauf, wer vor dem September 1940 (als die Bombe auf das Haus fiel) hier gelebt hatte. Erst als er kurz vor seiner Abreise ein vorzeitliches Steingrab erkundet, macht Jacob die entscheidende Entdeckung – vielleicht hatten die Geschichten seines Großvaters doch einen wahren Kern …
Für einen echten Entwicklungsroman ist der Handlungszeitraum von etwas mehr als einem Jahr zu kurz, dafür ist die Beschreibung der widersprüchlichen Gefühle, der Zerrissenheit der eigenen Persönlichkeit an der Schwelle vom Kind zum jungen Erwachsenen aber außergewöhnlich gut gelungen.
Ransom Briggs hat mit DIE INSEL DER BESONDEREN KINDER einen berührenden, zartfühlenden, unheimlichen und spannenden Roman verfasst, der auch erfahrene Leser zu fesseln versteht und trotz seiner Ansiedlung in der Gegenwart und seiner sehr modernen Sprache zwischen den Zeilen (und vor allem durch die vielen Bildbeigaben) ein leicht melancholisches Gefühl von Nostalgie zu vermitteln weiß.
Ach, und bevor ich es vergesse: für die Enkelkinder ist das Buch auch hervorragend geeignet.

Horst Illmer

Ransom Riggs
DIE INSEL DER BESONDEREN KINDER. Roman.
Aus dem Amerikanischen von Silvia Kinkel
(Miss Peregrine’s Home for Peculiar Children / 2011)
München, Pan, 2011, 416 S.
ISBN 978-3-426-28368-4 / 16,99 Euro
Auch als Taschenbuch erhältlich:
München, Knaur, 2013, 416 S.
ISBN 978-4-426-51057-5 / 6,90 Euro

Das Beste an dem seit einiger Zeit kursierenden Schlagwort von der »All Age«-Literatur ist, dass man seither auch in fortgeschrittenem Lesealter zu diesen Büchern greifen kann,

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Der unmögliche Roman

von am 31. August 2014 Kommentare deaktiviert für Der unmögliche Roman

UnmöglicheRoman

Zoran Zivkovic
DER UNMÖGLICHE ROMAN.
Aus dem Serbischen von Margit Jugo und Astrid Philippsen
Köln, DuMont, 2011, 480 S.
ISBN 978-3-8321-9615-8

Inhalt:
Zeitgeschenke (Vremenski Darovi /1997) 4 Geschichten
Unmögliche Begegnungen (Nemoguci Susreti / 2000) 6 Geschichten
Sieben Berührungen der Musik (Sedam Dorida Muzike / 2001) 7 Geschichten
Die Bibliothek (Biblioteka / 2002) 6 Geschichten
Schritte durch den Nebel (Koraci Kroz Maglu /2003) 5 Geschichten

Bei der Durchsicht meiner während der sich aus diversen Gründen in die Länge ziehenden Lektüre von Zivkovics UNMÖGLICHEM ROMAN niedergeschriebenen Notizen fielen mir zwei Dinge auf: erstens hätte ich auf keine der insgesamt 28 Kurzgeschichten verzichten mögen und zweitens hatten sich über die Wochen und Monate hinweg einige davon so deutlich ins Gedächtnis eingeprägt, dass ich durchaus von „Lieblingsgeschichten“ sprechen möchte. Damit wird vielleicht auch deutlicher, worin die vielen Stärken (und die wenigen, ja, Schwächen mag man’s kaum nennen) des Buches liegen – in seiner fast paradoxen „geschlossenen Disparatheit“.
Der deutsche Verlag von DER UNMÖGLICHE ROMAN macht etwas für Leser eigentlich sehr Unschönes: Er bastelt aus gleich fünf, im serbischen Original zwischen 1997 und 2003 erschienenen, Story-Sammlungen ein Buch, welches im Titel die Gattungsbezeichnung „Roman“ führt. Das zeugt entweder von ordentlicher Chuzpe oder großem Leichtsinn – einfacher macht es die Entscheidung, gerade dieses Buch zu kaufen und zu lesen jedenfalls nicht. Dafür erhält der Mutige eine Belohnung wie sie nur die besten Erzähler ihrem aufmerksamen Publikum bescheren – Geschichten, die im Gedächtnis bleiben und in ihrer Langzeitwirkung tatsächlich eine Bereicherung des Wissens- und Erfahrungsschatzes jedes Einzelnen mit sich bringen.
Wer also alle „Hürden“ überwunden hat und sich auf das Abenteuer des „unmöglichen Romans“ einlässt, stößt schon auf der ersten Seite der ersten Erzählung („Der Astronom“) auf etwas, das alle Texte der vorliegenden Sammlung auszeichnet: auf eine Sprache (und ich vermute einmal, dass dies auch im serbischen Original so ist, nicht nur in der großartigen Übersetzung von Margit Jugo und Astrid Philippsen), die man einfach nur als „gepflegt“ bezeichnen kann.
Natürlich hilft es, dass eigentlich alle Figuren wahre Stoiker sind und „Action“ oder selbst „Eile“ aus den beschriebenen Handlungen zum Großteil verbannt sind. Aber auch wenn sich die Geschehnisse oft in Räumen von unterschiedlicher Größe (von der Folterkammer bis zur „Großen Bibliothek“) abspielen, ist das noch keine wirkliche Erklärung für die Faszination, die Zivkovics Stil entwickelt. Vielmehr scheint es so zu sein, dass der „heimliche Held“ dieser Geschichten – die Zeit – Größe und Unüberwindlichkeit gerade in der Ausformulierung von Sätzen zeigt, in denen eine absolute Beherrschung der Sprache erkennbar wird.
Es ist also ein Genuss, diese Geschichten zu lesen – und es ist ein Genuss, wie sich die einzelnen Szenarien vor dem inneren Auge öffnen und die Teilhabe an Geschehnissen ermöglichen, die (nach der Logik des Textes) jedem von uns jederzeit passieren könnten. Bis eben auf jenes winzige Moment des Phantastischen, das, teilweise nur in einem Wort, einem Satz oder einer Andeutung (die auch ganz anders ausgelegt werden könnte), in diese Jedermanns-Geschichten einbricht und ihnen ihren ganz speziellen „Geschmack“ verleiht.
Wenn zum Beispiel einer der namenlosen Ich-Erzähler (der, wenn er denn tatsächlich als Alter Ego des Autors angelegt ist, einige Dutzend Inkarnationen durchmacht) in „Die Nachtbibliothek“ vom Bibliothekar sein „Lebensbuch“ vorgelegt bekommt, ist es nicht so sehr die Vorstellung, dass es eine Institution gibt, die alles über uns weiß (und sammelt), die zur Verstörung führt, sondern der im Vorraum eingeschlossene Regenschirm, der nach der überstürzten Flucht aus den Bibliotheksräumen dem nun vor den (auf immer?) verschlossenen Türen Stehenden gut sichtbar zeigt, dass dieses unmögliche Ereignis kein (Alp-)Traum war.

Zoran Zivkovic hat sich mit seinen Erzählungen weltweit ein treues Publikum erobert, und dass dies in Deutschland noch nicht so ist, liegt sicherlich an der hierzulande oftmals gepflegten, zumeist ungerechtfertigten Bevorzugung des Romans gegenüber der Kurzgeschichte. Dabei vermögen es solch herausragende Schriftsteller wie Zivkovic in seinem UNMÖGLICHEN ROMAN, die Ideenkeime zu gleich 28 mehr oder weniger langen Gedankenspielen auszusäen und zum Erblühen zu bringen.
Dieses Buch birgt 28 Chancen in sich, eines ihrer Lieblingsbücher zu werden – geben Sie ihm wenigstens eine!

Horst Illmer

Zoran Zivkovic
DER UNMÖGLICHE ROMAN.
Aus dem Serbischen von Margit Jugo und Astrid Philippsen
Köln, DuMont, 2011, 480 S.
ISBN 978-3-8321-9615-8

Inhalt:
Zeitgeschenke (Vremenski Darovi /1997) 4 Geschichten
Unmögliche Begegnungen (Nemoguci Susreti / 2000) 6 Geschichten
Sieben Berührungen der Musik (Sedam Dorida Muzike / 2001) 7 Geschichten
Die Bibliothek (Biblioteka / 2002) 6 Geschichten
Schritte durch den Nebel (Koraci Kroz Maglu /2003) 5 Geschichten

Bei der Durchsicht meiner während der sich aus diversen Gründen in die Länge ziehenden Lektüre von Zivkovics UNMÖGLICHEM ROMAN niedergeschriebenen Notizen fielen mir zwei Dinge auf: erstens hätte ich auf keine der insgesamt 28 Kurzgeschichten verzichten mögen und zweitens hatten sich über die Wochen und Monate hinweg einige davon so deutlich ins Gedächtnis eingeprägt,

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Sommer der Drachen

von am 29. August 2014 Kommentare deaktiviert für Sommer der Drachen

der_sommer_der_drachen-9783426701645_xxlTitel: Sommer der Drachen (Dragon Weather Teil1)
SerienZyklentitel: Die Obsidian Chroniken  (Obsidian Chronicles)
Autor: Lawrence Watt-Evans
Verlag, Nummer: Knaur 70164 (Folgebände: 70165, 70166, 70167)

update: Die Obsidian Chronken sind in der deutschen Ausgabe geteilt. Die bei Knaur erschienenen und heute vergriffenen vier Bände beinhalten also nur die ersten zwei Bände der Trilogie. Der dritte Band "Dragon Venom" ist im Deutschen bisher nicht erschienen.  Eine Neuauflage und Fortsetzung ist derzeit bei keinem deutschen Verlag geplant. Deswegen mein Tipp: Englisch lesen…

Als ich dieses Buch, das ich mir schon lange vor seinem Erscheinen, des Autors wegen, vorgemerkt hatte, endlich in den Händen hielt, war meine Vorfreude auf gute Fantasy-Unterhaltung ziemlich groß. Als alter Leser hatte ich seine vorhergehenden leider lange vergriffenen Werke schon alle gelesen (siehe Fußnote) und ich kann vorwegnehmen, dass ich auch bei diesem Roman voll auf meine Kosten gekommen bin.

Inhalt:
Das friedliche Bergdorf Obsidian wird von bösartigen Drachen zerstört, die von dem plötzlichen und unprovozierten Angriff überraschten Bewohner werden niedergemetzelt. Als einziger überlebt, durch eine glückliche Fügung, der junge Arlian den heimtückischen Überfall der Bestien. Von einer Bande gnadenloser Plünderer wird er entdeckt und als Sklave an einen Bergwerksbesitzer verkauft. Nur der unbeugsame Wille, sich an den Mördern seiner Familie zu rächen, hält ihn in seiner verzweifelten Lage am Leben. Aber das scheint ein aussichtsloses Unterfangen zu sein. Soviel zur Ausgangslage der Erzählung sei verraten. Mehr vom Inhalt zu vorzustellen, wie es leider der Klappentext tut, wäre schade.

Beurteilung:
Der linear und schnörkellos geschriebene Roman wird ausnehmend spannend und farbig erzählt. Der Autor schafft es beinahe mühelos, den Leser in die Geschichte hineinzuversetzen und ihn die bitteren Niederlagen und glücklichen Wendungen mit großer Anteilnahme miterleben zu lassen. Die Sprache ist ohne Pathos, zum Teil fast nüchtern, und trotzdem – oder vielleicht auch gerade deswegen – erzielt der Autor mit ihr große Wirkung. Der Ton ist meist ernst, nur an wenigen Stellen blitzt, dann aber umso unerwarteter, ein Funken Humor auf, aber meist unterschwellig und nie derb. So erfährt der Leser zum Beispiel mit heimlicher Freude, wie einer seiner Peiniger dem Flüchtling unfreiwillig zu einem größeren Geldbetrag verhilft. Auch die Nebenrollen sind farbig und komplex gezeichnet. Als Beleg hierfür sei die Szene zitiert, in der der brutale Wächter „Bluthand“ im Bergwerk erklärt, warum er am Anfang seines Dienstes einen Sklaven zu Tode geprügelt hat (Seite 103). Sicher, die Erklärung, daß er jung und verängstigt war, entschuldigt nicht sein unmenschliches Handeln, aber es erklärt zumindest, warum er diese Grausamkeit beging. Auseinandersetzungen und Kämpfe werden durchgehend glaubhaft dargestellt, ohne Pathos oder Glorifizierung, eher sachlich und immer nachvollziehbar. Eine längere, sehr harte Passage in einem Bordell, das zum Zufluchtsort des Helden wird, wirkt erträglicher durch die immer noch vorhandene Lebensfreude der auf ganz besonders niederträchtige Art an einer Flucht gehinderten Frauen.
Am Ende dieser ersten Erzählung merkt der Leser, daß mit diesem Band eigentlich erst die Ausgangslage für den folgenden Roman geschaffen wurde, der stärkeren Tiefgang verspricht. Und die Hoffnung auf größeres Potential des Folgebandes, den ich inzwischen auch schon verschlungen habe, übrigens in einer Nacht, ist voll gerechtfertigt. Die Steigerung ist unverkennbar.

Fazit:
„Sommer der Drachen“ ist ein ausgesprochen spannend geschriebenes Werk, das zum emotionalen Mitgehen zwingt. Die Aussage im Klappentext über Watt-Evans als „einen oft unterschätzten Autor, der sich hier endgültig als Meistererzähler der Fantasy erweist“, trifft ohne Abstriche zu. Es sei leichten Herzens zugegeben, daß dieser Roman keine innovative Offenbarung ist, die Charaktere keinen großen Tiefgang aufweisen, manchmal sogar mit lakonischer Kürze gezeichnet sind. Dennoch sind sie äußerst lebendige, komplexe und widersprüchliche Personen, deren Handeln und Motivation klar herausgearbeitet werden und starke Sympathie beim Leser erwecken. Mitfiebern kann versprochen werden.
Obwohl die Geschichte am Ende des zweiten Bandes einen deutlichen und starken (im doppelten Sinne des Wortes) Abschluß findet, freut man sich doch schon jetzt auf die Fortsetzung. Da ich bewußt auf Rückmeldungen meiner Leser achte, kann ich unumwunden sagen, daß beide Romane auf breiteste Zustimmung gestoßen sind, was auch aus dem bisherigen Abverkauf von „Die Drachenbrüder“ deutlich abzulesen ist. Es dürfte kaum Leser geben, die „abspringen“. Beste Unterhaltung!

Anmerkung:
Die bisher bei uns erschienenen Werke von Watt-Evans sind:
1. der vierbändige Zyklus „Die Herren von Dus“ (Heyne 06/4416 – 06/4419), ein eigenwilliges und inspirierendes, aber auch ein wenig verstörendes Fantasy-Doeuvre um die Abenteuer eines „Übermenschen“ in der Welt der Normalen.
2. der leider sehr seltene Einzelband „Das verhexte Schwert“ (Heyne 06/4576), worin die Abenteuer eines Schwertkämpfers dargestellt werden. Dieser erhält zu Beginn von einem Magier ein Schwert, das ihm 99 Siege garantiert, beim hundertsten Kampf aber sein eigenes Leben fordert. Der Roman besteht aus zwei emotional unterschiedlichen Teilen. In der ersten Hälfte besteht unser Held ganz schön vergnügt und munter seine teilweise schelmischen Abenteuer, aber der zweite Teil ist recht düster. Je näher der letzte Kampf rückt, desto mehr verkriecht sich der verzagte Krieger. Die endgültige Auflösung des Dilemmas gelingt dem Autor durch eine großartige und völlig unerwartete Wendung des Geschehens.

Titel: Sommer der Drachen (Dragon Weather Teil1)
SerienZyklentitel: Die Obsidian Chroniken  (Obsidian Chronicles)
Autor: Lawrence Watt-Evans
Verlag, Nummer: Knaur 70164 (Folgebände: 70165, 70166, 70167)

update: Die Obsidian Chronken sind in der deutschen Ausgabe geteilt. Die bei Knaur erschienenen und heute vergriffenen vier Bände beinhalten also nur die ersten zwei Bände der Trilogie. Der dritte Band "Dragon Venom" ist im Deutschen bisher nicht erschienen.  Eine Neuauflage und Fortsetzung ist derzeit bei keinem deutschen Verlag geplant. Deswegen mein Tipp: Englisch lesen…

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Blumen für Algernon

von am 24. August 2014 Kommentare deaktiviert für Blumen für Algernon

AlgernonDaniel Keyes
BLUMEN FÜR ALGERNON. Roman.
Aus dem Amerikanischen von Eva-Maria Burger
(Flowers for Algernon / 1966)
(Hardcover nicht mehr lieferbar: Stuttgart, Klett-Cotta, 2006, 300 S.
ISBN 3-608-93631-9 / 19,50 Euro)
Paperback: Stuttgart, Klett-Cotta, 2015, 298 S.
ISBN 3-608-96029-5 / 14,94 Euro

Ist es möglich, so frage ich mich, ein Buch so erschöpfend zu studieren, seine Besonderheiten mit solchem Detailreichtum zu erfassen und zu beschreiben, dass es unsichtbar wird? Ist es möglich, dass wir, während wir penibel die Spannung seiner Handlung oder die Länge seiner Dialoge ausmessen, den Blick für seine Schönheit verlieren? Dass wir unserer prosaischen Beschreibung seines farbigen oder typographisch herausragenden Umschlages wegen das Leben zwischen den Zeilen nicht mehr sehen, dessen fein abgestimmte Zwischentöne viele Autoren vor Neid erblassen ließe, dessen psychologische Raffinesse die meisten anderen Werke in den Schatten stellt?
Ich glaube, genau das tun wir oftmals. Ich glaube, indem wir uns unseren Studienobjekten mit der Haltung von Statistikern und Archivaren annähern, entfernen wir uns mehr und mehr von der wundersamen und magischen Welt der Phantasie, deren Anziehungskraft uns erst dazu anregte, uns mit diesen Büchern zu befassen.
Es sind, natürlich, vor allem unsere Lieblingsbücher, die zuerst Gefahr laufen, solcherart betrachtet zu werden. Deshalb schadet es ihnen auch nicht, wenn wir sie für einen längeren Zeitraum aus den Augen verlieren. Stoßen wir dann eines Tages wieder auf solch ein Buch, und beginnen wir die Lektüre aus einer anderen, neuen, gewandelten Einstellung, so erfahren wir beim erneuten Lesen, ob die von uns erinnerten Qualitäten immer noch vorhanden sind und entdecken, im günstigsten Fall, sogar neue.
BLUMEN FÜR ALGERNON von Daniel Keyes gehört zu meinen frühesten und eindrücklichsten Leseerinnerungen. Sowohl die Kurzgeschichte von 1959 als auch der 1966 zum Roman erweiterte Text beeindruckten mich mit ihrer überwältigenden Sprachkraft und der wunderbaren Charakterzeichnung des Protagonisten Charlie Gordon.
Charlie ist ein geistig zurückgebliebener junger Mann, der als Reinigungskraft in einer Bäckerei einigermaßen mit dem Leben zurechtkommt. Zwei Eigenschaften zeichnen ihn aus: Seine freundliche und zuvorkommende Art und ein stark entwickelter Drang, Lesen und Schreiben zu lernen. Denn Charlie glaubt, wenn er intelligenter wäre, könnte er mehr Freunde haben und seine Arbeit noch besser verrichten.
Alice Kinnian, seine Lehrerin in der Abendschule für retardierte Erwachsene, findet ihn sympathisch und freut sich über sein Engagement. Deshalb empfiehlt sie Charlie für ein Forschungsprogramm, bei dem die Leistungsfähigkeit des Gehirns durch eine Operation und gleichzeitige medikamentöse Unterstützung gesteigert werden soll. Das Verfahren wurde erfolgreich an Versuchtieren getestet; das Vorzeigeexemplar ist eine weiße Maus mit Namen Algernon.
Das Buch erzählt aus Charlies Sicht den Verlauf der Ereignisse in Form von datierten »Fortschrittsberichten«, welche den Zeitraum von März bis November eines Jahres umfassen. In diesen Einträgen zeigt sich das geistige Niveau Charlies bereits auf den ersten Blick an der verwendeten Rechtschreibung. Am Beginn stehen Sätze wie »Ich hofe sie nemen mich weil Miss Kinnian sagt fileich könen sie mich Intelgent machen.« (An dieser Stelle soll einmal der Übersetzerin gedacht werden, deren Übertragung von Charlies schlechtem Amerikanisch in schlechtes Deutsch als gelungen zu bezeichnen keinerlei Ironie darstellt!)
Später, als sich die Erfolge der Behandlung einstellen, gelingt es Charlie rasend schnell, Rechtschreibung und Grammatik zu erlernen und zu beherrschen. Sein Stil wird glasklar, und die Berichte vermitteln nun gleichzeitig die Intelligenzsteigerung des Probanten und seine emotionale Unreife.
Denn zwar gelingt es Charlie nun, Algernons Vorsprung im Lösen von Labyrinthen einzuholen und sich eine große Menge von »Wissen« anzulesen, aber die ihm zugefügten seelischen Schäden verhindern eine ähnlich schnell voranschreitende Sozialisierung. Aus dem netten Charlie wird ein arrogant-genialer Mister Gordon. Allerdings ist es dann auch sein hochentwickelter Geist, der zuerst erkennt, dass Algernons Entwicklung nicht mehr stabil ist, sondern rückwärts läuft …
BLUMEN FÜR ALGERNON ist ein Buch, das es verstanden hat, mich Jahrzehnte nach seiner ersten Lektüre erneut in seinen Bann zu schlagen. Die Art und Weise in der Daniel Keyes die Entwicklung seines Protagonisten schildert, ist unverändert faszinierend. Auch aus dem Abstand vieler Jahre und nach vielen anderen Büchern bleibt BLUMEN FÜR ALGERNON ein Erlebnis.

Horst Illmer

Daniel Keyes
BLUMEN FÜR ALGERNON. Roman.
Aus dem Amerikanischen von Eva-Maria Burger
(Flowers for Algernon / 1966)
(Hardcover nicht mehr lieferbar: Stuttgart, Klett-Cotta, 2006, 300 S.
ISBN 3-608-93631-9 / 19,50 Euro)
Paperback: Stuttgart, Klett-Cotta, 2015, 298 S.
ISBN 3-608-96029-5 / 14,94 Euro

Ist es möglich, so frage ich mich, ein Buch so erschöpfend zu studieren, seine Besonderheiten mit solchem Detailreichtum zu erfassen und zu beschreiben, dass es unsichtbar wird? Ist es möglich,

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Sir Rogers himmlischer Kreuzzug

von am 19. August 2014 Kommentare deaktiviert für Sir Rogers himmlischer Kreuzzug

Sir rogerTitel: Sir Rogers himmlischer Kreuzzug (The High Crusade)
Autor: Poul Anderson
Verlag, Nummer: Moewig 3539

update: Später erschien eine Neuauflage unter dem Namen High Crusade beim Verlag Bastei-Lübbe. Leider ist keine der Version lieferbar. Für alle die dennoch neugierig sind, gibt es einen gleichnamigen Film. Es lohnt sich, er ist sehr unterhaltsam.

Inhalt:
Zur Zeit der Kreuzzüge landet in England ein Raumschiff bei der Burg des Sir Roger de Tourneville. Dort sind Ritter und Reisige versammelt, die zum Kreuzzug ins Heilige Land aufbrechen wollen.
Die „Wersgorix“, eine hochmütige Eroberer-Rasse, wollen auch den rückständigen Planeten Erde ihrem riesigen Sternenimperium einverleiben. Aber unserer wackerer Ritter und seine furchtlosen Mannen greifen die überheblichen „Zauberer“ mutig an und erobern die Himmelsmaschine. Alle Fremden, bis auf einen, werden niedergemacht. Dieser ist verwundet und eingeschüchtert und antwortet daher bereitwillig beim Verhör. Dabei faßt Sir Roger den verwegenen Plan, mit dieser Himmelsmaschine einen Kreuzzug gen Jerusalem zu unternehmen.
Das überlebende „Blaugesicht“ programmiert aber einen Kurs zur nächsten Stützpunktwelt der „Wersgorix“. So gelangen Sir Roger, seine Mannen, sowie die gesamte Burg-und Dorfbevölkerung auf einen fremden Planeten.
Die weiteren Abenteuer unseres verwegenen und schlitzohrigen Helden, erzählt von Sir Rogers Beichtvater persönlich, sollen hier aber natürlich nicht verraten werden.

Beurteilung:
Dies klingt wie der Anfang einer „Münchhausiade“, und das soll es wohl auch sein. „Sir Rogers himmlischer Kreuzzug“ ist ein mit leichter Hand geschriebenes SF-Märchen, das manchmal zum Schmunzeln verleitet. Der Autor versteht es gekonnt, seine Leser zum Staunen zu bringen und zum vergnüglichen Lesen zu verführen. Wie sehr genieße ich, auch noch in der Erinnerung, z.B. die Szene am Anfang, als das Himmelsschiff landet, die Rampe herabgelassen wird und ein Außerirdischer oben steht, einen Strahler in der Hand. Im Gefühl der absoluten Überlegenheit tötet dieser mit seiner Waffe einen der Burgbewohner. Damit, so glaubt er, kann er die Primitiven so erschrecken, daß sie vor ihm auf die Knie fallen, wie vor einem blitzeschleudernden Gott, oder daß sie zumindest voller Panik fliehen. Aber weit gefehlt! Die unerschrockenen Engländer spicken ihn mit Pfeilen ihrer Langbögen, stürmen mit Geschrei die Rampe hinauf, durch die offene Luke ins Raumschiff hinein und machen alle nieder. Und wie herrlich ist bald darauf folgende Szene, in der die irdischen Barbaren mit Mann und Maus, mit Schweinen und Hühnern in das Himmelsschiff des Zauberers ziehen, um, wie sie glauben, ins Heilige Land zu fliegen. Trotz der kriegerischen Handlung gibt es also auch viel Witz und Ironie in Andersons Roman. Sir Roger ist kein strahlender Held, vielmehr ein einfallsreicher und listiger Kämpfer, der beherzt und dreist handelt. Mit primitiven Mitteln setzt er eine technisch haushoch überlegene Militärmaschinerie matt, so werden z.B. Panzer durch Fallgruben außer Gefecht gesetzt. Besonders erheiternd wirkt es, wenn die „Blaugesichter“, die hinter allem einen hinterhältigen Trick vermuten, die Absichten ihrer Gegner immer wieder völlig falsch auslegen.

Fazit:
Jeder Leser, der nicht ideologisch verbohrt ist und Freude an einem frisch und unkonventionell erzählten Roman hat, wird von diesem „Garn“ begeistert sein. Sicher wird ein möglicherweise feingeistiger Leser genügend Argumente gegen dieses Werk vorbringen können, aber für die ist diese Space Opera auch nicht geschrieben worden.
Leider ist dieser Roman schon lange vergriffen, und so wird es nicht leicht sein, ihn zu ergattern. Also, auf zur heißen Jagd nach „Sir Rogers himmlischem Kreuzzug“.

Titel: Sir Rogers himmlischer Kreuzzug (The High Crusade)
Autor: Poul Anderson
Verlag, Nummer: Moewig 3539

update: Später erschien eine Neuauflage unter dem Namen High Crusade beim Verlag Bastei-Lübbe. Leider ist keine der Version lieferbar. Für alle die dennoch neugierig sind, gibt es einen gleichnamigen Film. Es lohnt sich, er ist sehr unterhaltsam.

Inhalt:
Zur Zeit der Kreuzzüge landet in England ein Raumschiff bei der Burg des Sir Roger de Tourneville. Dort sind Ritter und Reisige versammelt,

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Mit Schwert und Magie – Conans Erben

von am 18. August 2014 1 Kommentar

Der Blutstein

Mit seinem cimmerischen Barbaren hat Robert E. Howard eine der archetypischen Heldenfiguren der Fantasy-Literatur vorgelegt und quasi im Alleingang das Genre der „Sword & Sorcery“ begründet. Der Begriff wurde von Fritz Leiber erdacht, der damit auf einen 1961 veröffentlichten Brief von Michael Moorcock reagierte, der für Howards Art der Fantasy einen Namen forderte. Moorcocks Vorschlag blieb letztlich nicht ungenutzt, aber unter „Epic Fantasy“ ist heutzutage etwas anderes zu verstehen.

Sowohl Leiber als auch Moorcock haben sich selbst ausgiebig mit „Sword & Sorcery“ beschäftigt und ihre Helden Elric respektive Fafhrd und den grauen Mausling in den Kampf schickten. Wichtige Einflüsse auf das Genre stellen u. a. Alexandre Dumas’ (der ältere) „Die drei Musketiere“ und speziell in Robert Howards Fall auch die Geschichten aus „Tausendundeine Nacht“ dar. Auch Howards Zeitgenosse Clark Ashton Smith zeigt in seinen Zothique- und Hyperborea-Geschichten (nicht zu verwechseln mit Howards eigenem Hypberborea) deutliche „Sword & Sorcery“-Anleihen. Zu Howards unmittelbarsten Erben muss Catherine Lucille Moore gezählt werden, die mit „Jirel of Joiry“ ab 1934 quasi eine weibliche Entsprechung des Barbaren in verschiedene Abenteuern antreten ließ. Die „Jirel“-Stories wurden von Conan-Übersetzerin Lore Straßl ins deutsche übertragen und sind sowohl in der legendären „Terra Fantasy“-Reihe des Pabel Verlags und zuletzt Anfang der 2000er in der kurzlebigen „Dark Fantasy“-Reihe des Festa Verlags erschienen.

Ganz aktuell sorgt George R. R. Martins „Games of Thrones“-Reihe für Furore, die besonders in den ersten Bänden ganz eindeutig die eher bodenständigen „Sword & Sorcery“-Fantasy bedient. In späteren Teilen wird der fantastische Aspekt wohl verstärkt was scheinbar diverse Diskussionen unter den Lesern ob der korrekten Einordnung geführt hat. Aber hier soll es vornehmlich auch um eine andere Reihe gehen …

Als Robert E. Howards legitimer Nachfolger wird weithin Karl Edward Wagner (1945 – 1994) gehandelt. Zu verdanken ist dies Wagners eigener Heldengestalt, dem unsterblichen Schwertkämpfer Kane. Recht interessant, sind doch von Kane nur drei Romane und eine eher überschaubare Anzahl Kurzgeschichten veröffentlicht worden.

Im März 2014 ist im Golkonda Verlag mit DER BLUTSTEIN der erste Roman um Kane erschienen. In überarbeiteten und wohl erstmals kompletten Fassung in deutscher Sprache (die drei Kane-Romane sind Ende der 70er bereits bei Bastei Lübbe erschienen). Die beiden folgenden Bände sollen bis Frühjahr 2015 auf den Markt gebracht werden. Über die Kurzgeschichten gibt es bisher keine Ankündigung. Bei entsprechendem Erfolg mag sich der Verlag um eine Veröffentlichung bemühen.

Bleibt zu prüfen, ob Kane seinem Ruf gerecht wird.

Gerade bei den Fans des cimmerischen Barbaren könnte Kane, im Übrigen Wagners Version des biblischen Kain, meines Erachtens auf wenig Gegenliebe stoßen. Conan war vieles. Ein Dieb und Pirat. Ohne Zweifel ein Schurke. Aber er hatte immer ein Wertesystem, einen Ehrenkodex, an den er sich immer gehalten hat. Kane hingegen ist vollkommen amoralisch. Dadurch wird er sowohl zum Titelhelden als auch zum Antagonisten seiner eigenen Reihe. Sicherlich, und das ist Wagners große Stärke, sind auch seine Gegenspieler nie ganz eindeutig die Guten. Aber sie sind doch die Sympathieträger der Geschichte. Kanes Motive sind selbstsüchtig. Er will der Langeweile entfliehen, sucht Rache an einem Gott, der ihn mit einem ewigen Leben gestraft hat, welches nur durch die Gewalt beendet werden kann, die Kane selbst entfesselt. Das Kainsmal, bei Wagner durch Kanes durchdringenden Blick dargestellt, verhindert zudem, dass der „Titelheld“ jemals Glück unter den Menschen finden wird.

Einen Schurken zur Hauptfigur zu machen, der zudem in jedem Roman gegen neue Figuren antritt, ist wohl immer eine Gratwanderung. Allein die Notwendigkeit, für jede Geschichte neue Figuren zu entwerfen, denen sich die Leser verbunden fühlen, dürfte keine leichte Aufgabe sein. Nichtsdestotrotz Ist zumindest DER BLUTSTEIN ein packend geschriebenes Fantasy-Garn. Gefüllt mit interessanten Figuren, einem erstklassigen Schurken und einer ganzen Menge Spannung ist Kanes Debüt ein gelungener Roman, der in jede gut sortierte Fantasy-Sammlung gehört.

Mit seinem cimmerischen Barbaren hat Robert E. Howard eine der archetypischen Heldenfiguren der Fantasy-Literatur vorgelegt und quasi im Alleingang das Genre der „Sword & Sorcery“ begründet. Der Begriff wurde von Fritz Leiber erdacht, der damit auf einen 1961 veröffentlichten Brief von Michael Moorcock reagierte, der für Howards Art der Fantasy einen Namen forderte. Moorcocks Vorschlag blieb letztlich nicht ungenutzt, aber unter „Epic Fantasy“ ist heutzutage etwas anderes zu verstehen.

Sowohl Leiber als auch Moorcock haben sich selbst ausgiebig mit „Sword &

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Sperling

von am 13. August 2014 Kommentare deaktiviert für Sperling

Russell+Sperling-RomanTitel: Sperling (The Sparrow)
Autor: Mary Doria Russel
Verlag, Nummer: Heyne 06/6336 (Folgebände: 06/6337)

update: Derzeit sind diese Werke nicht bestellbar.

Was hatte ich doch für ein Glück, als ich – unbefangen und dem Zufallsprinzip folgend – diesen Roman als nächste Lektüre auswählte. Klappentexten traue ich schon lange nicht mehr, und auch die Ankündigung, daß dieses Werk mit dem Arthur C. Clark Award ausgezeichnet worden war, ließ mich zunächst einmal kalt. Mit Preisen ist es manchmal so eine Sache. Erst später erfuhr ich, daß dieser Band in den USA in den (bis zum damaligen Zeitpunkt) letzten beiden Jahren auf allen Verkaufslisten immer unter den besten fünf Werken stand.

Inhalt:
Im Jahre 2019 werden von einem jungen Forscher einer Sternwarte in Puerto Rico Signale einer außerirdischen Zivilisation empfangen. Die zyklischen „Gesänge“ stammen von dem nur vier Lichtjahre entfernten Alpha Centauri-System. Der Astronom teilt dies zunächst einigen Freunden mit, darunter dem Jesuiten und begnadeten Linguisten Emilio Sandoz. Der kann seinen Orden, mit dem Segen des Papstes, dazu veranlassen, eine eigene Weltraumexpedition zu starten, da die UNO sich nicht über die Kostenverteilung einigen kann. Der Flug zum Planeten Rakhat gelingt den acht befreundeten Forschern, und sie finden ein Paradies vor. Aber nach den ersten Kontakten mit den zwei intelligenten Spezies, die sich den Planeten teilen, mehren, sich trotz bester Absichten der Forscher, die Missverständnisse, und es kommt zum völligen Scheitern der Mission. Von einer zweiten Expedition, die die offiziellen Organe der Erde unternehmen, wird nur noch Sandoz lebend angetroffen und zur Erde zurückgesandt. Aber er ist ein körperliches und seelisches Wrack, von extremen Schuldgefühlen und tiefen Glaubenszweifeln zerrissen. Soviel von der Geschichte darf beruhigt preisgegeben werden, denn diese Tatsachen werden auch im Roman ziemlich schnell klar.

Beurteilung:
Obwohl also zu einem sehr frühen Zeitpunkt deutlich wird, daß die von sympathischen und hochintelligenten Menschen in bester Absicht unternommene Mission grausam scheitert, gelingt es der Autorin in ihrem Erstlingswerk hervorragend, den eigentlichen Grund der Tragödie bis fast zum Ende zu verbergen. „Sperling“ ragt in beinahe jeder Hinsicht ganz stark aus der Masse der oftmals klischeebeladenen Science Fiction – Literatur heraus, ist eine rundum gelungene Erstkontakt – Geschichte. Sie ist nicht nur Fiction, sondern auch Science im eigentlichen Sinne, nämlich wissenschaftlich sorgfältig ausgearbeitet. Wenn auch die Zivilisation der fremden Bewohner Rakhats, ihre ökologischen Zwänge und Eigenheiten, im Gesamtkonzept des Romans etwas zu kurz gerät, ein Schwachpunkt ist dies dennoch nicht, denn das eigentliches Anliegen der Autorin ist nicht deren Schilderung.
Mary Russels eigentliche Stärke liegt sicherlich in den komplex und großartig herausgearbeiteten psychologischen, soziologischen und theologischen Aspekten der vorgegebenen Situation, weniger in der xenobiologischen Komponente, obwohl auch diese interessant genug dargestellt wird. Virtuos stellt sie der kaputten Umwelt unserer Erde den ökologisch intakten Planeten Rakhat gegenüber. Der fremde Planet ist indes nicht ganz das Paradies, als das ihn die Forscher zuerst sehen. Leider gibt es auch dort eine tückische Schlange und viel Leid, aber eben keine Umweltverschmutzung und
-zerstörung.
Scheint dies alles auch ein wenig akademisch überladen und theorielastig zu klingen, dem ist beileibe nicht so. Der Roman bewegt den Leser am meisten durch die lebendig und liebevoll gezeichneten Charaktere, deren bedingungsloses Engagement, nie aufgesetzt wirkenden Humor, Seelengröße und Herz. Die Autorin hastet nie, nimmt sich Zeit für ihre Darlegungen, schafft es immer, starke Emotionen hervorzurufen. Die greifbare Tiefe der Gefühle bewegt, wühlt auf, läßt den Leser mitleiden, zieht ihn vollkommen in ihren Bann. Nie kann man sich der Handlung entziehen und von außen zuschauen.
Obwohl die Erzählung in verschiedenen Zeitebenen alternierend dargeboten wird, mit Vor- und Rückgriffen, und dem Leser somit einiges an Aufmerksamkeit abverlangt, wirkt das Geschehen dennoch auf ganz eigene Art und Weise synchron und fast linear. Alle Fakten werden Zug um Zug dargestellt, auf beinahe unterschwellige Weise wird das Ganze immer deutlicher. Dennoch dürfte wohl jeder vom Ende überrascht werden.

Fazit:
Mary Russels „Sperling“ ist sicher nicht geeignet für bloße Action – Konsumenten. Man muß schon ein wenig investieren, aber diese Investition wird reichlich vergolten. Es gelingt der Autorin beinahe unmerklich, den Leser immer tiefer in ihre Geschichte hineinzuziehen, die Tragik des Geschehens immer deutlicher hervortreten zu lassen. Der Roman ist aufwühlend und subtil spannend bis zur letzten Seite. Er ist ein eigenwilliges Werk, ein intelligentes Buch, in gewisser Weise sogar raffiniert. Das tiefgründige Gedankenspiel wird wohl bei vielen Lesern noch lange nach der Lektüre nachklingen und sie zum Nachdenken zwingen. Ein erstaunliches Erstlingswerk, ein wichtiges Buch!

Anmerkung:
Zu diesem Epos erschien inzwischen ein Folgeband „Gottes Kinder“ (Heyne 06/6337). Auch dieser umfangreiche Wälzer (682 Seiten) ist lesenswert, obschon von ihm nicht die gleiche Faszination ausstrahlt. Leider ist es der Autorin hierbei nicht mehr ganz gelungen, ein ebenbürtiges Werk zu präsentieren. Ein Zuviel an Ideen verhindert, daß ein weiterer Roman „aus einem Guß“ entstehen konnte. Trotzdem noch immer sehr lesenswert.

Titel: Sperling (The Sparrow)
Autor: Mary Doria Russel
Verlag, Nummer: Heyne 06/6336 (Folgebände: 06/6337)

update: Derzeit sind diese Werke nicht bestellbar.

Was hatte ich doch für ein Glück, als ich – unbefangen und dem Zufallsprinzip folgend – diesen Roman als nächste Lektüre auswählte. Klappentexten traue ich schon lange nicht mehr, und auch die Ankündigung, daß dieses Werk mit dem Arthur C. Clark Award ausgezeichnet worden war, ließ mich zunächst einmal kalt. Mit Preisen ist es manchmal so eine Sache.

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Lovecraft & Joshi – Das übernatürliche Grauen in der Literatur

von am 13. August 2014 1 Kommentar

GrauenSekundärliteratur, insbesondere zum Genre Phantastik, erscheint im ersten Moment uninteressant, es sei denn zu Recherchezwecken. Dennoch gibt es in diesem Bereich der Literatur immer wieder interessante Werke*. Einen dominanten Platz in diesem Feld nimmt hier einmal mehr J.R.R. Tolkien ein, der mit seinem „Der Herr der Ringe“ ein Werk vorgelegt hat, das seit nunmehr fast genau sechs Jahrzehnten die Fantasie von Millionen Lesern beflügelt und hat damit ein Werk von bleibender Kraft hinterlassen. Das hat nicht nur zu unzähligen Biographien über den Autor geführt. Auch seine Bücher selbst wurden auf die verschiedenste Weise bearbeitet, analysiert und besprochen.

Verglichen damit führt die Weird Fiction, trotz vermeintlicher Titanen wie Stephen King, Clive Barker oder Peter Straub ein Schattendasein. Da nimmt es nicht Wunder, dass talentierte Autoren wie T. E. D. Klein, Robert Aickman (R.I.P.), Ramsey Campbell oder Thomas Ligotti, besonders im deutschen Sprachraum, eher einer kleinen Gemeinde von Fans bekannt sind. Damit ist wiederum auch das Interesse an entsprechenden Sekundärwerken eher gering. Trotzdem möchte ich euch eines dieser Werke ans Herz legen:

Das wohl erste ernsthafte Werk, das sich mit der Geschichte und den Vertretern der Horrorliteratur auseinandersetzte stammt von Howard Phillips Lovecraft, für viele der anerkannte Vater der modernen Horrorgeschichte. Wie sein Autor ist auch „Supernatural Horror in Literature“ nicht unumstritten. Hinzu kommt Sunand Tryambak Joshi, der wohl führende Spezialist auf dem Gebiet der Weird Fiction, der nicht nur die vorliegende Ausgabe von Lovecrafts Essay kommentierte, sondern auch dessen Gesamtwerk veröffentlichte, selbst eine Biographie verfasste und sich einen Namen als Kritiker machte, selbst auch alles andere als unumstritten.

Lovecrafts Essay wird vorgeworfen, dass es zu sehr seinen persönlichen Geschmack bedient. Nicht ganz unrichtig. Der große Montague Rhodes James, einer von Lovecrafts Favoriten und zweifelsfrei der König der englischen Geistergeschichte, attestierte Lovecraft in einem Brief an Nicholas Llewelyn Davies einen Schreibstil, der höchst ungehörig sei („[his] style is of the most offensive“). Er beklagte vor allem, dass Lovecraft das Wort „cosmic“ zu oft benutzt habe. Wer Lovecrafts Werke kennt, mehr als den Essay hat James wohl nie gelesen, ist auch mit dessen Kosmizismus vertraut.

Die Kriterien, mit denen Lovecraft die besprochenen Werke untersuchte sind subjektiv. Dass er damit nicht jedermanns Geschmack trifft, heute wie damals, ist selbstredend. Bei Büchern, die er selbst nur auszugsweise gelesen hat, verlässt sich Lovecraft bei seiner Untersuchung der Schauerliteratur sehr stark auf Edith BirkheadsThe Tale of Terror“ (1921), ein weiterer Kritikpunkt.

Neben der Gothic Novel widmete sich der Autor u. a. dem europäischen Kontinent, den Größen Amerikas,  gestand Edgar Allan Poe gar ein ganzes Kapitel zu und benannte schließlich und endlich die (damals) modernen Meister der Horrorgeschichte.

Die vorliegende, von S. T. Joshi kommentierte Ausgabe, erschien erstmals im Jahr 2000. Der deutschen Übersetzung liegt die nochmals durchgesehene Ausgabe von 2012 zugrunde. Joshi ist seit vielen Jahren als Verleger und Kritiker tätig. Aufgrund seines harten und offenen Urteils über Stephen King ist er bei den Fans nicht unbedingt beliebt. Für diese Ausgabe verzichtete Joshi auf seine übliche Polemik und beschränkte sich auf die Aufzählung von Fakten und Quellangaben. So wird z. B. klar, dass Lovecraft sein Necronomicon erschuf, bevor er ChambersThe King in Yellow“ erstmals las. Die Behauptung, dass es umgekehrt sei, mag werbewirksam sein, entspricht aber nicht der Wahrheit. Das wusste ich vorher auch nicht.

Neben den verschiedenen Anmerkungen zu den einzelnen Kapiteln steuerte Joshi ein Vorwort und eine ausführliche Bibliographie der besprochenen Werke bei. Diese wurde von Robert N. Bloch durch die Angabe deutscher Veröffentlichungen ergänzt.

Die von Joshi kommentierte Ausgabe von „Supernatural Horror in Literature“ liegt hiermit erstmals in deutscher Sprache vor. Der Golkonda Verlag legt damit die definitive Ausgabe von Lovecrafts Essay vor, an der kein Fan der Weird Fiction vorbeikommt!

*vor ein paar Wochen erst hat Horst Illmer sich mit einem solchen Werk befasst. Jo Waltons "What makes this Book so great", das er in den höchsten Tönen lobt gehört genau in diese Sparte…

Sekundärliteratur, insbesondere zum Genre Phantastik, erscheint im ersten Moment uninteressant, es sei denn zu Recherchezwecken. Dennoch gibt es in diesem Bereich der Literatur immer wieder interessante Werke*. Einen dominanten Platz in diesem Feld nimmt hier einmal mehr J.R.R. Tolkien ein, der mit seinem „Der Herr der Ringe“ ein Werk vorgelegt hat, das seit nunmehr fast genau sechs Jahrzehnten die Fantasie von Millionen Lesern beflügelt und hat damit ein Werk von bleibender Kraft hinterlassen. Das hat nicht nur zu unzähligen Biographien über den Autor geführt.

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Spiegeltanz

von am 11. Juli 2014 Kommentare deaktiviert für Spiegeltanz

SpiegeltanzTitel: Spiegeltanz (Mirror Dance)
SerienZyklentitel:  Barrayar Zyklus (Vorkosigan-Saga)
Autor: Lois McMaster Bujold
Verlag, Nummer: Heyne 5885 (diverse Folgebände)

update: Die gesamte Saga, die insgesamt aus 21 Geschichten besteht, ist derzeit nicht lieferbar. Die Bände sind jeweils in sich geschlossen und ursprünlich nicht chronologisch veröffentlicht worden. Für den "antiquarischen Jäger" gibt es am Ende des Artikels die chronologische Reihenfolge.

Dieser notfalls auch für sich alleine lesbare achte Roman des Barrayar-Zyklus, ausgezeichnet mit dem Hugo Award 1995 (übrigens schon das dritte Werk der Autorin, dem dieser Preis verliehen wurde), mit fast 700 Seiten auch der bisher umfangreichste, hat mich erneut ebenso stark in seinen Bann gezogen wie fast alle vorhergehenden. Nachdem die beiden ersten eigenständigen Bände vor kurzem wieder aufgelegt wurden, sind nun leider die Bände drei  bis fünf  nicht mehr lieferbar. Aber vielleicht ist ja in Sachen Wiederauflage noch nicht das letzte Wort gesprochen – die Leser der bisherigen Romane werden mir bei diesem Wunsch sicherlich zustimmen.

Inhalt:
Der Held der meisten zurückliegenden Werke, mit einer starken körperlichen Behinderung geboren, die er durch charakterliche und geistige Willensstärke und Selbstdisziplin kompensieren konnte, hat sich eine nur wenigen Eingeweihten bekannte Doppelidentität aufgebaut. Neben seiner offiziellen Stellung als Lord Miles Vorkosigan von Barrayar, im Geheimdienst tätig, hat er durch geniale Schachzüge erreicht, daß er unter dem Decknamen Miles Naismith zum Admiral der freien Dendarii-Söldner aufgestiegen ist. Ein Klon, von einem unerbittlichen Gegner seiner Heimatwelt gezüchtet, wurde in einem zähen Ringen enttarnt und seine Konditionierung durchbrochen. Als Miles´ Bruder jedoch wurde dieser, unter verdeckter Beobachtung des Geheimdienstes stehend, in eine relative Freiheit entlassen. (Soviel aus der Vorgeschichte zum Verständnis für neue Leser.) In Abwesenheit des Admirals gelingt es dem Klon , selbst langjährige Kampfgefährten von Miles Naismith zu täuschen und ein Kriegsschiff der Dendarii-Söldner zu requirieren. Mit der erschlichenen Streitmacht will er einen Überfall auf die Genlabors des Hauses Bharaputra im weit entfernten Jackson´s Whole ausführen, wo auch er erzeugt wurde, um deren verbrecherische Machenschaften aufzudecken. Miles Naismith kehrt zu spät zur Flotte zurück, um dieses waghalsige Kommandounternehmen zu verhindern und macht sich an die Verfolgung seines Klonbruders Mark.

Beurteilung:
Auch mit diesem Roman gelingt es der Autorin wiederum, Charaktere von großer Tiefe sowie eine komplexe und überaus spannende Handlung überzeugend darzubieten, wobei das Hauptinteresse diesmal auf die Entwicklung von Miles´ Klonbruder gerichtet ist. Bedrängt von paranoiden Zwängen seiner Vergangenheit, auf der verzweifelten Suche nach einer eigenen Identität, von naivem Glauben an seine selbstgestellte Aufgabe getrieben, versucht er, mit ungenügender Vorbereitung und ohne das strategische und taktische Genie seines Vorbildes, mit seinem Stoßtrupp fünfzig Kinder zu befreien. Diese Kinder in den Körpern von Erwachsenen werden von gewissenlosen Genmanipulatoren für Gehirntransplantationen bereitgehalten, um das Leben reicher Kunden zu verlängern. Miles und sein instabiler "Spiegelbruder" Mark müssen durch eine Hölle an selbstzerstörerischen Zweifeln und schrecklichen Qualen, um ihre Persönlichkeit und ihr Leben zu retten. Fasziniert erlebt der Leser, durch welche psychischen und physischen Tiefen Mark gehen muß, welch erschreckende Exzesse er auf sich nimmt, um dem Schatten seines dominierenden Bruders zu entkommen. Es sei an dieser Stelle allerdings auch darauf hingewiesen, daß die sexuellen Momente und Spielarten einiger Passagen nicht für junge Leser gedacht sind.

Fazit:
Das Barrayar-Universum wird von Band zu Band immer vielschichtiger, die Charaktere werden immer schärfer profiliert, auch die dunklen Seiten und Taten der Protagonisten werden ohne Scheu dargestellt. Es gibt keine dümmlich-heldenhaften "Ritter"; Egoismus, unbewußt – bewußter Neid und Tendenzen zur Selbstzerstörung werden deutlich sichtbar, aber letzlich siegt der verzweifelte Mut zum Leben und zur Selbstbehauptung der gequälten Kreatur. Neben der starken äußeren Spannung ist es dieser philosophisch-psychologische Tiefgang, der bei vielen Lesern dazu führt, daß die Lektüre des Barryar-Zyklus süchtig macht. Space Opera, die weit über das übliche klischeehafte Mittelmaß hinausgeht, ist halt leider eher selten.

Chronologie:
(nur englisch Dreamweaver’s Dilemma)

Die Quaddies von Cay Habitat

Sammelband: Cordelia’s Ehre

  • Scherben der Ehre
  • Barrayar

Sammelband: Der junge Miles

  • Der Kadett
  • Die Berge der Trauer
  • Der Prinz und der Söldner

Sammelband: Gefährliche Missionen

  • Cetaganda
  • Ethan von Athos
  • Labyrinth

Sammelband: Der Doppelgänger

  • Grenzen der Unendlichkeit
  • Waffenbrüder
  • Spiegeltanz

Sammelband: Die Revolte

  • Viren des Vergessens
  • Komarr

Sammelband: Der Botschafter

  • Botschafter des Imperiums
  • Geschenke zum Winterfest
  • Diplomatische Verwicklungen

(nur englisch Captain Vorpatril’s Alliance)

(nur englisch CryoBurn)

Titel: Spiegeltanz (Mirror Dance)
SerienZyklentitel:  Barrayar Zyklus (Vorkosigan-Saga)
Autor: Lois McMaster Bujold
Verlag, Nummer: Heyne 5885 (diverse Folgebände)

update: Die gesamte Saga, die insgesamt aus 21 Geschichten besteht, ist derzeit nicht lieferbar. Die Bände sind jeweils in sich geschlossen und ursprünlich nicht chronologisch veröffentlicht worden. Für den "antiquarischen Jäger" gibt es am Ende des Artikels die chronologische Reihenfolge.

Dieser notfalls auch für sich alleine lesbare achte Roman des Barrayar-Zyklus, ausgezeichnet mit dem Hugo Award 1995 (übrigens schon das dritte Werk der Autorin,

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Blade Runner

von am 10. Juli 2014 Kommentare deaktiviert für Blade Runner

BladeRunnerPhilip K. Dick
BLADE RUNNER. Roman.
(Do An­droids Dream of Electric Sheep? / 1968)
Ü: Michael Nagula
Frankfurt/M., Fischer Taschenbuch, Juli 2014, 224 S.
Fischer Klassik
ISBN 978-3-596-90559-1

Ein Kopfgeldjäger ist normalerweise ein moralisch ziemlich bedenklicher Zeitgenosse, dem man am besten einfach aus dem Weg geht. Wenn er aber für die Polizei die unangenehme Arbeit erledigt, geflohene Androiden aufzuspüren und zu eliminieren, wandelt sich die Einstellung – je nachdem, ob man ein Mensch ist, der geschützt werden will, oder ein gejagter Androide. Wie steht man aber zu einem „Blade Runner“ (wie diese Sonderkräfte der Polizei der Zukunft genannt werden), der vielleicht selbst ein Androide ist?
Diese Frage stellt sich eines schönen Tages Rick Deckard, einem der erfolgreichsten seines Fachs, als er bei einem neuen Job tiefer in die Gefühls- und Gedankenwelt seiner „Beute“ eindringen muss, als bisher üblich. Denn wenn selbst die hübsche Rachael Rosen, Nichte des Gründers der Androiden-Fabrik, ein „Nexus-6-Andy“ ist – wieweit kann er sich dann bei der Identifizierung von Kunstmenschen noch sicher sein? Gibt es denn überhaupt einen (moralisch bedeutsamen) Unterschied zwischen Mensch und Maschine?
Beim Lesen des Textes blenden sich fast zwangsläufig Bilder und Inhalt der Verfilmung vor das geistige Auge. Nun handelt es sich bei DO AN­DROIDS DREAM OF ELECTRIC SHEEP?  nicht um das Buch zum Film, sondern um den bereits 1968 geschriebenen Original-Roman, bei dem es Dick auch auf ganz andere Aspekte ankam, als 1982 Ridley Scott, dem Regisseur von BLADE RUNNER, dem damit ebenfalls ein Meisterwerk gelang.
Um wie vieles weiter gefasst ist jedoch Philip K. Dicks Buch. Die Figur des Rick Deckard ist viel weniger linear, die Ausstattung der Nebenfiguren reicher und die Welt im Hintergrund weniger reduziert. Dick thematisiert hier, wie so oft, die Unmöglichkeit, zwischen einer echten und einer gefälschten Realität objektiv zu unterscheiden. Die von anderen Menschen vermittelten „Wahrheiten“, die Nachrichten und Mitteilungen der Medien, die Geschäftspolitik riesiger Konzerne sind es, die bestimmen, welchen Ausschnitt der „Realität“ wir wahrnehmen.
Obwohl das Werk schon einige Jahrzehnte auf dem Buckel hat, wirkt es frisch und spritzig, seine Inhalte haben nichts von ihrer Aktualität und Brisanz verloren – denn man braucht für „Androide“ nur „Boat People“ zu setzen, schon hat einen die Zukunft eingeholt!
BLADE RUNNER, oder TRÄUMEN ANDROIDEN VON ELEKTRISCHEN SCHAFEN?, wie der Roman früher hieß, ist ein Buch, bei dem sich der Leser in hohem Maße gefordert sieht, das zum Nachdenken und Diskutieren einlädt, ein Buch, das Stellung bezieht und das hilft, selbst Stellung zu beziehen – auch deshalb ist die Aufnahme in die Reihe Fischer Klassik unbedingt notwendig gewesen.

Horst Illmer

Philip K. Dick
BLADE RUNNER. Roman.
(Do An­droids Dream of Electric Sheep? / 1968)
Ü: Michael Nagula
Frankfurt/M., Fischer Taschenbuch, Juli 2014, 224 S.
Fischer Klassik
ISBN 978-3-596-90559-1

Ein Kopfgeldjäger ist normalerweise ein moralisch ziemlich bedenklicher Zeitgenosse, dem man am besten einfach aus dem Weg geht. Wenn er aber für die Polizei die unangenehme Arbeit erledigt, geflohene Androiden aufzuspüren und zu eliminieren, wandelt sich die Einstellung – je nachdem, ob man ein Mensch ist,

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Das dunkle Herz der Nacht

von am 8. Juli 2014 Kommentare deaktiviert für Das dunkle Herz der Nacht

das_dunkle_herz_der_nacht-9783426701744_xxlTitel: Das dunkle Herz der Nacht (A Cavern of Black Ice)
SerienZyklentitel: Schwert der Schatten (Sword of Shadows)
Autor: J.V.Jones
Verlag, Nummer: Knaur 70174 (Folgebände:70175, 70176, 70177  )

update: Die Bände sind leider nicht mehr lieferbar. Die beiden Fortsetzungen der Reihe, die einige Jahre später geschrieben wurden, sind bisher nicht in deutscher Auflage erschienen. Zudem sei gesagt, das die Reihe, laut Aussage der Autorin, noch nicht beendet ist.

Die dritte veröffentlichte Fantasy Saga der Autorin J.V.Jones

Inhalt:
Das Buch entwickelt sich auf unterschiedlichsten Schauplätzen.
Die  beiden Hauptpersonen heissen R.S und A.M

Die Geschichte um R.S beginnt so :
Während R.S und sein Bruder Drey jagen scheint die Welt in Ordnung zu sein. Doch ab einem bestimmten Punkt erkennt R.S , durch Zufall oder Vorsehung, daß der Jagdgruppe, die sich mit ihnen vom Clan getrennt hat, etwas zugestossen sein muß und sie die Pflicht haben zurückzukehren. R.S ist jünger als sein Bruder , der bereits Jahrmann – ein vollständiges Mitglied der Blacknails- ist. Dieser Clan war der erste der grossen Nordlandbarbarengemeinschaften, nach ihm kamen Dhome und Bludd. R.S und Drey kommen zum Lager zurück und sehen das Ausmass. Die Welt ist definitiv nicht mehr in Ordnung; geliebte Menschen, unter ihnen ihr Vater, sind tot und da auch Drago Bl. die Jagdgruppe begleitete hat der BL-C. keinen Häuptling mehr. Der einzige, der nicht auffindbar ist, ist dessen Sohn Mace. In dem Moment des Schreckens sieht R.S wie grundsätzlich unterschiedlich er und sein Bruder denken, wie anders Konsequenzen und Schlüsse ausfallen.

Beurteilung:
Das dunkle Herz der Nacht  ist der Beginn einer Saga, die so eine Welt beschreibt, dass sie dem Leser lebendig vor den Augen entsteht.
Es ist eine Art von Schreibstil, der es bei seiner direkt wirkenden Darstellung mit guten Filmen aufnehmen kann und ausserdem die Vorteile eines Buches birgt Gedanken und Hintergründe exakter zu formulieren. ( Verantwortlich hierfür sind u.a. Metaphern, die auch vom Sinngehalt her das Denken untermauern.
Die Handlung entwickelt sich eingebettet in die Gesetzmässigkeit der Welt.
Fantasievolle Besonderheiten, durchsetzt mit guten Ideen in der Beschreibung der Magie kommen nicht zu kurz obwohl der Mensch im Mittelpunkt steht.
Das Ganze ist auf ein grosses Ausmaß angelegt.
Es ist sehr konsequent denn es entstehen geballte Situationen, die vorstellbar sind und als besonderes Merkmal erschrecken. Denn J.V.Jones kennt den Menschen und beschreibt  eben auch psychisch begründete Abgründe in die er stürzen kann.

Fazit:
Schlussendlich kann man sagen, es ist nicht schwer zu lesen und man wird obendrein durch ein intensiv wirkendes Buch belohnt.

Titel: Das dunkle Herz der Nacht (A Cavern of Black Ice)
SerienZyklentitel: Schwert der Schatten (Sword of Shadows)
Autor: J.V.Jones
Verlag, Nummer: Knaur 70174 (Folgebände:70175, 70176, 70177  )

update: Die Bände sind leider nicht mehr lieferbar. Die beiden Fortsetzungen der Reihe, die einige Jahre später geschrieben wurden, sind bisher nicht in deutscher Auflage erschienen. Zudem sei gesagt, das die Reihe, laut Aussage der Autorin, noch nicht beendet ist.

Die dritte veröffentlichte Fantasy Saga der Autorin J.V.Jones

Inhalt:
Das Buch entwickelt sich auf unterschiedlichsten Schauplätzen.

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Das Orakel vom Berge

von am 7. Juli 2014 Kommentare deaktiviert für Das Orakel vom Berge

OrakelPhilip K. Dick DAS ORAKEL VOM BERGE. Roman. (The Man in the High Castle / 1962) Ü: Norbert Stöbbe Frankfurt/M., Fischer Taschenbuch, Juli 2014, 271 S. Reihe Fischer Klassik ISBN 978-3-596-90562-1

Philip K. Dicks Alternativwelt-Roman DAS ORAKEL VOM BERGE ist in einer Welt angesiedelt, in der Deutschland und Japan den Zweiten Weltkrieg gewonnen haben. Die Vereinigten Staaten von Amerika befinden sich im Status eines besetzten Landes, gespalten in einen von Deutschland mit harter Hand regierten Ostteil und in die von Japan dominierten Westpazifikstaaten. Nur in den unwegsamen, kaum besiedelten Landesteilen entlang der Rocky Mountains hat sich ein Rest der „alten“ USA behaupten können. Während der zerstörte Osten mit deutscher Hilfe (und jeder Menge Nazi-Ideologie) wieder aufgebaut wird, haben sich in Kalifornien die Japaner auf einen zurückhaltenden, assimilierenden Kolonialismus verlegt.

Es gibt eine zaghaft im Untergrund agierende „Widerstandsbewegung“ (wenn man die wenigen, sehr vereinzelt lebenden und im Verborgenen wirkenden Intellektuellen so nennen kann). In diesen Kreisen zirkuliert ein Buch des Poeten und Romanciers Hawthorne Abendsen, in dem dieser eine alternative Welt beschreibt, in der England und die USA gegen die Achsenmächte gewonnen haben. Typisch für Dicks Verschachtelung der diversen „Realitäten“ ist es jedoch, dass auch diese „literarische Wirklichkeit“ von der uns bekannten teilweise stark abweicht.

Die Handlung kreist um die vier Hauptakteure Nobusuke Tagomi, Frank und Juliana Frink und Robert Childan, welche von Dick überzeugend mit Eigenleben ausgestattet wurden. Die jeweiligen Erzählstränge sind voneinander unabhängig, führen jedoch immer wieder aufeinander zu, berühren sich, trennen sich wieder. Die Aktionen der Protagonisten sind vielfach fremdgesteuert (z. B. wenden sich einige von ihnen immer wieder an das chinesische Orakelbuch I GING, wenn sie Entscheidungen fällen müssen), und selbst wenn sie scheinbar aus eigenem Willen handeln, sind die Ergebnisse dieses Handelns nicht nur für sie selbst oftmals überraschend und unvorhersehbar.

Philip K. Dicks 1963 mit dem HUGO-Award ausgezeichneter Roman wurde von Norbert Stöbbe exzellent übertragen. Nicht nur herausragende Kritiker und Schriftsteller wie Ursula K. Le Guin oder Kim Stanley Robinson sehen in diesem Buch einen der großen, wichtigen Meilensteine der amerikanischen Science Fiction. Auch für die jetzt bei Fischer Klassik begonnene Dick-Reihe ist DAS ORAKEL VOM BERGE ein wichtiger Baustein – und für jeden anspruchsvollen Leser ist dieses Buch ein Genuss.

Horst Illmer

Philip K. Dick DAS ORAKEL VOM BERGE. Roman. (The Man in the High Castle / 1962) Ü: Norbert Stöbbe Frankfurt/M., Fischer Taschenbuch, Juli 2014, 271 S. Reihe Fischer Klassik ISBN 978-3-596-90562-1

Philip K. Dicks Alternativwelt-Roman DAS ORAKEL VOM BERGE ist in einer Welt angesiedelt, in der Deutschland und Japan den Zweiten Weltkrieg gewonnen haben. Die Vereinigten Staaten von Amerika befinden sich im Status eines besetzten Landes, gespalten in einen von Deutschland mit harter Hand regierten Ostteil und in die von Japan dominierten Westpazifikstaaten.

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Codex Alera

von am 1. Juli 2014 Kommentare deaktiviert für Codex Alera

CodexAleraTitel: Die Elementare von Calderon
Im Schatten des Fürsten
Die Verschwörer von Kalare
Der Protektor von Calderon
Die Befreier von Canea
Der erste Fürst
Serien/Zyklentitel: Codex Alera
Autor: Jim Butcher
Verlag: blanvalet

Jim Butcher ist durch seine Harry Dresden Reihe dem einen oder anderen bekannt. Bei dem vorliegenden Zyklus handelt es sich um einen High-Fantasy-Zyklus der sehr stark geschrieben ist und so einige Klischees klassischer Fantasy Romane a la Tolkien über Bord wirft.

Inhalt:
Der Junge Tavi wächst behütet bei seiner Tante Isana und seinem Onkel Bernhard auf dessen Hof auf. Im Gegensatz zu allen anderen Mitgliedern der Gesellschaft ist er nicht in der Lage Magie anzuwenden. Hinzu kommt, dass er als Waisenkind wenig bis gar nichts über seine Herkunft weiß. Diese klärt sich auch erst vollständig im Verlauf der sechs Bände.
Nachdem er mit einer Feindin, einem Maratmädchen Namens Kitai, nach einem Wettkampf Freundschaft geschlossen hat und er an den Hof Alera Imperia gerufen wird, treten seine Talente nach und nach zu Tage.
Er ist gerecht, klug und pragmatisch in der Anwendung seiner Fähigkeiten und in der Anwendung der Gesetze.

Im Verlauf der sechs Bände wird seine wahre Bestimmung sichtbar und er führt das Land Alera in ein neues Zeitalter. Dabei lässt Tavi keinen Stein auf dem anderen.

Beurteilung:
Die Idee, dass alle Einwohner des Landes mehr oder weniger stark magiebegabt sind, eröffnet ganz neue Perspektiven. Das führt dazu, dass einfache Aufgaben durch sogenanntes Elementarwirken erbracht werden und der menschliche Geist keine neuen Ideen aushecken muss. Der Außenseiter Tavi ist derjenige, der sich innovatives Denken und Handeln zu Eigen machen muss, um seine Aufgaben bewerkstelligen und um sich in dieser Welt behaupten zu können.
Was den Zyklus darüber hinaus so bemerkenswert macht ist, dass das Klischee von Gut gegen Böse hier nicht verfängt. Die vermeintlich Guten haben ihre Schattenseiten und die Bösen sind nicht per Se böse. Man kann seine Sympathien daher nicht so einfach verteilen, sondern der Facettenreichtum der handelnden Personen verleiht dem Zyklus Tiefe und Glaubwürdigkeit.
Auch Tavi ist nicht nur der unschuldige Junge, da er sich mit Gerissenheit aus der einen oder anderen Falle heraus manövriert und damit seine Freunde nicht nur einmal vor den Kopf stößt.

Vor lauter Feinden könnte man beim Lesen leicht den Überblick verlieren, aber Tavi als Mittler schafft es immer wieder den Feinden klar zu machen, das man manchmal besser miteinander als gegeneinander kämpfen muss, um zu gewinnen.

Dabei profitiert Tavi davon, dass er sich sehr gut in andere hinein versetzen kann und deren Beweggründe rational erfasst und emotional lenken kann.
Hinzu kommt, dass sich der Autor sehr viel Zeit nimmt, nicht nur die Charaktere auszuarbeiten, sondern auch die politische Dimension mit Tiefe gestaltet, so dass man als Leser nicht einfach in den Modus von Licht und Schatten verfallen kann.

Das Reich wird zudem nicht nur von Außen bedroht, sondern auch die innere Spaltung steht bevor.  Der erste Fürst Sextus hat durch seine Intrigen und Geheimniskrämerei das Land an den Rand eines Bürgerkriegs manövriert. Dabei sind die äußeren Feinde oft weniger blutrünstig, als man sie gerne sehen möchte und eher bereit zu verhandeln, denn zu kämpfen.

Das Ende der sechs Bände ist, ohne mehr verraten zu wollen, für einen Fantasy-Zyklus geradezu revolutionär.

Fazit:
Für mich zählt dieser Zyklus zum Besten, was ich in den letzten Jahrzehnten gelesen habe.
In den sechs Bänden hat Butcher eine Unzahl Genrethemen eingebracht. Neben Tavis Erwachsenwerden, kommen Liebe und Romantik (nicht zu schmalzig), Schwert-Degen-Spektakel, großartige Schlachten, politische Ränkespiel und der eine oder andere Held nicht zu kurz. Ein Setting mit vielen Feinden und nichtmenschlichen Wesen sowie eine feindliche Bedrohung, die es in sich hat.
Wohltuend für mich, dass es nicht die klassische Schwarz-Weiß-Malerei gibt, sondern, dass sich die Helden ihre Welt so zu recht legen, wie sie sie gerne sehen möchten.

Ein sehr moderner Zyklus, der sich nicht vor den großen der Fantasy verstecken muss. Im Gegenteil. Der Autor bringt eine Menge frische Ideen mit ein und schafft eine Welt, die für mich vollständig erscheint und die keine Aspekte des menschlichen Lebens auslässt und für mich mit einem starken Ende eine nachhaltige Wirkung erzielt.

Auch wenn die einzelnen Bände mehr oder minder in sich abgeschlossen sind, sollte jeder die sechs Bände lesen. Ich habe keine Seite bereut.

MarkusT

Titel: Die Elementare von Calderon
Im Schatten des Fürsten
Die Verschwörer von Kalare
Der Protektor von Calderon
Die Befreier von Canea
Der erste Fürst
Serien/Zyklentitel: Codex Alera
Autor: Jim Butcher
Verlag: blanvalet

Jim Butcher ist durch seine Harry Dresden Reihe dem einen oder anderen bekannt. Bei dem vorliegenden Zyklus handelt es sich um einen High-Fantasy-Zyklus der sehr stark geschrieben ist und so einige Klischees klassischer Fantasy Romane a la Tolkien über Bord wirft.

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Jo Walton: What Makes This Book So Great

von am 18. Juni 2014 1 Kommentar

what makes this book so greatJo Walton
WHAT MAKES THIS BOOK SO GREAT.
New York, Tor Books, 2014, 447 S.
ISBN 978-0-7653-3193-9
Hardcover mit Schutzumschlag

Wie ich diese Frau beneide, vermag ich gar nicht in Worte zu fassen: Die 1964 in Wales geborene und inzwischen in Kanada lebende Jo Walton ist nicht nur eine sehr gute Autorin, sondern auch eine passionierte Leserin – und im Gegensatz zu uns Normalsterblichen verfügt sie offenbar über einen geheimen Zeitvorrat, aus dem sie sich bedienen kann, wann immer sie ihre Lieblingsbücher zum wiederholten (!!!) Male liest.

Aus dieser Passion ist zuerst ein Blog entstanden und nun ein Buch, dessen Lektüre einfach unglaublichen Spaß bereitet. WHAT MAKES THIS BOOK SO GREAT enthält 130 kurze Kapitel in denen Walton über ihre Nochmals-Lektüren von Science-Fiction-Büchern reflektiert (mit einigen Abschweifungen, wie es sich für eine echte Literaturliebhaberin gehört) und dabei gelingt es ihr praktisch in jedem Fall, diese Besprechungen zu kleinen Essays werden zu lassen, die unmittelbar den Reiz auslösen, die angeführten Werke ebenfalls lesen zu wollen.

Natürlich handelt es sich um eine sehr subjektive und persönliche Auswahl Waltons, doch ihr Lese-Spektrum ist extrem breit gefächert. Neben den Besprechungen ihrer klaren Favoriten wie Lois McMaster Bujold, Steven Brust und C. J. Cherryh stehen Texte über Genre-Größen wie Arthur C. Clarke, Neal Stephenson und Jerry Pournelle, dann wieder springt sie zu so exotischen, extravaganten und unbekannten Büchern und Autoren wie THROUGH A GLASS DARKLY von Kathleen Norris oder WHEN THE KISSING HAD TO STOP von Constantine Fitzgibbon.
Selbstverständlich fehlen weder die Publikumslieblinge Ursula K. Le Guin, John Brunner oder Samuel R. Delany, noch Hinweise auf eher unterschätzte Titel, beispielsweise von Maureen McHugh (CHINA MOUNTAIN ZHANG) oder Jack Womack (RANDOM ACTS OF SENSELESS VIOLENCE). Sogar eine Rezension zu einem niemals veröffentlichten Buch ist enthalten – welches wird hier jedoch nicht verraten.

Neben all diesen Einblicken in die Texte verschiedener Autoren entwickelt Jo Walton dabei wie nebenbei eine Poetik des Schreibens von Science Fiction und eine ebenso kurze wie stimmige Literaturgeschichte dieses faszinierenden Genres.

Unverzichtbar!

Horst Illmer

Jo Walton
WHAT MAKES THIS BOOK SO GREAT.
New York, Tor Books, 2014, 447 S.
ISBN 978-0-7653-3193-9
Hardcover mit Schutzumschlag

Wie ich diese Frau beneide, vermag ich gar nicht in Worte zu fassen: Die 1964 in Wales geborene und inzwischen in Kanada lebende Jo Walton ist nicht nur eine sehr gute Autorin, sondern auch eine passionierte Leserin – und im Gegensatz zu uns Normalsterblichen verfügt sie offenbar über einen geheimen Zeitvorrat, aus dem sie sich bedienen kann,

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Weniger Zukunft war nie

von am 16. Juni 2014 Kommentare deaktiviert für Weniger Zukunft war nie

ZukunftSascha Mamczak
DIE ZUKUNFT. Eine Einführung.
München, Heyne, 2014, 112 S.
ISBN 978-3-453-31595-2
Klappenbroschur

Wir hatten einfach zuviel von dieser Zukunft. Wir wenden den Blick von ihr ab und …“ (Seite 108).

Es ist ja nicht so, dass ich mir von diesem Buch die große Erleuchtung versprochen hätte, oder gar das nächste große Werk über die Entwicklung der Menschheit – aber ist es wirklich zuviel verlangt vom derzeitigen Herausgeber der immer noch bedeutendsten deutschsprachigen Science-Fiction-Reihe, dass er seinen Job ernst nimmt? Machen wir es kurz (hier wenigstens soll der Autor uns Vorbild sein) und loben das, was zu loben ist: Sascha Mamczak hat einen in sich stimmigen und gut recherchierten Essay verfasst, der die Ideengeschichte der menschlichen Vorstellung davon was „Zukunft“ ist, hervorragend darstellt. Dass die „Science Fiction“ in dieser über Jahrtausende reichenden Vergangenheitsschau nur einen relativ kleinen Anteil für sich beanspruchen kann, mag auf den ersten Blick verblüffen, rückt die Relationen aber durchaus zurecht. Was mich während der Lektüre – und vor allem an ihrem Ende – jedoch wirklich störte, war der Unterton der Verdrossenheit und der Resignation, der so ganz eigentlich im Gegensatz steht zu der von Mamczak herausgearbeiteten „Offenheit“ der Zukunft: die unendlichen Möglichkeiten, die sich uns auf unserem weiteren Weg bieten! Wäre es nicht gerade seine Aufgabe gewesen, hier auf die Chancen hinzuweisen, die eine sich neu formierende, sich den Ansprüchen des dritten Millenniums stellende Science Fiction für die Gestaltung „der Zukunft“ mitbringt? Welches utopische Potenzial immer noch in diesen Geschichten schlummert? Wie viel Einfluss ein einziges Buch immer und jederzeit zu entwickeln vermag? Leider konnte ich nichts davon entdecken (was unter Umständen daran liegen mag, dass es zu gut „versteckt“ ist) und so frage ich mich, ob Heyne mit diesem sechsten Band seiner „Jubiläums-Edition“ die eigene Science-Fiction-Reihe nach 50 erfolgreichen Jahren nun eigentlich feiern oder beerdigen wollte? Als Leser, Sammler und Fan möchte man den oben zitierten letzten Satz von Mamczaks Ausführungen über DIE ZUKUNFT so jedenfalls nicht hinnehmen!

Horst Illmer

Sascha Mamczak
DIE ZUKUNFT. Eine Einführung.
München, Heyne, 2014, 112 S.
ISBN 978-3-453-31595-2
Klappenbroschur

Wir hatten einfach zuviel von dieser Zukunft. Wir wenden den Blick von ihr ab und …“ (Seite 108).

Es ist ja nicht so, dass ich mir von diesem Buch die große Erleuchtung versprochen hätte, oder gar das nächste große Werk über die Entwicklung der Menschheit – aber ist es wirklich zuviel verlangt vom derzeitigen Herausgeber der immer noch bedeutendsten deutschsprachigen Science-Fiction-Reihe,

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Die vergoldete Kette

von am 5. Juni 2014 Kommentare deaktiviert für Die vergoldete Kette

goldketteTitel: Die vergoldete Kette (The Gilded Chain)
SerienZyklentitel: Des Königs Klingen (Tales of the King’s Blades)
Autor: Dave Duncan
Verlag, Nummer: Bastei-Lübbe 20412(Folgebände: 20422, 20429)

update: Beide Zyklen von "Des Königs Klingen" und auch "Des Königs Dolche" sind derzeit nicht lieferbar. Klassischer Fall fürs Antiquariat.

Vielen Lesern dürfte Dave Duncan inzwischen bekannt sein, ist das vorliegende Buch doch schon sein 16. in Deutschland erschienenes Taschenbuch – und wahrlich nicht sein schwächstes. Im Rahmen dieser Buchvorschläge wurde schon einmal ein Titel des Schriftstellers vorgestellt (Der Weg nach Kinvale, Bastei 20263). Eigentlich hatte ich geplant , für ausführliche Besprechungen immer einen neuen Autor zu wählen , aber der Roman hat mir so viel Freude bereitet, daß ich der Versuchung nicht widerstehen konnte, meine Regel zu brechen.

Inhalt:
Der vierzehnjährige uneheliche Enkel eines unbedeutenden Gutsherrn im Königreich Euranien wird als „Schwererziehbarer“ in die strenge Schule von Eisenburg gebracht, besser gesagt: abgeschoben. Nach Bestehen der Aufnahmeprüfung, wobei seine Reflexe getestet werden, wird er durch die unerbittliche Disziplin dieses Internats zum Elitekämpfer geformt. Als bester Fechter der Kaderschmiede seit langem verläßt er fünf Jahre später diesen Hort als Klinge des Königs und wird, nach dem Ausfall seines Vorgängers, einem Adeligen als Leibwächter zugeteilt. Sir Durendal, diesen legendären Namen hat er trotz vieler Anfechtungen gewählt, setzt sich am Hofe des beliebten Königs Ambrose durch und erhält von seinem Lehnsherrn  den schier unmöglichen Auftrag, einen „Schatz“ in einer fernen Wüstenstadt zu bergen, der jegliche Vorstellung übersteigt.

Beurteilung:
Auf den ersten Blick klingt der Auftakt zu diesem Roman nicht gar so innovativ , aber im Verlaufe der Erzählung wird bald klar, daß die Handlung dennoch in ungewohnten Bahnen abläuft. Jeder, der einmal ein Werk von Dave Duncan gelesen hat, wird bestätigen, daß der Autor gut erzählen kann. Aber er bringt auch frische Ideen ein, zeigt neue Aspekte auf, führt ungewöhnliche Sichtweisen ein. Die lineare Erzählstruktur wird immer wieder belebt durch zeitliche Vorgriffe, ohne daß das den Lesefluß stören würde. Der Kampf um Macht und Einfluß, den ein intriganter Berater des Königs Sir Durendal aufzwingt, und den er mit Heimtücke, Unerbittlichkeit und Verrat führt, wird schier hoffnungslos für den Helden. Dabei hält der König mit dem altbewährten Mittel des „Teile und Herrsche“ beide fest im Griff. Exzellent ist die ambivalente Figur des politisch raffiniert taktierenden Herrschers herausgearbeitet. Dieser wird, trotz seines deutlich egoistischen und nicht selten despotischen Handelns – unter anderem zettelt er einen verlustreichen Krieg an und verhält sich gegenüber seiner Tochter alles andere denn als liebevoller Vater – , von seinen Untertanen respektiert, ja geliebt. Überhaupt tragen Figuren des Dramas durch ihr Handeln ausgesprochen menschliche Züge, sind mit Fehlern, Schwächen oder Lastern behaftet. Eitelkeit, Prunksucht, Vorteilnahme, Prahlsucht, Lügen, alle diese Eigenschaften werden mit kräftigen Farben herausgearbeitet, aber ohne explizit mit dem Finger darauf zu zeigen.
Einzige Lichtgestalt ist unser getreuer Held, dessen noch kindlicher Edelmut schon beim „Einstellungsgespräch“ einmal kurz aufblitzt, der aber am Ende eine schreckliche Entscheidung treffen muß, will er seinen Idealen treu bleiben. Nun, das durchaus ernste Geschehen wird immer wieder durch einen Funken Humor und Ironie, bisweilen auch durch Sarkasmus aufgehellt. Dadurch wird aber auch durchaus vorhandenen Grausamkeiten ein wenig die Schärfe genommen. So heißt z.B. der Geburtsort des aus der Provinz stammenden Helden „Tümpelmark“. Auch lakonische Bemerkungen verbergen kleinere oder größere Tragödien. Ein nettes Beispiel hierfür ist der folgende Satz: „ Er hatte geglaubt, sie hätten eine Vereinbarung, doch bei seiner Rückkehr mußte er feststellen, daß sie mit einem anderen verlobt war.“ (S. 153).

Fazit:
Wie oft jammern wir LeserInnen über schlampige Übersetzungen. Hier aber kann man feststellen, daß der Roman sehr gut „herübergebracht“ wurde (wobei als kleine Anmerkung nur zu kritisieren ist, daß der „Philosophenstein“ im Deutschen nun einmal „Stein der Weisen“ heißt, S. 178). Den Namen des Übersetzers, Michael Krug, sollte man sich merken. Positiv ist des weiteren festzustellen, daß Gefühle nicht überstrapaziert werden, aber dennoch emotionale Anteilnahme durchaus erlaubt ist. Selbst die furchterregende Art der Magie hinterläßt bei der/beim LeserIn Fragezeichen im Hinblick auf eigene Entscheidungen in vergleichbarer Lage und provoziert damit keineswegs beruhigende Hintergedanken. Die Story, zunächst durchwegs klassisch angelegt, zeigt durch eine am Anfang kaum merkliche Veränderung des Blickwinkels völlig neue Züge, verkehrt Dinge ins Gegenteil, führt zu absolut neuen Bewertungen. Fast schlagartig wirkt das Geschehen ungewöhnlich, eine Leserin hat es als „schräg“ bezeichnet, und ich finde dieses Adjektiv durchaus treffend.
Ein nicht ganz unwillkommener Vorteil ist die Tatsache, daß der Roman in sich stimmig und abgeschlossen ist. Trotzdem wird sich jeder Käufer auf neue Geschichten in dieser Welt freuen, denn „Die vergoldete Kette“ ist ein höchst faszinierendes Buch.

Titel: Die vergoldete Kette (The Gilded Chain)
SerienZyklentitel: Des Königs Klingen (Tales of the King’s Blades)
Autor: Dave Duncan
Verlag, Nummer: Bastei-Lübbe 20412(Folgebände: 20422, 20429)

update: Beide Zyklen von "Des Königs Klingen" und auch "Des Königs Dolche" sind derzeit nicht lieferbar. Klassischer Fall fürs Antiquariat.

Vielen Lesern dürfte Dave Duncan inzwischen bekannt sein, ist das vorliegende Buch doch schon sein 16. in Deutschland erschienenes Taschenbuch – und wahrlich nicht sein schwächstes. Im Rahmen dieser Buchvorschläge wurde schon einmal ein Titel des Schriftstellers vorgestellt (Der Weg nach Kinvale,

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Robert W. Chambers – Der König in Gelb

von am 29. Mai 2014 1 Kommentar

Der König in Gelb

Zur Abwechslung mal keine Besprechung im traditionellen Sinn, also keine „Review“ wie man heutzutage so schön sagt. Vielmehr gibt es an dieser Stelle und zu dieser Gelegenheit eine Vorschau. Das wäre natürlich nicht möglich, wenn das besprochene Buch nicht in der Vergangenheit schon in der einen oder anderen Form erschienen wäre.

Chambers (1865 – 1933) war zu seiner Zeit ein überaus erfolgreicher und anpassungsfähiger Autor, der die verschiedensten Genres bedienen konnte. Michael Nagula hat all dies sehr ausführlich in seinem Essay ROBERT W. CHAMBERS – FANTAST ZWISCHEN POESIE UND DEKADENZ geschildert. Ein sehr lesenswerter Beitrag, der in der bevorstehenden Ausgabe vom FESTA VERLAG enthalten sein wird (nebst einer Auflistung von Chambers’ Büchern). Aus diesem Grund verzichte ich an dieser Stelle auf einen tieferen Blick auf Chambers’ Schaffen.

Trotz seines großen Erfolges zu Lebzeiten, geriet Chambers’ Werk in späteren Jahren in Vergessenheit. Es wäre müßig, über die Gründe zu spekulieren. H. P. Lovecraft erwähnte Chambers in seinem zwischen 1926 und 27 entstandenem „Die Literatur des Grauens“ (eine vom amerikanischen Horrorspezialisten S. T. Joshi kommentierte Ausgabe ist kürzlich beim GOLKONDA VERLAG erschienen). Besonderen Gefallen fand Lovecraft an „The King in Yellow“. Einige der enthaltenen Geschichten werden lose durch das namensgebende Theaterstück zusammengehalten. Dies ominöse Buch im Buch war Lovecrafts Inspiration für sein eigenes unheimliches Werk, das berühmte Necronomicon. Lovecraft war gar so frech in einer seiner Geschichten zu behaupten, dass Chambers durch das wirklich existierende Necronomicon zu „The King in Yellow“ inspiriert wurde. Freilich existiert Abdul Alhazreds Werk keineswegs in der Wirklichkeit. Doch gibt es bis heute Fans und Hobby-Okkultisten, die tatsächlich an die Existenz des Buchs der Toten glauben. Sehen wir davon ab, dieses Verhalten genauer analysieren zu wollen.

Trotz seiner offenkundigen Faszination von „The King in Yellow“ bleibt Lovecraft nicht unkritisch. So attestiert er dem Werk eine „schwankende Anziehungskraft“ und einen Hang zur „affektierten Kultivierung der französischen Studioatmosphäre“. Die größte Faszination bewirkte hierbei die Geschichte „Das Gelbe Zeichen“, die HPLs eigener Vorstellung vom kosmischen Schrecken am nächsten kommt.

Lovecrafts Einschätzungen muss ich größtenteils zustimmen. Neben „Das Gelbe Zeichen“ möchte ich noch „Der Wiederhersteller des guten Rufes“ herausheben. Eine sehr eindringliche und verstörende Geschichte mit leichten Steampunk-Aspekten. Die größte Schwäche des Bandes ist die zum Teil in der Tat affektierte Sprache. Ich mag nun nicht beurteilen, inwieweit es da einen Zusammenhang zur „französischen Studioatmosphäre“ gibt. Chambers ist der französischen Literatur offenkundig sehr zugetan. Mir persönlich fehlen die Vergleiche. Lovecraft zieht George du Mauriers „Trilby“ heran, um seinen Standpunkt zu untermauern.

Trotz relativer Unbekanntheit hat Chambers mit „Der König in Gelb“ deutliche Spuren in der Landschaft der phantastischen Literatur hinterlassen. Lovecraft griff ihn auf, wofür er auch für dessen Epigonen interessant wurde. Aber auch Marion Zimmer Bradley hat sich für ihre „Darkover“-Reihe bei „Der König in Gelb“ bedient und mehrere Namen und Motive von Chambers aufgegriffen. Und Alan Moore hat nicht darauf verzichtet, in NEONOMICON auf dieses Werk anzuspielen.

Interessant ist „Der König in Gelb“ vor allem aufgrund seines historischen Kontexts und des dadurch entstanden Einfluss auf die Werke späterer Autoren. Und wer sich auf die zum Teil etwas mühsame Sprache (die von Andreas Diesel übrigens ziemlich gut ins Deutsche übertragen wurde) einlässt, wird mit einem interessanten Werk belohnt. Aber eben auch mit einem Werk, dass dem Leser durchaus abverlangt, sich darauf einzulassen und sich die nötige Zeit zu nehmen.

Zur bisherigen Veröffentlichungsgeschichte: Meines Wissens wurde „The King in Yellow“ bisher zweimal in Deutschland veröffentlicht. Einmal 1984 unter dem Titel „Der Gelbe Tod“ (Luebbe) und vor rund zehn Jahren als achter Band von H. P. LOVECRAFTS BIBLIOTHEK DES SCHRECKENS. Damals waren noch einige Geschichte aus „The Mystery of Choice“ beigefügt, die in der Neuauflage nicht enthalten sein werden. Ein richtige Entscheidung des Herausgebers, die im Vergleich zur damaligen Ausgabe eine nötige Entschlackung darstellt.

Warum nun diese neue Ausgabe? Das lässt sich recht schnell beantworten und zeigt zum Ende ein weiteres mal, dass Chambers einen nicht zu unterschätzenden Einfluss hat. Die Fernsehserie TRUE DETECTIVE (u. a. mit Woody Harrelson) enthält viele Anspielungen auf unheimliche Literatur. Neben Lovecraft und Thomas Ligotti auch auf Chambers' DER KÖNIG IN GELB …

Der Band erscheint voraussichtlich am 18.08.2014 im Paperback und wird 12,80 Euro kosten.

Zitate aus „Die Literatur des Grauens“ entstammen der Ausgabe der EDITION PHANTASIA und wurden von Joachim Körber übersetzt.

Zur Abwechslung mal keine Besprechung im traditionellen Sinn, also keine „Review“ wie man heutzutage so schön sagt. Vielmehr gibt es an dieser Stelle und zu dieser Gelegenheit eine Vorschau. Das wäre natürlich nicht möglich, wenn das besprochene Buch nicht in der Vergangenheit schon in der einen oder anderen Form erschienen wäre.

Chambers (1865 – 1933) war zu seiner Zeit ein überaus erfolgreicher und anpassungsfähiger Autor, der die verschiedensten Genres bedienen konnte. Michael Nagula hat all dies sehr ausführlich in seinem Essay ROBERT W.

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Die Hexenprinzessin

von am 27. Mai 2014 Kommentare deaktiviert für Die Hexenprinzessin

Die_HexenprinzessinTitel: Die Hexenprinzessin (The Prince of Ill Luck)
Autor: Susan Dexter
Verlag, Nummer:Goldmann 24669

update: Leider ist dieser Band vollkommen vergriffen.

Der Roman ist der erste Teil einer neuen Fantasy-Serie der Autorin, die mit dem vor einigen Jahren bei Heyne erschienenen Allaire-Zyklus schon bekannt wurde, der bezeichnenderweise immer noch aufgelegt wird.

Inhalt:     
Der tragisch-komische Held der Geschichte, Prinz Leith, ist mit dem Fluch behaftet, daß ihm das Pech an den Fingern klebt. Bei einem Schiffbruch entkommt er als einziger den     wütenden Wogen und wird in einem fernen Land an den Strand gespült. Nach langem Umherirren, wobei er zuletzt den ungewöhnlichen Hengst Valadan einfängt, erwirbt er bei     einem Reitwettbewerb ungewollt die Hand der schönen Prinzessin Kessalia von Esdragon. Aber aus der Heirat mit der bissigen Hexenprinzessin wird nichts, stattdessen macht sich   das unfreiwillige Paar auf zu einer turbulenten Queste.

Beurteilung:
Nichts an diesem Roman erstaunt durch neue Ideen oder hat großen philosophischen Tiefgang, aber trotz fehlender Originalität bietet er dennoch eine erfrischende Lektüre. Die     beiden ungleichen Gefährten sind gut profiliert: hier die eigenwillige, kratzbürstige, sogar skrupellose Kess, dort der geduldige, harmlose, aber verlässliche und beharrlich auf sein     Ziel orientierte Leith. Im Spannungsfeld dieser Protagonisten ereignen sich humorvolle und erregende Geschehnisse und Abenteuer, überraschende und vorausschauend geplante     Kämpfe und Fluchten. Wie überlegt auch Details ausgearbeitet sind, zeigt zum Beispiel die Illusion eines gläsernen Hügels, die aus einer Sanddüne erschaffen wurde- Sand ist das     Basismaterial für Glas.

Fazit:
Susan Dexters "Hexenprinzessin" ist gewiß kein großes Werk, will nur nett unterhalten. Wer damit zufrieden ist, wird auf seine Kosten kommen. Der Autorin gelingt es durchgängig aufzuzeigen, wie zwei junge, sehr unterschiedlich geprägte Menschen mit gänzlich anderen Interessenlagen sich zusammenraufen und letztlich auf ein Ziel hinarbeiten können. Der meist leise Humor artet nie in Klamauk aus, "karrikiert liebevoll die Stereotypen des Genres"; bleibt zu hoffen, daß die folgenden Bände ebensoviel Lesevergnügen bieten.

Titel: Die Hexenprinzessin (The Prince of Ill Luck)
Autor: Susan Dexter
Verlag, Nummer:Goldmann 24669

update: Leider ist dieser Band vollkommen vergriffen.

Der Roman ist der erste Teil einer neuen Fantasy-Serie der Autorin, die mit dem vor einigen Jahren bei Heyne erschienenen Allaire-Zyklus schon bekannt wurde, der bezeichnenderweise immer noch aufgelegt wird.

Inhalt:     
Der tragisch-komische Held der Geschichte, Prinz Leith, ist mit dem Fluch behaftet, daß ihm das Pech an den Fingern klebt.

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Vladimir Sorokin – Der Tag des Opritschniks

von am 27. Mai 2014 Kommentare deaktiviert für Vladimir Sorokin – Der Tag des Opritschniks

Opritschnik

Vladimir Sorokin
DER TAG DES OPRITSCHNIKS. Roman.
Aus dem Russischen von Andreas Tretner
(Originaltitel: Den‘ opritschnika / 2006)

Buchausgabe: Köln, Kiepenheuer & Witsch, 2008, 224 S.
ISBN 978-3-462-03923-8 (nicht mehr lieferbar)

Taschenbuch: München, Heyne, 2009, 224 S.
Heyne Hardcore, ISBN 978-3-453-40689-6

Hörbuch: Gelesen von Stefan Kaminski
Lauscherlounge Records, 2009, 6 CDs, Laufzeit: 365 Minuten
Pappbox mit 8-seitigem Booklet
ISBN 978-3-7857-3890-0

Der 1955 in Bykowo bei Moskau geborene Vladimir Sorokin gilt als der bedeutendste zeitgenössische Schriftsteller Russlands. Er wurde bekannt mit Werken wie »Die Schlange«,  »Die Herzen der Vier«, »Der himmelblaue Speck« und »Ljod. Das Eis«. Sorokin, einer der schärfsten Kritiker der politischen Eliten Russlands, hat sein Unbehagen an der politischen Entwicklung bereits 2006 in einem Zukunftsroman beschrieben, der 2008 bei Kiepenheuer & Witsch unter dem Titel DER TAG DES OPRITSCHNIKS veröffentlicht wurde. 2009 folgte die ungekürzte Hörbuchfassung bei Lauscherlounge Records.

Das von Andreas Tretner gekonnt übersetzte Buch schildert einen Tag im Russland des Jahres 2027. Unter einem Diktator hat sich die Weltmacht vom Westen ab und zu China hin gewandt, die Bevölkerung wird von einer Geheimpolizei, den Opritschniki (»Auserwählten«), brutal unterdrückt und selbst hochstehende Kader können sich niemals sicher fühlen, da der »Gossudar« (wie die meisten Alleinherrscher) zwischen Verfolgungswahn und gelegentlichen Anfällen von großzügiger Begnadigung hin und her schwankt. Der im Buch beschriebene »Arbeitstag« eines der »Auserwählten« beginnt dann auch mit einer Hinrichtung am Morgen, gefolgt von einer Brandschatzung, einem Schauprozess und einem Ehebruch, bevor er mit einer drogengeschwängerten Orgie endet – fürwahr ein »schweres Los«.
Sorokin behauptet, dass Russlands gegenwärtiger Zustand »nur noch mit den Mitteln der Satire zu beschreiben« sei und belegt dies mit seinem in tiefschwarzen Pessimismus getauchten Roman.

Der Schauspieler und Sprecher Stefan Kaminski (* 1974) selbst war die treibende Kraft hinter der Hörbuch-Produktion. Er war von Sorokins Buch offenbar sehr angetan. In einem kurzen Statement im Booklet erklärt er warum: Die »Sprache ist rau, lyrisch und verwandelt sich ständig. Man hat das Gefühl zu kauen, wenn man liest. Darum wollte ich es machen. Ich wollte das mal laut lesen, weil ich es wertvoll finde«.
Dementsprechend engagiert gelang dann auch das Hörbuch, das sich aufgrund der Fähigkeit Kaminskis zum »Stimmen-Morphen« anhört wie ein Hörspiel mit dutzenden von Mitspielern. Neben der sonoren, rauen Stimme des Erzählers springt Kaminski bei jeder sich bietenden Gelegenheit in eine neue Rolle. Radiosprecher, verzerrte Stimmen am Telefon, Opernarien, Schmähgedichte, furchtsame Frauenstimmen, die ins Entsetzen umkippen – vom kleinen Kind bis zum alten Greis reicht die Bandbreite dieses Sprachkünstlers.
Nach sechs (Hörbuch-)Stunden sinkt Andrej Danielowitsch, erschöpft von der »Arbeit« des langen Tages und den Orgien der Nacht (voller Rauschgift und Alkohol, die während der Verbrüderungsriten der Opritschnina die Runde machen) ins Bett seiner Residenz – und der (gleichermaßen betroffen und begeistert lauschende) Hörer reibt sich die Arme, um die Gänsehaut, die sich während der letzten Stunden eingestellt hat, wieder zu glätten.

Horst Illmer

Vladimir Sorokin
DER TAG DES OPRITSCHNIKS. Roman.
Aus dem Russischen von Andreas Tretner
(Originaltitel: Den‘ opritschnika / 2006)

Buchausgabe: Köln, Kiepenheuer & Witsch, 2008, 224 S.
ISBN 978-3-462-03923-8 (nicht mehr lieferbar)

Taschenbuch: München, Heyne, 2009, 224 S.
Heyne Hardcore, ISBN 978-3-453-40689-6

Hörbuch: Gelesen von Stefan Kaminski
Lauscherlounge Records, 2009, 6 CDs, Laufzeit: 365 Minuten
Pappbox mit 8-seitigem Booklet
ISBN 978-3-7857-3890-0

Der 1955 in Bykowo bei Moskau geborene Vladimir Sorokin gilt als der bedeutendste zeitgenössische Schriftsteller Russlands.

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Markus K. Korb – Horror made in Germany

von am 20. Mai 2014 Kommentare deaktiviert für Markus K. Korb – Horror made in Germany

Korb-StruwwelpeterMarkus K. Korb
DER STRUWWELPETER-CODE und andere sonderbare Erzählungen.
Vorwort von Tobias Bachmann, Illustrationen von Peter Davey
o. O., Blitz Verlag, 2014, 221 Seiten
ISBN 978-3-89840-395-5

Dass der „Horror“ keine Erfindung der Amerikaner ist und der Mensch bereits in frühester Kindheit seine Bekanntschaft macht, gehört zu den Dingen, an die Markus K. Korb fest glaubt und die seinen Erzählungen ihre besondere und eigenständige Note geben. Wie unabhängig Korb von den gegenwärtigen Zeitgeist- und Trendthemen (Zombie, Werwolf & Co.) ist, belegt seine neueste Kollektion von fünfzehn „sonderbaren“ Geschichten, die unter dem Titel DER STRUWWELPETER-CODE im Mai 2014 als Taschenbuch im Blitz Verlag erschienen ist.
Die „den deutschen Phantasten der Weimarer Republik“ gewidmeten Erzählungen reichen in ihrer thematischen Vielfalt von Nachempfindungen nordischer und antiker Sagenstoffe („Die Wilde Jagd“, „Orpheus blickt zurück“) und klassischer Märchendichtung („Pestkönigin“, „Das Holzweiberl“) bis hin zu ironisch-tragischen Brechungen der Frage nach der Schuld der Täter und Mitläufer bei Gräueltaten gegen die Menschlichkeit (z. B. in „Der Letzte löscht das Licht“, „Das Feld der Sonnenblumenkinder“, „Kingpin“ oder „Horchpeilung“).
Während die genannten Geschichten durchaus „Grusel auf hohem Niveau“ versprechen, gibt es leider auch einige (wenige) Stories, die eher als „Hausmannskost“ daherkommen („Blindes Huhn“, „Mutter der Puppen“), was sich auf Grund ihrer Kürze jedoch leicht verschmerzen lässt.
Zu ganz großer Form läuft der Autor jedoch in der letzten und mit über fünfzig Seiten auch längsten Story auf, in der er die Geschichte hinter Heinrich Hoffmanns Kinderbuch-Klassiker vom STRUWWELPETER gleich in mehreren metaliterarischen Volten um-, beziehungsweise neu schreibt. Seine „Entschlüsselung“ des „Struwwelpeter-Codes“ gehört zu den lesenswertesten Texten der deutschsprachigen Phantastik der letzten Jahre.
In seinen „sonderbaren Erzählungen“, die von Peter Davey sparsam, aber ausdrucksstark illustriert und von Tobias Bachmann sehr persönlich bevorwortet wurden, zeigt der in der Nähe von Schweinfurt geborene und dort lebende Markus K. Korb, dass die moderne Horror-Erzählung in ihm einen ihrer Meister und in Franken eine Heimat gefunden hat.

Horst Illmer

Markus K. Korb
DER STRUWWELPETER-CODE und andere sonderbare Erzählungen.
Vorwort von Tobias Bachmann, Illustrationen von Peter Davey
o. O., Blitz Verlag, 2014, 221 Seiten
ISBN 978-3-89840-395-5

Dass der „Horror“ keine Erfindung der Amerikaner ist und der Mensch bereits in frühester Kindheit seine Bekanntschaft macht, gehört zu den Dingen, an die Markus K. Korb fest glaubt und die seinen Erzählungen ihre besondere und eigenständige Note geben. Wie unabhängig Korb von den gegenwärtigen Zeitgeist- und Trendthemen (Zombie,

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Hieros Reise

von am 14. Mai 2014 Kommentare deaktiviert für Hieros Reise

Hieros ReiseTitel: Hieros Reise (Hiero’s Journey)
SerienZyklentitel: Hiero Zweiteiler
Autor: Sterling E. Lanier
Verlag, Nummer: Heyne Bibliothek 39 (v) Folgeband()

update: Das Buch ist leider nicht mehr bestellbar, also viel Glück bei der Schatzsuche.

Inhalt:
Im auch geographisch veränderten Nordamerika des Jahres 7476 nach einem Atomkrieg haben sich die Überreste der zum Teil mutierten Menschen zu neuen Gemeinschaften zusammengefunden. In den Wäldern des ehemaligen Kanada gibt es neo-christliche "Klöster" als Sammelpunkte in der bedrohlichen Wildnis, unter deren Schutz sich die Menschen wieder ansiedeln. Per Hiero (vom französischen père = Pater abgeleitet), ein Telepath indianischer Herkunft, ist Waldläufer und Priester eines dieser "Klöster", die sich auch darum bemühen, das spärliche menschliche Wissen zu erhalten. Eines Tages erhält Hiero von seinem Abt die Mission, an die Küste des sagenhaften Lantik-Meeres zu reisen, um ein dort vermutetes Wissenszentrum zu erforschen. Zusammen mit einem semi-telepathischen Elch, seinem Reittier, und einem mutierten Bären als Helfer bricht Hiero auf zu einer gefährlichen Reise durch ein unbekanntes und von bösartigen Feinden, der dunklen Bruderschaft, beherrschtes Gebiet, das oftmals noch radioaktiv verstrahlt ist. Gemeinam mit neuen Reisegefährten, die unterwegs dazukommen, erleben sie gefahrvolle und gespenstische Abenteuer.

Beurteilung:
Dies alles klingt wie eine bloße Reisebeschreibung durch ein zukünftiges Nordamerika, geht aber weit darüber hinaus. Dieser erste Band eines geplanten Zyklus' (inzwischen ist vor einigen Jahren ein zweiter Band erschienen: Der unvergeßliche Hiero, Heyne 4197, leider auch schon vergriffen und sicherlich ein wenig schwächer) weist Science-Fantasy – Elemente auf, mit leichten Horror-Einschlägen. Trotzt aller Gefahren und Kämpfe ist Hiero kein dummdreister Abenteuer-Sucher, er vermeidet dies als kluger Mann viel lieber. Schließlich hat er eine verantwortungsvolle Aufgabe zu erfüllen, zum Wohle des Klosters und der Menschen, die das Wissen bewahren wollen und gegen Chaos und Barbarei kämpfen. Auch gelegentliche Anklänge von Humor fehlen nicht, so etwa wenn der Reitelch immer wieder furzt.

Fazit:
Dieser hervorragende Roman, der bei mir und vielen anderen Lesern ein begeistertes Echo fand, besticht durch grandiose, manchmal auch furchterregende Landschaftsbeschreibungen von unwegsamen Urwäldern und bedrohlichen Sümpfen, in denen die Helden sich gegen die Angriffe böser und mächtiger Mutanten und ihrer halbtierischen Kämpfer wehren müssen – Szenen von oft eindringlichem Symbolgehalt. Die Abenteuer gestalten sich oft so packend, die Weggefährten erwecken so große Anteilnahme und Sympathie, wie in nur wenigen anderen Werken der Science-Fantasy. Trotz des etwas schwächeren Endes ist dieser Abenteuerroman einer der eindringlichsten und schönsten der amerikanischen SF.

Titel: Hieros Reise (Hiero’s Journey)
SerienZyklentitel: Hiero Zweiteiler
Autor: Sterling E. Lanier
Verlag, Nummer: Heyne Bibliothek 39 (v) Folgeband()

update: Das Buch ist leider nicht mehr bestellbar, also viel Glück bei der Schatzsuche.

Inhalt:
Im auch geographisch veränderten Nordamerika des Jahres 7476 nach einem Atomkrieg haben sich die Überreste der zum Teil mutierten Menschen zu neuen Gemeinschaften zusammengefunden. In den Wäldern des ehemaligen Kanada gibt es neo-christliche "Klöster" als Sammelpunkte in der bedrohlichen Wildnis,

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Traumschlange

von am 29. April 2014 Kommentare deaktiviert für Traumschlange

Die_TraumschlangeTitel: Traumschlange (Dreamsnake)
Autor: Vonda N. McIntyre
Verlag, Nummer: Bastei 24263

update: Dieser Einzelband ist derzeit nicht lieferbar eine Neuauflage ist nicht geplant.

Inhalt:
Irgendwann in ferner Zeit, nach einer schon länger zurückliegenden Atomkatastrophe, leben die dezimierten Menschen der Erde wieder in Stammeskulturen und kleineren, weitverstreuten Städten. Eine übergeordnete Funktion haben die sogenannten Heiler-Wanderärzte, deren Erfolg vor allem abhängt vom Einsatz der sehr seltenen Traumschlangen, die wahrscheinlich nicht von der Erde stammen. Ihr Biß hat narkotisierende und halluzinatorische Wirkung.
Eine junge Frau, selbst "Schlange" genannt, soll ein Praktikum als Heilerin absolvieren. Beim Versuch, einem kranken Kind zu helfen, töten die erschreckten Eltern aus Unwissenheit die kostbare Traumschlange. Das Mädchen, nun als Heilerin eigentlich ungeeignet, gibt dennoch nicht auf und erreicht trotz ihres schrecklichen Verlustes, der sie auch psychisch sehr beeinträchtigt, noch immer Erfolge, teilweise bedingt durch ihr großes psychologisches Einfühlungsvermögen. Sie gerät bei ihrer Suche nach einer neuen Traumschlange auch in ernste Gefahr, kann sich aber ohne fremde Hilfe daraus befreien.

Beurteilung:
Dieser Roman zeigt exemplarisch auf, daß die SF immer mehr von Technik und Weltraum wegkommt, ohne auch nur im geringsten an Spannung einzubüßen. Das romantische Abenteuer geht jedoch nicht nur eine glückliche Verbindung ein zwischen SF- und Fantasy-Elementen, der Autorin gelingt auch die emotional eindringliche Beschreibung einer jungen Frau, die auf sich allein gestellt schwierige Situationen überwindet und ihr Leben meistert. Dabei gleitet ihr auch die verhaltene Darstellung einer Liebes- und Freundschaftsbeziehung trotz der Ausnahmesituation der Heldin nicht aus den Händen. Eine kleine Schwäche zeigt sich höchstens bei der allzu vordergründig als abstoßender Psychopath geschilderten Person ihres größten Feindes, dessen krankhaftes Verhalten ins klischeehafte abzugleiten droht.

Fazit:
Erfreulich ist an "Traumschlange" vor allem der Umstand, daß es der Autorin voll gelingt, ihre Protagonistin als Frau handeln und sich entwickeln zu lassen, die auch schwierigste Umstände nicht als "besserer Mann" meistert. Eine eigentlich realistische Geschichte wird mit Fantasy-Elementen erzählt, und "Schlange" löst ihre Probleme aus eigener Kraft, aus ihrer Persönlichkeit heraus, kraft ihrer besonderen Fähigkeiten als Frau. Ich habe diesen Roman mit Freude und Bewunderung gelesen und hoffe, daß meine Zeilen auch manch anderen dazu verführen, nach diesem leider vergriffenen Roman zu suchen.

Titel: Traumschlange (Dreamsnake)
Autor: Vonda N. McIntyre
Verlag, Nummer: Bastei 24263

update: Dieser Einzelband ist derzeit nicht lieferbar eine Neuauflage ist nicht geplant.

Inhalt:
Irgendwann in ferner Zeit, nach einer schon länger zurückliegenden Atomkatastrophe, leben die dezimierten Menschen der Erde wieder in Stammeskulturen und kleineren, weitverstreuten Städten. Eine übergeordnete Funktion haben die sogenannten Heiler-Wanderärzte, deren Erfolg vor allem abhängt vom Einsatz der sehr seltenen Traumschlangen, die wahrscheinlich nicht von der Erde stammen. Ihr Biß hat narkotisierende und halluzinatorische Wirkung.

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Der ewige Krieg

von am 25. April 2014 Kommentare deaktiviert für Der ewige Krieg

Der ewige Krieg von Joe HaldemanJoe Haldeman
DER EWIGE KRIEG. Roman.
(The Forever War / 1975 + 1988)
Ü: Birgit Reß-Bohusch
München, Heyne, 2014

Der Vietnamkrieg zeugte außer den vielen Toten und Verstümmelten auch eine neue Generation von Genre-Autoren. Die bisher als relativ homogen nach außen auftretende Schar der Science-Fiction-Schreiber wurde hier erstmals in einer Frage von tiefer moralischer Bedeutung gefordert Stellung zu beziehen – und sofort zerbrach die scheinbare Einheit. Bereits schreibende Autoren bezogen für oder gegen den Krieg Stellung, und man wusste seither als Leser, woran man war.

Bedeutender jedoch war, dass neue Autoren, viele davon mit intensiven persönlichen Erfahrungen, aus Vietnam zurück kamen und die Szene deutlich bereicherten. Der wichtigste Neuzugang war sicherlich Joe Haldeman. Sein relativ schmales Werk wiegt schwer, sein Hauptwerk DER EWIGE KRIEG wurde sofort nach dem Erscheinen zu einem polarisierenden Kristallisationspunkt. Niemand, der dieses Buch gelesen hat, kann davon unbeeindruckt bleiben.

Die Geschichte des Soldaten William Mandella, der vom einfachen Schützen zum Major aufsteigt, der, obwohl erst 30 Jahre alt, doch schon über 1000 Jahre Krieg hinter sich hat (eine Folge der Relativität bei Raumflügen mit hohen Geschwindigkeiten), ist mitreißend geschrieben. Ausbildung, Kampfeinsätze, Heimaturlaub und Beförderungen lässt der Soldat über sich ergehen, seine Heimatwelt wird ihm letztlich so fremd, dass er lieber weiter kämpft, bis er am Ende eine Erde vorfindet, auf der schon lange Frieden mit dem vermeintlichen Feind geschlossen wurde, weil der ganze Konflikt ein Missverständnis war.

Dass das Buch (für William wenigstens) mit einem Happy End schließt, nimmt den vorhergegangenen Schilderungen von Leiden und Sterben an der Front nichts von ihrer eindrucksvollen Kraft. Die bedrückendsten Szenen erlebt man jedoch mit Mandella und seinen Kammeraden, wenn diese nach einigen wenigen Monaten (während derer auf der Erde viele Jahre verstrichen sind) auf ihrem ersten Heimatbesuch sind und eine Welt vorfinden, in die sie einfach nicht mehr passen. Die Artgenossen erscheinen ihnen fremder und bedrohlicher als der Feind.

Die einzelnen Abschnitte des Romans erschienen in den frühen 70er Jahren als selbständige Erzählungen in Science-Fiction-Magazinen und wurden vom Autor einige Jahre später zu der gelungenen und stimmigen Erzählung zusammengefasst, die seither als DER EWIGE KRIEG zu den modernen Klassikern der Science Fiction gehört.

Horst Illmer

Joe Haldeman
DER EWIGE KRIEG. Roman.
(The Forever War / 1975 + 1988)
Ü: Birgit Reß-Bohusch
München, Heyne, 2014

Der Vietnamkrieg zeugte außer den vielen Toten und Verstümmelten auch eine neue Generation von Genre-Autoren. Die bisher als relativ homogen nach außen auftretende Schar der Science-Fiction-Schreiber wurde hier erstmals in einer Frage von tiefer moralischer Bedeutung gefordert Stellung zu beziehen – und sofort zerbrach die scheinbare Einheit. Bereits schreibende Autoren bezogen für oder gegen den Krieg Stellung,

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Sakriversum

von am 24. April 2014 Kommentare deaktiviert für Sakriversum

Das-Sakriversum-Roman-einer-Kathedrale-von-Thomas-R.P.-Mielke-225x300Titel:Sakriversum – Der Roman einer Kathedrale
Autor: Thomas R. P. Mielke
Verlag, Nummer: rororo 13414

update: Dieser Roman ist leider nicht mehr Lieferbar.

Das Sakriversum erschien erstmals 1983 bei Heyne unter der Nummer 3997 und war lange kaum zu bekommen. Die Wiederauflage weist eine ansprechende Cover-Illustration auf.

Inhalt:
Unter dem Dach einer gotischen Kathedrale, dem Sakriversum, leben die Nachfahren des Baumeisters Roland von Coburg, eines besessenen Suchers nach geheimen und verbotenem Wissen. Im Laufe von 700 Jahren wurden die Schander und Bankerts, abgeschlossen von der Außenwelt lebend, in ihrem Versteck immer kleinwüchsiger, bis sie nur noch eine Größe von acht Zol aufweisen. Das Bleidach ihres Refugiums schützt sie als einzige vor der Vernichtung durch die Neutronenbombe im Jahr 2018. Hier erst setzt die eigentliche Handlung des Romans ein.

Beurteilung:
Das wirkliche Geschehen dieses werkes ließe sich mit wenigen Sätzen erzählen, aber es ist auch gar nicht die Handlung, die dem Leser so sehr in ihren Bann zieht. Es ist vielmehr die geheimnisvolle Stimmung, die Faszination des unglaublichen geschichtlichen Bogens, der das Werk umklammert, das Suchen nach innerer Wahrheit, die philosophischen Fragen nach dem Sinn des Daseins, die Kraft und Zähigkeit menschlichen Lebens trotz aller äußeren Bedrängnis, die im Leser ungläubiges Staunen und manchmal Schaudern hervorrufen. Visionäre Ahnungen und erschreckende Unwissenheit, Todessehnsucht und Überlebenswille, Hinwendung zum Gestern und Ausblicke ins Morgen, all diese Elemente ziehen einen empfänglichen Leser ganz in ihren Bann. Das eigenwillige Werk vermag indes sicherlich keinen Action-Leser oder Techno-Freak zu begeistern.

Fazit:
Ein Roman von hohem literarischem Wert, nur für anspruchsvolle Leser geeignet. Trotz einiger konzeptioneller Schwächen ragt er durch seine Eigenwilligkeit, die Einmaligkeit der Idee und sein sprachliches Niveau über die meisten Werke der Science-Fiction weit hinaus und hat damit viele begeisterte Leser und Kritiker gewonnen. Ich hoffe, ich kann mit meiner eigenen Begeisterung einige neue Leser für dieses Werk gewinnen.

Titel:Sakriversum – Der Roman einer Kathedrale
Autor: Thomas R. P. Mielke
Verlag, Nummer: rororo 13414

update: Dieser Roman ist leider nicht mehr Lieferbar.

Das Sakriversum erschien erstmals 1983 bei Heyne unter der Nummer 3997 und war lange kaum zu bekommen. Die Wiederauflage weist eine ansprechende Cover-Illustration auf.

Inhalt:
Unter dem Dach einer gotischen Kathedrale, dem Sakriversum, leben die Nachfahren des Baumeisters Roland von Coburg, eines besessenen Suchers nach geheimen und verbotenem Wissen.

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Metro 2033/2034

von am 23. April 2014 Kommentare deaktiviert für Metro 2033/2034

Metro 2033 Metro 2034 von Dmitry GlukhovskyDmitry Glukhovsky
Metro 2033. Roman.
Aus dem Russischen von David Drevs.
(Metro 2033 / 2007)
München, Heyne, 2014

Anno 2033, fünfundzwanzig Jahre nach einem großen, alles vernichtenden Atomkrieg, haben sich die letzten Überlebenden in den unterirdischen Stationen der Moskauer Metro mehr schlecht als recht eingerichtet.

Die etwa 40.000 Menschen sind in eine Vielzahl von kleinen Gruppen und Gemeinden zerfallen, leben ohne Elektrizität überwiegend in Düsternis, betrachten ihren jeweiligen U-Bahnhof als »Heimat« und fürchten sich vor fast allem: ihren Nachbarn, den Mutanten, den Ratten – und am Meisten vor den Schrecken der Oberfläche. Nur ganz wenige, »Stalker« genannte Söldner und Abenteurer, wagen sich hin und wieder hinauf ins verstrahlte und größtenteils zerstörte Moskau.

Der neunzehnjährige Artjom lebt mit seinem Ziehvater und einigen Dutzend Familien in einer Station, die am nördlichen Rand des alten Metronetzes liegt und jetzt das letzte Bollwerk bildet, gegen eine neue, schreckliche Gefahr. Seit einigen Monaten versuchen mutierte Lebewesen, genannt »Die Schwarzen«, über die oberirdischen Zugänge in die Metro zu gelangen. Artjom wird von Hunter, einem der Stalker, mit einem Geheimauftrag losgeschickt. Er soll die Nachricht von den »Schwarzen« in die Polis bringen, jenen Zusammenschluss aus vier zentralen Metrostationen, die das Herz und das Hirn der Metro-»Zivilisation« bilden.

Doch eine Reise durch die Schächte, Tunnel und Bahnhöfe ist selbst für die erfahrensten Händler und Soldaten gefährlich – für den völlig unerfahrenen Artjom stehen die Chance, sein Ziel zu erreichen, denkbar schlecht. Trotzdem macht er sich, ausgestattet mit einem naiven Optimismus und seinem russischen Dickschädel, auf den Weg.  Dabei findet er auf seiner abenteuerlichen und an Umwegen reichen Wanderung durch die Finsternis immer wieder unterwartete Unterstützung und Hilfe, sodass er Hunters Auftrag schließlich erledigen kann.

Da in der Polis jedoch ein Machtkampf zwischen den Politkern und den Militärs entbrannt ist, kann man sich nicht darauf einigen, die Gefahr ernst zu nehmen. Schließlich bleibt Artjom nichts anderes übrig, als mit einer Handvoll Gefährten selbst gegen den übermächtig scheinenden Feind anzutreten …

METRO 2033 ist ein spannender, geradlinig erzählter Abenteuerroman, der Motive der Queste mit denen der Katastrophenerzählung vereint und so eine sehr gut lesbare Mischung erzeugt, deren Sogwirkung schon auf der ersten Seite einsetzt – und auch beim überraschenden Schlusskapitel immer noch anhält. Dmitry Glukhovsky erweist sich als großartiger Erzähler, die Übersetzung von David Drevs ist gelungen und die angefügten Anmerkungen (unterstützt durch zwei Übersichtspläne der Metro) erläutern einige russische Besonderheiten, sodass auch für westliche Leser keine Fragen offen bleiben.

Ein empfehlenswerter Schmöker, nicht nur für lange, dunkle Winterabende.

Horst Illmer

Dmitry Glukhovsky
Metro 2033. Roman.
Aus dem Russischen von David Drevs.
(Metro 2033 / 2007)
München, Heyne, 2014

Anno 2033, fünfundzwanzig Jahre nach einem großen, alles vernichtenden Atomkrieg, haben sich die letzten Überlebenden in den unterirdischen Stationen der Moskauer Metro mehr schlecht als recht eingerichtet.

Die etwa 40.000 Menschen sind in eine Vielzahl von kleinen Gruppen und Gemeinden zerfallen, leben ohne Elektrizität überwiegend in Düsternis, betrachten ihren jeweiligen U-Bahnhof als »Heimat« und fürchten sich vor fast allem: ihren Nachbarn,

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Die linke Hand der Dunkelheit

von am 22. April 2014 Kommentare deaktiviert für Die linke Hand der Dunkelheit

Die linke Hand der Dunkelheit von Ursula K Le GuinUrsula K. Le Guin
DIE LINKE HAND DER DUNKELHEIT. Roman.
(The Left Hand of Darkness / 1969)
Ü: Gisela Stege
München, Heyne, 2014

Mit ihrem Roman über den ersten Kontakt zwischen Unterhändlern der Hainish-Ökumene und den Bewohnern des Planeten Gethen gelingt es Ursula K. Le Guin, auf so vielfältige Art und Weise den Leser zu erreichen, dass man gar nicht weiß, womit man beginnen soll. Das einfache Nacherzählen der Hand­lung wird dem Buch ebenso wenig gerecht, wie eine tiefenpsychologische Studie über die Probleme zwischen sexuell eindeutig definierten Menschen und einem Planeten voll mit Neutren, die für ein paar Tage im Jahr eine jeweils wechselnde Sexualrolle übernehmen.
Die Beschreibung der Freundschaft zwischen dem Botschafter/Kontakter Ai und dem Ex-Lordkanzler Estreven bildet zwar das Rückgrat der Geschichte, geht aber über eine simple Liebesgeschichte weit hinaus und führt den Betrachter weiter zu Erkenntnissen über eigene Vorurteile und Präferenzen, die sich durchgängig als nicht anwendbar erweisen. Dabei strahlt aus dem Buch eine unglaubliche Ruhe und Schönheit ebenso wie ein wundervoller Humor, der niemals verletzend ist.

DIE LINKE HAND DER DUNKELHEIT ist eines der Bücher, das Menschen bezaubert und verwandelt – ein Streicheln der Seele, das so selten ist und das wir doch so sehr brauchen.

Horst Illmer

Ursula K. Le Guin
DIE LINKE HAND DER DUNKELHEIT. Roman.
(The Left Hand of Darkness / 1969)
Ü: Gisela Stege
München, Heyne, 2014

Mit ihrem Roman über den ersten Kontakt zwischen Unterhändlern der Hainish-Ökumene und den Bewohnern des Planeten Gethen gelingt es Ursula K. Le Guin, auf so vielfältige Art und Weise den Leser zu erreichen, dass man gar nicht weiß, womit man beginnen soll. Das einfache Nacherzählen der Hand­lung wird dem Buch ebenso wenig gerecht,

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Heyne-50-Jahre-SF-Edition

von am 19. April 2014 1 Kommentar

50Heyne hat soeben eine kleine Reihe ausgewählter Science Fiction Bände zum 50 jährigen Jubiläum der SF im Heyne Verlag publiziert. Definitiv gute Titel – über die letztendliche Auswahl kann man immer streiten. Aus jedem Jahrzehnt ein herausragender Band. Aus jedem Jahrzehnt ein herausragender Autor.

Ein guter Zeitpunkt unsererseits eine neue Rubrik und einen neuen Autoren auf unserer Seite einzuführen. Horst Illmer ist seit Anfang an Kunde bei uns im Laden – und schon lange zuvor ein Weggefährte meines Vaters. Horst ist einer der  Würzburger Science Fiction Aktivisten der ersten Stunde. Urgestein und guter Geist. Quell von Wissen und – nach wie vor Sammler, Autor, Redakteur und Übersetzer. Natürlich freuen wir uns ganz besonders, dass Horst jetzt auch angeboten hat Artikel für unsere Seite zur Verfügung zu stellen und/oder zu schreiben. Und das trotz seiner unzähligen anderen Verpflichtungen und Arbeiten in der deutschen Phantastik Szene.

Unter der Rubrik "Horsts Bibliothek" werden euch seine Artikel in Zukunft im Autorenbereich und/oder auf der Hauptseite zur Verfügung stehen. Ich freue mich persönlich auf seine Texte, da Horst nicht nur eine unfassbar vollständige Sammlung phantastischer Erstausgaben besitzt, sondern auch über ein fundiertes Wissen im phantastischen Spektrum verfügt. Ihr könnt auf seine Artikel gespannt sein…

verlorene-paradieseKoinzidenz! Fast zeitgleich mit der Heyne SF Jubiläumsreihe ist eine deutsche Erstveröffentlichung erschienen, aus der Feder einer der Auserwählten, der "Besten der Besten", die jeweils für ein Jahrzehnt stehen dürfen: Ursula K. Le Guin. Der Roman ist mit ca 120 Seiten eher kurz, fast eine Novelle. Dennoch ist "Verlorene Paradiese" ein echtes Juwel und es wäre mehr als schade gewesen, wenn dieses Juwel uns verloren gegangen wäre. Die Geschichte ist in all ihrer Kürze genial und eindringlich. Die vorliegende Übersetzung von Horst Illmer ist trefflich gelungen. Das Buch ist im Atlantis Verlag erschienen und für 10,90€ zu erwerben.

Heyne hat soeben eine kleine Reihe ausgewählter Science Fiction Bände zum 50 jährigen Jubiläum der SF im Heyne Verlag publiziert. Definitiv gute Titel – über die letztendliche Auswahl kann man immer streiten. Aus jedem Jahrzehnt ein herausragender Band. Aus jedem Jahrzehnt ein herausragender Autor.

Ein guter Zeitpunkt unsererseits eine neue Rubrik und einen neuen Autoren auf unserer Seite einzuführen. Horst Illmer ist seit Anfang an Kunde bei uns im Laden – und schon lange zuvor ein Weggefährte meines Vaters.

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Das Licht in den Schatten

von am 14. April 2014 Kommentare deaktiviert für Das Licht in den Schatten

das_licht_in_den_schatten-9783404203277_xxlTitel: Das Licht in den Schatten (Luck in the Shadows)
SerienZyklentitel: Die Schattengilde (The Nightrunner Series)
Autor: Lynn Flewelling
Verlag, Nummer: Bastei 20327 (Folgebände: 20353, 20415)

update: Von Lynn Flewelling sind in deutscher Sprache aus der Nightrunner Series die zusammengehörigen Bände "Licht in den Schatten" und "Der Gott der Dunkelheit" sowie der Nachfolgeband "Unter dem Verrätemond" erschienen. Die in der selben Welt spielende Trilogie "Tamir Triad" wurde dann nach Band 1 (Das Orakel von Skala) bei Bastei fallen gelassen. Erst Jahre später hat sich der Otherworld Verlag der Serie angenommen und alle drei Bände veröffentlicht. Band eins unter dem neuen Titel "Der verwunschene Zwilling", gefolgt von "Die verborgene Kriegerin" und "Die prophezeite Königin". Derzeit ist nur noch Band drei der "Tamir Triad" lieferbar. Alle weiteren Bände fanden leider keinen deutschen Verleger. Schade um diese wirklich außergewöhnliche Fantasy-Reihe.

Als ich mich für diesen Roman entschied, wollte ich etwas "Leichtverdauliches" lesen. Die Autorin war mir unbekannt, aber der Klappentext klang zumindest in dieser Hinsicht vielversprechend: Mantel- und Degen-Abenteuer…im Fantasy-Bereich. Um es vorwegzunehmen: Ich kam auf meine Kosten.

Inhalt:
Der junge Alec von Kerry sitzt unverschuldet im Kerker eines unbedeutenden Lords aus den nördlichen Ländern. Die dramatische Flucht vor Folter und Sklaverei gelingt ihm mit Hilfe seines geheimnisvollen und entschlossenen Mitgefangenen Seregil von Rhíminee. Dieser, ein Spion und Prinz aus einem Land weit im Süden, der unter dem Deckmantel eines Barden reist, ein Meister der Tarnung und Täuschung, nimmt den sechzehnjährigen Alec unter seine Fittiche. Er erkennt nämlich bald, daß der geschickte Waldläufer zwar noch ein unerfahrener Jugendlicher ist, aber einen raschen Verstand und gute körperliche Reflexe besitzt.

Beurteilung:
Das ist der Beginn eines rasanten Abenteuerromans voller Intrigen, Magie, Kämpfe, Fluchten und politischen Verstrickungen, gelegentlich sogar gewürzt mit einem Aufblitzen von Humor. Zwar war ich nicht gerade erfreut, als klar wurde, daß dieser Band nur der Auftakt zu einer Serie ist, ohne daß der Verlag einen Hinweis darauf auf dem Cover gegeben hätte, aber zumindest ist doch ein Teil der Handlung abgeschlossen. Dieses Ärgernis verzeiht der Leser indes schnell, weil er von der talentierten Erzählerin rasch in den Bann der Ereignisse gezogen wird. Sicher, die Komponenten sind altbekannt: ein junger unbedarfter Held, Zauberei, Abenteuer und Kämpfe, gefälschte Briefe, Hochverrat und erste Liebe. Trotzdem bemerkt man bald, mit welcher Leichtigkeit die Autorin auch schwierigere und in vielen anderen Romanen oftmals langweiliger dargebotene Sachverhalte dem Leser nahebringt, wie geschickt sie abwechslungsreiche Unterhaltung und große Dramatik im gesamten Ablauf des Geschehens aufrecht erhält, einfach keine Längen aufkommen läßt. Noch angenehmer fällt auf, daß die Handlung kaum vorhersehbar abläuft, daß immer für Überraschung und oftmals erhebliche Spannung gesorgt wird, wenn auch mehr äußere als innere. Obwohl eingeräumt werden muß, daß die Helden und Nebenakteure zwar detailfreudig und oft liebevoll aber auch ziemlich statisch dargestellt werden, tut dies dem Lesevergnügen keinen Abbruch.

Fazit:
Dem Leser, der nicht nur Spitzenwerke akzeptiert, sondern sehr gute Unterhaltung sucht und einen tollen Spannungsbogen zu schätzen weiß, kann "Das Licht in den Schatten" ohne Wenn und Aber empfohlen werden. Sicher ist dieser Roman nicht außergewöhnlich, weder sprachlich noch inhaltlich, das liegt wohl auch nicht in der Absicht der Erzählerin. Dennoch hebt sich das Werk deutlich von der Masse seiner Mitkonkurrenten ab, ist sicher vom Einfallsreichtum, dem Erzählfluß und vom reinen Lesevergnügen ungewöhnlich zu nennen. Bleibt lediglich zu hoffen, daß der oder die Folgeromane genauso fesselnd und ungewöhnlich interessant geschrieben sind wie dieser mit immerhin 636 Seiten nicht allzu schmale Erstling. Ich jedenfalls habe jede Seite mit Freude und Anteilnahme gelesen.

Titel: Das Licht in den Schatten (Luck in the Shadows)
SerienZyklentitel: Die Schattengilde (The Nightrunner Series)
Autor: Lynn Flewelling
Verlag, Nummer: Bastei 20327 (Folgebände: 20353, 20415)

update: Von Lynn Flewelling sind in deutscher Sprache aus der Nightrunner Series die zusammengehörigen Bände "Licht in den Schatten" und "Der Gott der Dunkelheit" sowie der Nachfolgeband "Unter dem Verrätemond" erschienen. Die in der selben Welt spielende Trilogie "Tamir Triad" wurde dann nach Band 1 (Das Orakel von Skala) bei Bastei fallen gelassen.

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Professor Stegos Total-locker-in-der-Zeit-Herumreisemaschine

von am 20. März 2014 Kommentare deaktiviert für Professor Stegos Total-locker-in-der-Zeit-Herumreisemaschine

riddell

Chris Riddell

Skottie Young

Young2

Skottie Young

Das Buch "Fortunately, the Milk" von einem meiner Lieblingsautoren ist im letzten Herbst fast zeitgleich in zwei unterschiedlichen Versionen erschienen. Neil Gaimans total-irrsinnig-ausgeflippt-phantastische Geschichte ist für den britischen Markt von Chris Riddell und für den US-amerikanischen von Skottie Young illustriert worden. Beide Ansätze haben ihren ganz eigenen Scharm. Die "very british Variante" passt vielleicht besser zum Kinderbuch-Charakter und die US-Version von Skottie Young bringt mehr Comic-Flair à la Moers.

Vielleicht wollte man bei der deutschen Ausgabe eher ein wenig den klassischen Kinderbuch-Illustrations-Weg gehen und hat sich deswegen für die britsche Variante entschieden. Eigentlich nebensächlich. Viel schöner ist, dass das wunderschöne Buch von Neil Gaiman jetzt auch auf deutsch lieferbar ist. Und noch schöner, dass das ein weiterer Beleg ist, für den Stellenwert des Würzburger Arena Verlages ist, den ich neulich erst unter think local in einem Artikel gewürdigt habe. Richtig verrückt liest sich auch der deutsche Titel:

StegosNeil Gaiman: "Die verrückte Ballonfahrt
mit Professor Stegos Total-locker-in-der-Zeit-Herumreisemaschine"
Arena Verlag € 9,99

Das Buch "Fortunately, the Milk" von einem meiner Lieblingsautoren ist im letzten Herbst fast zeitgleich in zwei unterschiedlichen Versionen erschienen. Neil Gaimans total-irrsinnig-ausgeflippt-phantastische Geschichte ist für den britischen Markt von Chris Riddell und für den US-amerikanischen von Skottie Young illustriert worden. Beide Ansätze haben ihren ganz eigenen Scharm. Die "very british Variante" passt vielleicht besser zum Kinderbuch-Charakter und die US-Version von Skottie Young bringt mehr Comic-Flair à la Moers.

Vielleicht wollte man bei der deutschen Ausgabe eher ein wenig den klassischen Kinderbuch-Illustrations-Weg gehen und hat sich deswegen für die britsche Variante entschieden.

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  • Kategorie: Bücher , Fantasy
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Planet der Habenichtse

von am 18. März 2014 Kommentare deaktiviert für Planet der Habenichtse

planet-der-habenichtseTitel: Planet der Habenichtse (The Dispossessed)
SerienZyklentitel: Hainish-Zyklus
Autor: Ursula K. Le Guin
Verlag, Nummer: Heyne 4661

update: Derzeit ist der geammte bei Heyne erschienene Hainish-Zyklus nicht lieferbar. Das Buch selber ist ein völlig in sich geschlossener Einzelband, welcher trotzdem zum Zyklus gezählt wird. Der Roman ist derzeit unter dem Titel "Die Enteigneten" bei Edition Phantasia lieferbar. Leider mit einer neuen Übersetzung, die dem Buch wenig zuträglich ist.

Der Roman ist, wie viele ihrer Romane, in einem Kosmos angesiedelt, in dem die Menscheit das Universum erobert hat, das sogenannte "Hainish-Universum", benannt nach den "Hain", den Urvätern der Menschheit, die bereits lange zuvor das All besiedelt und als technisch viel weiter fortgeschrittene Rasse eine zurückhaltende Tutorenrolle übernommen haben.

Inhalt:
Nach einer erfolglosen Revolte von Anarchisten auf dem Planeten Urras dürfen die Aufständischen auf den kargen Schwesternplaneten Anarres auswandern, um dort ihre politischen Vorstellungen einer klassenlosen anarchistischen Gesellschaft zu verwirklichen. Jahrzehnte nach diesem Exodus will der geniale Physiker Shevek eine Erfindung verwirklichen, die die interstellare Kommunikation revolutionieren könnte, wofür aber auf dem "Planet der Habenichtse" die Mittel fehlen. Daher wandert Shevek nach Urras aus, wo ihm die finanziellen Grundlagen zur Realisierung seiner Pläne zur Verfügung gestellt werden. Dieser Verrat an den Idealen seiner Heimat bringt ihm vehemente Anfeindungen seiner Mitbürger ein, zudem ist er auf dem kapitalistischen Urras ein ausgebeuteter Exilant, wie er immer deutlicher erkennt. Es ist also nur folgerichtig, daß Shevek am Ende des Romans ernüchtert nach Anarres zurückkehrt.

Beurteilung:
Der Roman ist wohl Le Guins wichtigste Werk. Natürlich wird der Leser in dieser Utopie die gattungsbedingten Stärken und Schwächen erkennen, aber die darin enthaltenen sozialutopischen Ideen haben mich so stark fasziniert, daß dieser Roman jahrelang Platz eins meiner persönlichen SF-Hitliste belegte. Besonders beindruckt die eindringliche Darstellung, wie die Bürokratie den Planeten der Anarchisten immer mehr in ein unerbittliches Korsett zu zwängen versucht. Gegner dieses Zwangs werden mit perönlicher Diffamierung und Diskriminierung ebenso verfolgt wie ihre Familienmitglieder, bis hin zu den Kindern. Auch wenn die Autorin die politischen Systeme der beiden Planeten ohne vordergrünige Wertung einander gegenüberstellt, auch keine endgültige Lösung bietet, wird doch deutlich, daß sie insgeheim mit den anarchistischen Ideen des Planeten Anarres sympathisiert. Einziger Kritikpunkt ist das unvermittelte Eingreifen der Hainish-Raumer, mit deren Hilfe Sehvek von Urras entfliehen kann, was leider ein wenig an eine "Deus ex Machina-Lösung" erinnert.

Fazit:
Le Guin zeigt mit "Planet der Habenichtse", daß ein intelligenter und feinfühliger SF-Roman, mit eindringlicher Gestaltungskraft und reicher, bildhafter Sprache geschrieben, viel zum Verständnis zwischenmenschlicher Beziehungen und gesellschaftlicher Systeme beitragen kann. Bleibt noch anzumerken, daß die Autorin für den Roman neben dem "Hugo" auch den "Nebula Award" erhalten hat – und das trotz der manchmal ein wenig didaktischen Ausprägung völlig verdient ob der schriftstellerischen Reife und gedanklichen Tiefe ihres Werkes.

 

Titel: Planet der Habenichtse (The Dispossessed)
SerienZyklentitel: Hainish-Zyklus
Autor: Ursula K. Le Guin
Verlag, Nummer: Heyne 4661

update: Derzeit ist der geammte bei Heyne erschienene Hainish-Zyklus nicht lieferbar. Das Buch selber ist ein völlig in sich geschlossener Einzelband, welcher trotzdem zum Zyklus gezählt wird. Der Roman ist derzeit unter dem Titel "Die Enteigneten" bei Edition Phantasia lieferbar. Leider mit einer neuen Übersetzung, die dem Buch wenig zuträglich ist.

Der Roman ist, wie viele ihrer Romane,

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Hohlbein – Meyer – Heitz

von am 17. März 2014 Kommentare deaktiviert für Hohlbein – Meyer – Heitz

HohlbeinDie drei klingendsten Namen der deutschen Phantastik. Der "Altmeister" Wolfgang Hohlbein war vor vielen Jahren bereits bei uns zu Gast und ich bin tatsächlich Fan einiger seiner trashigen frühen Werke, wie der Heftserie um "Robert Craven", den "Hexer von Salem" oder der Endzeit Serie um die taffe "Charity" von der Space Force.

Markzwergeus Heitz ist seit seinen "Zwergen" der absolute Senkrechtstarter in Sachen Stapelverkauf in großen Buchhandlungen und auch bei ihm habe ich ein echtes Faible. Sein "Ritus" und "Sanctum" und seine "Mächte des Feuers" fand ich richtig cool.

Der dritte NaMerleme ist irgendwie anders. Die Veröffentlichungen von Kai Meyer belegen seit Mitte der Neunziger die (vor allem Jugendbuch-) Regale in Buchhandlungen. Kai Meyer hatte dabei nie das Stigma des Fantasy-Autoren. Seine Bücher sind immer irgendwie originär und haben einen ganz eigenen Ductus. Kai Meyer verknüpft oft Realität, Mythen und Sagen aus aller Welt und klassische Fantasy-Elemente. Seit seiner "Merle-Trilogie" bin ich ein echter Fan. Kai Meyer ist einer der Autoren, bei denen ich mich wirklich auf jedes neue Buch und jeden neuen Zyklus freue. Die Konstanz bei seinen Büchern, die mich immer wieder neugierig auf das nächste warten lässt, ist besonders bemerkenswert, weil er eine ähnliche Schlagzahl an den Tag legt, wie seine beiden Bestseller Kollegen Hohlbein und Heitz. Sicher sehr subjektiv, aber schon Merle, seine "Wolkenvolk Trilogie" und "Arkadien" haben mir derart viel Spaß beim Lesen gemacht, wie wenige andere Vertreter des Fantasy Mainstream. Chapeau!

PhantasmenSein aktuelles Buch "Phantasmen" ist mal wieder ein einfach guter Roman. Wirklich coole Ideen, auch wenn hier die Parallelität mit Lockwood & Co zumindest erstaunlich ist. Spannend und schnell zu lesen. Ein kleines Bisschen haben mir die dramatisch-romantischen Szenen gefehlt, die ich bei vielen seiner Bücher so heimelig fand (ja, ich mag es manchmal auch, wenns romantisch und gefühlsmäßig vertrackt ist). "Phantasmen" hat alles, was ein unterhaltsames, modernes Fantasy (Jugend-)Buch braucht. Sicher nicht sein Bestes, aber immer noch viel besser, als vieles, was in den Regalen des Buchhandels so steht. Ich freue mich jetzt schon auf sein nächstes Buch.

Kai Meyer: Phantasmen
Carlsen Verlag €19,90

Die drei klingendsten Namen der deutschen Phantastik. Der "Altmeister" Wolfgang Hohlbein war vor vielen Jahren bereits bei uns zu Gast und ich bin tatsächlich Fan einiger seiner trashigen frühen Werke, wie der Heftserie um "Robert Craven", den "Hexer von Salem" oder der Endzeit Serie um die taffe "Charity" von der Space Force.

Markus Heitz ist seit seinen "Zwergen" der absolute Senkrechtstarter in Sachen Stapelverkauf in großen Buchhandlungen und auch bei ihm habe ich ein echtes Faible. Sein "Ritus"

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Die Fliegenden Zauberer

von am 20. Februar 2014 Kommentare deaktiviert für Die Fliegenden Zauberer

Der fliegende ZaubererTitel:Die Fliegenden Zauberer (The Flying Sorcerers)
Autor: Niven/Gerrold
Verlag, Nummer: Heyne, 06/3489

update: Derzeit ist der Roman nicht lieferbar. Die von Hermke erwähnte dritte Ausgabe war bedauerlicherweise auch die letzte.

Dieser köstliche Roman voller Humor und Esprit um eine Begegnung mit einer fremden Lebensform wurde 1994 zum dritten Mal aufgelegt.

Inhalt:
Ein terranischer Raumfahrer landet mit seinem Raumschiff auf einem neu entdeckten Planeten.
Nach dem Verlust seines Fluggerätes konstruiert er mit Hilfe der Eingeborenen einen Heißluftballon, mit dem er zu einem anderen Kontinent zu gelangen versucht.
Von dort aus könnte er sein, in einer Orbitalstation parkendes, Weltraumschiff erreichen.

Beurteilung:
Diese kurze Skizze der Ausgangssituation läßt nicht erahnen, mit welchem Feuerwerk an skurrilen, herrlichen Einfällen die beiden Autoren den Zusammenprall einer naturwissenschaftlich orientierten Zivilisation mit den allein Magie praktizierenden Eingeborenen schildern. Dabei ist es durchaus nicht so, daß der technisch überlegene Held den armen, unwissenden Wilden den richtigen Weg weist, es gibt sehr wohl auch genügend Kritik an "unserer" Sichtweise, aber immer auf humorig-kauzige Art.
Letztlich zeigt sich, daß auch Magie und Ökologie ihren Platz haben, daß sie zusammen mit der Wissenschaft nur die zwei Seiten einer Münze sind.

Fazit:
Mit voller Berechtigung erschien dieser Roman in der Neuauflage von 1994 unter dem nur wenigen Titeln vorbehaltenem Zusatz: Top Hits der Science Fiction.
Der augenzwinkernde Humor verkommt nie zum Slapstick, er ist trotz mancher vordergründiger Derbheit letztlich immer fein und zum Nachdenken anregend.

Titel:Die Fliegenden Zauberer (The Flying Sorcerers)
Autor: Niven/Gerrold
Verlag, Nummer: Heyne, 06/3489

update: Derzeit ist der Roman nicht lieferbar. Die von Hermke erwähnte dritte Ausgabe war bedauerlicherweise auch die letzte.

Dieser köstliche Roman voller Humor und Esprit um eine Begegnung mit einer fremden Lebensform wurde 1994 zum dritten Mal aufgelegt.

Inhalt:
Ein terranischer Raumfahrer landet mit seinem Raumschiff auf einem neu entdeckten Planeten.
Nach dem Verlust seines Fluggerätes konstruiert er mit Hilfe der Eingeborenen einen Heißluftballon,

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Weg nach Kinvale

von am 31. Januar 2014 Kommentare deaktiviert für Weg nach Kinvale

KinvaleTitel: Weg nach Kinvale (Magic Casement)
SerienZyklentitel: Pandemia (A Man of His Word)
Autor: Dave Duncan
Verlag, Nummer: Bastei 20263 (Folgebände: 20271, 20277, 20288)

update: Die Bände sind leider nicht mehr lieferbar. Auch die zweiten Chroniken von Pandemia sind verlagsvergriffen. Keine Neuauflage in Planung.

Der Auftakt-Roman der "Pandemia-Saga" ist der zweite in Deutschland erscheinende Fantasy-Zyklus des Autors. Es ist zu erwarten, daß ihm ein ähnlich guter Erfolg beschieden sein wird, wie dem bei Heyne vor einigen Jahren herausgegebenen dreibändigen Epos um den "Zögernden Schwertkämpfer".

Inhalt:
Im winzigen Königreich Krasnegar, im äußersten Nordwesten von Pandemia, herrschen extreme Klimaverhältnisse. Zwei kurzen Sommermonaten stehen fast zehn Monate Winter gegenüber. Die wenigen genügsamen Bewohner leben fast ausschließlich in der kleinen Sradt zu Füßen des von einem Zauberer vor langer Zeit auf einem hohen Felsen errichteten Burg Krasnegar. Außerdem bestehen die Bürger dieses Mini-Reiches, das einen ständigen diplomatischen Balanceakt zwischen überlegenen Mächten um seine Unabhängigkeit vollführen muß, aus zwei ethnischen Gruppen, die nur von einem außergewöhnlich geschickt taktierenden Herrscher zusammengehalten werden können. Der gegenwärtige König Holindarn, vom Volk geliebt, ist von einer schweren Krankheit gezeichnet. Sein einziges Kind, Prinzessin Inosolan, wird an den mondänen Hof von Kinvale geschickt, um die höfischen Sitten zu erlernen. Als die Krankheit des Königs unerwartet schnell fortschreitet, macht sich ihr bester Freund Rap in Begleitung eines undurchsichtigen Gefährten, des höfischen und gewandten Andor, auf den im Winter besonders gefährlichen Weg, Prinzessin Inos vom nahen Tod ihres Vaters zu unterrichten.

Beurteilung:
Aus diesen einfachen Anfängen erwächst ein faszinierendes Epos, das den Leser für ein paar Stunden ganz in seinen Bann zieht. Das Hineinwachsen der Protagonisten in Verantwortung und Pflicht, das verschreckte und verängstigende Akzeptieren von Magie und Gewalttätigkeit, eine junge Liebe zum falschen Mann, Kämpfe und Verfolgungen, Intrigen und allmähliches Begreifen in den Wirren und Zwängen, dies alles und noch viel mehr vermittelt uns der Autor auf knapp 450 Seiten. Actionszenen wechseln mit einfühlsamen Kapiteln, Politik und Emotionen, Haß und Kameradschaft, Hinterlist und Treue, mit diesen Elementen erzielt der Roman seine Spannung.

Fazit:
Dave Duncan hat mit diesem Fantasy-Epos ein Werk geschaffen, das die wenigen kleinen Schwachpunkte, z.B. das seltsam unbestimmte und eigenartige Auftreten der Götter, unwichtig werden läßt. Besonders überzeugt das Element der Magie, das der Autor behutsam einführt. Mit einem "Wort der Macht" werden bestehende Eigenschaften und Fähigkeiten verstärkt und auf diese Weise glaubhaft dargestellt. Ich habe diesen Roman mit Vergnügen und starker Anteilnahme gelesen und freue mich jetzt schon auf die nächste Fortsetzung voller "Abenteuer, Magie und Romantik" – um mit den Worten des Klappentextes zu schließen.

Titel: Weg nach Kinvale (Magic Casement)
SerienZyklentitel: Pandemia (A Man of His Word)
Autor: Dave Duncan
Verlag, Nummer: Bastei 20263 (Folgebände: 20271, 20277, 20288)

update: Die Bände sind leider nicht mehr lieferbar. Auch die zweiten Chroniken von Pandemia sind verlagsvergriffen. Keine Neuauflage in Planung.

Der Auftakt-Roman der "Pandemia-Saga" ist der zweite in Deutschland erscheinende Fantasy-Zyklus des Autors. Es ist zu erwarten, daß ihm ein ähnlich guter Erfolg beschieden sein wird, wie dem bei Heyne vor einigen Jahren herausgegebenen dreibändigen Epos um den "Zögernden Schwertkämpfer".

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Unser Antiquariat

von am 28. Januar 2014 2 Kommentare

Anti

Antiquariate

Ich habe schon viel über unser Sortiment geschrieben. Es gibt Rezensionen zu allen Bereichen unseres Ladens von unterschiedlichen Autoren. Unter anderem natürlich auch die legendären Besprechungen von Hermke. Gerade in dieser Rubrik gibt es immer wieder Bücher, die nicht mehr lieferbar sind und leider nimmt diese Tendenz stetig zu. Immer kürzer werden die Zeiträume, die Verlage als sinnvoll erachten, einen Titel lieferbar zu halten. Immer mehr wird auf Verkaufszahlen und Umschlaghäufigkeit geschielt und dann alles, was vordergründig unrentabel erscheint, verramscht oder nicht mehr aufgelegt. Diese marktwirtschaftlichen Mechanismen betreffen , sehr zu meinem Leidwesen, die ganze Spannweite der phantastischen Literatur besonders hart. Weder Serien noch Einzelbände sind gegen den Rotstift der Controller gefeit und selbst Dauerseller, die Jahrzehnte in den Verlagsprogrammen zu finden waren sind plötzlich nicht mehr marktgerecht und werden nicht nachgedruckt. Salvatores "Dunkelelf-Saga" steht trotz aufwändiger Neuauflage vor dem Aus, die "Midkemia-Saga" von Herrn Feist ist nur noch fragmentarisch lieferbar und die wunderbare "Werksausgabe" des Meisters Philip K. Dick wird nicht nur zu keinem Ende gebracht, sondern ist nur noch in kleinen Teilen "in print". Bei den neueren Publikationen verlagert sich die "Backlist" zum ebook und bei den Klassikern verschwindet sie komplett und der kaufwillige Leser muss versuchen ihrer antiquarisch habhaft zu werden. Dabei sind Plattformen wie booklocker, zvab, amazon-marketplace oder ebay zielführend, aber häufig ist dort die preisliche Entwicklung und der Umgang mit der Ware Buch zumindest denkwürdig. Die Alternative ist etwas aus der Mode gekommen, steht der reale Besuch eines Antiquariates doch im Schatten der "schönen neuen Cyberwelt". Über den Comicshop und Fantasy-Rollenspiele lacht man höchstens bei "Big Bang Theory" oder den "Simpsons" und echte Buchantiquariate begeistern zwar in den literarischen Werken eines Carlos Ruiz Zafón oder Walter Moers – wirken dann heimelig oder sogar mystisch und verwunschen – sind aber in der Realität völlig aus der Mode gekommen. Dabei waren Antiquariate früher die Schatztruhe der Suchenden und bergen auch heute wahre Kostbarkeiten in sich. Der Antiquar versteht sein Handwerk, kennt den Wert seiner Bücher und hortet über Jahrzehnte Kostbarkeiten aus allen Bereichen in den raumhohen Regalen. Viele dieser Schätze verlieren ihren Wert in unserer Welt, weil die schnellebige Informationsgesellschaft sie schlicht und ergreifend vergisst. Trotz all der ständig verfügbaren Fakten auf privaten und kommerziellen Seiten – oder vielleicht gerade deswegen. Antiquariate bieten genau das Gegenteil. Nicht die schnelle Antwort auf eine richtig formulierte Frage, sondern die Anleitung zur Suche. Wer ein Antiquariat betritt und einfach nur nach einem Buch fragt, um vielleicht ein, zwei, drei Euro im Vergleich zum Neupreis zu sparen, wird sicher auch ab und zu fündig, hat aber weder den Sinn, noch die Möglichkeiten eines solchen Aufenthaltes verstanden. Man muss sich Zeit nehmen, suchen, Gespräche führen und offen sein. Nicht das Buch zu finden, das man sucht, sondern ein Buch finden, das man möchte.

Weltweit

Immer wieder denken wir darüber nach, wie wir all die Bücher, die wir antiquarisch auf Lager haben, an den Mann oder die Frau bringen können. Egal wo – also überregional. Der erste Gedanke ist natürlich die Nutzung bestehender Plattformen. Das Problem dabei sind nicht nur die Kosten, sondern vor allem der Identitätsverlust, der damit einhergeht. Ein Buch, das wir über amazon oder ebay verkaufen, hat der Kunde nicht bei uns gefunden, sondern eben bei den entsprechenden Plattformen. Ich bewerbe mit meinem Verkauf die Konkurrenz, verstärke durch mein Sortiment den Eindruck, dass zum Beispiel amazon alles vorrätig hat, auch das, was es in der freundlichen Buchhandlung um die Ecke nicht mehr gibt. Die einzige Alternative einer Annäherung an das weltweite Netz ist ein eigener Bestandshop. Der Weg dahin ist aber weit und beschwerlich und mit mehr Stolpersteinen gepflastert, als ihr euch vorstellen könnt. Jedenfalls wenn man es auf seine Weise angehen möchte – individuell und professionell. Über den eigenen Shop schreibe ich schon lange. Wir sind immer noch dran aber es wird noch dauern. Was wir jedoch realisiert haben ist diese Seite. Diese Seite soll für euch da sein und für uns. Ein Spiegel unseres Ladens, eine Möglichkeit euch zu zeigen, was wir können. Was wir für euch tun können. Mit der Intension euch hierher zu locken, damit wir das tun können, was wir am besten können. Vor Ort für euch da zu sein.

Unser Antiquariat

WHermkeir haben ständig Unmengen an gebrauchten und antiquarischen Büchern für euch vorrätig. Viele Kostbarkeiten aus vergangenen Jahrzehnten oder second hand Versionen aktueller Titel. Sammler können ihre Lücken schließen, Unschlüssige können sich inspirieren lassen und Interessierte können stöbern. Viele der Bücher hat der ein oder andere von uns gelesen und wir können euch irgendetwas dazu erzählen. Zu anderen findet sich vielleicht ein Kunde oder Besucher, mit dem sich ein Gespräch entwickelt. Natürlich wissen wir auch nicht immer alles, aber im Zweifelsfall wissen wir, wie wir es herausfinden. Unsere Erfahrung und unsere Auswahl machen das Antiquariat zu einer Fundgrube für euch. Aber nur, wenn ihr euch Zeit nehmt – am Stück oder immer wieder. Denn irgendwann bekommen wir sie alle in die Hand, die Bücher, nach denen ihr sucht. Ihr habt die Wahl: Geduld und Vorfreude oder schneller Konsum. Wer sich nur dafür entscheidet, wird nie wissen, was er verpasst hat 😉 . Gebt einfach mal bei einer Internetsuche "antiquariat" ein und lasst euch nur Bilder anzeigen. So etwas kann keine Plattform der Welt und kein Webshop ersetzen. Das war vor mehr als dreißig Jahren die Idee meines Vaters Hermke und wir wollen, dass das so bleibt!

Antiquariate

Ich habe schon viel über unser Sortiment geschrieben. Es gibt Rezensionen zu allen Bereichen unseres Ladens von unterschiedlichen Autoren. Unter anderem natürlich auch die legendären Besprechungen von Hermke. Gerade in dieser Rubrik gibt es immer wieder Bücher, die nicht mehr lieferbar sind und leider nimmt diese Tendenz stetig zu. Immer kürzer werden die Zeiträume, die Verlage als sinnvoll erachten, einen Titel lieferbar zu halten. Immer mehr wird auf Verkaufszahlen und Umschlaghäufigkeit geschielt und dann alles,

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Arena Verlag

von am 4. Januar 2014 1 Kommentar

Arena Verlag GebäudePhantastik in Würzburg hat eine lange Tradition. Unseren Laden, Hermkes Romanboutique gibt 1981 – ja,am 15. Januar jährt es sich zum 33. Mal. Vor dem Laden war der Science Fiction Stammtisch Würzburg, mit den Tauschtagen und gemeinsamen Fahrten zu Conventions oder einfach nur Besuchen anderer Stammtische in anderen Städten – und natürlich den Gegenbesuchen, zum Beispiel des Stuttgarter Science Fiction Stammtisches, bei denen ich auch im zarten Alter das Vergnügen hatte Dennis Scheck, den heutigen Literaturkritiker kennenzulernen, der übrigens damals auch noch ein Dreikäsehoch war 😉 .

Schon damals war ich selbst begeisterter Leser von phantastischen Jugendromanen – Erbsünde 😉 . Und tatsächlich kamen etliche dieser Bucher aus einem Verlagshaus, welches seinen Sitz in unserer fränkischen Heimat, in Würzburg hat. Im Arena-Verlag sind damals Bücher wie Lloyd Alexanders Taran oder Otfried Preußlers Krabat erschienen, die nach wie vor zu den zeitlosen Klassikern zählen und mein Leseverhalten nachhaltig beeinflusst haben. Auch heute steht das Arena Verlagshaus ganz in der Nähe unseres Ladens in einer Seitenstraße der Rottendorfer. Aktuell werden im Arena Verlag etliche phantastische Jugendbücher publiziert, unter anderem die spannende Serie "Das Tal", der in der Nähe von Frankfurt lebenden Krystina Kuhn oder die Bestseller "Chroniken der Unterwelt" von Cassandra Clare.

Wenn man von Phantastik oder Fantasy in Würzburg spricht, darf man den Arena-Verlag und dessen verlegerisches Wirken auf keinen Fall vergessen. Früher Kontakt mit dem Genre führt letztendlich zu einem Abbau alter Vorurteile und bei Jugendlichen, die bereits im Heranwachsen Fantasy lesen, erhöht sich die Chance, dass sie vielleicht eines Tages überkommene Vorstellungen überwinden und auch als Erwachsene die wunderbare Welt der phantastischen Literatur zu schätzen wissen. Ich denke, man kann mit Fug und Recht behaupten, dass die gewachsene Kultur des phantastischen Kinder- und Jugendbuches einen wichtigen Aspekt in der Entwicklung darstellt, Phantasie und Kreativität fördert, wie Lesen an sich sprachförderlich und bildend ist. Ja, Lesen gefährdet ihre Dummheit, und das schon in jungem Alter 😉 .

Langer Rede kurzer Sinn, ein herzliches Dankeschön an den Arena Verlag für viele schöne Lesestunden meiner Jugend (und auch heute noch) – und vielleicht ergibt sich ja einmal die Gelegenheit für ein gemeinsames Projekt.

Phantastik in Würzburg hat eine lange Tradition. Unseren Laden, Hermkes Romanboutique gibt 1981 – ja,am 15. Januar jährt es sich zum 33. Mal. Vor dem Laden war der Science Fiction Stammtisch Würzburg, mit den Tauschtagen und gemeinsamen Fahrten zu Conventions oder einfach nur Besuchen anderer Stammtische in anderen Städten – und natürlich den Gegenbesuchen, zum Beispiel des Stuttgarter Science Fiction Stammtisches, bei denen ich auch im zarten Alter das Vergnügen hatte Dennis Scheck, den heutigen Literaturkritiker kennenzulernen, der übrigens damals auch noch ein Dreikäsehoch war 😉 .

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Stadt der Schwerter – Die Farben des Stahls I

von am 22. Dezember 2013 Kommentare deaktiviert für Stadt der Schwerter – Die Farben des Stahls I

Farben des StahlsTitel: Stadt der Schwerter (Colors in the Steel)
SerienZyklentitel: Die Farben des Stahls (The Fencer Trilogy)
Autor: K. J. Parker
Verlag, Nummer: Knaur 70130 (Folgebände: 70131, 70132)

update: Die Bände sind bei Knaur sowohl als Paperbacks, als auch in Taschenbuch-Form erschienen. Mit der Einstellung der Fantasy Reihe, verschwanden aber beide Versionen aus den Lagern. Auch diese Trilogie gibts als nur antiquarisch.

Zur Lektüre dieses Buches griff ich auf begeistertes Anraten eines meiner Kunden. Der Autor war mir zwar unbekannt, der Klappentext klang aber nicht schlecht, versprach Abwechslung und neue Ideen, also war ich bald überredet. Leider ist mir nicht bekannt, welcher Autor sich hinter dem Pseudonym verbirgt.

Inhalt:

In der uralten und prächtigen Hafenstadt Perimadeia, deren Einflußgebiet zum Zeitpunkt der Erzählung kaum noch über die Stadtmauern hinausreicht, übt der schon etwas ältere Meisterfechter Bardas Loredan seinen gefährlichen Beruf aus. Immer noch tritt er als Advokat gegen andere, meist jüngere Gegner an, denn in der Stadt der Schwerter werden Prozesse mit der Waffe entschieden, die oft erst mit dem Tod eines Kontrahenten enden. Wirklich bedrohlich wird die Lage allerdings erst, als eine riesige Streitmacht die Stadt belagert und eine junge, hochbegabte und aus persönlicher Rachsucht fanatisch entschlossene Fechterin ihn zum Duell fordern will.

Beurteilung:

Das 425 Seiten umfassende Buch weist eine ansprechende äußere Gestaltung auf, wie die meisten Titel dieser noch jungen Reihe, die sich bisher recht ordentlich eingeführt hat und auffallend viele interessante Romane aufweist. Man kann den beiden Lektoren nur zu ihrem guten Gespür gratulieren und sich auf weitere Highlights freuen. Auch die Übersetzung ist passabel, und der Lesefluß wird kaum durch Rechtschreibefehler gestört – heute leider schon eine nicht mehr ganz normale Leistung. Das Schriftbild ist groß genug und gut lesbar. Das Fehlen einer Karte ist zwar schade,fällt aber nicht stark ins Gewicht, da beim Lesen eine „innere Karte“  entsteht.
Die meist lineare Handlung besticht durch eine starke äußere und innere Spannung, geschickten kompositorischen Aufbau und v. a. sehr eigenwillige Charaktere, die nie in Schwarz-Weiß-Malerei dargestellt werden. Die sechs Hauptprotagonisten – Bardas Loredan, der Advokat, Alexius, der Patriarch und eigenwillige „ Magier“, Temrai, der geniale und besessene junge Clansmann und Häuptlingssohn, Iseutz Hedin, die fanatische Rächerin, Vetriz, ein wildes Talent, deren „Magie“ ihr nicht bewußt ist und letztlich der erst später eingeführte Gorgas Loredan, Bardas´ Bruder, vielleicht  die komplexeste und unergründlichste Figur des Romans, deren Motive völlig im Dunkeln bleiben – sie alle sind sehr lebendige und blutvolle Charaktere, im Leben und Alltag verankert. Sie verfallen nicht in hohle Phrasen und dumm-dreistes Heldentum. So besitzt z.B. Alexius, der zynische und alternde Patriarch der „Magier“ – Universität, mit einer sehr unzuverlässigen und eingeschränkten Methodik ringend, keine sehr rasche Auffassungsgabe, ist alles andere als genial, gleicht diesen Mangel aber durch konstanten und verbissenen Fleiß aus. Bardas Loredan ist, nach eigener Einschätzung, ein „äußerst geschickter und intelligenter Feigling, der genau wußte, daß die einzige Möglichkeit, am Leben zu bleiben, darin bestand, jemand anderen umzubringen“ (S. 170). Iseutz Hedin kaut an Ihren Nägeln, eine später einfließende, fast nebensächliche Beobachtung, die, ohne daß sie weiter ausgeführt wird, doch unheimlich viel aussagt.
Trotz vieler sarkastischer, ja manchmal sogar zynischer Handlungen fließt auch viel trockener, leiser, nie derber Humor ein, oft nur in Nebensätzen, z.B.: „es waren immer die Dürren, die man in einem Handwerk unterbrachte“ (S. 21). Auch einige ironische politische Seitenhiebe lassen den Leser immer wieder schmunzeln: „… der jüngste Sohn einer mächtigen Stadtfamilie … wurde emsig von den kleinen käferähnlichen Männern umschwärmt, die ihr Leben unter den flachen Steinen der Bezirkspolitik verbrachten“ (S. 62). Auch zynische Lebensweisheiten werden mit viel Ironie dargeboten: „ Das Beste, was man über die Jugend sagen kann, ist, daß wir alle irgendwann aus ihr herauswachsen“ (S. 58). An vielen Stellen besticht der Roman durch einen prägnanten, lakonischen Stil, der nur andeutet, aber dadurch zum Weiterdenken anregt. Auch köstliche Vergleiche verhelfen zu einer farbigen und bilderreichen Sprache: „… Gußformen … , die sich um das Fundament des Ofens drängten wie Ferkel um die Muttersau“ (S. 34) oder : „Der Mann sah ihn an, als hätte er gerade um ein Stück Mond zwischen zwei Brothälften gebeten“(S. 35).
Auch auf prägnante Kleinigkeiten achtet der Autor immer wieder. So trägt Loredan bei einem Duell alte, ausgetretene Schuhe, deren relativ neue Sohlen mit einer Feile leicht angerauht sind. Auffällig ist überhaupt das glaubhafte und überzeugende Detailwissen um das Schmiedehandwerk, die Fechtkunst, Kampftaktiken, Belagerungsmaschinen … . Hübsche Details, die viel zu einer realen Vorstellung beitragen, sind immer wieder eingestreut. So wird z.B. der fürchterliche Geruch ( sprich: Gestank) angesprochen, der den Besucher beim Betreten der Stadt empfängt. Ein Fluch wirkt nicht nur auf den Empfänger sondern schlägt zurück auf den Verursacher und fügt ihm schlimme körperliche Beschwerden zu.
Als Einzelidee vielleicht am interessantesten fand ich die immer widerkehrenden und immer veränderten Wahrträume, die deutliche solipsistische Züge aufweisen: „… das ist mein Traum, und ihr seid bloß …“ (S.166).

Fazit:

Dieser Band hat alles, was einen guten Roman ausmacht : starke, komplexe Charaktere, großartige Spannung, unerwartete Wendungen, Kämpfe, Verrat, Haß, alte ungesühnte Schuld und zerstörerische Elemente. Er bietet dem Leser keine Schwierigkeiten, da die Charaktere gut eingeführt werden und sich glaubhaft ins Gesamtwerk fügen.
Viele Fragen sind noch offen, viele Geheimnisse noch ungeklärt. Wer ist die Macht im Hintergrund ? Ist allein das wilde Talent der jungen Vetriz für alles verantwortlich ?
Natürlich ist dies nur die Besprechung des ersten Bandes einer Trilogie, deren Folgebände bald erscheinen werden, und somit ist noch kein abschließendes Urteil möglich, aber wenn die weiteren Romane dieses Niveau halten können, erwarte ich sie mit großer Spannung. Es sei noch angemerkt, daß dieses Werk nur den anspruchsvolleren Lesern empfohlen werden kann, es ist sicher ungeeignet für einfache Gemüter. Von mir erhält dieser Roman die Bestnote, denn es ist  lange her, daß ich einen derartig herausragenden Fantasyroman gelesen habe.

 

Titel: Stadt der Schwerter (Colors in the Steel)
SerienZyklentitel: Die Farben des Stahls (The Fencer Trilogy)
Autor: K. J. Parker
Verlag, Nummer: Knaur 70130 (Folgebände: 70131, 70132)

update: Die Bände sind bei Knaur sowohl als Paperbacks, als auch in Taschenbuch-Form erschienen. Mit der Einstellung der Fantasy Reihe, verschwanden aber beide Versionen aus den Lagern. Auch diese Trilogie gibts als nur antiquarisch.

Zur Lektüre dieses Buches griff ich auf begeistertes Anraten eines meiner Kunden.

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