Da nun ja bereits die Top Ten Kategorien Bücher und US-Comics ins Leben gerufen wurden, dürfen natürlich auch die zahlreichen Manga nicht fehlen.
Nachdem ich in knapp 18 Jahren weit über tausend verschiedene Manga absorbiert habe ist es mir ein wenig schwer gefallen einfach mal zehn Stück heraus zu picken. Also werde ich meine Top Titel ein wenig splitten um der Bandbreite des Manga gerecht zu werden. Ihr werdet von mir jeweils eine Liste zu Top Autoren, Serien, Einzeltiteln, Classics und – so gut ich kann – Neuheiten erhalten.
Wie schon bei vorhergehenden Top Ten sind diese Angaben ohne Gewähr und auf Basis rein egozentrischer Geschmacksmotive erstellt.
Also, warum die Kategorie Autoren bzw. Zeichner? Im Mangawesen ist es sehr schwierig sich einen Namen zu machen und mehr als nur eine Serie zu veröffentlichen, die es auch bis zu uns schafft. In einer Woche zeichnest du dir noch die Finger wund und nach der nächsten Ausgabe ist schon wieder Schluß. Außerdem würden sich die Top Ten Listen mehr oder weniger nur mit Titeln dieser Autoren füllen, deshalb habe ich mich für eine eigene Kategorie entschieden. Ich werde mich nicht zu jedem erschienen Manga äußern, sondern natürlich nur zu denen, die ich von den nachfolgend Genannten gelesen habe.
Top Mangaautoren
Osamu Tezuka
Der "Godfather of Manga". Mehr Beschreibung braucht es eigentlich nicht… Scherz beiseite. Osamu Tezuka gilt als der Mangaka, der die ersten Schritte außerhalb von Japan gemacht hat. Sein Zeichenstil ist stark von seinem Vorbild Walt Disney geprägt – am besten an den Tieren zu erkennen. Tezuka galt/gilt als politisch und sozialkritischer Autor und seine Geschichten behandeln Themen, die damals als absolut tabu galten. Das Talent des Meisters äußerst sich darin, schwierige und schwere Stoffe mit klaren Strukturen, Spannung und einer Prise seines charmanten Witzes an den Leser zu bringen. Somit sind Tezukas Werke nicht nur Meisterstücke in sich, sondern auch Meilensteine in der Geschichte des Manga.
Gelesen und für sehr gut befunden: Adolf, Kirihito, Buddha, Pluto/Astro Boy, Kimba, der weiße Löwe, Barbara;
Rumiko Takahashi
Kommen wir nun zur "Prinzessin des Manga" (ja, sie wird wirklich so genannt). Rumiko Takahashi veröffentlicht durchgehend seit 1975 ihre Werke und zählt somit schon zu den Urgesteinen ihres Gewerbes. Sie zeichnet immer noch fleissig und ist in all der Zeit ihrem Stil treu geblieben. Was zeichnet einen Rumiko Takahashi Manga aus? Quirrlige sympathische Charaktere, erfindungsreiche Konstellationen, sprühende Action, emotionale Verwirrspielchen und ein riesiges Pfund Humor. Egal welchen Band man von ihr in die Hand nimmt, man verliebt sich sofort in die Charaktere, lacht mit ihnen (oder eher über sie, ähem) verdrückt auch schon einmal ein Tränchen und wie durch ein Wunder fühlt man sich danach einfach ein Stückchen besser.
Gelesen und für sehr gut befunden: Ranma 1/2, Kyokai no Rinne, Inu Yasha, One Pound Gospel, Maison Ikkoku;
Akira Toriyama
Die Serie "Dragon Ball" von Akira Toriyama hat mich unter anderem auf die Fährte des Manga gebracht. Eine seiner Stärken liegt darin bunte vielfältige Welten mit seinem charakteristischen Zeichenstil zu erschaffen, an denen man gar nicht genug entdecken und bewundern kann. Deren Bewohner sind genauso sympathisch wie außergewöhnlich und werden von ihm liebevollst während der ganzen Geschichte weiterentwickelt. Und ja, auch bei ihm gibt es diese lustige Seite (ihr merkt schon wo mein Schwerpunkt liegt), die einen immer ein wenig an alte Bud Spencer und Terence Hill Filme denken lässt. Akira hat wirklich ein Talent dafür einem seine Figuren ans Herz wachsen zu lassen, so dass man nicht umhin kommt trotz Happy End ein Tränchen am Ende der Reise zu verdrücken.
Gelesen und für sehr gut befunden: Dragon Ball, Dr. Slump (engl.);
Jiro Taniguchi
Jiro Taniguchi ist wohl einer der bekanntesten Mangaka in Europa. Durch Werke wie "Vertraute Fremde" (von Sam Garbarski verfilmt) und "Skyhawk" hat er nach Osamu Tezuka den größten Sprung in die europäische Comicszene geschafft. Er wurde als erster Japaner mit dem Alph’Art auf der wohl bekanntesten Comicmesse in Angouleme ausgezeichnet und auch den Max-und-Moritz-Preis in Erlangen hat er schon abgeräumt. Was hebt Taniguchi so von anderen Mangaka ab? Taniguchis Zeichenstil ist genau wie bei Tezuka eher an westliche Vorbilder angelegt – hier frankobelgisch. Dazu kommt sein stilles, aber hochentwickeltes Talent menschliche Stimmungen und Gefühle mit wenig oder sogar keinen Sprechblasen aufs Papier zu bannen. Wer einen Taniguchi Novel liest, lernt die Welt (wieder) mit anderen Augen zu betrachten, aufmerksamer durchs Leben zu gehen und sich an den kleinen manchmal unscheinbaren Dingen zu erfreuen.
Gelesen und für sehr gut befunden: Wanderer im Eis, Bis in den Himmel, Die Sicht der Dinge, Träume von Glück, Die Stadt und das Mädchen, Vertraute Fremde,
CLAMP
Wunderschöne Zeichnungen, starke Gefühle und tiefgründige Geschichten, dass sind die drei Eigenschaften die CLAMP unter sich vereinen. Die vier Japanerinnen bestreiten nun schon seit 1989 die Arbeit als Mangaka. Anfänglich nur als Dojinshi (Fanart) Zirkel gedacht, brachten ihr Talent für Romantik und epische Bilder bald den Erfolg um als Profis arbeiten zu können. CLAMP sind hart arbeitende fleißige Autoren, die es immer wieder aufs neue schaffen zauberhafte Märchen oder herzzereissende Liebesgeschichten zu Papier zu bringen. Aber sie bedienen nicht nur das klassische Mädchen-Genre, sondern verfügen auch über ein Repertoire an wesentlich dunkleren, und ja, auch brutaleren Manga, die man ihnen auf den ersten Blick gar nicht zutrauen würde. Abschließend möchte ich sagen, bis man keinen CLAMP Manga gelesen hat, kannte man den Mangahimmel nur ohne Sterne.
Gelesen und für sehr gut befunden: Magic Knight Rayearth (SB), Kobato, X, Chobits, Angelic Layer (engl.), Card Captor Sakura, Clover;
Kazuo Koike
Kazuo Koike ist ein reiner Mangaautor, der uns viele Geschichten beschert hat, die jetzt schon als Klassiker gelten. Der bekannteste wird wohl "Lady Snowblood" sein, die Vorlage für "Kill Bill". Die Werke von Koike lassen sich mit den Worten "harte nackte Realität" gut umschreiben. Harte Kämpfe, keine Gnade, nichts gekünstelt oder beschönt. Nackte Frauen, die Glorifizierung der Erotik im damaligen Japan und der Umgang mit der Sexualität in jener Zeit. Aber natürlich darf man in dieser Aufzählung auch nicht das Karma und den japanischen Sinn für Ehre vergessen, die als dritter Strang in das Geschichtengeflecht von Koikes Epen einfließen. Die Protagonisten werden auf einen steinigen Weg geführt, der nicht viel Platz für Hoffnung oder Frieden lässt und als stiller Zuschauer ist man nach seinen Geschichten froh zu Hause im bequemen Sessel zu sitzen.
Gelesen und für sehr gut befunden: Lone Wolf and Cub, Lady Snowblood;
Kazuo Kamimura
Wenn wir schon dabei sind bleiben wir doch gleich bei Kazuo. Dieser hier hat auch nicht nur den Vornamen mit Koike gemein, sondern hat mit ihm zusammen als Zeichner "Lady Snowblood" aufs Papier gebracht. Kamimura hält sich stark an den traditionellen Pinselstrich, welcher sich gut in den Zeitgeist seiner Werke einfügt. Seine Geschichten sind denen Koikes im Stil sehr ähnlich, doch legt Kamimura den Schwerpunkt mehr auf körperliche Liebe und Zuneigung. Das heißt aber nicht, dass seine Manga geeignet wären für einen softerotischen Kuschelabend. Denn in Sachen Drama und Härte steht Kazuo Kamimura Kazuo Koike (jetzt 10x schnell hintereinander) in nichts nach.
Gelesen und für sehr gut befunden: Furious Love, Shinanogawa;