Hermke – Lesetips eines alten Buchhändlers

Hier findet ihr die ganze Palette von Hermkes beliebten Rezensionen. Viele davon waren bereits im "DDD" Magazin unter der Rubrik "Lesetipps eines alten Buchhändlers" zu finden und im Laden liegt nach wie vor Hermkes gesammeltes Werk als Schnellhefter zum nachlesen. Immer, wenn ich ein wenig Luft habe, gibt es ein paar davon neu aufbereitet auch hier zu lesen.

Tochter des Windes

von am 21. Oktober 2014 Kommentare deaktiviert für Tochter des Windes

Tocher des windesTitel: Tochter des Windes (Colors in the Steel)
SerienZyklentitel: Rhapsody
Autor: Elizabeth Haydon
Verlag, Nummer: Heyne 9380 (Folgebände: 9381, 9382, 87911, 52067, 53256)

update: Die insgesamt Sechs-Teilige Saga erschien ursprünglich bei Heyne. Derzeit sind alle Romane Out of Print.

Das mit 777 Seiten recht umfangreiche Paperback habe ich erst auf dringendes Anraten hin gelesen, da mich der Klappentext eher abschreckte. Der Roman hat mich aber immer stärker beeindruckt und  zu einer richtigstellenden Besprechung förmlich gezwungen.

Inhalt:
In der Hafenstadt Ostend, auf der Insel Serendair, wehrt sich die geheimnisvolle Sängerin Rhapsody, Halb-Lirin mit bewegter Vergangenheit, gegen die Zudringlichkeit eines mächtigen und skrupellosen Unterwelt-Bosses und wird von dessen Schergen verfolgt. Dabei trifft sie auf zwei Bolg-Mischlinge, den düsteren, wortkargen Meuchelmörder Achmed und dessen getreuen Begleiter, den riesigen und abschreckend häßlichen Kämpfer Grunthor. Diese werden ebenfalls von einem übermächtigen, dämonischen Wesen gejagt, das seine übernatürlichen Schattenklone auf sie hetzt. Zusammen flieht das ungleiche Gespann zur uralten Welteneiche Sagia, über deren riesiges Wurzelgeflecht sie aus dem Machtbereich ihrer Gegner zu entkommen hoffen. Aber ihre Überlebensaussichten in der bedrohlichen Unterwelt sind äußerst gering. Damit beginnt eine abenteuerliche Geschichte voller Gefahren und Überraschungen.

Beurteilung:
Wem diese Eröffnung wenig vielversprechend erscheint, dem sei versichert: Auch der anspruchsvolle Leser wird voll auf seine Kosten kommen. Neben neuen Ideen blitzen auch bekannte Motive auf, wie etwa ein wichtiges Element der Artus-Sage oder der Grundgedanke von „Die Schöne und das Biest“, um nur zwei Beispiele zu nennen. Dabei sind aber auch diese bekannten Stränge so gut erzählt und verpackt, daß sie erst auf den zweiten Blick ins Bewußtsein rücken. Absolut faszinierend und in völlig neuem Gewand präsentiert wird auch die bekannte Rahmenhandlung des geheimnisvollen, fast gottgleichen Spielers und Regisseurs im Hintergrund, der das Geschehen manipuliert und dessen Beweggründe und Eingriffe undurchschaubar sind.
„Ein wundervolles, romantisches Epos mit einer bezaubernden Heldin“, diese abgedroschene und eher abschreckende „Werbung“ auf der Rückseite des Einbandes kann irreführender nicht sein. Ist doch Rhapsody eine Figur, die Schreckliches durchlitten hat, geprägt von Schwermut und schmerzlich düsteren Erfahrungen.  Nacht für Nacht wird sie von quälenden Alpträumen heimgesucht. Trotz der vielen seelischen Narben gibt sie aber nie auf. Auch ihre beiden Begleiter sind alles andere als normale Typen. Das oft nur widerwillig zusammenarbeitende Trio, dessen Verhalten und Absichten gegensätzlicher kaum sein könnten, fesselt den Leser immer stärker.
Die Mythen der von der Autorin erschaffenen Welt, die Vielfalt und Fremdartigkeit ihrer Rassen und Lebensformen, die immer wieder gekonnt um neue Bruchstücke erweiterte Geschichte der verschiedenen Zeitalter, die überzeugende Darstellung der religiösen und kulturellen Aspekte, all diese liebevoll herausgearbeiteten Details überraschen immer von neuem. Der letzte Grund für die unerbittlichen Kämpfe und gewaltigen Katastrophen ist der Widerstreit der fünf Ur-Elemente, Aether, Feuer, Wasser, Luft und Erde, und deren Geschöpfe. So sind z.B. die aus dem allesverschlingenden Element Feuer geborenen F’dor Wesen von dämonischer Besessenheit und Verschlagenheit. Mit ihrem aus dem schwarzen Feuer stammenden zerstörerischen Potential und mit der Fähigkeit ausgestattet, Menschen zu übernehmen und sich gefügig zu machen, sind sie fast unbesiegbar. Ihr Endziel ist die Vernichtung allen Lebens überhaupt. Im Laufe der Erzählung erschließt sich zunehmend die kosmologische Komponente des Werkes und zieht den Leser immer stärker in den Bann des Geschehens.
Neben actionbetonten Szenen wie Flucht und verzweifelten Kämpfen ums Überleben, Angriffen und erbitterter Gegenwehr, Blutmagie und Getriebensein durch alte Schuld, kommt es doch in einigen Passagen zu Momenten der Ruhe und Entspannung, erleben wir vereinzelt sogar Situationen voller Ironie und Heiterkeit, überrascht sogar einmal eine Episode mit derbem Humor, als eine Taschendiebin kräftig am anatomisch falschen „Beutel“ zieht, beim Versuch, diesen zu entwenden.
Die Übersetzung kann, trotz einiger ärgerlicher Ungeschicklichkeiten und sogar Unzulänglichkeiten (siehe: Nachbemerkung), dennoch insgesamt nicht als schlecht bezeichnet werden. Da ich das Original nicht kenne, muß ich von einer Annahme ausgehen, glaube aber, daß die deutsche Fassung im großen und ganzen akzeptabel ist.

Fazit:
Meines Wissens ist der vorliegende Roman ein Erstlingswerk. Das werden wohl auch die meisten Leser erkennen. Er ist sicher noch nicht rundum gelungen, weist Sprünge und Brüche, an wenigen Stellen sogar disharmonische Elemente auf. Trotzdem wuchs meine Begeisterung mit dem Fortgang der Erzählung, und ich kann diesen Band auch kritischen Lesern wegen der Vielzahl von überzeugenden Ideen und schön herausgearbeiteten Passagen wärmstens ans Herz legen. Jeder Kunde, mit dem ich inzwischen gesprochen habe, hat mir versichert, schon ungeduldig auf den Folgeband (für September angekündigt) zu warten. Das allein ist schon Empfehlung genug.
Zum Schluß noch ein Hinweis: Erwachsene, v.a. männliche Leser, dürfte die sehr emotionale und überschwengliche Darstellung einer jungen Liebe (zwischen Seite 17 und 60) nicht gerade begeistern, auch wenn sich wohl viele an ähnliche Gefühle erinnern dürften. Ich hatte bei der Lektüre dieser Seiten einige Male das ungute Gefühl, einen Roman für Teenager zu lesen. Ohne entsprechende Empfehlung hätte ich das Buch wahrscheinlich frustriert beiseite gelegt und nie wieder angerührt. Zum Glück ist diese Romanze nur eine kurze Episode, deren Stellenwert man erst sehr viel später erahnt. Danach erfolgt eine völlige Umkehrung des Erzählstils. Die Protagonisten des Hauptteils sind von ganz anderer Strickart, die trotz grausamer Erlebnisse tapfer gegen die Ängste der Erinnerung ankämpfen, mit fortschreitender Erzählung eine immer stärkere Faszination ausstrahlen. Nehmen wir also diese rund 40 Seiten hin, es lohnt sich für dieses Werk.

Nachbemerkung:
Als Beleg für wenig sorgfältige Nacharbeit bzw. ärgerliche sprachliche Unzulänglichkeit – beides Phänomene, die immer häufiger bei Übersetzungen auffallen – seien hier einige willkürlich herausgegriffene Beispiele angeführt:
S.307: „…die größte Zeit seines Lebens im Freien…“ statt „…die meiste/längste Zeit…“
S.331: „…wollende Reithose…“ statt „…wollene…“
S.332: „…Wind ging…“ statt „…wehte/blies…“
S.413: „…nährten…“ statt „…näherten…“
S.427: „…mit wackliger Stimme.“ statt „…mit versagender/stockender Stimme.“
S.447: „…Beschluss.“ statt „…Beschuß.“
S.486: „…stieben.“ statt „…stoben.“

Titel: Tochter des Windes (Colors in the Steel)
SerienZyklentitel: Rhapsody
Autor: Elizabeth Haydon
Verlag, Nummer: Heyne 9380 (Folgebände: 9381, 9382, 87911, 52067, 53256)

update: Die insgesamt Sechs-Teilige Saga erschien ursprünglich bei Heyne. Derzeit sind alle Romane Out of Print.

Das mit 777 Seiten recht umfangreiche Paperback habe ich erst auf dringendes Anraten hin gelesen, da mich der Klappentext eher abschreckte. Der Roman hat mich aber immer stärker beeindruckt und  zu einer richtigstellenden Besprechung förmlich gezwungen.

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Killer aus dem Eis

von am 13. September 2014 Kommentare deaktiviert für Killer aus dem Eis

Killer aus dem EisTitel: Killer aus dem Eis (Liege Killer)
SerienZyklentitel: Paratwa-Trilogie (Paratwa-Saga)
Autor: Christopher Hinz
Verlag, Nummer: Heyne 5641  (Folgebände:)

update: Die Bände sind leider auf deutsch nicht mehr lieferbar, die englischen Originale jedoch schon.

Dieser Roman ist der erste Band der Paratwa-Trilogie des bisher den deutschen Lesern unbekannten amerikanischen Autors, der leider erst mit zehnjähriger Verspätung übersetzt wurde. Das eigenwillige Umschlagbild wird erst durch die Lektüre verständlich, schreckt aber wohl eher ab, als daß es zum Kauf animiert. Auch die Inhaltsangabe überzeugt nicht so recht, und somit kam ich mehr zufällig dazu, dieses Buch zu lesen. Allerdings habe ich dann sofort die beiden auch recht umfangreichen Folgebände verschlungen.

Inhalt:
Die durch apokalyptische Kriege, rücksichtslose Profitgier und industrielle Ausbeutung total verseuchte und völlig lebensfeindliche Erde hat die überlebenden Menschen vor mehr als 200 Jahren gezwungen, in riesige Orbitalstationen zu flüchten. Die furchtbaren Erfahrungen der Endzeit haben bewirkt, daß der Umgang mit der Technik sehr besonnen gehandhabt wird. Aber nach vielen Generationen des Friedens und sehr reglementierten Fortschritts werden die Forderungen bestimmter politischer Gruppierungen nach Freigabe des alten Wissens immer lauter. Von einem Schmugglerteam der Costeaus, einer Paria-Kaste der Menschheit, dessen Auftraggeber unbekannt sind, wird ein Paratwa aus der Stasis geholt. Dieses gentechnisch geklonte Killerwesen aus der kriegerischen Vergangenheit der Erde besteht aus zwei mit übermenschlichen Reflexen ausgestatteten Superwesen, die geistig und gefühlsmäßig direkt miteinander kommunizieren. Sie morden gnadenlos und scheinbar wahllos. Wer unter den seit Bestehen der Weltraumzentren dort in Frieden lebenden Menschen soll sich diesem unbesiegbaren Überwesen entgegenstellen ?

Beurteilung:
Der Inhalt klingt in dieser Kurzfassung ein wenig nach einer Superman-Version, aber der Roman ist weit davon entfernt. Obwohl die innere und äußere Spannung sehr ausgeprägt ist, harte und aktionsgeladene Passagen beklemmende Dichte erreichen, entfaltet der Autor dennoch bestürzend realistisch und mit genialer Detailfreude das glaubhafte Panorama einer zukünftigen Welt vor dem faszinierten Leser. Das konsequente aber auch überraschend vielfältige Fortdenken kultureller, sozialer und religiöser Aspekte, des gesamten zwischenmenschlichen Bereichs, frappiert immer wieder. Als kleiner Beleg hierfür sei eine Eigenheit der Costeaus genannt, deren einzelne Clans “Duftbeutel” tragen, die diverse unangenehme Gerüche verbreiten, um nur ein Beispiel für die facettenreiche Subkultur dieser Paria-Schicht zu bringen. Auch die technische Umwelt und ihre Bereiche werden oft mehr als nur angedeutet. Besonders visionär erscheint die Fortführung des Machbaren im Computerbereich: denkbare Vernetzungen und Manipulationen erschrecken und faszinieren zugleich. Eine neue skrupellose Massenkirche nutzt das latente nostalgische Verlangen nach den Wurzeln der menschlichen Wiege, der verlorenen Erde, für ihre undurchsichtigen Zwecke. Überhaupt werden die politischen Strömungen und Machtspiele widerstreitender Interessen sehr genau durchleuchtet. Der erbarmungslose Endkampf mit dem Paratwa ist von großartiger Rasanz.

Fazit:
Schon der Auftaktband der Trilogie lohnt sich für etwas anspruchsvollere und nicht nur auf Action festgelegte Leser sehr. Stück für Stück wird das intrigante Netzwerk der Paratwas enthüllt, mit dem sie die Menschheit zu unterjochen suchen, ihre Schöpfer aus kurzsichtigem Eigennutz. Diese Superwesen, mit ihrer Langlebigkeit und Überlegenheit auf nahezu jedem Gebiet, lassen den Homo Sapiens wie den Zauberlehrling aussehen, der die Geister, die er rief, nicht mehr beherrschen kann.

Titel: Killer aus dem Eis (Liege Killer)
SerienZyklentitel: Paratwa-Trilogie (Paratwa-Saga)
Autor: Christopher Hinz
Verlag, Nummer: Heyne 5641  (Folgebände:)

update: Die Bände sind leider auf deutsch nicht mehr lieferbar, die englischen Originale jedoch schon.

Dieser Roman ist der erste Band der Paratwa-Trilogie des bisher den deutschen Lesern unbekannten amerikanischen Autors, der leider erst mit zehnjähriger Verspätung übersetzt wurde. Das eigenwillige Umschlagbild wird erst durch die Lektüre verständlich, schreckt aber wohl eher ab, als daß es zum Kauf animiert.

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Sommer der Drachen

von am 29. August 2014 Kommentare deaktiviert für Sommer der Drachen

der_sommer_der_drachen-9783426701645_xxlTitel: Sommer der Drachen (Dragon Weather Teil1)
SerienZyklentitel: Die Obsidian Chroniken  (Obsidian Chronicles)
Autor: Lawrence Watt-Evans
Verlag, Nummer: Knaur 70164 (Folgebände: 70165, 70166, 70167)

update: Die Obsidian Chronken sind in der deutschen Ausgabe geteilt. Die bei Knaur erschienenen und heute vergriffenen vier Bände beinhalten also nur die ersten zwei Bände der Trilogie. Der dritte Band "Dragon Venom" ist im Deutschen bisher nicht erschienen.  Eine Neuauflage und Fortsetzung ist derzeit bei keinem deutschen Verlag geplant. Deswegen mein Tipp: Englisch lesen…

Als ich dieses Buch, das ich mir schon lange vor seinem Erscheinen, des Autors wegen, vorgemerkt hatte, endlich in den Händen hielt, war meine Vorfreude auf gute Fantasy-Unterhaltung ziemlich groß. Als alter Leser hatte ich seine vorhergehenden leider lange vergriffenen Werke schon alle gelesen (siehe Fußnote) und ich kann vorwegnehmen, dass ich auch bei diesem Roman voll auf meine Kosten gekommen bin.

Inhalt:
Das friedliche Bergdorf Obsidian wird von bösartigen Drachen zerstört, die von dem plötzlichen und unprovozierten Angriff überraschten Bewohner werden niedergemetzelt. Als einziger überlebt, durch eine glückliche Fügung, der junge Arlian den heimtückischen Überfall der Bestien. Von einer Bande gnadenloser Plünderer wird er entdeckt und als Sklave an einen Bergwerksbesitzer verkauft. Nur der unbeugsame Wille, sich an den Mördern seiner Familie zu rächen, hält ihn in seiner verzweifelten Lage am Leben. Aber das scheint ein aussichtsloses Unterfangen zu sein. Soviel zur Ausgangslage der Erzählung sei verraten. Mehr vom Inhalt zu vorzustellen, wie es leider der Klappentext tut, wäre schade.

Beurteilung:
Der linear und schnörkellos geschriebene Roman wird ausnehmend spannend und farbig erzählt. Der Autor schafft es beinahe mühelos, den Leser in die Geschichte hineinzuversetzen und ihn die bitteren Niederlagen und glücklichen Wendungen mit großer Anteilnahme miterleben zu lassen. Die Sprache ist ohne Pathos, zum Teil fast nüchtern, und trotzdem – oder vielleicht auch gerade deswegen – erzielt der Autor mit ihr große Wirkung. Der Ton ist meist ernst, nur an wenigen Stellen blitzt, dann aber umso unerwarteter, ein Funken Humor auf, aber meist unterschwellig und nie derb. So erfährt der Leser zum Beispiel mit heimlicher Freude, wie einer seiner Peiniger dem Flüchtling unfreiwillig zu einem größeren Geldbetrag verhilft. Auch die Nebenrollen sind farbig und komplex gezeichnet. Als Beleg hierfür sei die Szene zitiert, in der der brutale Wächter „Bluthand“ im Bergwerk erklärt, warum er am Anfang seines Dienstes einen Sklaven zu Tode geprügelt hat (Seite 103). Sicher, die Erklärung, daß er jung und verängstigt war, entschuldigt nicht sein unmenschliches Handeln, aber es erklärt zumindest, warum er diese Grausamkeit beging. Auseinandersetzungen und Kämpfe werden durchgehend glaubhaft dargestellt, ohne Pathos oder Glorifizierung, eher sachlich und immer nachvollziehbar. Eine längere, sehr harte Passage in einem Bordell, das zum Zufluchtsort des Helden wird, wirkt erträglicher durch die immer noch vorhandene Lebensfreude der auf ganz besonders niederträchtige Art an einer Flucht gehinderten Frauen.
Am Ende dieser ersten Erzählung merkt der Leser, daß mit diesem Band eigentlich erst die Ausgangslage für den folgenden Roman geschaffen wurde, der stärkeren Tiefgang verspricht. Und die Hoffnung auf größeres Potential des Folgebandes, den ich inzwischen auch schon verschlungen habe, übrigens in einer Nacht, ist voll gerechtfertigt. Die Steigerung ist unverkennbar.

Fazit:
„Sommer der Drachen“ ist ein ausgesprochen spannend geschriebenes Werk, das zum emotionalen Mitgehen zwingt. Die Aussage im Klappentext über Watt-Evans als „einen oft unterschätzten Autor, der sich hier endgültig als Meistererzähler der Fantasy erweist“, trifft ohne Abstriche zu. Es sei leichten Herzens zugegeben, daß dieser Roman keine innovative Offenbarung ist, die Charaktere keinen großen Tiefgang aufweisen, manchmal sogar mit lakonischer Kürze gezeichnet sind. Dennoch sind sie äußerst lebendige, komplexe und widersprüchliche Personen, deren Handeln und Motivation klar herausgearbeitet werden und starke Sympathie beim Leser erwecken. Mitfiebern kann versprochen werden.
Obwohl die Geschichte am Ende des zweiten Bandes einen deutlichen und starken (im doppelten Sinne des Wortes) Abschluß findet, freut man sich doch schon jetzt auf die Fortsetzung. Da ich bewußt auf Rückmeldungen meiner Leser achte, kann ich unumwunden sagen, daß beide Romane auf breiteste Zustimmung gestoßen sind, was auch aus dem bisherigen Abverkauf von „Die Drachenbrüder“ deutlich abzulesen ist. Es dürfte kaum Leser geben, die „abspringen“. Beste Unterhaltung!

Anmerkung:
Die bisher bei uns erschienenen Werke von Watt-Evans sind:
1. der vierbändige Zyklus „Die Herren von Dus“ (Heyne 06/4416 – 06/4419), ein eigenwilliges und inspirierendes, aber auch ein wenig verstörendes Fantasy-Doeuvre um die Abenteuer eines „Übermenschen“ in der Welt der Normalen.
2. der leider sehr seltene Einzelband „Das verhexte Schwert“ (Heyne 06/4576), worin die Abenteuer eines Schwertkämpfers dargestellt werden. Dieser erhält zu Beginn von einem Magier ein Schwert, das ihm 99 Siege garantiert, beim hundertsten Kampf aber sein eigenes Leben fordert. Der Roman besteht aus zwei emotional unterschiedlichen Teilen. In der ersten Hälfte besteht unser Held ganz schön vergnügt und munter seine teilweise schelmischen Abenteuer, aber der zweite Teil ist recht düster. Je näher der letzte Kampf rückt, desto mehr verkriecht sich der verzagte Krieger. Die endgültige Auflösung des Dilemmas gelingt dem Autor durch eine großartige und völlig unerwartete Wendung des Geschehens.

Titel: Sommer der Drachen (Dragon Weather Teil1)
SerienZyklentitel: Die Obsidian Chroniken  (Obsidian Chronicles)
Autor: Lawrence Watt-Evans
Verlag, Nummer: Knaur 70164 (Folgebände: 70165, 70166, 70167)

update: Die Obsidian Chronken sind in der deutschen Ausgabe geteilt. Die bei Knaur erschienenen und heute vergriffenen vier Bände beinhalten also nur die ersten zwei Bände der Trilogie. Der dritte Band "Dragon Venom" ist im Deutschen bisher nicht erschienen.  Eine Neuauflage und Fortsetzung ist derzeit bei keinem deutschen Verlag geplant. Deswegen mein Tipp: Englisch lesen…

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Sir Rogers himmlischer Kreuzzug

von am 19. August 2014 Kommentare deaktiviert für Sir Rogers himmlischer Kreuzzug

Sir rogerTitel: Sir Rogers himmlischer Kreuzzug (The High Crusade)
Autor: Poul Anderson
Verlag, Nummer: Moewig 3539

update: Später erschien eine Neuauflage unter dem Namen High Crusade beim Verlag Bastei-Lübbe. Leider ist keine der Version lieferbar. Für alle die dennoch neugierig sind, gibt es einen gleichnamigen Film. Es lohnt sich, er ist sehr unterhaltsam.

Inhalt:
Zur Zeit der Kreuzzüge landet in England ein Raumschiff bei der Burg des Sir Roger de Tourneville. Dort sind Ritter und Reisige versammelt, die zum Kreuzzug ins Heilige Land aufbrechen wollen.
Die „Wersgorix“, eine hochmütige Eroberer-Rasse, wollen auch den rückständigen Planeten Erde ihrem riesigen Sternenimperium einverleiben. Aber unserer wackerer Ritter und seine furchtlosen Mannen greifen die überheblichen „Zauberer“ mutig an und erobern die Himmelsmaschine. Alle Fremden, bis auf einen, werden niedergemacht. Dieser ist verwundet und eingeschüchtert und antwortet daher bereitwillig beim Verhör. Dabei faßt Sir Roger den verwegenen Plan, mit dieser Himmelsmaschine einen Kreuzzug gen Jerusalem zu unternehmen.
Das überlebende „Blaugesicht“ programmiert aber einen Kurs zur nächsten Stützpunktwelt der „Wersgorix“. So gelangen Sir Roger, seine Mannen, sowie die gesamte Burg-und Dorfbevölkerung auf einen fremden Planeten.
Die weiteren Abenteuer unseres verwegenen und schlitzohrigen Helden, erzählt von Sir Rogers Beichtvater persönlich, sollen hier aber natürlich nicht verraten werden.

Beurteilung:
Dies klingt wie der Anfang einer „Münchhausiade“, und das soll es wohl auch sein. „Sir Rogers himmlischer Kreuzzug“ ist ein mit leichter Hand geschriebenes SF-Märchen, das manchmal zum Schmunzeln verleitet. Der Autor versteht es gekonnt, seine Leser zum Staunen zu bringen und zum vergnüglichen Lesen zu verführen. Wie sehr genieße ich, auch noch in der Erinnerung, z.B. die Szene am Anfang, als das Himmelsschiff landet, die Rampe herabgelassen wird und ein Außerirdischer oben steht, einen Strahler in der Hand. Im Gefühl der absoluten Überlegenheit tötet dieser mit seiner Waffe einen der Burgbewohner. Damit, so glaubt er, kann er die Primitiven so erschrecken, daß sie vor ihm auf die Knie fallen, wie vor einem blitzeschleudernden Gott, oder daß sie zumindest voller Panik fliehen. Aber weit gefehlt! Die unerschrockenen Engländer spicken ihn mit Pfeilen ihrer Langbögen, stürmen mit Geschrei die Rampe hinauf, durch die offene Luke ins Raumschiff hinein und machen alle nieder. Und wie herrlich ist bald darauf folgende Szene, in der die irdischen Barbaren mit Mann und Maus, mit Schweinen und Hühnern in das Himmelsschiff des Zauberers ziehen, um, wie sie glauben, ins Heilige Land zu fliegen. Trotz der kriegerischen Handlung gibt es also auch viel Witz und Ironie in Andersons Roman. Sir Roger ist kein strahlender Held, vielmehr ein einfallsreicher und listiger Kämpfer, der beherzt und dreist handelt. Mit primitiven Mitteln setzt er eine technisch haushoch überlegene Militärmaschinerie matt, so werden z.B. Panzer durch Fallgruben außer Gefecht gesetzt. Besonders erheiternd wirkt es, wenn die „Blaugesichter“, die hinter allem einen hinterhältigen Trick vermuten, die Absichten ihrer Gegner immer wieder völlig falsch auslegen.

Fazit:
Jeder Leser, der nicht ideologisch verbohrt ist und Freude an einem frisch und unkonventionell erzählten Roman hat, wird von diesem „Garn“ begeistert sein. Sicher wird ein möglicherweise feingeistiger Leser genügend Argumente gegen dieses Werk vorbringen können, aber für die ist diese Space Opera auch nicht geschrieben worden.
Leider ist dieser Roman schon lange vergriffen, und so wird es nicht leicht sein, ihn zu ergattern. Also, auf zur heißen Jagd nach „Sir Rogers himmlischem Kreuzzug“.

Titel: Sir Rogers himmlischer Kreuzzug (The High Crusade)
Autor: Poul Anderson
Verlag, Nummer: Moewig 3539

update: Später erschien eine Neuauflage unter dem Namen High Crusade beim Verlag Bastei-Lübbe. Leider ist keine der Version lieferbar. Für alle die dennoch neugierig sind, gibt es einen gleichnamigen Film. Es lohnt sich, er ist sehr unterhaltsam.

Inhalt:
Zur Zeit der Kreuzzüge landet in England ein Raumschiff bei der Burg des Sir Roger de Tourneville. Dort sind Ritter und Reisige versammelt,

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Sperling

von am 13. August 2014 Kommentare deaktiviert für Sperling

Russell+Sperling-RomanTitel: Sperling (The Sparrow)
Autor: Mary Doria Russel
Verlag, Nummer: Heyne 06/6336 (Folgebände: 06/6337)

update: Derzeit sind diese Werke nicht bestellbar.

Was hatte ich doch für ein Glück, als ich – unbefangen und dem Zufallsprinzip folgend – diesen Roman als nächste Lektüre auswählte. Klappentexten traue ich schon lange nicht mehr, und auch die Ankündigung, daß dieses Werk mit dem Arthur C. Clark Award ausgezeichnet worden war, ließ mich zunächst einmal kalt. Mit Preisen ist es manchmal so eine Sache. Erst später erfuhr ich, daß dieser Band in den USA in den (bis zum damaligen Zeitpunkt) letzten beiden Jahren auf allen Verkaufslisten immer unter den besten fünf Werken stand.

Inhalt:
Im Jahre 2019 werden von einem jungen Forscher einer Sternwarte in Puerto Rico Signale einer außerirdischen Zivilisation empfangen. Die zyklischen „Gesänge“ stammen von dem nur vier Lichtjahre entfernten Alpha Centauri-System. Der Astronom teilt dies zunächst einigen Freunden mit, darunter dem Jesuiten und begnadeten Linguisten Emilio Sandoz. Der kann seinen Orden, mit dem Segen des Papstes, dazu veranlassen, eine eigene Weltraumexpedition zu starten, da die UNO sich nicht über die Kostenverteilung einigen kann. Der Flug zum Planeten Rakhat gelingt den acht befreundeten Forschern, und sie finden ein Paradies vor. Aber nach den ersten Kontakten mit den zwei intelligenten Spezies, die sich den Planeten teilen, mehren, sich trotz bester Absichten der Forscher, die Missverständnisse, und es kommt zum völligen Scheitern der Mission. Von einer zweiten Expedition, die die offiziellen Organe der Erde unternehmen, wird nur noch Sandoz lebend angetroffen und zur Erde zurückgesandt. Aber er ist ein körperliches und seelisches Wrack, von extremen Schuldgefühlen und tiefen Glaubenszweifeln zerrissen. Soviel von der Geschichte darf beruhigt preisgegeben werden, denn diese Tatsachen werden auch im Roman ziemlich schnell klar.

Beurteilung:
Obwohl also zu einem sehr frühen Zeitpunkt deutlich wird, daß die von sympathischen und hochintelligenten Menschen in bester Absicht unternommene Mission grausam scheitert, gelingt es der Autorin in ihrem Erstlingswerk hervorragend, den eigentlichen Grund der Tragödie bis fast zum Ende zu verbergen. „Sperling“ ragt in beinahe jeder Hinsicht ganz stark aus der Masse der oftmals klischeebeladenen Science Fiction – Literatur heraus, ist eine rundum gelungene Erstkontakt – Geschichte. Sie ist nicht nur Fiction, sondern auch Science im eigentlichen Sinne, nämlich wissenschaftlich sorgfältig ausgearbeitet. Wenn auch die Zivilisation der fremden Bewohner Rakhats, ihre ökologischen Zwänge und Eigenheiten, im Gesamtkonzept des Romans etwas zu kurz gerät, ein Schwachpunkt ist dies dennoch nicht, denn das eigentliches Anliegen der Autorin ist nicht deren Schilderung.
Mary Russels eigentliche Stärke liegt sicherlich in den komplex und großartig herausgearbeiteten psychologischen, soziologischen und theologischen Aspekten der vorgegebenen Situation, weniger in der xenobiologischen Komponente, obwohl auch diese interessant genug dargestellt wird. Virtuos stellt sie der kaputten Umwelt unserer Erde den ökologisch intakten Planeten Rakhat gegenüber. Der fremde Planet ist indes nicht ganz das Paradies, als das ihn die Forscher zuerst sehen. Leider gibt es auch dort eine tückische Schlange und viel Leid, aber eben keine Umweltverschmutzung und
-zerstörung.
Scheint dies alles auch ein wenig akademisch überladen und theorielastig zu klingen, dem ist beileibe nicht so. Der Roman bewegt den Leser am meisten durch die lebendig und liebevoll gezeichneten Charaktere, deren bedingungsloses Engagement, nie aufgesetzt wirkenden Humor, Seelengröße und Herz. Die Autorin hastet nie, nimmt sich Zeit für ihre Darlegungen, schafft es immer, starke Emotionen hervorzurufen. Die greifbare Tiefe der Gefühle bewegt, wühlt auf, läßt den Leser mitleiden, zieht ihn vollkommen in ihren Bann. Nie kann man sich der Handlung entziehen und von außen zuschauen.
Obwohl die Erzählung in verschiedenen Zeitebenen alternierend dargeboten wird, mit Vor- und Rückgriffen, und dem Leser somit einiges an Aufmerksamkeit abverlangt, wirkt das Geschehen dennoch auf ganz eigene Art und Weise synchron und fast linear. Alle Fakten werden Zug um Zug dargestellt, auf beinahe unterschwellige Weise wird das Ganze immer deutlicher. Dennoch dürfte wohl jeder vom Ende überrascht werden.

Fazit:
Mary Russels „Sperling“ ist sicher nicht geeignet für bloße Action – Konsumenten. Man muß schon ein wenig investieren, aber diese Investition wird reichlich vergolten. Es gelingt der Autorin beinahe unmerklich, den Leser immer tiefer in ihre Geschichte hineinzuziehen, die Tragik des Geschehens immer deutlicher hervortreten zu lassen. Der Roman ist aufwühlend und subtil spannend bis zur letzten Seite. Er ist ein eigenwilliges Werk, ein intelligentes Buch, in gewisser Weise sogar raffiniert. Das tiefgründige Gedankenspiel wird wohl bei vielen Lesern noch lange nach der Lektüre nachklingen und sie zum Nachdenken zwingen. Ein erstaunliches Erstlingswerk, ein wichtiges Buch!

Anmerkung:
Zu diesem Epos erschien inzwischen ein Folgeband „Gottes Kinder“ (Heyne 06/6337). Auch dieser umfangreiche Wälzer (682 Seiten) ist lesenswert, obschon von ihm nicht die gleiche Faszination ausstrahlt. Leider ist es der Autorin hierbei nicht mehr ganz gelungen, ein ebenbürtiges Werk zu präsentieren. Ein Zuviel an Ideen verhindert, daß ein weiterer Roman „aus einem Guß“ entstehen konnte. Trotzdem noch immer sehr lesenswert.

Titel: Sperling (The Sparrow)
Autor: Mary Doria Russel
Verlag, Nummer: Heyne 06/6336 (Folgebände: 06/6337)

update: Derzeit sind diese Werke nicht bestellbar.

Was hatte ich doch für ein Glück, als ich – unbefangen und dem Zufallsprinzip folgend – diesen Roman als nächste Lektüre auswählte. Klappentexten traue ich schon lange nicht mehr, und auch die Ankündigung, daß dieses Werk mit dem Arthur C. Clark Award ausgezeichnet worden war, ließ mich zunächst einmal kalt. Mit Preisen ist es manchmal so eine Sache.

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Spiegeltanz

von am 11. Juli 2014 Kommentare deaktiviert für Spiegeltanz

SpiegeltanzTitel: Spiegeltanz (Mirror Dance)
SerienZyklentitel:  Barrayar Zyklus (Vorkosigan-Saga)
Autor: Lois McMaster Bujold
Verlag, Nummer: Heyne 5885 (diverse Folgebände)

update: Die gesamte Saga, die insgesamt aus 21 Geschichten besteht, ist derzeit nicht lieferbar. Die Bände sind jeweils in sich geschlossen und ursprünlich nicht chronologisch veröffentlicht worden. Für den "antiquarischen Jäger" gibt es am Ende des Artikels die chronologische Reihenfolge.

Dieser notfalls auch für sich alleine lesbare achte Roman des Barrayar-Zyklus, ausgezeichnet mit dem Hugo Award 1995 (übrigens schon das dritte Werk der Autorin, dem dieser Preis verliehen wurde), mit fast 700 Seiten auch der bisher umfangreichste, hat mich erneut ebenso stark in seinen Bann gezogen wie fast alle vorhergehenden. Nachdem die beiden ersten eigenständigen Bände vor kurzem wieder aufgelegt wurden, sind nun leider die Bände drei  bis fünf  nicht mehr lieferbar. Aber vielleicht ist ja in Sachen Wiederauflage noch nicht das letzte Wort gesprochen – die Leser der bisherigen Romane werden mir bei diesem Wunsch sicherlich zustimmen.

Inhalt:
Der Held der meisten zurückliegenden Werke, mit einer starken körperlichen Behinderung geboren, die er durch charakterliche und geistige Willensstärke und Selbstdisziplin kompensieren konnte, hat sich eine nur wenigen Eingeweihten bekannte Doppelidentität aufgebaut. Neben seiner offiziellen Stellung als Lord Miles Vorkosigan von Barrayar, im Geheimdienst tätig, hat er durch geniale Schachzüge erreicht, daß er unter dem Decknamen Miles Naismith zum Admiral der freien Dendarii-Söldner aufgestiegen ist. Ein Klon, von einem unerbittlichen Gegner seiner Heimatwelt gezüchtet, wurde in einem zähen Ringen enttarnt und seine Konditionierung durchbrochen. Als Miles´ Bruder jedoch wurde dieser, unter verdeckter Beobachtung des Geheimdienstes stehend, in eine relative Freiheit entlassen. (Soviel aus der Vorgeschichte zum Verständnis für neue Leser.) In Abwesenheit des Admirals gelingt es dem Klon , selbst langjährige Kampfgefährten von Miles Naismith zu täuschen und ein Kriegsschiff der Dendarii-Söldner zu requirieren. Mit der erschlichenen Streitmacht will er einen Überfall auf die Genlabors des Hauses Bharaputra im weit entfernten Jackson´s Whole ausführen, wo auch er erzeugt wurde, um deren verbrecherische Machenschaften aufzudecken. Miles Naismith kehrt zu spät zur Flotte zurück, um dieses waghalsige Kommandounternehmen zu verhindern und macht sich an die Verfolgung seines Klonbruders Mark.

Beurteilung:
Auch mit diesem Roman gelingt es der Autorin wiederum, Charaktere von großer Tiefe sowie eine komplexe und überaus spannende Handlung überzeugend darzubieten, wobei das Hauptinteresse diesmal auf die Entwicklung von Miles´ Klonbruder gerichtet ist. Bedrängt von paranoiden Zwängen seiner Vergangenheit, auf der verzweifelten Suche nach einer eigenen Identität, von naivem Glauben an seine selbstgestellte Aufgabe getrieben, versucht er, mit ungenügender Vorbereitung und ohne das strategische und taktische Genie seines Vorbildes, mit seinem Stoßtrupp fünfzig Kinder zu befreien. Diese Kinder in den Körpern von Erwachsenen werden von gewissenlosen Genmanipulatoren für Gehirntransplantationen bereitgehalten, um das Leben reicher Kunden zu verlängern. Miles und sein instabiler "Spiegelbruder" Mark müssen durch eine Hölle an selbstzerstörerischen Zweifeln und schrecklichen Qualen, um ihre Persönlichkeit und ihr Leben zu retten. Fasziniert erlebt der Leser, durch welche psychischen und physischen Tiefen Mark gehen muß, welch erschreckende Exzesse er auf sich nimmt, um dem Schatten seines dominierenden Bruders zu entkommen. Es sei an dieser Stelle allerdings auch darauf hingewiesen, daß die sexuellen Momente und Spielarten einiger Passagen nicht für junge Leser gedacht sind.

Fazit:
Das Barrayar-Universum wird von Band zu Band immer vielschichtiger, die Charaktere werden immer schärfer profiliert, auch die dunklen Seiten und Taten der Protagonisten werden ohne Scheu dargestellt. Es gibt keine dümmlich-heldenhaften "Ritter"; Egoismus, unbewußt – bewußter Neid und Tendenzen zur Selbstzerstörung werden deutlich sichtbar, aber letzlich siegt der verzweifelte Mut zum Leben und zur Selbstbehauptung der gequälten Kreatur. Neben der starken äußeren Spannung ist es dieser philosophisch-psychologische Tiefgang, der bei vielen Lesern dazu führt, daß die Lektüre des Barryar-Zyklus süchtig macht. Space Opera, die weit über das übliche klischeehafte Mittelmaß hinausgeht, ist halt leider eher selten.

Chronologie:
(nur englisch Dreamweaver’s Dilemma)

Die Quaddies von Cay Habitat

Sammelband: Cordelia’s Ehre

  • Scherben der Ehre
  • Barrayar

Sammelband: Der junge Miles

  • Der Kadett
  • Die Berge der Trauer
  • Der Prinz und der Söldner

Sammelband: Gefährliche Missionen

  • Cetaganda
  • Ethan von Athos
  • Labyrinth

Sammelband: Der Doppelgänger

  • Grenzen der Unendlichkeit
  • Waffenbrüder
  • Spiegeltanz

Sammelband: Die Revolte

  • Viren des Vergessens
  • Komarr

Sammelband: Der Botschafter

  • Botschafter des Imperiums
  • Geschenke zum Winterfest
  • Diplomatische Verwicklungen

(nur englisch Captain Vorpatril’s Alliance)

(nur englisch CryoBurn)

Titel: Spiegeltanz (Mirror Dance)
SerienZyklentitel:  Barrayar Zyklus (Vorkosigan-Saga)
Autor: Lois McMaster Bujold
Verlag, Nummer: Heyne 5885 (diverse Folgebände)

update: Die gesamte Saga, die insgesamt aus 21 Geschichten besteht, ist derzeit nicht lieferbar. Die Bände sind jeweils in sich geschlossen und ursprünlich nicht chronologisch veröffentlicht worden. Für den "antiquarischen Jäger" gibt es am Ende des Artikels die chronologische Reihenfolge.

Dieser notfalls auch für sich alleine lesbare achte Roman des Barrayar-Zyklus, ausgezeichnet mit dem Hugo Award 1995 (übrigens schon das dritte Werk der Autorin,

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Das dunkle Herz der Nacht

von am 8. Juli 2014 Kommentare deaktiviert für Das dunkle Herz der Nacht

das_dunkle_herz_der_nacht-9783426701744_xxlTitel: Das dunkle Herz der Nacht (A Cavern of Black Ice)
SerienZyklentitel: Schwert der Schatten (Sword of Shadows)
Autor: J.V.Jones
Verlag, Nummer: Knaur 70174 (Folgebände:70175, 70176, 70177  )

update: Die Bände sind leider nicht mehr lieferbar. Die beiden Fortsetzungen der Reihe, die einige Jahre später geschrieben wurden, sind bisher nicht in deutscher Auflage erschienen. Zudem sei gesagt, das die Reihe, laut Aussage der Autorin, noch nicht beendet ist.

Die dritte veröffentlichte Fantasy Saga der Autorin J.V.Jones

Inhalt:
Das Buch entwickelt sich auf unterschiedlichsten Schauplätzen.
Die  beiden Hauptpersonen heissen R.S und A.M

Die Geschichte um R.S beginnt so :
Während R.S und sein Bruder Drey jagen scheint die Welt in Ordnung zu sein. Doch ab einem bestimmten Punkt erkennt R.S , durch Zufall oder Vorsehung, daß der Jagdgruppe, die sich mit ihnen vom Clan getrennt hat, etwas zugestossen sein muß und sie die Pflicht haben zurückzukehren. R.S ist jünger als sein Bruder , der bereits Jahrmann – ein vollständiges Mitglied der Blacknails- ist. Dieser Clan war der erste der grossen Nordlandbarbarengemeinschaften, nach ihm kamen Dhome und Bludd. R.S und Drey kommen zum Lager zurück und sehen das Ausmass. Die Welt ist definitiv nicht mehr in Ordnung; geliebte Menschen, unter ihnen ihr Vater, sind tot und da auch Drago Bl. die Jagdgruppe begleitete hat der BL-C. keinen Häuptling mehr. Der einzige, der nicht auffindbar ist, ist dessen Sohn Mace. In dem Moment des Schreckens sieht R.S wie grundsätzlich unterschiedlich er und sein Bruder denken, wie anders Konsequenzen und Schlüsse ausfallen.

Beurteilung:
Das dunkle Herz der Nacht  ist der Beginn einer Saga, die so eine Welt beschreibt, dass sie dem Leser lebendig vor den Augen entsteht.
Es ist eine Art von Schreibstil, der es bei seiner direkt wirkenden Darstellung mit guten Filmen aufnehmen kann und ausserdem die Vorteile eines Buches birgt Gedanken und Hintergründe exakter zu formulieren. ( Verantwortlich hierfür sind u.a. Metaphern, die auch vom Sinngehalt her das Denken untermauern.
Die Handlung entwickelt sich eingebettet in die Gesetzmässigkeit der Welt.
Fantasievolle Besonderheiten, durchsetzt mit guten Ideen in der Beschreibung der Magie kommen nicht zu kurz obwohl der Mensch im Mittelpunkt steht.
Das Ganze ist auf ein grosses Ausmaß angelegt.
Es ist sehr konsequent denn es entstehen geballte Situationen, die vorstellbar sind und als besonderes Merkmal erschrecken. Denn J.V.Jones kennt den Menschen und beschreibt  eben auch psychisch begründete Abgründe in die er stürzen kann.

Fazit:
Schlussendlich kann man sagen, es ist nicht schwer zu lesen und man wird obendrein durch ein intensiv wirkendes Buch belohnt.

Titel: Das dunkle Herz der Nacht (A Cavern of Black Ice)
SerienZyklentitel: Schwert der Schatten (Sword of Shadows)
Autor: J.V.Jones
Verlag, Nummer: Knaur 70174 (Folgebände:70175, 70176, 70177  )

update: Die Bände sind leider nicht mehr lieferbar. Die beiden Fortsetzungen der Reihe, die einige Jahre später geschrieben wurden, sind bisher nicht in deutscher Auflage erschienen. Zudem sei gesagt, das die Reihe, laut Aussage der Autorin, noch nicht beendet ist.

Die dritte veröffentlichte Fantasy Saga der Autorin J.V.Jones

Inhalt:
Das Buch entwickelt sich auf unterschiedlichsten Schauplätzen.

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Die vergoldete Kette

von am 5. Juni 2014 Kommentare deaktiviert für Die vergoldete Kette

goldketteTitel: Die vergoldete Kette (The Gilded Chain)
SerienZyklentitel: Des Königs Klingen (Tales of the King’s Blades)
Autor: Dave Duncan
Verlag, Nummer: Bastei-Lübbe 20412(Folgebände: 20422, 20429)

update: Beide Zyklen von "Des Königs Klingen" und auch "Des Königs Dolche" sind derzeit nicht lieferbar. Klassischer Fall fürs Antiquariat.

Vielen Lesern dürfte Dave Duncan inzwischen bekannt sein, ist das vorliegende Buch doch schon sein 16. in Deutschland erschienenes Taschenbuch – und wahrlich nicht sein schwächstes. Im Rahmen dieser Buchvorschläge wurde schon einmal ein Titel des Schriftstellers vorgestellt (Der Weg nach Kinvale, Bastei 20263). Eigentlich hatte ich geplant , für ausführliche Besprechungen immer einen neuen Autor zu wählen , aber der Roman hat mir so viel Freude bereitet, daß ich der Versuchung nicht widerstehen konnte, meine Regel zu brechen.

Inhalt:
Der vierzehnjährige uneheliche Enkel eines unbedeutenden Gutsherrn im Königreich Euranien wird als „Schwererziehbarer“ in die strenge Schule von Eisenburg gebracht, besser gesagt: abgeschoben. Nach Bestehen der Aufnahmeprüfung, wobei seine Reflexe getestet werden, wird er durch die unerbittliche Disziplin dieses Internats zum Elitekämpfer geformt. Als bester Fechter der Kaderschmiede seit langem verläßt er fünf Jahre später diesen Hort als Klinge des Königs und wird, nach dem Ausfall seines Vorgängers, einem Adeligen als Leibwächter zugeteilt. Sir Durendal, diesen legendären Namen hat er trotz vieler Anfechtungen gewählt, setzt sich am Hofe des beliebten Königs Ambrose durch und erhält von seinem Lehnsherrn  den schier unmöglichen Auftrag, einen „Schatz“ in einer fernen Wüstenstadt zu bergen, der jegliche Vorstellung übersteigt.

Beurteilung:
Auf den ersten Blick klingt der Auftakt zu diesem Roman nicht gar so innovativ , aber im Verlaufe der Erzählung wird bald klar, daß die Handlung dennoch in ungewohnten Bahnen abläuft. Jeder, der einmal ein Werk von Dave Duncan gelesen hat, wird bestätigen, daß der Autor gut erzählen kann. Aber er bringt auch frische Ideen ein, zeigt neue Aspekte auf, führt ungewöhnliche Sichtweisen ein. Die lineare Erzählstruktur wird immer wieder belebt durch zeitliche Vorgriffe, ohne daß das den Lesefluß stören würde. Der Kampf um Macht und Einfluß, den ein intriganter Berater des Königs Sir Durendal aufzwingt, und den er mit Heimtücke, Unerbittlichkeit und Verrat führt, wird schier hoffnungslos für den Helden. Dabei hält der König mit dem altbewährten Mittel des „Teile und Herrsche“ beide fest im Griff. Exzellent ist die ambivalente Figur des politisch raffiniert taktierenden Herrschers herausgearbeitet. Dieser wird, trotz seines deutlich egoistischen und nicht selten despotischen Handelns – unter anderem zettelt er einen verlustreichen Krieg an und verhält sich gegenüber seiner Tochter alles andere denn als liebevoller Vater – , von seinen Untertanen respektiert, ja geliebt. Überhaupt tragen Figuren des Dramas durch ihr Handeln ausgesprochen menschliche Züge, sind mit Fehlern, Schwächen oder Lastern behaftet. Eitelkeit, Prunksucht, Vorteilnahme, Prahlsucht, Lügen, alle diese Eigenschaften werden mit kräftigen Farben herausgearbeitet, aber ohne explizit mit dem Finger darauf zu zeigen.
Einzige Lichtgestalt ist unser getreuer Held, dessen noch kindlicher Edelmut schon beim „Einstellungsgespräch“ einmal kurz aufblitzt, der aber am Ende eine schreckliche Entscheidung treffen muß, will er seinen Idealen treu bleiben. Nun, das durchaus ernste Geschehen wird immer wieder durch einen Funken Humor und Ironie, bisweilen auch durch Sarkasmus aufgehellt. Dadurch wird aber auch durchaus vorhandenen Grausamkeiten ein wenig die Schärfe genommen. So heißt z.B. der Geburtsort des aus der Provinz stammenden Helden „Tümpelmark“. Auch lakonische Bemerkungen verbergen kleinere oder größere Tragödien. Ein nettes Beispiel hierfür ist der folgende Satz: „ Er hatte geglaubt, sie hätten eine Vereinbarung, doch bei seiner Rückkehr mußte er feststellen, daß sie mit einem anderen verlobt war.“ (S. 153).

Fazit:
Wie oft jammern wir LeserInnen über schlampige Übersetzungen. Hier aber kann man feststellen, daß der Roman sehr gut „herübergebracht“ wurde (wobei als kleine Anmerkung nur zu kritisieren ist, daß der „Philosophenstein“ im Deutschen nun einmal „Stein der Weisen“ heißt, S. 178). Den Namen des Übersetzers, Michael Krug, sollte man sich merken. Positiv ist des weiteren festzustellen, daß Gefühle nicht überstrapaziert werden, aber dennoch emotionale Anteilnahme durchaus erlaubt ist. Selbst die furchterregende Art der Magie hinterläßt bei der/beim LeserIn Fragezeichen im Hinblick auf eigene Entscheidungen in vergleichbarer Lage und provoziert damit keineswegs beruhigende Hintergedanken. Die Story, zunächst durchwegs klassisch angelegt, zeigt durch eine am Anfang kaum merkliche Veränderung des Blickwinkels völlig neue Züge, verkehrt Dinge ins Gegenteil, führt zu absolut neuen Bewertungen. Fast schlagartig wirkt das Geschehen ungewöhnlich, eine Leserin hat es als „schräg“ bezeichnet, und ich finde dieses Adjektiv durchaus treffend.
Ein nicht ganz unwillkommener Vorteil ist die Tatsache, daß der Roman in sich stimmig und abgeschlossen ist. Trotzdem wird sich jeder Käufer auf neue Geschichten in dieser Welt freuen, denn „Die vergoldete Kette“ ist ein höchst faszinierendes Buch.

Titel: Die vergoldete Kette (The Gilded Chain)
SerienZyklentitel: Des Königs Klingen (Tales of the King’s Blades)
Autor: Dave Duncan
Verlag, Nummer: Bastei-Lübbe 20412(Folgebände: 20422, 20429)

update: Beide Zyklen von "Des Königs Klingen" und auch "Des Königs Dolche" sind derzeit nicht lieferbar. Klassischer Fall fürs Antiquariat.

Vielen Lesern dürfte Dave Duncan inzwischen bekannt sein, ist das vorliegende Buch doch schon sein 16. in Deutschland erschienenes Taschenbuch – und wahrlich nicht sein schwächstes. Im Rahmen dieser Buchvorschläge wurde schon einmal ein Titel des Schriftstellers vorgestellt (Der Weg nach Kinvale,

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Die Hexenprinzessin

von am 27. Mai 2014 Kommentare deaktiviert für Die Hexenprinzessin

Die_HexenprinzessinTitel: Die Hexenprinzessin (The Prince of Ill Luck)
Autor: Susan Dexter
Verlag, Nummer:Goldmann 24669

update: Leider ist dieser Band vollkommen vergriffen.

Der Roman ist der erste Teil einer neuen Fantasy-Serie der Autorin, die mit dem vor einigen Jahren bei Heyne erschienenen Allaire-Zyklus schon bekannt wurde, der bezeichnenderweise immer noch aufgelegt wird.

Inhalt:     
Der tragisch-komische Held der Geschichte, Prinz Leith, ist mit dem Fluch behaftet, daß ihm das Pech an den Fingern klebt. Bei einem Schiffbruch entkommt er als einziger den     wütenden Wogen und wird in einem fernen Land an den Strand gespült. Nach langem Umherirren, wobei er zuletzt den ungewöhnlichen Hengst Valadan einfängt, erwirbt er bei     einem Reitwettbewerb ungewollt die Hand der schönen Prinzessin Kessalia von Esdragon. Aber aus der Heirat mit der bissigen Hexenprinzessin wird nichts, stattdessen macht sich   das unfreiwillige Paar auf zu einer turbulenten Queste.

Beurteilung:
Nichts an diesem Roman erstaunt durch neue Ideen oder hat großen philosophischen Tiefgang, aber trotz fehlender Originalität bietet er dennoch eine erfrischende Lektüre. Die     beiden ungleichen Gefährten sind gut profiliert: hier die eigenwillige, kratzbürstige, sogar skrupellose Kess, dort der geduldige, harmlose, aber verlässliche und beharrlich auf sein     Ziel orientierte Leith. Im Spannungsfeld dieser Protagonisten ereignen sich humorvolle und erregende Geschehnisse und Abenteuer, überraschende und vorausschauend geplante     Kämpfe und Fluchten. Wie überlegt auch Details ausgearbeitet sind, zeigt zum Beispiel die Illusion eines gläsernen Hügels, die aus einer Sanddüne erschaffen wurde- Sand ist das     Basismaterial für Glas.

Fazit:
Susan Dexters "Hexenprinzessin" ist gewiß kein großes Werk, will nur nett unterhalten. Wer damit zufrieden ist, wird auf seine Kosten kommen. Der Autorin gelingt es durchgängig aufzuzeigen, wie zwei junge, sehr unterschiedlich geprägte Menschen mit gänzlich anderen Interessenlagen sich zusammenraufen und letztlich auf ein Ziel hinarbeiten können. Der meist leise Humor artet nie in Klamauk aus, "karrikiert liebevoll die Stereotypen des Genres"; bleibt zu hoffen, daß die folgenden Bände ebensoviel Lesevergnügen bieten.

Titel: Die Hexenprinzessin (The Prince of Ill Luck)
Autor: Susan Dexter
Verlag, Nummer:Goldmann 24669

update: Leider ist dieser Band vollkommen vergriffen.

Der Roman ist der erste Teil einer neuen Fantasy-Serie der Autorin, die mit dem vor einigen Jahren bei Heyne erschienenen Allaire-Zyklus schon bekannt wurde, der bezeichnenderweise immer noch aufgelegt wird.

Inhalt:     
Der tragisch-komische Held der Geschichte, Prinz Leith, ist mit dem Fluch behaftet, daß ihm das Pech an den Fingern klebt.

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Hieros Reise

von am 14. Mai 2014 Kommentare deaktiviert für Hieros Reise

Hieros ReiseTitel: Hieros Reise (Hiero’s Journey)
SerienZyklentitel: Hiero Zweiteiler
Autor: Sterling E. Lanier
Verlag, Nummer: Heyne Bibliothek 39 (v) Folgeband()

update: Das Buch ist leider nicht mehr bestellbar, also viel Glück bei der Schatzsuche.

Inhalt:
Im auch geographisch veränderten Nordamerika des Jahres 7476 nach einem Atomkrieg haben sich die Überreste der zum Teil mutierten Menschen zu neuen Gemeinschaften zusammengefunden. In den Wäldern des ehemaligen Kanada gibt es neo-christliche "Klöster" als Sammelpunkte in der bedrohlichen Wildnis, unter deren Schutz sich die Menschen wieder ansiedeln. Per Hiero (vom französischen père = Pater abgeleitet), ein Telepath indianischer Herkunft, ist Waldläufer und Priester eines dieser "Klöster", die sich auch darum bemühen, das spärliche menschliche Wissen zu erhalten. Eines Tages erhält Hiero von seinem Abt die Mission, an die Küste des sagenhaften Lantik-Meeres zu reisen, um ein dort vermutetes Wissenszentrum zu erforschen. Zusammen mit einem semi-telepathischen Elch, seinem Reittier, und einem mutierten Bären als Helfer bricht Hiero auf zu einer gefährlichen Reise durch ein unbekanntes und von bösartigen Feinden, der dunklen Bruderschaft, beherrschtes Gebiet, das oftmals noch radioaktiv verstrahlt ist. Gemeinam mit neuen Reisegefährten, die unterwegs dazukommen, erleben sie gefahrvolle und gespenstische Abenteuer.

Beurteilung:
Dies alles klingt wie eine bloße Reisebeschreibung durch ein zukünftiges Nordamerika, geht aber weit darüber hinaus. Dieser erste Band eines geplanten Zyklus' (inzwischen ist vor einigen Jahren ein zweiter Band erschienen: Der unvergeßliche Hiero, Heyne 4197, leider auch schon vergriffen und sicherlich ein wenig schwächer) weist Science-Fantasy – Elemente auf, mit leichten Horror-Einschlägen. Trotzt aller Gefahren und Kämpfe ist Hiero kein dummdreister Abenteuer-Sucher, er vermeidet dies als kluger Mann viel lieber. Schließlich hat er eine verantwortungsvolle Aufgabe zu erfüllen, zum Wohle des Klosters und der Menschen, die das Wissen bewahren wollen und gegen Chaos und Barbarei kämpfen. Auch gelegentliche Anklänge von Humor fehlen nicht, so etwa wenn der Reitelch immer wieder furzt.

Fazit:
Dieser hervorragende Roman, der bei mir und vielen anderen Lesern ein begeistertes Echo fand, besticht durch grandiose, manchmal auch furchterregende Landschaftsbeschreibungen von unwegsamen Urwäldern und bedrohlichen Sümpfen, in denen die Helden sich gegen die Angriffe böser und mächtiger Mutanten und ihrer halbtierischen Kämpfer wehren müssen – Szenen von oft eindringlichem Symbolgehalt. Die Abenteuer gestalten sich oft so packend, die Weggefährten erwecken so große Anteilnahme und Sympathie, wie in nur wenigen anderen Werken der Science-Fantasy. Trotz des etwas schwächeren Endes ist dieser Abenteuerroman einer der eindringlichsten und schönsten der amerikanischen SF.

Titel: Hieros Reise (Hiero’s Journey)
SerienZyklentitel: Hiero Zweiteiler
Autor: Sterling E. Lanier
Verlag, Nummer: Heyne Bibliothek 39 (v) Folgeband()

update: Das Buch ist leider nicht mehr bestellbar, also viel Glück bei der Schatzsuche.

Inhalt:
Im auch geographisch veränderten Nordamerika des Jahres 7476 nach einem Atomkrieg haben sich die Überreste der zum Teil mutierten Menschen zu neuen Gemeinschaften zusammengefunden. In den Wäldern des ehemaligen Kanada gibt es neo-christliche "Klöster" als Sammelpunkte in der bedrohlichen Wildnis,

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Traumschlange

von am 29. April 2014 Kommentare deaktiviert für Traumschlange

Die_TraumschlangeTitel: Traumschlange (Dreamsnake)
Autor: Vonda N. McIntyre
Verlag, Nummer: Bastei 24263

update: Dieser Einzelband ist derzeit nicht lieferbar eine Neuauflage ist nicht geplant.

Inhalt:
Irgendwann in ferner Zeit, nach einer schon länger zurückliegenden Atomkatastrophe, leben die dezimierten Menschen der Erde wieder in Stammeskulturen und kleineren, weitverstreuten Städten. Eine übergeordnete Funktion haben die sogenannten Heiler-Wanderärzte, deren Erfolg vor allem abhängt vom Einsatz der sehr seltenen Traumschlangen, die wahrscheinlich nicht von der Erde stammen. Ihr Biß hat narkotisierende und halluzinatorische Wirkung.
Eine junge Frau, selbst "Schlange" genannt, soll ein Praktikum als Heilerin absolvieren. Beim Versuch, einem kranken Kind zu helfen, töten die erschreckten Eltern aus Unwissenheit die kostbare Traumschlange. Das Mädchen, nun als Heilerin eigentlich ungeeignet, gibt dennoch nicht auf und erreicht trotz ihres schrecklichen Verlustes, der sie auch psychisch sehr beeinträchtigt, noch immer Erfolge, teilweise bedingt durch ihr großes psychologisches Einfühlungsvermögen. Sie gerät bei ihrer Suche nach einer neuen Traumschlange auch in ernste Gefahr, kann sich aber ohne fremde Hilfe daraus befreien.

Beurteilung:
Dieser Roman zeigt exemplarisch auf, daß die SF immer mehr von Technik und Weltraum wegkommt, ohne auch nur im geringsten an Spannung einzubüßen. Das romantische Abenteuer geht jedoch nicht nur eine glückliche Verbindung ein zwischen SF- und Fantasy-Elementen, der Autorin gelingt auch die emotional eindringliche Beschreibung einer jungen Frau, die auf sich allein gestellt schwierige Situationen überwindet und ihr Leben meistert. Dabei gleitet ihr auch die verhaltene Darstellung einer Liebes- und Freundschaftsbeziehung trotz der Ausnahmesituation der Heldin nicht aus den Händen. Eine kleine Schwäche zeigt sich höchstens bei der allzu vordergründig als abstoßender Psychopath geschilderten Person ihres größten Feindes, dessen krankhaftes Verhalten ins klischeehafte abzugleiten droht.

Fazit:
Erfreulich ist an "Traumschlange" vor allem der Umstand, daß es der Autorin voll gelingt, ihre Protagonistin als Frau handeln und sich entwickeln zu lassen, die auch schwierigste Umstände nicht als "besserer Mann" meistert. Eine eigentlich realistische Geschichte wird mit Fantasy-Elementen erzählt, und "Schlange" löst ihre Probleme aus eigener Kraft, aus ihrer Persönlichkeit heraus, kraft ihrer besonderen Fähigkeiten als Frau. Ich habe diesen Roman mit Freude und Bewunderung gelesen und hoffe, daß meine Zeilen auch manch anderen dazu verführen, nach diesem leider vergriffenen Roman zu suchen.

Titel: Traumschlange (Dreamsnake)
Autor: Vonda N. McIntyre
Verlag, Nummer: Bastei 24263

update: Dieser Einzelband ist derzeit nicht lieferbar eine Neuauflage ist nicht geplant.

Inhalt:
Irgendwann in ferner Zeit, nach einer schon länger zurückliegenden Atomkatastrophe, leben die dezimierten Menschen der Erde wieder in Stammeskulturen und kleineren, weitverstreuten Städten. Eine übergeordnete Funktion haben die sogenannten Heiler-Wanderärzte, deren Erfolg vor allem abhängt vom Einsatz der sehr seltenen Traumschlangen, die wahrscheinlich nicht von der Erde stammen. Ihr Biß hat narkotisierende und halluzinatorische Wirkung.

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Sakriversum

von am 24. April 2014 Kommentare deaktiviert für Sakriversum

Das-Sakriversum-Roman-einer-Kathedrale-von-Thomas-R.P.-Mielke-225x300Titel:Sakriversum – Der Roman einer Kathedrale
Autor: Thomas R. P. Mielke
Verlag, Nummer: rororo 13414

update: Dieser Roman ist leider nicht mehr Lieferbar.

Das Sakriversum erschien erstmals 1983 bei Heyne unter der Nummer 3997 und war lange kaum zu bekommen. Die Wiederauflage weist eine ansprechende Cover-Illustration auf.

Inhalt:
Unter dem Dach einer gotischen Kathedrale, dem Sakriversum, leben die Nachfahren des Baumeisters Roland von Coburg, eines besessenen Suchers nach geheimen und verbotenem Wissen. Im Laufe von 700 Jahren wurden die Schander und Bankerts, abgeschlossen von der Außenwelt lebend, in ihrem Versteck immer kleinwüchsiger, bis sie nur noch eine Größe von acht Zol aufweisen. Das Bleidach ihres Refugiums schützt sie als einzige vor der Vernichtung durch die Neutronenbombe im Jahr 2018. Hier erst setzt die eigentliche Handlung des Romans ein.

Beurteilung:
Das wirkliche Geschehen dieses werkes ließe sich mit wenigen Sätzen erzählen, aber es ist auch gar nicht die Handlung, die dem Leser so sehr in ihren Bann zieht. Es ist vielmehr die geheimnisvolle Stimmung, die Faszination des unglaublichen geschichtlichen Bogens, der das Werk umklammert, das Suchen nach innerer Wahrheit, die philosophischen Fragen nach dem Sinn des Daseins, die Kraft und Zähigkeit menschlichen Lebens trotz aller äußeren Bedrängnis, die im Leser ungläubiges Staunen und manchmal Schaudern hervorrufen. Visionäre Ahnungen und erschreckende Unwissenheit, Todessehnsucht und Überlebenswille, Hinwendung zum Gestern und Ausblicke ins Morgen, all diese Elemente ziehen einen empfänglichen Leser ganz in ihren Bann. Das eigenwillige Werk vermag indes sicherlich keinen Action-Leser oder Techno-Freak zu begeistern.

Fazit:
Ein Roman von hohem literarischem Wert, nur für anspruchsvolle Leser geeignet. Trotz einiger konzeptioneller Schwächen ragt er durch seine Eigenwilligkeit, die Einmaligkeit der Idee und sein sprachliches Niveau über die meisten Werke der Science-Fiction weit hinaus und hat damit viele begeisterte Leser und Kritiker gewonnen. Ich hoffe, ich kann mit meiner eigenen Begeisterung einige neue Leser für dieses Werk gewinnen.

Titel:Sakriversum – Der Roman einer Kathedrale
Autor: Thomas R. P. Mielke
Verlag, Nummer: rororo 13414

update: Dieser Roman ist leider nicht mehr Lieferbar.

Das Sakriversum erschien erstmals 1983 bei Heyne unter der Nummer 3997 und war lange kaum zu bekommen. Die Wiederauflage weist eine ansprechende Cover-Illustration auf.

Inhalt:
Unter dem Dach einer gotischen Kathedrale, dem Sakriversum, leben die Nachfahren des Baumeisters Roland von Coburg, eines besessenen Suchers nach geheimen und verbotenem Wissen.

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Das Licht in den Schatten

von am 14. April 2014 Kommentare deaktiviert für Das Licht in den Schatten

das_licht_in_den_schatten-9783404203277_xxlTitel: Das Licht in den Schatten (Luck in the Shadows)
SerienZyklentitel: Die Schattengilde (The Nightrunner Series)
Autor: Lynn Flewelling
Verlag, Nummer: Bastei 20327 (Folgebände: 20353, 20415)

update: Von Lynn Flewelling sind in deutscher Sprache aus der Nightrunner Series die zusammengehörigen Bände "Licht in den Schatten" und "Der Gott der Dunkelheit" sowie der Nachfolgeband "Unter dem Verrätemond" erschienen. Die in der selben Welt spielende Trilogie "Tamir Triad" wurde dann nach Band 1 (Das Orakel von Skala) bei Bastei fallen gelassen. Erst Jahre später hat sich der Otherworld Verlag der Serie angenommen und alle drei Bände veröffentlicht. Band eins unter dem neuen Titel "Der verwunschene Zwilling", gefolgt von "Die verborgene Kriegerin" und "Die prophezeite Königin". Derzeit ist nur noch Band drei der "Tamir Triad" lieferbar. Alle weiteren Bände fanden leider keinen deutschen Verleger. Schade um diese wirklich außergewöhnliche Fantasy-Reihe.

Als ich mich für diesen Roman entschied, wollte ich etwas "Leichtverdauliches" lesen. Die Autorin war mir unbekannt, aber der Klappentext klang zumindest in dieser Hinsicht vielversprechend: Mantel- und Degen-Abenteuer…im Fantasy-Bereich. Um es vorwegzunehmen: Ich kam auf meine Kosten.

Inhalt:
Der junge Alec von Kerry sitzt unverschuldet im Kerker eines unbedeutenden Lords aus den nördlichen Ländern. Die dramatische Flucht vor Folter und Sklaverei gelingt ihm mit Hilfe seines geheimnisvollen und entschlossenen Mitgefangenen Seregil von Rhíminee. Dieser, ein Spion und Prinz aus einem Land weit im Süden, der unter dem Deckmantel eines Barden reist, ein Meister der Tarnung und Täuschung, nimmt den sechzehnjährigen Alec unter seine Fittiche. Er erkennt nämlich bald, daß der geschickte Waldläufer zwar noch ein unerfahrener Jugendlicher ist, aber einen raschen Verstand und gute körperliche Reflexe besitzt.

Beurteilung:
Das ist der Beginn eines rasanten Abenteuerromans voller Intrigen, Magie, Kämpfe, Fluchten und politischen Verstrickungen, gelegentlich sogar gewürzt mit einem Aufblitzen von Humor. Zwar war ich nicht gerade erfreut, als klar wurde, daß dieser Band nur der Auftakt zu einer Serie ist, ohne daß der Verlag einen Hinweis darauf auf dem Cover gegeben hätte, aber zumindest ist doch ein Teil der Handlung abgeschlossen. Dieses Ärgernis verzeiht der Leser indes schnell, weil er von der talentierten Erzählerin rasch in den Bann der Ereignisse gezogen wird. Sicher, die Komponenten sind altbekannt: ein junger unbedarfter Held, Zauberei, Abenteuer und Kämpfe, gefälschte Briefe, Hochverrat und erste Liebe. Trotzdem bemerkt man bald, mit welcher Leichtigkeit die Autorin auch schwierigere und in vielen anderen Romanen oftmals langweiliger dargebotene Sachverhalte dem Leser nahebringt, wie geschickt sie abwechslungsreiche Unterhaltung und große Dramatik im gesamten Ablauf des Geschehens aufrecht erhält, einfach keine Längen aufkommen läßt. Noch angenehmer fällt auf, daß die Handlung kaum vorhersehbar abläuft, daß immer für Überraschung und oftmals erhebliche Spannung gesorgt wird, wenn auch mehr äußere als innere. Obwohl eingeräumt werden muß, daß die Helden und Nebenakteure zwar detailfreudig und oft liebevoll aber auch ziemlich statisch dargestellt werden, tut dies dem Lesevergnügen keinen Abbruch.

Fazit:
Dem Leser, der nicht nur Spitzenwerke akzeptiert, sondern sehr gute Unterhaltung sucht und einen tollen Spannungsbogen zu schätzen weiß, kann "Das Licht in den Schatten" ohne Wenn und Aber empfohlen werden. Sicher ist dieser Roman nicht außergewöhnlich, weder sprachlich noch inhaltlich, das liegt wohl auch nicht in der Absicht der Erzählerin. Dennoch hebt sich das Werk deutlich von der Masse seiner Mitkonkurrenten ab, ist sicher vom Einfallsreichtum, dem Erzählfluß und vom reinen Lesevergnügen ungewöhnlich zu nennen. Bleibt lediglich zu hoffen, daß der oder die Folgeromane genauso fesselnd und ungewöhnlich interessant geschrieben sind wie dieser mit immerhin 636 Seiten nicht allzu schmale Erstling. Ich jedenfalls habe jede Seite mit Freude und Anteilnahme gelesen.

Titel: Das Licht in den Schatten (Luck in the Shadows)
SerienZyklentitel: Die Schattengilde (The Nightrunner Series)
Autor: Lynn Flewelling
Verlag, Nummer: Bastei 20327 (Folgebände: 20353, 20415)

update: Von Lynn Flewelling sind in deutscher Sprache aus der Nightrunner Series die zusammengehörigen Bände "Licht in den Schatten" und "Der Gott der Dunkelheit" sowie der Nachfolgeband "Unter dem Verrätemond" erschienen. Die in der selben Welt spielende Trilogie "Tamir Triad" wurde dann nach Band 1 (Das Orakel von Skala) bei Bastei fallen gelassen.

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Planet der Habenichtse

von am 18. März 2014 Kommentare deaktiviert für Planet der Habenichtse

planet-der-habenichtseTitel: Planet der Habenichtse (The Dispossessed)
SerienZyklentitel: Hainish-Zyklus
Autor: Ursula K. Le Guin
Verlag, Nummer: Heyne 4661

update: Derzeit ist der geammte bei Heyne erschienene Hainish-Zyklus nicht lieferbar. Das Buch selber ist ein völlig in sich geschlossener Einzelband, welcher trotzdem zum Zyklus gezählt wird. Der Roman ist derzeit unter dem Titel "Die Enteigneten" bei Edition Phantasia lieferbar. Leider mit einer neuen Übersetzung, die dem Buch wenig zuträglich ist.

Der Roman ist, wie viele ihrer Romane, in einem Kosmos angesiedelt, in dem die Menscheit das Universum erobert hat, das sogenannte "Hainish-Universum", benannt nach den "Hain", den Urvätern der Menschheit, die bereits lange zuvor das All besiedelt und als technisch viel weiter fortgeschrittene Rasse eine zurückhaltende Tutorenrolle übernommen haben.

Inhalt:
Nach einer erfolglosen Revolte von Anarchisten auf dem Planeten Urras dürfen die Aufständischen auf den kargen Schwesternplaneten Anarres auswandern, um dort ihre politischen Vorstellungen einer klassenlosen anarchistischen Gesellschaft zu verwirklichen. Jahrzehnte nach diesem Exodus will der geniale Physiker Shevek eine Erfindung verwirklichen, die die interstellare Kommunikation revolutionieren könnte, wofür aber auf dem "Planet der Habenichtse" die Mittel fehlen. Daher wandert Shevek nach Urras aus, wo ihm die finanziellen Grundlagen zur Realisierung seiner Pläne zur Verfügung gestellt werden. Dieser Verrat an den Idealen seiner Heimat bringt ihm vehemente Anfeindungen seiner Mitbürger ein, zudem ist er auf dem kapitalistischen Urras ein ausgebeuteter Exilant, wie er immer deutlicher erkennt. Es ist also nur folgerichtig, daß Shevek am Ende des Romans ernüchtert nach Anarres zurückkehrt.

Beurteilung:
Der Roman ist wohl Le Guins wichtigste Werk. Natürlich wird der Leser in dieser Utopie die gattungsbedingten Stärken und Schwächen erkennen, aber die darin enthaltenen sozialutopischen Ideen haben mich so stark fasziniert, daß dieser Roman jahrelang Platz eins meiner persönlichen SF-Hitliste belegte. Besonders beindruckt die eindringliche Darstellung, wie die Bürokratie den Planeten der Anarchisten immer mehr in ein unerbittliches Korsett zu zwängen versucht. Gegner dieses Zwangs werden mit perönlicher Diffamierung und Diskriminierung ebenso verfolgt wie ihre Familienmitglieder, bis hin zu den Kindern. Auch wenn die Autorin die politischen Systeme der beiden Planeten ohne vordergrünige Wertung einander gegenüberstellt, auch keine endgültige Lösung bietet, wird doch deutlich, daß sie insgeheim mit den anarchistischen Ideen des Planeten Anarres sympathisiert. Einziger Kritikpunkt ist das unvermittelte Eingreifen der Hainish-Raumer, mit deren Hilfe Sehvek von Urras entfliehen kann, was leider ein wenig an eine "Deus ex Machina-Lösung" erinnert.

Fazit:
Le Guin zeigt mit "Planet der Habenichtse", daß ein intelligenter und feinfühliger SF-Roman, mit eindringlicher Gestaltungskraft und reicher, bildhafter Sprache geschrieben, viel zum Verständnis zwischenmenschlicher Beziehungen und gesellschaftlicher Systeme beitragen kann. Bleibt noch anzumerken, daß die Autorin für den Roman neben dem "Hugo" auch den "Nebula Award" erhalten hat – und das trotz der manchmal ein wenig didaktischen Ausprägung völlig verdient ob der schriftstellerischen Reife und gedanklichen Tiefe ihres Werkes.

 

Titel: Planet der Habenichtse (The Dispossessed)
SerienZyklentitel: Hainish-Zyklus
Autor: Ursula K. Le Guin
Verlag, Nummer: Heyne 4661

update: Derzeit ist der geammte bei Heyne erschienene Hainish-Zyklus nicht lieferbar. Das Buch selber ist ein völlig in sich geschlossener Einzelband, welcher trotzdem zum Zyklus gezählt wird. Der Roman ist derzeit unter dem Titel "Die Enteigneten" bei Edition Phantasia lieferbar. Leider mit einer neuen Übersetzung, die dem Buch wenig zuträglich ist.

Der Roman ist, wie viele ihrer Romane,

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Die Fliegenden Zauberer

von am 20. Februar 2014 Kommentare deaktiviert für Die Fliegenden Zauberer

Der fliegende ZaubererTitel:Die Fliegenden Zauberer (The Flying Sorcerers)
Autor: Niven/Gerrold
Verlag, Nummer: Heyne, 06/3489

update: Derzeit ist der Roman nicht lieferbar. Die von Hermke erwähnte dritte Ausgabe war bedauerlicherweise auch die letzte.

Dieser köstliche Roman voller Humor und Esprit um eine Begegnung mit einer fremden Lebensform wurde 1994 zum dritten Mal aufgelegt.

Inhalt:
Ein terranischer Raumfahrer landet mit seinem Raumschiff auf einem neu entdeckten Planeten.
Nach dem Verlust seines Fluggerätes konstruiert er mit Hilfe der Eingeborenen einen Heißluftballon, mit dem er zu einem anderen Kontinent zu gelangen versucht.
Von dort aus könnte er sein, in einer Orbitalstation parkendes, Weltraumschiff erreichen.

Beurteilung:
Diese kurze Skizze der Ausgangssituation läßt nicht erahnen, mit welchem Feuerwerk an skurrilen, herrlichen Einfällen die beiden Autoren den Zusammenprall einer naturwissenschaftlich orientierten Zivilisation mit den allein Magie praktizierenden Eingeborenen schildern. Dabei ist es durchaus nicht so, daß der technisch überlegene Held den armen, unwissenden Wilden den richtigen Weg weist, es gibt sehr wohl auch genügend Kritik an "unserer" Sichtweise, aber immer auf humorig-kauzige Art.
Letztlich zeigt sich, daß auch Magie und Ökologie ihren Platz haben, daß sie zusammen mit der Wissenschaft nur die zwei Seiten einer Münze sind.

Fazit:
Mit voller Berechtigung erschien dieser Roman in der Neuauflage von 1994 unter dem nur wenigen Titeln vorbehaltenem Zusatz: Top Hits der Science Fiction.
Der augenzwinkernde Humor verkommt nie zum Slapstick, er ist trotz mancher vordergründiger Derbheit letztlich immer fein und zum Nachdenken anregend.

Titel:Die Fliegenden Zauberer (The Flying Sorcerers)
Autor: Niven/Gerrold
Verlag, Nummer: Heyne, 06/3489

update: Derzeit ist der Roman nicht lieferbar. Die von Hermke erwähnte dritte Ausgabe war bedauerlicherweise auch die letzte.

Dieser köstliche Roman voller Humor und Esprit um eine Begegnung mit einer fremden Lebensform wurde 1994 zum dritten Mal aufgelegt.

Inhalt:
Ein terranischer Raumfahrer landet mit seinem Raumschiff auf einem neu entdeckten Planeten.
Nach dem Verlust seines Fluggerätes konstruiert er mit Hilfe der Eingeborenen einen Heißluftballon,

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Weg nach Kinvale

von am 31. Januar 2014 Kommentare deaktiviert für Weg nach Kinvale

KinvaleTitel: Weg nach Kinvale (Magic Casement)
SerienZyklentitel: Pandemia (A Man of His Word)
Autor: Dave Duncan
Verlag, Nummer: Bastei 20263 (Folgebände: 20271, 20277, 20288)

update: Die Bände sind leider nicht mehr lieferbar. Auch die zweiten Chroniken von Pandemia sind verlagsvergriffen. Keine Neuauflage in Planung.

Der Auftakt-Roman der "Pandemia-Saga" ist der zweite in Deutschland erscheinende Fantasy-Zyklus des Autors. Es ist zu erwarten, daß ihm ein ähnlich guter Erfolg beschieden sein wird, wie dem bei Heyne vor einigen Jahren herausgegebenen dreibändigen Epos um den "Zögernden Schwertkämpfer".

Inhalt:
Im winzigen Königreich Krasnegar, im äußersten Nordwesten von Pandemia, herrschen extreme Klimaverhältnisse. Zwei kurzen Sommermonaten stehen fast zehn Monate Winter gegenüber. Die wenigen genügsamen Bewohner leben fast ausschließlich in der kleinen Sradt zu Füßen des von einem Zauberer vor langer Zeit auf einem hohen Felsen errichteten Burg Krasnegar. Außerdem bestehen die Bürger dieses Mini-Reiches, das einen ständigen diplomatischen Balanceakt zwischen überlegenen Mächten um seine Unabhängigkeit vollführen muß, aus zwei ethnischen Gruppen, die nur von einem außergewöhnlich geschickt taktierenden Herrscher zusammengehalten werden können. Der gegenwärtige König Holindarn, vom Volk geliebt, ist von einer schweren Krankheit gezeichnet. Sein einziges Kind, Prinzessin Inosolan, wird an den mondänen Hof von Kinvale geschickt, um die höfischen Sitten zu erlernen. Als die Krankheit des Königs unerwartet schnell fortschreitet, macht sich ihr bester Freund Rap in Begleitung eines undurchsichtigen Gefährten, des höfischen und gewandten Andor, auf den im Winter besonders gefährlichen Weg, Prinzessin Inos vom nahen Tod ihres Vaters zu unterrichten.

Beurteilung:
Aus diesen einfachen Anfängen erwächst ein faszinierendes Epos, das den Leser für ein paar Stunden ganz in seinen Bann zieht. Das Hineinwachsen der Protagonisten in Verantwortung und Pflicht, das verschreckte und verängstigende Akzeptieren von Magie und Gewalttätigkeit, eine junge Liebe zum falschen Mann, Kämpfe und Verfolgungen, Intrigen und allmähliches Begreifen in den Wirren und Zwängen, dies alles und noch viel mehr vermittelt uns der Autor auf knapp 450 Seiten. Actionszenen wechseln mit einfühlsamen Kapiteln, Politik und Emotionen, Haß und Kameradschaft, Hinterlist und Treue, mit diesen Elementen erzielt der Roman seine Spannung.

Fazit:
Dave Duncan hat mit diesem Fantasy-Epos ein Werk geschaffen, das die wenigen kleinen Schwachpunkte, z.B. das seltsam unbestimmte und eigenartige Auftreten der Götter, unwichtig werden läßt. Besonders überzeugt das Element der Magie, das der Autor behutsam einführt. Mit einem "Wort der Macht" werden bestehende Eigenschaften und Fähigkeiten verstärkt und auf diese Weise glaubhaft dargestellt. Ich habe diesen Roman mit Vergnügen und starker Anteilnahme gelesen und freue mich jetzt schon auf die nächste Fortsetzung voller "Abenteuer, Magie und Romantik" – um mit den Worten des Klappentextes zu schließen.

Titel: Weg nach Kinvale (Magic Casement)
SerienZyklentitel: Pandemia (A Man of His Word)
Autor: Dave Duncan
Verlag, Nummer: Bastei 20263 (Folgebände: 20271, 20277, 20288)

update: Die Bände sind leider nicht mehr lieferbar. Auch die zweiten Chroniken von Pandemia sind verlagsvergriffen. Keine Neuauflage in Planung.

Der Auftakt-Roman der "Pandemia-Saga" ist der zweite in Deutschland erscheinende Fantasy-Zyklus des Autors. Es ist zu erwarten, daß ihm ein ähnlich guter Erfolg beschieden sein wird, wie dem bei Heyne vor einigen Jahren herausgegebenen dreibändigen Epos um den "Zögernden Schwertkämpfer".

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Stadt der Schwerter – Die Farben des Stahls I

von am 22. Dezember 2013 Kommentare deaktiviert für Stadt der Schwerter – Die Farben des Stahls I

Farben des StahlsTitel: Stadt der Schwerter (Colors in the Steel)
SerienZyklentitel: Die Farben des Stahls (The Fencer Trilogy)
Autor: K. J. Parker
Verlag, Nummer: Knaur 70130 (Folgebände: 70131, 70132)

update: Die Bände sind bei Knaur sowohl als Paperbacks, als auch in Taschenbuch-Form erschienen. Mit der Einstellung der Fantasy Reihe, verschwanden aber beide Versionen aus den Lagern. Auch diese Trilogie gibts als nur antiquarisch.

Zur Lektüre dieses Buches griff ich auf begeistertes Anraten eines meiner Kunden. Der Autor war mir zwar unbekannt, der Klappentext klang aber nicht schlecht, versprach Abwechslung und neue Ideen, also war ich bald überredet. Leider ist mir nicht bekannt, welcher Autor sich hinter dem Pseudonym verbirgt.

Inhalt:

In der uralten und prächtigen Hafenstadt Perimadeia, deren Einflußgebiet zum Zeitpunkt der Erzählung kaum noch über die Stadtmauern hinausreicht, übt der schon etwas ältere Meisterfechter Bardas Loredan seinen gefährlichen Beruf aus. Immer noch tritt er als Advokat gegen andere, meist jüngere Gegner an, denn in der Stadt der Schwerter werden Prozesse mit der Waffe entschieden, die oft erst mit dem Tod eines Kontrahenten enden. Wirklich bedrohlich wird die Lage allerdings erst, als eine riesige Streitmacht die Stadt belagert und eine junge, hochbegabte und aus persönlicher Rachsucht fanatisch entschlossene Fechterin ihn zum Duell fordern will.

Beurteilung:

Das 425 Seiten umfassende Buch weist eine ansprechende äußere Gestaltung auf, wie die meisten Titel dieser noch jungen Reihe, die sich bisher recht ordentlich eingeführt hat und auffallend viele interessante Romane aufweist. Man kann den beiden Lektoren nur zu ihrem guten Gespür gratulieren und sich auf weitere Highlights freuen. Auch die Übersetzung ist passabel, und der Lesefluß wird kaum durch Rechtschreibefehler gestört – heute leider schon eine nicht mehr ganz normale Leistung. Das Schriftbild ist groß genug und gut lesbar. Das Fehlen einer Karte ist zwar schade,fällt aber nicht stark ins Gewicht, da beim Lesen eine „innere Karte“  entsteht.
Die meist lineare Handlung besticht durch eine starke äußere und innere Spannung, geschickten kompositorischen Aufbau und v. a. sehr eigenwillige Charaktere, die nie in Schwarz-Weiß-Malerei dargestellt werden. Die sechs Hauptprotagonisten – Bardas Loredan, der Advokat, Alexius, der Patriarch und eigenwillige „ Magier“, Temrai, der geniale und besessene junge Clansmann und Häuptlingssohn, Iseutz Hedin, die fanatische Rächerin, Vetriz, ein wildes Talent, deren „Magie“ ihr nicht bewußt ist und letztlich der erst später eingeführte Gorgas Loredan, Bardas´ Bruder, vielleicht  die komplexeste und unergründlichste Figur des Romans, deren Motive völlig im Dunkeln bleiben – sie alle sind sehr lebendige und blutvolle Charaktere, im Leben und Alltag verankert. Sie verfallen nicht in hohle Phrasen und dumm-dreistes Heldentum. So besitzt z.B. Alexius, der zynische und alternde Patriarch der „Magier“ – Universität, mit einer sehr unzuverlässigen und eingeschränkten Methodik ringend, keine sehr rasche Auffassungsgabe, ist alles andere als genial, gleicht diesen Mangel aber durch konstanten und verbissenen Fleiß aus. Bardas Loredan ist, nach eigener Einschätzung, ein „äußerst geschickter und intelligenter Feigling, der genau wußte, daß die einzige Möglichkeit, am Leben zu bleiben, darin bestand, jemand anderen umzubringen“ (S. 170). Iseutz Hedin kaut an Ihren Nägeln, eine später einfließende, fast nebensächliche Beobachtung, die, ohne daß sie weiter ausgeführt wird, doch unheimlich viel aussagt.
Trotz vieler sarkastischer, ja manchmal sogar zynischer Handlungen fließt auch viel trockener, leiser, nie derber Humor ein, oft nur in Nebensätzen, z.B.: „es waren immer die Dürren, die man in einem Handwerk unterbrachte“ (S. 21). Auch einige ironische politische Seitenhiebe lassen den Leser immer wieder schmunzeln: „… der jüngste Sohn einer mächtigen Stadtfamilie … wurde emsig von den kleinen käferähnlichen Männern umschwärmt, die ihr Leben unter den flachen Steinen der Bezirkspolitik verbrachten“ (S. 62). Auch zynische Lebensweisheiten werden mit viel Ironie dargeboten: „ Das Beste, was man über die Jugend sagen kann, ist, daß wir alle irgendwann aus ihr herauswachsen“ (S. 58). An vielen Stellen besticht der Roman durch einen prägnanten, lakonischen Stil, der nur andeutet, aber dadurch zum Weiterdenken anregt. Auch köstliche Vergleiche verhelfen zu einer farbigen und bilderreichen Sprache: „… Gußformen … , die sich um das Fundament des Ofens drängten wie Ferkel um die Muttersau“ (S. 34) oder : „Der Mann sah ihn an, als hätte er gerade um ein Stück Mond zwischen zwei Brothälften gebeten“(S. 35).
Auch auf prägnante Kleinigkeiten achtet der Autor immer wieder. So trägt Loredan bei einem Duell alte, ausgetretene Schuhe, deren relativ neue Sohlen mit einer Feile leicht angerauht sind. Auffällig ist überhaupt das glaubhafte und überzeugende Detailwissen um das Schmiedehandwerk, die Fechtkunst, Kampftaktiken, Belagerungsmaschinen … . Hübsche Details, die viel zu einer realen Vorstellung beitragen, sind immer wieder eingestreut. So wird z.B. der fürchterliche Geruch ( sprich: Gestank) angesprochen, der den Besucher beim Betreten der Stadt empfängt. Ein Fluch wirkt nicht nur auf den Empfänger sondern schlägt zurück auf den Verursacher und fügt ihm schlimme körperliche Beschwerden zu.
Als Einzelidee vielleicht am interessantesten fand ich die immer widerkehrenden und immer veränderten Wahrträume, die deutliche solipsistische Züge aufweisen: „… das ist mein Traum, und ihr seid bloß …“ (S.166).

Fazit:

Dieser Band hat alles, was einen guten Roman ausmacht : starke, komplexe Charaktere, großartige Spannung, unerwartete Wendungen, Kämpfe, Verrat, Haß, alte ungesühnte Schuld und zerstörerische Elemente. Er bietet dem Leser keine Schwierigkeiten, da die Charaktere gut eingeführt werden und sich glaubhaft ins Gesamtwerk fügen.
Viele Fragen sind noch offen, viele Geheimnisse noch ungeklärt. Wer ist die Macht im Hintergrund ? Ist allein das wilde Talent der jungen Vetriz für alles verantwortlich ?
Natürlich ist dies nur die Besprechung des ersten Bandes einer Trilogie, deren Folgebände bald erscheinen werden, und somit ist noch kein abschließendes Urteil möglich, aber wenn die weiteren Romane dieses Niveau halten können, erwarte ich sie mit großer Spannung. Es sei noch angemerkt, daß dieses Werk nur den anspruchsvolleren Lesern empfohlen werden kann, es ist sicher ungeeignet für einfache Gemüter. Von mir erhält dieser Roman die Bestnote, denn es ist  lange her, daß ich einen derartig herausragenden Fantasyroman gelesen habe.

 

Titel: Stadt der Schwerter (Colors in the Steel)
SerienZyklentitel: Die Farben des Stahls (The Fencer Trilogy)
Autor: K. J. Parker
Verlag, Nummer: Knaur 70130 (Folgebände: 70131, 70132)

update: Die Bände sind bei Knaur sowohl als Paperbacks, als auch in Taschenbuch-Form erschienen. Mit der Einstellung der Fantasy Reihe, verschwanden aber beide Versionen aus den Lagern. Auch diese Trilogie gibts als nur antiquarisch.

Zur Lektüre dieses Buches griff ich auf begeistertes Anraten eines meiner Kunden.

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Erben der Nacht – Sternenkrone I

von am 22. November 2013 Kommentare deaktiviert für Erben der Nacht – Sternenkrone I

SternenkroneTitel: Erben der Nacht (King’s Dragon)
SerienZyklentitel: Sternenkrone (Crown of Stars)
Autor: Kate Elliott
Verlag, Nummer: Goldmann/Blanvalet 24742 (Folgebände: 24743, 24744, 24842, 24843, 24844, 24131, 24132, 24138, 24139, 24140, 24141)

update: Bis 2008 sind bei Blanvalet insgesamt 12 Einzelbände erschienen. Die im deutschen geteilten 6 Bände schließen die Geschichte mit dem Titel "Die letzte Schlacht" zwar vermeindlich ab, trotzdem ist der 7. und namensgebende Band ("Crown of Stars") leider auf deutsch nie erschienen. Ab 2005 wurde die Serie nochmal als Doppelbände (bzw Komplettbände) aufgelegt. Leider nur bis Band 9/10. Lieferbar ist nichts mehr und vor allem die letzten beiden Bände, die nicht mehr als Doppelbände erschienen sind, sind recht selten.

Dieser Roman, den ich auf Empfehlung gelesen habe, ist der erste von sechs Bänden, die laut Verlagsankündigung alle noch im Laufe dieses Jahres erscheinen werden. Inzwischen habe ich auch die Lektüre des zweiten Taschenbuchs der Serie beendet und kann somit ein fundierteres Urteil abgeben. „Sternenkrone 2“ schraubt die Erwartungen an die weiteren Werke der Autorin eher noch höher.

Inhalt:

Die Küsten des Königreichs Wendar werden immer häufiger von den nichtmenschlichen Aikha verheert. Auf diese Angriffe kann König Henry nur unzureichend reagieren, da ein Aufstand seiner Halbschwester Sabella droht. In diese Intrigen und Kämpfe werden zwei junge Menschen verwickelt: Alain, ein Findelkind, eigentlich für die Kirche bestimmt, und das Waisenkind Liath, deren Eltern verfemte und gejagte Magier waren. Beide befinden sich in den jeweils gegnerischen Lagern. Alain leistet Frondienste beim Grafen Lavastine im Westen, Liath gerät in die Fänge eines perfiden Geistlichen im Nordosten des Reiches. Unaufhaltsam werden sie in den Bruderkrieg hineingezogen.

Beurteilung:

Zunächst besticht die lebendige Schilderung der Lebensumstände in einer durch rigorose Standesschranken reglementierten mittelalterlichen Gesellschaft sowie die Wirklichkeitsnähe der geschichtlichen Situation, daß die beiden Reichshälften Wendar und Varre noch nicht zusammengewachsen sind. Die bewegende Darstellung von Einzelschicksalen mit teilweise extremen geistigen und materiellen Zwängen und die scharfe Analyse der sozialen Lage von Gruppen und Schichten verleihen dem bunten Gemälde Tiefenschärfe und Eindringlichkeit. Die beiden jungen Protagonisten werden glaubwürdig dargestellt, sie tragen ihr lange Zeit bedrückendes und tragisches Los mit zähem Mut und ohne unglaubwürdiges Heldentum, letztlich ist auch ein endgültiges Scheitern möglich. Überzeugend wirkt auch der sadistische Geistliche, der Bastardabkömmling einer einflußreichen Adligen. Mit einer psychologisch raffinierten Mischung aus Geduld und Brutalität treibt er sein Opfer an den Rand der Selbstaufgabe.
Mit feinem Gespür für Dramaturgie wird in diese erdverbundene aber manchmal auch von starken Emotionen aufgewühlte Welt der Menschen das Element der Magie hineingewoben. Virtuos handhabt die Autorin deren vielfältige Facetten und Ausprägungen, bedrohlich und helfend oder auch nur geheimnisvoll und verwirrend, nie ganz enthüllt und zwiespältig. Das verbotene und von der Kirche geächtete Wissen und die nur unter extremen Mühen und Opfern erreichbaren Künste sind mit geheimnisvollen Ritualen und Gefahren verbunden. Die bunte Vielfalt der magischen oder geheimnisvollen Ingredienzien reicht vom Rückzug in die innere Spiritualität, religiösem Mystizismus, Sterndeutung, heilenden Kräften, Tierverständnis, nichtmenschlichen Wesen und alptraumhaften Kreaturen bis zum seltenen Eingreifen übergeordneter Mächte.
Es bleibt noch anzumerken, daß der Roman ordentlich übersetzt ist, zumindest keine sprachlichen Schludereien und Holprigkeiten aufweist, auch kaum Druckfehler auffallen – was beides heute leider gar nicht mehr selbstverständlich ist. Eine Landkarte, ein knappes Glossar und ein Stammbaum der Herrscher von Wendar und Varre runden den Roman ab.

Fazit:

Der Roman „Erben der Nacht“ kann sicherlich in die oberen Ränge der Fantasy-Literatur eingestuft werden. Das rundum gelungene Werk weist erheblichen Tiefgang sowie psychologische Glaubwürdigkeit auf. Hervorzuheben ist auch der überzeugend dargebotene Anteil der historisierenden Elemente und die fesselnde Darstellung der allgemeinen Lebensumstände, nicht nur verdichtet in Ausnahmesituationen. Menschen mit ihren Nöten und Ängsten, Träumen und Sehnsüchten, dumpfen Trieben und hochfliegenden Plänen erfüllen die Seiten des Buches mit Leben. Die wohl bedeutendste Leistung der Autorin liegt in der immer wieder geschickt eingefügten Bandbreite der Magie, woraus eine Vielfalt neuer Situationen und Ideen erwächst. Dank dieser deutlichen Vorzüge ermüdet das Interesse des Lesers an keiner Stelle, obwohl die Handlung im allgemeinen nicht zu schnell vorangetrieben wird – glücklicherweise, denn ich schätze epische Fantasy-Dichtung. Ein weiterer Vorzug des Romans ist die besondere Sorgfalt, die Kate Elliott auf die Entwicklung der beiden Protagonisten in ihrer jeweiligen Situation und ihrem sozialen Umfeld verwendet.
Den einzigen zu bemängelnden Aspekt liefert das wenig gelungene Titelbild des ersten und das leider noch weit schlechtere des zweiten Bandes, aber das ist ja ein nur allzu bekanntes Klagelied. Abgesehen von diesem kleinen Wermutstropfen bleibt alles in allem festzustellen, daß mit „Sternenkrone 1“ ein spannendes und vielschichtiges Debut für einen Fantasy-Zyklus vorliegt, prallvoll mit Leben und Emotionen und fern von allen sattsam bekannten blutleeren Heldengesängen.

 

Titel: Erben der Nacht (King’s Dragon)
SerienZyklentitel: Sternenkrone (Crown of Stars)
Autor: Kate Elliott
Verlag, Nummer: Goldmann/Blanvalet 24742 (Folgebände: 24743, 24744, 24842, 24843, 24844, 24131, 24132, 24138, 24139, 24140, 24141)

update: Bis 2008 sind bei Blanvalet insgesamt 12 Einzelbände erschienen. Die im deutschen geteilten 6 Bände schließen die Geschichte mit dem Titel "Die letzte Schlacht" zwar vermeindlich ab, trotzdem ist der 7. und namensgebende Band ("Crown of Stars") leider auf deutsch nie erschienen. Ab 2005 wurde die Serie nochmal als Doppelbände (bzw Komplettbände) aufgelegt.

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Hawkwoods Reise – Die Königreiche Gottes I

von am 22. Oktober 2013 Kommentare deaktiviert für Hawkwoods Reise – Die Königreiche Gottes I

HawkwoodTitel: Hawkwoods Reise (Hawkwood’s Voyage)
SerienZyklentitel: Die Königreiche Gottes
Autor: Paul Kearney
Verlag, Nummer: Bastei 20299 (Folgebände: 20315, 20379, 20480, 20485)

update: Es gibt leider keine aktuelle deutsche Ausgabe, also immer mal im Antiquariat stöbern ;-). Ich habe es neulich erst gesehen…

Dieses ist der dritte bei Bastei veröffentlichte Roman des britischen Autors. Die beiden ersten (”Der magische Wald” und ”Der Weg nach Babylon”) waren stimmungsvolle, aber ungewöhnliche Einzelwerke, nicht leicht zu empfehlen, aber für eine schmale Leserschicht doch sehr interessant. Der vorliegende Roman, der erste einer Serie – der zweite erscheint leider erst im Herbst dieses Jahres – dürfte wohl breitere Publikumszustimmung erhalten.

Inhalt:

In einer Fantasywelt, zeitlich etwa vergleichbar einem Europa am Ende des Mittelalters, also auch einer Epoche großer Umwälzungen und Machtverschiebungen, müssen sich die fünf Königreiche des Westens gegen den Ansturm der sieben Sultanate des Ostens verteidigen. Aekir, die reichste und am stärksten verteidigte Stadt Torunnas, des östlichsten der Königreiche, ist nach heroischem Kampf gefallen, die Sieger wüten gnadenlos. Ein weiterer Vormarsch unter Shar Baraz, dem erprobten Heerführer des riesigen Heeres der Merduks, ist sicher. Trotzdem herrscht ein erbittertes Ringen um die Vorherrschaft zwischen weltlicher und kirchlicher Macht unter den Gläubigen. Die ”Raben Gottes”, ein fanatischer und einflußreicher Orden, verbrennen öffentlich alle Dweomer-Begabten, also Magier, Telepathen, Hexer, Wettermacher usw. Soviel zur Ausgangssituation des beeindruckenden Romans.

Beurteilung:

Hawkwoods Reise geht neue Wege, hat ungewöhnliche Ansätze, liebevoll ausgemalte Einzeldarstellungen und überzeugende Massenszenen. Das Panorama dieser Welt ist faszinierend farbenfreudig ausgemalt. Feldschlangen, Hakenbüchsen und Sprengstoff gibt es schon, aber auch Armbrüste, Säbel und Lanzen kommen noch zum Einsatz. Erste Ansätze für einen neuen Schiffstyp werden aufgezeigt, gebaut im bunten Treiben einer Hafenstadt mit all ihrem Reichtum, aber auch menschlichem Bodensatz. Fanatismus und Machstreben,  Bücherverbrennungen und Inquisition, Intrigen und Sinnesrausch, Magie und harter Seefahreralltag, Sexualität und Kampf ums Überleben, Feigheit und Tapferkeit, die ganze Fülle des Daseins  und menschlichen Strebens wird vor uns ausgebreitet. Die Charaktere dieses Romans sind voller Leben und Eigenwilligkeit, geprägt von ihrer Umwelt, aber auch diese gestaltend.

Fazit:

Natürlich kann eine abschließende Beurteilung des Werkes erst nach der Lektüre des letzten Bandes erfolgen, aber dieser Auftakt ist wirklich vielversprechend. Vor allem Leser, die ein wenig Interesse für die geschichtlichen Aspekte einer Welt aufbringen, werden auf ihre Kosten kommen. Eine Fantasywelt voller Magie, Schlachten und Intrigen an der vergleichbaren Wende zur Neuzeit ist recht ungewöhnlich für dieses Genre, aber sehr überzeugend in ihrer Detailfreude und ihren ungewöhnlichen Protagonisten, geht sehr weit weg vom märchenhaften Charakter so vieler anderer Bücher. Bisweilen, das sei nicht unerwähnt, zeigt dieser Roman eine realistische Härte in Massen- und Einzelszenen, die nichts beschönigt, ja erschreckt, aber nie abschreckt. Man kann wohl unumwunden dem letzten Satz des Covertextes zustimmen: ”Ein Highlight der epischen Fantasy, von einem Autor, der …Stimmung und Atmosphäre zu schaffen versteht.”

 

Titel: Hawkwoods Reise (Hawkwood’s Voyage)
SerienZyklentitel: Die Königreiche Gottes
Autor: Paul Kearney
Verlag, Nummer: Bastei 20299 (Folgebände: 20315, 20379, 20480, 20485)

update: Es gibt leider keine aktuelle deutsche Ausgabe, also immer mal im Antiquariat stöbern ;-). Ich habe es neulich erst gesehen…

Dieses ist der dritte bei Bastei veröffentlichte Roman des britischen Autors. Die beiden ersten (”Der magische Wald” und ”Der Weg nach Babylon”) waren stimmungsvolle, aber ungewöhnliche Einzelwerke, nicht leicht zu empfehlen,

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Das Komplott – Die Reise nach Sarantium I

von am 2. August 2013 Kommentare deaktiviert für Das Komplott – Die Reise nach Sarantium I

KomplottTitel: Das Komplott (Sailing to Sarantium I)
SerienZyklentitel: Die Reise nach Sarantium
Autor: Guy Gavriel Kay
Verlag, Nummer: Heyne 9141 (Folgebände: 9142, 9165, 9166)

update: Es gibt leider keine aktuelle Ausgabe.

Leider sind alle bei Heyne erschienenen Bücher des bekannten Autors vergriffen. Zum Glück wurde wenigstens der dreibändige Zyklus „Die Herren von Fionavar“ (vielen besser bekannt als „Silbermantel“) vor einiger Zeit bei Goldmann neu aufgelegt, bedauerlicherweise mit einem ziemlich kitschigen Cover. Dieser wurde in unserer kleinen Buchhandlung inzwischen über 3000 mal verkauft. Der Auftaktband des neuen vierteiligen Zyklus’ zeigt einen gereiften Autor, der mit leisen Tönen eine faszinierende Geschichte beginnt.

Inhalt:

In Sarantium, der bedeutendsten und mächtigsten Stadt der bekannten Welt, will Kaiser Valerius II. als Krönung seines Lebenswerkes eine monumentale Kirche errichten. Martinian, der genialste Künstler seiner Zeit, soll die riesige Kuppel mit seinen begnadeten Mosaiken schmücken. Um dem berühmten Meister die ehrende Einladung auszuhändigen, wird der kaiserliche Kurier Pronobius Tillicitus, dessen Diensteifer sich allerdings während der langen Reise als nicht immer vorbildlich erweist, in das weit entfernte Reich Batiara entsandt.
Dort jedoch verleugnet der alternde Mosaikleger seine Identität vor dem hochnäsigen Boten. An seiner Stelle soll Crispin, sein nicht minder begabter designierter Nachfolger, als „Martinian“ die beschwerliche und gefährliche Reise nach dem glanzvollen Sarantium antreten. In der Nacht vor seiner Abreise erhält er von seiner bedrängten jungen Königin einen Auftrag von politischer Brisanz. Mit schwerem Herzen beginnt Crispin „die Reise nach Sarantium“, wegen der schweren Herbststürme nicht auf dem sicheren und schnellen Seeweg, sondern auf den beschwerlichen und gefährlichen Landstraßen.

Beurteilung:

Ein wenig verwundert nimmt man hier den englischen Titel („Sailing to Sarantium“) zur Kenntnis, ist er doch mit den Ereignissen nicht in Einklang zu bringen. Aber das sei nur als Randnotiz erwähnt. Die Erzählung gerät durch Detailfreude, Reichtum an eindringlichen Bildern (buchstäblich und übertragen) und großartige erzählerische Momente zum spannenden Erlebnis. Kay präsentiert hier ganz klar einen Fantasy-Roman, so weist z. B. die Welt zwei Monde auf, wird Magie in vielfältiger Ausprägung und innovativer Form eingeführt. Dennoch ist als Vorbild das byzantinische Reich deutlich erkennbar. Im Vorwort beschreibt der Autor seine diesbezüglichen gründlichen Recherchen. Dadurch wirkt der Hintergrund der Geschichte stimmig und geschlossen, bleibt kein Flickwerk, stellt sich nicht als bloße Zutat dar, wie leider in so vielen anderen vergleichbaren Werken des Genres.
Nicht minder überzeugend zeichnet der Schriftsteller die Stimmungen und Überzeugungen seiner Protagonisten. Crispin, dem durch die Pest seine geliebte Frau und seine beiden kleinen Kinder hinweggerafft wurden, hat allen Lebensmut verloren, wird allein durch die Hingabe an seinen Beruf aus seiner tiefen Depression gezogen. Nur bruchstückweise und widerstrebend erwacht er aus seiner Erstarrung und Einsamkeit, nimmt nur zögernd am Leben wieder teil. Aber nicht nur die Hauptakteure sind glaubwürdige Charaktere, auch jede Nebenfigur verkörpert einen eigenständigen, scharf beobachteten Menschen. Nie verfällt Kay ins Klischee, skizziert schlampig oder umrißhaft, immer zeigt er die Vielfalt menschlichen Verhaltens auf.
Nach dem zunächst verwirrenden und mit der eigentlichen Geschichte nicht in Einklang zu bringenden Prolog bleibt der Autor strikt im Rahmen seiner Handlung, erzeugt starke innere Spannung durch die Dynamik der handelnden Personen. Diese wirken nie statisch oder gar eindimensional, werden vom Schicksal unmerklich – am Ende jedoch deutlich – verändert. Trotzdem bleiben sie auch an Knotenpunkten des Geschehens ihrer Überzeugung treu, und sei es ihrem Wankelmut und ihrer Unbeständigkeit. Auch durch diese Folgerichtigkeit zieht die Story den Leser in ihren Bann.
Crispin auf dem Weg nach der „goldenen Stadt“, und die Leser/innen fasziniert mit ihm, das ist das Thema dieses Auftaktbandes. Die Abenteuer und Gefahren, die Reisegefährten und unheimlichen Bedrohungen unterwegs, erweisen sich keineswegs als blühende, vordergründige Action-Fantasien, und doch wird der Held stärker gebeutelt und „aufgemischt“, als ihm lieb sein kann.

Fazit:

„Das Komplott“ kann ein dem Inhalt in etwa angemessenes und ansprechendes Titelbild vorzeigen. Mit nur 319 Seiten und ziemlich großzügig gesetztem Schriftbild, wobei die eigentliche Handlung erst auf Seit 73 einsetzt, ist es ein eher schmales Buch. Das wird aber durch die Fülle an Details und spannenden Abenteuern mehr als ausgeglichen. Zudem wird durch die gute deutsche Übersetzung die bilderreiche Sprache des Autors angemessen übertragen. Mit seltener Meisterschaft und wunderschönen Vergleichen läßt er z. B. beim Besuch eines Temples ein großartiges Mosaik plastisch und farbig vor unseren Augen entstehen(S. 261ff). Die Symbolkraft der Bilder, die ungewöhnliche und fremdartige Darstellung der Magie und die Vielfalt der lebendigen Charaktere machen Crispins „Reise nach Sarantium“ zu einem seltenen Lesevergnügen und erzeugen eine solch dichte Atmosphäre, daß man unwiderstehlich in den Bann des Romans hineingezogen wird.
Absolut empfehlenswert für etwas nachdenklichere und nicht nur auf bloße Action festgelegte Leser!

Nachbemerkung:

Inzwischen habe ich auch den Folgeband gelesen und kann versprechen, daß meine Erwartungen sogar übertroffen wurden. Ich freue mich schon sehr auf die restlichen beiden Bücher, um Crispins weitere Abenteuer im „Haifischbecken der Intrige und des Mordes“, so der verfrühte Klappentext von Band I, mitzuerleben.

Titel: Das Komplott (Sailing to Sarantium I)
SerienZyklentitel: Die Reise nach Sarantium
Autor: Guy Gavriel Kay
Verlag, Nummer: Heyne 9141 (Folgebände: 9142, 9165, 9166)

update: Es gibt leider keine aktuelle Ausgabe.

Leider sind alle bei Heyne erschienenen Bücher des bekannten Autors vergriffen. Zum Glück wurde wenigstens der dreibändige Zyklus „Die Herren von Fionavar“ (vielen besser bekannt als „Silbermantel“) vor einiger Zeit bei Goldmann neu aufgelegt, bedauerlicherweise mit einem ziemlich kitschigen Cover. Dieser wurde in unserer kleinen Buchhandlung inzwischen über 3000 mal verkauft.

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Die Clans von Stratos

von am 17. April 2013 Kommentare deaktiviert für Die Clans von Stratos

Clans von StratosTitel: Die Clans von Stratos (Glory Season)
Autor: David Brin
Verlag, Nummer: Heyne 5931

update: Es gibt leider keine aktuelle Ausgabe.

Als ich vor einiger Zeit den umfangreichen Roman des mehrfach mit dem Hugo- und Nebula Award ausgezeichneten Autors las, war ich über das Nachwort verärgert. Darin erklärt Brin die Anregungen zu diesem Buch, die Intention des Werkes, sowie die der Arbeit vorrausgehende Lektüre, um nur einige Punkte zu benennen. Diese letzten zehn Seiten dem Roman voranzustellen, hätte sicherlich dazu beigetragen, ein besseres Verständnis einiger Elemente des faszinierenden Weltentwurfes zu erlangen.

Inhalt:
Auf der vor ungefähr dreitausend Jahren von Menschen besiedelten Welt „Stratos“ halten die mächtigen Clanmütter die politische und wirtschaftliche Macht fast vollständig in ihren Händen. Beinahe alle Kinder entstehen durch stimuliertes Selbstklonen, nur in den Sommermonaten werden einige „Vars“ durch körperliche Vereinigung der Geschlechter gezeugt.  Dadurch sind die Männer zwangsläufig in der Minderheit, werden zwar nicht unterdrückt, sind jedoch von jeglichem politischen Einfluß und von fast allen Berufen ausgeschlossen. Auf dieser Welt, deren technisches Niveau bewußt niedrig gehalten wird, landet Renna, ein Raumfahrer des „Hominidenphylums“, der übrigen von Menschen bewohnten Planeten. Der Botschafter trifft Maia, ein junges, desillusioniertes Var-Mädchen, das sich auf die fast hoffnungslose Suche nach einer Lebensnische aufgemacht hat. Gemeinsam werden sie in die Intrigen und Auseinandersetzungen verwickelt, die seine Ankunft verursacht haben.

Beurteilung:
Nach Abzug des Nachwortes und der Leerseiten umfaßt der umfangreiche Roman ca.  865 Seiten. Bei Gesprächen mit anderen Lesern wurde vereinzelt bemängelt, daß der Autor manche Passagen der abenteuerlichen Irrfahrt zu weitschweifig angelegt habe. Das enspricht zwar eigentlich nicht meiner Meinung, aber trotzdem hätte eine stärkere Straffung des Geschehens dem Werk unter Umständen nicht geschadet. Nicht jeder einzelne Handlungsstrang ist unverzichtbar, aber die Ausarbeitung des philosophischen Unterbaus der Gesellschaft, das Selbstverständnis der bewußt auf Stabilität ausgerichteten Lebensweise, das zugrundeliegende Weltbild, sowie die unterschiedlichen politischen Strömungen und großen Ideen faszinieren ungemein.
Geschildert wird keineswegs eine naive Idylle, die dem Menschen innewohnende Gewaltbereitschaft wird nicht geleugnet. Die Aufspaltung in gemäßigte und politisch radikale Clans, Egoismus, Intrigen, Rassismus und kriegerische Auseinandersetzungen existieren auch auf dem von Frauen so übermächtig dominierten Stratos. Den Männern, deren Aggressionspotential durch Rückzüchtung fast gänzlich verschwunden ist bleibt als einziges Betätigungsfeld die Seefahrt. Wenn auch gegen diese umfassende Ausgrenzung ein verstecktes Aufbegehren durch Männer-Geheimbünde angedeutet wird, bleibt ein derartig resigniertes Verhalten auf Dauer sicherlich fragwürdig. Offensichtlich war die Behandlung dieses Aspekts für das Anliegen des Romans nicht von Bedeutung.
Zuletzt sei noch ein mehrmals verwendetes Motiv erwähnt, das ich sehr anregend fand: Rätsel und Spiele. Die detailliert dargestellten Auflösungen von Rätseln zur Beseitigung von Hindernissen sowie das faszinierende „Spiel des Lebens“ bieten Lesern, die solchen intellektuellen Herausforderungen gegenüber aufgeschlossenen sind, sicher einige interessante Denkanstöße.

Fazit:
Als ich mich einige Monate nach der Lektüre zur Besprechung dieses Werkes entschlossen hatte und darüber nachdachte, warum es bei mir eine so starke Resonanz ausgelöst hatte, konnte ich wieder einmal feststellen, daß diese Nacharbeit ziemlich fruchtbar ausfiel. Natürlich waren mir Details entfallen, aber einige bedeutende Ideen und Aussagen hatten sich in der Zwischenzeit viel klarer herauskristallisiert, Argumente und Einwendungen hatten sich geklärt. So war mir damals die Anwendung der Parthenogenese (Selbstklonung) beim Menschen doch ziemlich suspekt erschienen, aber dieser Einwand war in der Zwischenzeit gegenstandlos geworden, da die SF als Ideen-Literatur auch eine hypothetische Prämisse verwenden darf, um eine mögliche gesellschaftliche Situation in die Zukunft zu extrapolieren.
Neben den großen Ideen kommen aber auch Spannung und Abenteuer nicht zu kurz, und eine glaubwürdige oftmals sehr feinfühlig geschilderte Entwicklung der Protagonistin Maia wird aufgezeigt. Der Roman ist reinen Action-Konsumenten und an herkömmlichen Abenteuern im SF-Gewand Interessierten nicht zu empfehlen, aber den Lesern, die für geistige Anregungen und neue Perspektiven aufgeschlossen sind, wird er viel Freude bereiten.
Noch einmal sei abschließend der Hinweis erlaubt, das Nachwort zuerst zu lesen, da diese Reihenfolge sicherlich auch hilfreich sein dürfte bei der Entscheidung, ob sich der Kauf für den einzelnen lohnt oder eher nicht.

Titel: Die Clans von Stratos (Glory Season)
Autor: David Brin
Verlag, Nummer: Heyne 5931

update: Es gibt leider keine aktuelle Ausgabe.

Als ich vor einiger Zeit den umfangreichen Roman des mehrfach mit dem Hugo- und Nebula Award ausgezeichneten Autors las, war ich über das Nachwort verärgert. Darin erklärt Brin die Anregungen zu diesem Buch, die Intention des Werkes, sowie die der Arbeit vorrausgehende Lektüre, um nur einige Punkte zu benennen. Diese letzten zehn Seiten dem Roman voranzustellen,

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Chalions Fluch

von am 17. April 2013 Kommentare deaktiviert für Chalions Fluch

ChalionTitel: Chalions Fluch (The Curse of Chalion)
Autor: McMaster Bujold, Lois
Verlag, Nummer: Bastei 20486

update: Es gibt leider keine aktuelle Ausgabe.

Nach beinahe einem Jahr Pause habe ich mich nun zu einer neuen Besprechung drängen lassen. In dieser Zeit sind etliche interessante Romane erschienen. Eigentlich hatte ich geplant, einen neuen Autor/in auszuwählen, habe ich doch mit „Spiegeltanz“ vor einiger Zeit schon einmal ein Buch dieser Schriftstellerin vorgestellt. Aber nach gründlichem „Sieben“ blieb dieser Titel als letzter übrig. Ich hoffe, ich kann die Gründe für meine Entscheidung überzeugend darlegen.

Inhalt:
Cazaril, einstmals pflichtbewusster und tapferer Offizier im Heer von Chalion, ist der Hölle des Daseins als Galeerensklave nur durch eine glückliche Fügung entronnen. Dem Tod nah, wird er von seinen Rettern in ein Spital eingeliefert. Halbwegs genesen, schleppt er sich, mittellos und als gebrochener Mann, zu Fuß auf den endlosen Straßen zurück in seine Heimat. Alles Feuer und alle ehrgeizigen Pläne sind ihm durch die Peitsche des Rudermeisters buchstäblich ausgetrieben worden, und er hegt nur noch den Wunsch, ein bescheidenes Leben als einfacher Diener zu führen. Aber wegen seiner früheren Verdienste wird ihm die Stelle als Privatsekretär und Lehrer der Prinzessin Iselle angeboten. Mit ihr muß Cazaril an den Hof von Cardegoss reisen, wo sich die mächtigen Gegner aufhalten, die ihn damals durch eine Intrige seinen Feinden ausgeliefert, und dem vermeintlich sicheren Tod als Rudersklave überantwortet hatten. Trotz aller Bemühungen um Unauffälligkeit wird er von seinen alten Widersachern erkannt. Er muß deren finstere Pläne durchkreuzen, denn es steht weit mehr auf dem Spiel als nur sein Leben. Ein mächtiger und finsterer Bann, gewoben aus dunkler Magie, scheint keinen Rettungsweg offen zu lassen.

Beurteilung:
„Cazaril hörte die Reiter, bevor er sie sah“ (S.7). Schon dieser erste Satz katapultierte mich mitten hinein in eine aufregende Geschichte. Unwillkürlich erweckte dieser Einstieg nostalgische Erinnerungen an die Groschenhefte, die ich in meiner frühen Jugend so begierig verschlungen hatte. Aber dieses spontane Gefühl wich im Laufe der Erzählung zunehmend verblüfftem Staunen. Das Geschehen zog mich mehr und mehr in seinen Bann, wurde immer komplexer, und die Protagonisten wurden überzeugend herausgearbeitet. Da ich die bisher in Deutschland veröffentlichten Werke von McMaster Bujold ausnahmslos gelesen habe, die zwar nicht alle gleich stark sind, aber zumindest flüssig geschrieben, wußte ich, daß sie ein großes erzählerisches Talent besitzt. Trotzdem war ich erneut überrascht, als meine wachsende Begeisterung über „Chalions Fluch“ und die im Bereich der Fantasy innovativen Elemente mich dazu verführten, das mit 749 Seiten doch recht umfangreiche Buch in jeder halbwegs freien Minute hervorzuholen.
Andererseits musste ich des öfteren innehalten, um die teilweise in der Retrospektive erzählte spannende Geschichte und die überraschenden Wendungen zu überdenken. Der Roman überzeugt durch aufregende Ideen und ruft starke Emotionen hervor. Harte, dunkle Szenen erzeugen eine düstere Grundstimmung, ohne Hoffnung auf ein Happy End. Aber Cazaril versinkt nie in Selbstmitleid, versucht auch in aussichtsloser Lage beharrlich seine Pflicht zu erfüllen. Häufig überspielt er für ihn peinliche Situationen mit bisweilen auch feiner Selbstironie. Eine einzige Szene ist sogar von derber Komik, als ein arroganter und mächtiger Schürzenjäger zum Gespött des Hofes gemacht wird. Diese Blamage allerdings gönnt man dem unsympathischen Adeligen von ganzem Herzen.
Cazaril ist kein katzbuckelnder Höfling, der seiner hochgeborenen Schülerin nach dem Mund redet. Ein schöner Beleg hierfür ist die Szene, in der er Iselle, der noch unerfahrenen Prinzessin, vor Augen hält, daß sie einen Richter nur aufgrund von Hörensagen öffentlich brüskiert hat. Er zeigt die moralische Fragwürdigkeit ihres Handelns auf und zugleich die taktische Dummheit, diesen Feind „lebend im… Rücken gelassen“ zu haben (S.96). Viele dieser Unterrichtsstunden verlaufen unkompliziert, schaffen sogar Freiräume für die energische junge Dame, regen sie andererseits aber auch dazu an, durch eigenes Nachdenken die Grenzen ihrer Handlungsmöglichkeiten zu erkennen.
Normalerweise schätze ich religiöse Elemente in einem Fantasy-Roman nicht. Obwohl „Chalions Fluch“ diesbezüglich einige Aspekte aufweist, sind auch die Passagen, die sich um „Heilige“ und das Wirken der Götter durch sie drehen, eindrucksvoll und hochinteressant. An einer Stelle mußte ich sogar schmunzeln, als es um das Liebesleben eines ehemaligen „Heiligen“ ging.
Die Übersetzung an sich ist annehmbar, allerdings fällt auch hier das Fehlen eines Korrekturlesers – Lektoren im eigentlichen Wortsinn sparen die Verlage ja meist sowieso ein – unangenehm auf: Kleindung statt Kleidung (S.8 oben), Bein statt Bei (S.421), um nur zwei Beispiele von unzähligen zu nennen.

Fazit:
„Chalions Fluch“ ist, obwohl vollständig abgeschlossen und für sich allein lesbar, der Auftakt einer Trilogie, deren Folgeband im März 2005 erscheinen wird.

update: …aktuell sind natürlich alle drei Bände bereits lange erschienen und leider mittlerweile vergriffen. Band 2 PALADIN DER SEELEN: Bastei 20505, Band 3 IM SCHATTEN DES WOLFES: Bastei 20547…

Die mehrfach preisgekrönte Autorin erzeugt durch mörderische Intrigen, skrupellose Beseitigung von lästigen „Hindernissen“ (sprich: nicht käuflichen Personen), Erpressung und Korruption, gezielte Desinformation und Verführung, starke Spannung. Die düstere und hoffnungslose Grundstimmung des Werkes wird durch Selbstironie, vereinzelt sogar durch komische Passagen doch ein wenig aufgelockert. Exemplarisch ist hierfür die Szene, in der Cazaril einen fein gesponnenen Bestechungsversuch elegant ins Leere laufen lässt (S.585/586). Selbst die Anbahnung einer Liebesbeziehung – keine Angst, nicht zwischen Cazaril und Prinzessin Iselle – bleibt dem Irdischen verhaftet. Auch grausame Szenen wirken keineswegs abstoßend, sind glaubhaft und folgerichtig in die Geschichte eingebettet.
Trotzdem ist Distanz zum Geschehen immer wieder spürbar, obwohl sich der/die Leser/in mühelos in die Figur des widerwilligen Helden, sein ergebenes Leiden und tapferes Handeln versetzen kann. Letzteres ist vielleicht der einzige Punkt, der mich, zwar nicht beim Lesen, wohl aber bei der Nachbetrachtung, leicht gestört hat: die Darstellung Cazarils als durch und durch edlen Helden. Trotz dieser Schwäche, zumindest in meinen Augen, ist der Charakter des Protagonisten hervorragend herausgearbeitet. Bleibt also nur noch der gute Rat: Besorgt euch dieses Werk, laßt es euch schenken oder leiht es aus. Die Überzeugung, mit „Chalions Fluch“ einen sehr guten Fantasy-Roman gelesen zu haben, wird noch lange nach Beendigung der Lektüre bleiben, und einige Ideen sind allemal ein staunendes Nachdenken wert.

Titel: Chalions Fluch (The Curse of Chalion)
Autor: McMaster Bujold, Lois
Verlag, Nummer: Bastei 20486

update: Es gibt leider keine aktuelle Ausgabe.

Nach beinahe einem Jahr Pause habe ich mich nun zu einer neuen Besprechung drängen lassen. In dieser Zeit sind etliche interessante Romane erschienen. Eigentlich hatte ich geplant, einen neuen Autor/in auszuwählen, habe ich doch mit „Spiegeltanz“ vor einiger Zeit schon einmal ein Buch dieser Schriftstellerin vorgestellt. Aber nach gründlichem „Sieben“ blieb dieser Titel als letzter übrig.

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Lesetips eines alten Buchhändlers…

von am 4. Dezember 2012 Kommentare deaktiviert für Lesetips eines alten Buchhändlers…

…das war die Rubrik von Hermkes "berühmten" Rezensionen. Im "DDD" veröffentlicht, als Heft geklammert und verteilt und im Schnellhefter gesammelt tausendfach in Kundenhand gedrückt. Immer wieder werden wir noch danach gefragt und wir möchten sie euch auch hier auf der Seite nicht vorenthalten. Da die Buchbesprechungen sich nicht auf aktuelle Auflagen und leider auch häufig auf vergriffene Romane und Zyklen beziehen, sollen sie nicht auf der ersten Seite erscheinen. Wie ihr sie trotzdem findet, ist eigentlich ganz einfach. Alle stehen unter der Kategorie "Lesetips eines alten Buchhändlers" und sind unter ihm als Autor zu finden. Nach und nach werdet ihr hier alle alten Buchtips finden. Ich wünsche euch viel Spaß beim schmökern und lasse noch ein paar seiner Kurztips folgen.

Hermkes Kurztip No 12:

Eis!, Federbush, Arnold, Heyne 3771

ist ein leider vergriffener und auch unter Insidern kaum bekannter Roman. Er gehört zum Genre der Katastrophen-Romane, ist sehr eindringlich geschrieben, zu empfehlen besonders für nachdenkliche Leser, da er weniger auf Action abzielt, aber eine starke innere Spannung aufbaut.

Hermkes Kurztip No 29:

Niemalsland, Gaiman, Neil, Heyne 10669

Neil Gaimans "Niemalsland", Heyne 10669, ist ein höchst eigenwilliger und lesenswerter Roman, mit originellen Einfällen gespickt, für nichtkonventionelle Leser sehr empfehlenswert.

Hermkes Kurztip No 81:

Socialdemokraten auf dem Monde, Hahn, Ronald M., Heyne 5936

Dem Übersetzer und Autor Ronald M. Hahn ist eine köstliche Satire auf die Deutschtümelei zu Beginn unseres Jahrhunderts gelungen. Viele ironische Anspielungen auf SF-Klischees und die heutige Politik machen den Roman zu einer höchst vergnüglichen Leseempfehlung.

Mehr gibt es nicht vorweg! Alles weitere kommt so nach und nach. Auch die Kurztips. versprochen…

 

…das war die Rubrik von Hermkes "berühmten" Rezensionen. Im "DDD" veröffentlicht, als Heft geklammert und verteilt und im Schnellhefter gesammelt tausendfach in Kundenhand gedrückt. Immer wieder werden wir noch danach gefragt und wir möchten sie euch auch hier auf der Seite nicht vorenthalten. Da die Buchbesprechungen sich nicht auf aktuelle Auflagen und leider auch häufig auf vergriffene Romane und Zyklen beziehen, sollen sie nicht auf der ersten Seite erscheinen. Wie ihr sie trotzdem findet, ist eigentlich ganz einfach. Alle stehen unter der Kategorie "

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Am Vorabend der Ewigkeit

von am 11. Dezember 2007 Kommentare deaktiviert für Am Vorabend der Ewigkeit

Titel: Am Vorabend der Ewigkeit (Hothouse bzw. The Long Afternoon of Earth)
Autor: Brian W. Aldiss
Verlag, Nummer: Goldmann 25046

update: Es gibt leider keine aktuelle Ausgabe.

Vor mehr als 36 Jahren las ich diesen Roman erstmals (gleicher Titel, Heyne 3030) in der damaligen deutschen Erstausgabe, die um zwei unbedeutende Episoden gekürzt war. Mehr als 20 Jahre später wurde er mit neuem Titel (Der lange Nachmittag der Erde, Heyne Bibliothek der SF-Literatur 61) wiederum aufgelegt. Diese ungekürzte und vortrefflich neu übersetzte Version verführte mich zur nochmaligen Lektüre. Dabei genoss ich den leicht aufblitzenden Wortwitz der neuen Fassung, ergänzt durch zwei zusätzliche Abhandlungen über Aldiss´ Schaffen im allgemeinen und zum vorliegenden Werk im besonderen. Nun, beide Taschenbücher sind leider längst vergriffen, und die Bibliotheks-Ausgabe ist kaum noch aufzutreiben. 1998 wurde der Roman von Goldmann zum Glück neu herausgebracht und ist immer noch zu erhalten. Leider hat man hierfür die alte Version gewählt, aber der Spatz in der Hand… Vor kurzem fiel mir dieses schmale Bändchen von ca. 190 Seiten Umfang wieder in die Hände, und ich konnte nicht widerstehen, es zum dritten Mal zu lesen. Meine freudige Erwartung wurde auch diesmal nicht enttäuscht und ich konnte erneut feststellen, daß der Roman ein wichtiges und immer noch sehr lesenswertes Werk ist.

Inhalt:
„Am Vorabend der Ewigkeit“ beschreibt unsere Welt in einer weit in der Zukunft liegenden Zeit, in der die Sonne allmählich zur Nova wird. Die Rotation der Erde hat sich so stark verlangsamt, daß sie der Sonne immer dieselbe Seite zuwendet und der Mond immer an der gleichen Stelle steht. Das daraus resultierende Treibhausklima hat die Pflanzen zu gigantischer Größe mutieren lassen. Das Aussterben der meisten Tierarten, durch die starke Sonnenstrahlung verursacht, gab den Pflanzen die Möglichkeit, die Rolle der verschwundenen Fauna zu übernehmen, bis hin zu extrem gefährlichen Raubpflanzen. Kleine, isolierte Stammesgruppen von Menschen, immer von einer älteren Frau angeführt, leben in den ganze Kontinente überspannenden Wäldern. Sie bewegen sich in unglaublicher Höhe auf riesigen Ästen wie auf Überlandstraßen, beständig auf der Hut vor versteckten und übermächtigen Gefahren. Gren, ein halbwüchsiger Junge, der gegen seine Rolle als behüteter zukünftiger „Zeuger“ rebelliert, wird vom Stamm ausgestoßen und beginnt, nur von dem Mädchen Poyly begleitet, eine phantastische Odyssee durch eine fremdartige und erschreckende Welt.

Beurteilung:
Das Buch, für das Aldiss 1962 mit dem Hugo-Award ausgezeichnet wurde, entstand durch Zusammenfassung mehrerer Kurzgeschichten zu einem Episodenroman. Der Autor schildert eine Welt voller Wunder und Gefahren, bevölkert von unglaublichen Wesen, wobei der Held immer wieder bizarren Situationen ausgesetzt wird. Die stark fantasyhaft geprägte Reise durch eine letztlich zum Untergang verurteilte Welt erinnert unwillkürlich an die Odyssee, an Gullivers Reisen oder an Sindbad, den Seefahrer. Viele Ereignisse, Lebewesen und Tragödien werden nur bruchstückhaft dargestellt, nicht erklärt. Aber das liegt offensichtlich auch nicht in der Absicht des Schriftstellers, der keine naturwissenschaftlich fundierte Analyse anstrebt. Er läßt vielmehr eine Fülle von eindringlichen und phantastischen Bildern und Situationen aufblitzen, die dennoch eine dramatische Gesamtschau unserer Erde in fernster Zukunft heraufbeschwört, wie sie suggestiver und einprägsamer kaum vorstellbar ist, voll überbordender Einfälle und von überwältigender Eindringlichkeit.
Allerdings ist der Roman für Leser, die eine „sympathische“ Bezugsperson suchen, weniger zu empfehlen, denn Gren ist ganz schön egoistisch und in manchen Situationen ziemlich rücksichtslos. Von Selbstzweifeln ganz und gar nicht geplagt, trifft er keineswegs immer die „richtigen“ Entscheidungen und opfert auch in einigen Situationen bedenkenlos Mitglieder seiner während der Irrfahrt angewachsenen Schar. Eine auf den ersten Blick halbwegs selbstlose Handlung, die Befreiung der „Dickbäuche“, erweist sich schon bald als Fehlschlag für Grens Gruppe und die unglücklichen „Befreiten“. Zudem ist er auch ganz und gar nicht der Typus des vorausplanenden Helden, wird in den meisten Situationen zum Spielball der Ereignisse und verfällt immer mehr dem Einfluß eines intelligenten Parasiten, der ihn für seine Ziele ausnützt, ihn aber gleichzeitig auch klüger und reifer macht. Daß er sich zum Schluß von diesem bösen Einfluß befreien kann, gelingt nur mit Hilfe einer anderen Intelligenz.

Fazit:
„Am Vorabend der Ewigkeit“ besticht durch außergewöhnliche Eindringlichkeit, ist an keiner Stelle langatmig, stilistisch hervorragend ausgeführt, in eigentlich jeder Hinsicht ein Meisterwerk, nach dessen Lektüre man glaubt, einen dickleibigen Wälzer gelesen zu haben, so viele atemberaubende Ideen sind darin enthalten. Faszinierende Protagonisten bereichern Aldiss´ Welt. Exotik, Abenteuer, Ideen, die die Grenze zur Fantasy überschreiten, eine eigentümliche Mischung aus Faszination und atemberaubendem Miterleben, aber auch immer bewusste Distanz zum herumgestoßenen Helden kennzeichnen dieses Werk. Dabei stehen die zahlreichen gefährlichen und aufregenden Ereignisse sowie die Dynamik des Geschehens in einem auffallenden Gegensatz zur erstarrten Welt. Detailfreude und knappe, aber trotz ihrer Ausschnitthaftigkeit genaue Beobachtungen lassen ein unglaublich dichtes Panorama entstehen, sodaß der Roman auch beim wiederholten Lesen nichts an Wirkung verliert.

Titel: Am Vorabend der Ewigkeit (Hothouse bzw. The Long Afternoon of Earth)
Autor: Brian W. Aldiss
Verlag, Nummer: Goldmann 25046

update: Es gibt leider keine aktuelle Ausgabe.

Vor mehr als 36 Jahren las ich diesen Roman erstmals (gleicher Titel, Heyne 3030) in der damaligen deutschen Erstausgabe, die um zwei unbedeutende Episoden gekürzt war. Mehr als 20 Jahre später wurde er mit neuem Titel (Der lange Nachmittag der Erde, Heyne Bibliothek der SF-Literatur 61) wiederum aufgelegt.

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Die Kerker von Goa

von am 4. Dezember 2007 Kommentare deaktiviert für Die Kerker von Goa

Kerker von Goa

Titel: Die Kerker von Goa (Goa)
Serien-/Zyklentitel: Das Elixier der Nacht (Blood of the Goddess)
Autor: Kara Dalkey
Verlag, Nummer: Knaur 70102 (Folgebände: 70103, 70104)

update: Es gibt leider keine aktuelle Ausgabe. Die letzte Version erschien bei Knaur unter der Reihenbandnummer 62273. Titel: "Die Geheimnisse von Goa". Band zwei und drei sind nicht neu aufgelegt worden.

Der Roman, eines der beeindruckendsten Werke, die ich in letzter Zeit gelesen habe, spielt am Ende des 16. Jahrhunderts in Goa, der kleinen portugiesischen Kolonie an der Westküste Indiens mit dem brodelnden Völkergemisch. Dort ist auch der Sitz der Santa Casa, der Inquisition. Deren mächtige Herren, die Dominikaner, verfolgen mit gnadenloser Härte und spitzfindiger theologischer Finesse Ketzer und eigene Ziele. In die Hände dieser skrupellosen Männer der Kirche gerät, eher versehentlich, ein englischer Apothekergehilfe, der durch Zufall in den Besitz eines geheimnisvollen Pulvers gekommen ist, das Tote zum Leben erwecken kann.
Dieses pulvis mirabile ist übrigens das einzige phantastische Element des eigentlich historisierenden Romans, dessen bunte Fülle von Drogen, Gerüchen, Kräutern, Kleidung, Schiffstypen, Mentalitäten, Rassen und Religionen den fiebrigen Pulsschlag eines außergewöhnlichen Fleckens Erde und einer faszinierenden Epoche heraufbeschwört. Die Menschen mit ihren Loyalitäten, aber auch Söldnermentalität und rücksichtslosem Durchsetzungswillen eigennütziger Ziele, zeigen intensives Interesse an neuen Entdeckungen jeder Art, gepaart mit unkritischer Hinnahme überkommenen Wissens und Denkens. Nach der Lektüre des zweiten (von drei) Bänden, ebenso schillernd und fesselnd geschrieben, fürchte ich leider, daß diese Trilogie den normalen Fantasy-Leser nicht so stark ansprechen dürfte, wohl aber die an Geschichte Interessierten.

Titel: Die Kerker von Goa (Goa)
Serien-/Zyklentitel: Das Elixier der Nacht (Blood of the Goddess)
Autor: Kara Dalkey
Verlag, Nummer: Knaur 70102 (Folgebände: 70103, 70104)

update: Es gibt leider keine aktuelle Ausgabe. Die letzte Version erschien bei Knaur unter der Reihenbandnummer 62273. Titel: "Die Geheimnisse von Goa". Band zwei und drei sind nicht neu aufgelegt worden.

Der Roman, eines der beeindruckendsten Werke, die ich in letzter Zeit gelesen habe, spielt am Ende des 16.

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Beowulfs Kinder

von am 4. Dezember 2007 Kommentare deaktiviert für Beowulfs Kinder

Titel: Beowulfs Kinder (Beowulf’s Children)
Autor: Larry Niven & Jerry Pournelle
Verlag, Nummer: Bastei 24223

update: Es gibt leider keine aktuelle Ausgabe.

Der Folgeband zu dem vor vielen Jahren erschienenen "Der Held von Avalon" (Bastei 23089) kann notfalls auch als eigenständiger Roman gelesen werden. Immer wieder rollen Rückblenden zumindest umrißhaft das Geschehen des früheren Werkes auf. Dies geschieht jedoch in Form von allgemein verbindlichen Verhaltensregeln und persönlichen Erinnerungsbildern so gekonnt, daß es nie belehrend oder gar langweilig wirkt.
Inhalt:
Die Vorsichtsmaßnahmen und Tabus, die aus der fast vollständigen Zerstörung der ersten Kolonistensiedlungen auf Avalon, einem Planeten der 4. Sonne von Tau Ceti, resultieren, will die nächste Generation nicht mehr akzeptieren. Dies ist wohl auch dadurch erklärbar, daß die Insel Camelot, das bisherige Siedlungsgebiet, nach einem Vernichtungsfeldzug völlig frei ist von den Grendels, einer äußerst aggressiven und unglaublich überlebensfähigen Lebensform. Zwar verfolgt die Nachfolgegeneration, die frei ist von den Folgeschäden des "Eises" (des Tiefkühlschlafs während des Weltraumflugs), keine einheitliche Politik. Aber die charismatische Ausstrahlung ihres jungen Führers, der ein sehr starkes Durchsetzungsvermögen besitzt, bringt eine Gruppe von ihnen dazu, eine Station auf dem unerforschten Festland zu errichten. Das ist die Ausgangssituation für das weitere Geschehen.
Beurteilung:
"Der Held von Avalon" bietet fast nur äußere Spannung, weist keine psychologische Glaubwürdigkeit auf, zeigt einen einsamen Helden und letztlich Retter der Kolonie. Allerdings muß zugestanden werden, daß der erste Roman als reine Action-Lektüre sehr wohl Wirkung erzielt. Um so erfreulicher ist der nicht nur relative Tiefgang des Folgebandes. Neben der reichlich vorhandenen Spannung und den gelungenen Überraschungsmomenten kommen auch die psychologischen Aspekte im konfliktreichen Zusammenleben nicht zu kurz. Die Autoren überzeugen durch abwechslungsreiche Handlungsstränge und schaffen durch das Überblenden in die Perspektive der einzelnen Protagonisten mit ihren unterschiedlichen Zielen und Charakteren ein breit gefächertes und zum Nachdenken anregendes Erzählspektrum. Sie benötigen keinen Überhelden im Besitz der alleinigen Wahrheit. Zwar steht die Erforschung der komplexen Fauna und Flora mit ihren Chancen und Risiken im Vordergrund, aber die eigentliche innere Dynamik und die unerwarteten Wendungen erwachsen aus den zwischenmenschlichen Konflikten der Kolonisten.
Fazit:
Diese vielschichtige Mischung aus sozialen und biologischen Komponenten, das Fehlen von Führern mit übermenschlichen Fähigkeiten und die Faszination eines fremden Planeten, dessen Rätsel und Gefahren sehr geschickt Stück für Stück erklärbar werden, machen "Beowulfs Kinder" zu einem Spitzenroman. Angenehm überrascht auch, daß den mörderischen Grendels, im ersten Roman nur biologische Vernichtungsmaschinen, eine gewisse Intelligenz und soziales Anpassungsvermögen zugestanden wird. Vielleicht entspricht das Werk nicht der Erwartungshaltung einer vorrangig an technischen Aspekten orientierten Leserschaft, da keine Weiterentwicklung der vorhandenen Technologie stattfindet. Obwohl Gefühle und Beziehungsprobleme nicht ausgespart, ja sogar Erziehungstheorien hinterfragt werden, bleibt der Roman spannend und abwechslungsreich bis zur letzten Seite.

Titel: Beowulfs Kinder (Beowulf’s Children)
Autor: Larry Niven & Jerry Pournelle
Verlag, Nummer: Bastei 24223

update: Es gibt leider keine aktuelle Ausgabe.

Der Folgeband zu dem vor vielen Jahren erschienenen "Der Held von Avalon" (Bastei 23089) kann notfalls auch als eigenständiger Roman gelesen werden. Immer wieder rollen Rückblenden zumindest umrißhaft das Geschehen des früheren Werkes auf. Dies geschieht jedoch in Form von allgemein verbindlichen Verhaltensregeln und persönlichen Erinnerungsbildern so gekonnt, daß es nie belehrend oder gar langweilig wirkt.

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Der Splitter im Auge Gottes

von am 4. Dezember 2007 Kommentare deaktiviert für Der Splitter im Auge Gottes

Titel: Der Splitter im Auge Gottes (The Mote in God’s Eye)
Autor: Larry Niven & Jerry Pournelle
Verlag, Nummer: Heyne 06/3531, 06/8220

update: Es gibt leider keine aktuelle Ausgabe. Die letzte Version erschien unter der Heyne Reihenbandnummer 21532

Dieser schon vor fast zwanzig Jahren in Deutschland erstmals aufgelegte Roman zählt zu den wenigen Werken, die seitdem ununterbrochen verfügbar sind. Erneute Aktualität erlangte er durch die vor kurzem erschienene Fortsetzung „Der Ring um das Auge Gottes“ (Heyne 5180), die m.E. allerdings weit weniger interessant ist als sein Vorgänger.
Inhalt:
Im vierten Jahrtausend sendet das zweite Sternenimperium der Menschheit eine Expedition von zwei Schiffen aus, die Kontakt mit einer Fremdrasse, den „Splits“, aufnehmen soll. Diese, die im Gegensatz zum Imperium keinen überlichtschnellen Raumschiffantrieb besitzen, aber technologisch dennoch weit fortgeschritten sind, bewohnen das Sonnensystem „Splitter im Auge Gottes“. Stück für Stück wird das gefährliche Geheimnis dieser fremden Lebensform enträtselt, die von Geburt an spezialisiert, d.h. biologisch auf bestimmte Funktionen programmiert sind.
Beurteilung:
Dies ist die Ausgangsposition des sehr spannenden Romans, dessen Hauptreiz das Detektivspiel bildet, wie die Delegation der Menschen die biologische Zwangslage der „Splits“ nach und nach erkennt und einordnet. Diese faszinierende Puzzle wird unterstrichen durch die gelungene Schilderung der facettenreichen fremden Kultur. Die Aliens sind in Klassen eingeteilt: Herrschende, Vermittler (eine Art Dolmetscher-Diplomaten) und eine zahlreiche dumpfe Subspezies ohne eigentliche Intelligenz, die aber instinktgeleitet Maschinen konstruieren und erhalten kann. Leider sind die menschlichen Charaktere meist sehr schablonenhaft dargestellt, wirken stereotyp und umrißhaft. Nicht vieles wird hinterfragt, der gedankliche Hintergrund ist wenig glaubhaft – vielleicht am fragwürdigsten in der Tatsache, daß die Menschheit im Kosmos feudalistisch organisiert ist, na ja …
Fazit:
Trotz dieser Schwächen und gelegentlicher Längen besticht dieser umfangreiche Roman durch starke Spannung. Sicherlich werden die Leser, die sich an gelegentlichen Kritikpunkten nicht übermäßig stören, fasziniert sein von der absolut fremdartigen und doch letztlich in sich logischen Darstellung dieser fremden Kultur, ihrer Zwänge und Ziele. Wer sich in die pralle und erregende Welt dieser Space Opera hineinziehen läßt, wird sicherlich auf seine Kosten kommen und verstehen, warum dieses Werk bei den Lesern so großen Erfolg hatte und noch immer hat.

Titel: Der Splitter im Auge Gottes (The Mote in God’s Eye)
Autor: Larry Niven & Jerry Pournelle
Verlag, Nummer: Heyne 06/3531, 06/8220

update: Es gibt leider keine aktuelle Ausgabe. Die letzte Version erschien unter der Heyne Reihenbandnummer 21532

Dieser schon vor fast zwanzig Jahren in Deutschland erstmals aufgelegte Roman zählt zu den wenigen Werken, die seitdem ununterbrochen verfügbar sind. Erneute Aktualität erlangte er durch die vor kurzem erschienene Fortsetzung „Der Ring um das Auge Gottes“ (Heyne 5180),

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Der Adept des Assassinen

von am 4. Dezember 2007 Kommentare deaktiviert für Der Adept des Assassinen

Titel: Der Adept des Assassinen (Assassin’s Apprentice)
Serien-/Zyklentitel: Die Legende vom Weitseher (Farseer)
Autor: Robin Hobb
Verlag, NummeR: Bastei 28231, 20350 (Folgebände: 20360, 20375)

update: Die Originalausgabe bei Bastei ist lange vergriffen. Die aktuelle Ausgabe bei Heyne heist "Der Weitseher", "Der Schattenbote" und "Der Nachtmagier" unter de, Bandnummern 52481, 52520 und 52521

Wohl kaum jemand mit normalem Lesetempo kann die Flut der monatlichen Neuerscheinungen im utopisch-phantastischen Bereich lesend erfassen, um die wirklichen Highlights heraus zu filtern. Manchmal hilft also bei einem neuen Autor der Zufall oder „die Nase“ oder eine Empfehlung. Diesmal hatte ein Mitarbeiter der Romanboutique den betreffenden Band in Englisch gelesen  und mir sehr ans Herz gelegt. Ich war also wirklich gespannt auf diesen Roman und kann voller Freude bestätigen, daß er zu den beeindruckendsten und emotional bewegendsten zählt, die ich im Fantasy-Genre je gelesen habe. Aber genug des Vorablobes.
Inhalt:
Der sechsjährige Bastardabkömmling eines Prinzen wird von seinem Großvater zur königlichen Burg gebracht und dort vom Stallmeister Burrich, einem ehrenwerten aber harten Mann, erzogen. Fitz genannt, d.h. unehelicher Sohn, erhält er dort eine strenge und mühevolle Ausbildung. Er zieht die Aufmerksamkeit des Königs auf sich, der ihn zum Assassinen, d.h. politischen Attentäter ausbilden läßt, da er erkennt, daß der Junge seltene magische Talente besitzt. Aber vom Talent zum Können ist halt ein weiter und steiniger Weg, wie wohl jeder am eigenen Leib schon erfahren hat. Als seefahrende Barbarenhorden das Land verwüsten, wird Fitz auf seine erste Mission geschickt. Mehr soll hier nicht gesagt werden, es wäre zu schade.
Beurteilung:
Also, bitte nicht den Klappentext lesen – er verrät schon ein wenig zu viel und ist außerdem, wie so oft, auch sachlich unrichtig. Der Roman ist in der IchForm geschrieben, was für mein Empfinden oft zu Abstrichen führt. Diese leichte Abneigung war aber sehr schnell überwunden. Die dichte Atmosphäre, die Stimmung von Resignation, Vereinsamung und Traurigkeit verfehlt nicht ihre Wirkung. Selbst einige heitere Passagen, welche die uns heute fremde harte Erziehung ein wenig aufhellen, gefährliche Intrigen, die Darstellung der politischen Ränke und Eifersüchteleien, die soziale und emotionale Distanz, gedankenlose oder absichtliche Rücksichtslosigkeit der Herrschenden, alles das wird so glaubhaft und aufwühlend dargestellt, daß der Leser vergißt, daß er sich in den Seiten eines Buches befindet. Er glaubt, am Leben des jungen Fitz teilzunehmen. Die handelnden Personen geraten niemals zum Klischee, gleiten nie ab ins Triviale und selbst völlig unvorhergesehene Wendungen in der Handlung sind aus den Zielen und den Prägungen der handelnden Charaktere ableitbar, wenn auch glücklicherweise erst im Nachhinein. Dazu 0kommt noch als großer Pluspunkt, daß die Übersetzung ungewöhnlich gut ist; heute leider nur noch selten anzutreffen.
Fazit:
Die Autorin hat es überzeugend verstanden, eine komplexe Gesellschaft, eine fremdartige und doch vertraute Welt, das Heranreifen eines jungen Menschen mit seinen Nöten, Niederlagen und der letztlichen Selbstbehauptung vor uns entstehen zu lassen. Die Welt des jungen Fitz wird nie in grellen Tönen gemalt, ist ganz sicher kein Fantasy-Epos mit übermenschlichen Recken, aber „dieses Buch hat alles, um zu einem der beliebtesten Fantasy-Romane der nächsten Jahre zu werden“.

Titel: Der Adept des Assassinen (Assassin’s Apprentice)
Serien-/Zyklentitel: Die Legende vom Weitseher (Farseer)
Autor: Robin Hobb
Verlag, NummeR: Bastei 28231, 20350 (Folgebände: 20360, 20375)

update: Die Originalausgabe bei Bastei ist lange vergriffen. Die aktuelle Ausgabe bei Heyne heist "Der Weitseher", "Der Schattenbote" und "Der Nachtmagier" unter de, Bandnummern 52481, 52520 und 52521

Wohl kaum jemand mit normalem Lesetempo kann die Flut der monatlichen Neuerscheinungen im utopisch-phantastischen Bereich lesend erfassen, um die wirklichen Highlights heraus zu filtern.

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