Kurz blanchiert und knackig oder lange durchgegart? …jeder hat seine eigenen Vorlieben und es ist für den Koch nicht immer leicht, alle Geschmäcker zu treffen. Jetzt ist Corona aber kein Leibgericht und unsere Politiker keine Köche. Da würden so viele den Brei eh verderben.
Ja, ich bin bereit einzugestehen, dass es derzeit nicht einfach ist, die richtigen Entscheidungen zu fällen. Ich bin mir auch bewusst, dass die Situation ernst ist.
Trotzdem gibt es auch noch eine andere Seite und die ist wesentlich eindeutiger zu beschreiben. Der beschrittene Weg mit all den kurzfristigen Reaktionen ist ein echter Killer, nicht nur für die Stimmung. Auch wenn – oder gerade weil – mir klar ist, dass es unserer Branche noch relativ gut ergangen ist, fehlt mir jetzt jegliche Idee, wie wir diesen neuerlichen Lockdown wegstecken können. Nach über einem Jahr pausenloser Anspannung, unendlicher Zusatzarbeiten und irrwitzig erhöhter Nebenkosten fällt es schwer, nicht von einem 9 to 5 Job – und sei es am Fließband – zu träumen. Wenn es mir schon schwerfällt, mich selbst zu motivieren, wie soll ich euch, also unsere Kunden, noch motivieren können? Uns weiterhin die Treue zu halten und uns noch ein letztes mal durch dieses tiefe Tal zu tragen und zu stützen? Ich würde mein eigenes Geschwätz ja selbst nicht mehr glauben. Ein letztes mal? nur noch für kurze Zeit? Klar.
Dummerweise muss ich aber genau das tun. Gerade jetzt, nach über einem Jahr, brauchen wir euch dringender, denn je. Ich spreche wieder einmal nicht für uns, sondern für all die kleinen inhabergeführten Unternehmen des Buchhandels (ja, beim Buchhandel bleibe ich, denn alles weitere wäre ein viel zu weites Feld). Wir konnten uns bisher relativ gut durch die Pandemiezeit schlagen. Das ist immerhin schon ein Vorteil gegenüber vielen anderen Wirtschaftszweigen. Aber relativ gut bedeutet eben "den Umständen entsprechend". Das haben wir einerseits euch zu verdanken und andererseits mit großem Aufwand und persönlichem Einsatz erkauft.
Jetzt, in dieser neuen Phase sieht es so aus, dass das Wirrwar an neuen Regeln und Auflagen derart undurchsichtig für den Einzelnen daherkommt, dass wir zwar geöffnet haben, faktisch aber nahezu keine Kundenfrequenz. Gleichzeitig sind unsere Regale aber – wiedereinmal, wie auch schon zu Weihnachten – relativ prall gefüllt. Wir hatten ja bis letzten Mittwoch die Zusicherung, dass der Buchhandel unabhängig von Inzidenzen geöffnet bleibt und mussten entsprechend disponieren. Mit den aktuellen Regelungen, die ja auch jederzeit nochmal angepasst werden können und vermutlich auch werden, können wir im "normalen" Ladengeschäft einfach keine sinvollen Umsätze halten. Deswegen möchte ich hier und jetzt wieder einmal an eure Solidarität appellieren.
Wir brauchen euch jetzt und in Zukunft, um unser Geschäft erhalten zu können. Nur über stabile und rentable Umsätze können wir die Krise überstehen. Gutscheine und aufgeladene Kundenkonten sind zwar auf den ersten Blick auch ganz nett, erzeugen aber immer nur eine verzögerte oder verschobene Problematik. Zusätzlicher Umsatz über Artikel, die ihr über uns bestellt sind ein schönes Zubrot und ich werde sicher kein bestelltes Fachbuch schmähen, aber die verhältnismäßig kleine Marge solcher Besorgungsgeschäfte ist kein adäquater Ersatz für reguläre Umsätze mit lagernder Ware. Die letztjährige coronabedingte Verschiebung auf die Besorgungsgeschäfte hat unseren Umsatz aufgeplustert, damit auch die Abgaben, aber im Endeffekt trotzdem Löcher in unsere Säckel gerissen. Nicht dass ich mich beschweren möchte, jeder Umsatz und jedes Besorgungsgeschäft ist gut, hilfreich und wichtig, Zum Leben brauchen wir aber mehr. Eigentlich können wir dieses Mehr nur im normalen Betrieb generieren, da wir nur da unsere Stärken wirklich ausspielen können. Das vergangene Jahr und die beiden überstandenen Lockdowns haben gezeigt, dass wir einen Teil unserer Qualitäten auch "online" unsetzen können. Wir haben es mit unseren Audiofiles und den vielen Beiträgen auf der Seite und über die sozialen Medien geschafft, euch immer ein wenig Ladenflair nach Hause zu schicken. Auch jetzt muss das wohl wieder eine Weile reichen.
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Am wichtigsten ist es aber, dass ihr uns auch später erhalten bleibt. Denn nur wenn das alles überstanden ist, können wir hoffen, entgangene Umsätze wieder ein bisschen wettzumachen. Also bleibt gesund und passt auf euch auf!
Kurz blanchiert und knackig oder lange durchgegart? …jeder hat seine eigenen Vorlieben und es ist für den Koch nicht immer leicht, alle Geschmäcker zu treffen. Jetzt ist Corona aber kein Leibgericht und unsere Politiker keine Köche. Da würden so viele den Brei eh verderben.
Ja, ich bin bereit einzugestehen, dass es derzeit nicht einfach ist, die richtigen Entscheidungen zu fällen. Ich bin mir auch bewusst, dass die Situation ernst ist.
Trotzdem gibt es auch noch eine andere Seite und die ist wesentlich eindeutiger zu beschreiben.
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