Adventskalender 2024 T-07: Comics richtig lesen …und die Liebe zum Comic vermitteln…
von burn, Gerdam 17. Dezember 2024
- Comics richtig lesen
von Scott Mccloud
Carlsen, 2001, €19,90 €
ISBN 9783551748171
Gedanken zur Theorie des Medium Comics haben sich etliche schlaue Köpfe gemacht. Einer der berühmtesten ist Will Eisner ("Comics & Sequential Art" und "Graphic Storytelling"), der auch den Begriff "Graphic Novel" geprägt hat. Als nicht diese moderne Begrifflichkeit, die irgendwann in den 2000ern im Feuilleton aufgekommen ist und bereitwillig vom Merketing aufgegriffen wurde. Will Eisner meinte damit viel mehr eine romanhafte Erzählung, die im Comic Stil illustriert ist und prägte damit deren Entwicklung substanziell.
Wer es etwas "leichter" haben möchte und trotzdem einen "tieferen" Einstieg in das Medium Comic wagen möchte, der ist mit diesem genialen Standardwerk bestens bedient: "Understanding Comics" von Scott McCloud. Das Besondere daran ist, dass McCloud die komplexen Konzepte in Form eines Comics erzählt. Zugänglich, unterhaltsam und trotzdem, oder gerade deswegen äußerst lehrreich.
"Understanding Comics" (deutsch: "Comics richtig lesen") ist eben nicht nur einfach ein theoretisches Werk über Comics, es öffnet den Zugang zum Medium Comic UND offenbart dessen Funktionen und Bandbreite. Ich bin der Meinung, dass genau dieses Büchlein damit zu einer Pflichtlektüre für alle sein sollte, die sich mit Comics auseinander setzen wollen. Aber eben auch für Künstler, Autoren und jeden, der ein wie auch immer geartetes Interesse an visueller Kommunikation oder Storytelling hat. McCloudöffnet den Blickwinkel auf Comics als komplexe Kunstform.
Dabei beginnt er mit der Geschichte des Comics, von den frühesten Formen bildlicher Erzählungen und weist den Weg zu modernen Comics. Er beschreibt und erläutert den Weg, wie sich die Kunstform entwickelt hat und welche Rolle sie in verschiedenen(!) Kulturen gespielt hat und spielt.
McCloud beschreibt Grundlagen des sequentiellen Erzählens. Das Zusammenspiel von Panels, Zwischenräumen, Sequenzierung und Zeit. Er zeigt, dass Comics nicht nur eine Abfolge von Bildern sind, sondern dass der Gesamteindruck der sichtbaren Seiten in den Köpfen der Leser viel mehr erzeugt. Der Takt der Bilder, die Zwischenräume und Pausen, die dem Leser Raum lassen, um das Geschehen zu interpretieren (und zu vervollständigen). Manche Geschichten funktionieren ohne Worte, manchmal wird die Erzählung von den Worten getragen. Die Besonderheit des Mediums ist die Kombination dieser beiden Elemente. Das Gesamte ist mehr als die Summe ihrer Teile.
McCloud behandelt unterschiedliche Zeichenstile und deren Ästhetik, die Art und Weise, wie Geschichten wahrgenommen werden, wie welche Emotionen erzeugt werden können. Er analysiert Farben und Symbolik und behandelt wie Layout und Design, also die Anordnung der Panels auf einer Seite das Erzähltempo und die Wirkung der Geschichte beeinflussen.
Ganz schön viel? Ja, ganz schön viel. Aber zugänglich und unterhaltsam. Comic Theorie in Comic Form. Für jeden, der tiefer in die Welt der Comics eintauchen möchte, ist dieses Werk eine unverzichtbare Lektüre. Ich glaube, es kann bei jedem die Sicht auf das Medium Comic verändern. Die Wahrnehmung von Comics nicht nur als unterhaltsame (Kinder) Geschichten, sondern als komplexe und ganz eigene Form der Kunst und des Erzählens. Eben der Stellenwert, der dem Medium gerecht wird. Das, was es ausmacht. Warum wir Comics so lieben.
Hört sich nach einem guten Geschenk an? Ist es auch. Eine perfekte Möglichkeit, die Liebe zu Comics zu vermitteln und vielleicht sogar den Funken weiterzugeben.
- Kategorie: Adventskalender , Comics , Graphic Novel , Tipps
- Keine Kommentare
von burn, Gerdam 17. Dezember 2024
- Comics richtig lesen
von Scott Mccloud
Carlsen, 2001, €19,90 €
ISBN 9783551748171
Gedanken zur Theorie des Medium Comics haben sich etliche schlaue Köpfe gemacht. Einer der berühmtesten ist Will Eisner ("Comics & Sequential Art" und "Graphic Storytelling"), der auch den Begriff "Graphic Novel" geprägt hat. Als nicht diese moderne Begrifflichkeit, die irgendwann in den 2000ern im Feuilleton aufgekommen ist und bereitwillig vom Merketing aufgegriffen wurde. Will Eisner meinte damit viel mehr eine romanhafte Erzählung, die im Comic Stil illustriert ist und prägte damit deren Entwicklung substanziell.
Wer es etwas "leichter" haben möchte und trotzdem einen "tieferen" Einstieg in das Medium Comic wagen möchte, der ist mit diesem genialen Standardwerk bestens bedient: "Understanding Comics" von Scott McCloud. Das Besondere daran ist, dass McCloud die komplexen Konzepte in Form eines Comics erzählt. Zugänglich, unterhaltsam und trotzdem, oder gerade deswegen äußerst lehrreich.
"Understanding Comics" (deutsch: "Comics richtig lesen") ist eben nicht nur einfach ein theoretisches Werk über Comics, es öffnet den Zugang zum Medium Comic UND offenbart dessen Funktionen und Bandbreite. Ich bin der Meinung, dass genau dieses Büchlein damit zu einer Pflichtlektüre für alle sein sollte, die sich mit Comics auseinander setzen wollen. Aber eben auch für Künstler, Autoren und jeden, der ein wie auch immer geartetes Interesse an visueller Kommunikation oder Storytelling hat. McCloudöffnet den Blickwinkel auf Comics als komplexe Kunstform.
Dabei beginnt er mit der Geschichte des Comics, von den frühesten Formen bildlicher Erzählungen und weist den Weg zu modernen Comics. Er beschreibt und erläutert den Weg, wie sich die Kunstform entwickelt hat und welche Rolle sie in verschiedenen(!) Kulturen gespielt hat und spielt.
McCloud beschreibt Grundlagen des sequentiellen Erzählens. Das Zusammenspiel von Panels, Zwischenräumen, Sequenzierung und Zeit. Er zeigt, dass Comics nicht nur eine Abfolge von Bildern sind, sondern dass der Gesamteindruck der sichtbaren Seiten in den Köpfen der Leser viel mehr erzeugt. Der Takt der Bilder, die Zwischenräume und Pausen, die dem Leser Raum lassen, um das Geschehen zu interpretieren (und zu vervollständigen). Manche Geschichten funktionieren ohne Worte, manchmal wird die Erzählung von den Worten getragen. Die Besonderheit des Mediums ist die Kombination dieser beiden Elemente. Das Gesamte ist mehr als die Summe ihrer Teile.
McCloud behandelt unterschiedliche Zeichenstile und deren Ästhetik, die Art und Weise, wie Geschichten wahrgenommen werden, wie welche Emotionen erzeugt werden können. Er analysiert Farben und Symbolik und behandelt wie Layout und Design, also die Anordnung der Panels auf einer Seite das Erzähltempo und die Wirkung der Geschichte beeinflussen.
Ganz schön viel? Ja, ganz schön viel. Aber zugänglich und unterhaltsam. Comic Theorie in Comic Form. Für jeden, der tiefer in die Welt der Comics eintauchen möchte, ist dieses Werk eine unverzichtbare Lektüre. Ich glaube, es kann bei jedem die Sicht auf das Medium Comic verändern. Die Wahrnehmung von Comics nicht nur als unterhaltsame (Kinder) Geschichten, sondern als komplexe und ganz eigene Form der Kunst und des Erzählens. Eben der Stellenwert, der dem Medium gerecht wird. Das, was es ausmacht. Warum wir Comics so lieben.
Hört sich nach einem guten Geschenk an? Ist es auch. Eine perfekte Möglichkeit, die Liebe zu Comics zu vermitteln und vielleicht sogar den Funken weiterzugeben.
- Kategorie: Adventskalender , Comics , Graphic Novel , Tipps
- Keine Kommentare
Einen Kommentar schreiben