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12.04. – Am Tag 26 ein kleiner Exkurs in die Freiheit

von am 12. April 2020

Auch an Ostern gibt es ein paar Gedanken aus dem "Geschlossenen Laden". Als Aufhänger nehme ich den Artikel von MarkusT zu "Die Mauer" der auch in die Kategorie "Parallelen" gehört. Der Aspekt der Parallele zur aktuellen Situation passt wie bereits in einigen vorangegangenen Artikeln in Punkt III Soziale und politische Science Fiction. Dabei sind wieder einmal fließende Grenzen zwischen verschiedenen Unterpunkten offensichtlich. Das Schreckgespenst des Totalitarismus verbindet sich mit der Abgrenzung oder Eingrenzung einer Gesellschaft und damit einhergehenden Entwicklungen. Im Grunde geht es in jedem Fall um das Gegenteil von Freiheit.

Keine Angst, ich will nicht predigen. Aber der Kampf um Freiheit oder Befreiung aus Knechtschaft ist die ursprüngliche Grundlage des Osterfestes. Zum Beispiel im italienischen Wort Pasqua steckt die Wurzel Pascha, des ursprünglich jüdischen Festes der Befreiung aus der Unterjochung Ägyptens noch sichtbar und eindeutig.

Freiheitskampf und Befreiung sind ein guter Punkt um Freiheit zu definieren. Im Normalfall geht es bei dieser Bedeutung von Freiheit immer um die Freiheit einer Gesellschaft, eines Volkes oder eines Landes. William Wallace stirbt im Film mit den Worten "Freiheit!" auf den Lippen. Dramatisch dargestellt von Mel Gibson. Gänsehaut, Pathos und der Mythos von Freiheit und Befreiung. Immer wenn Freiheit erkämpft werden muss, ist es eine hehre Sache. Jeder kann verstehen, was mit Freiheit gemeint ist, denn es gibt die Gegenseite. Unterdrückung, Versklavung, Ausbeutung und Tyrannei.

Was aber, wenn wir in Freiheit leben? Wenn es keine definierte Gegenseite gibt, was bedeutet Freiheit an sich? Durch unsere freiheitlich demokratischen Grundordnung ist unser aller Freiheit definiert und  garantiert. Wir leben also in Freiheit, zumindest der freisten Form einer Gesellschaft in unserer modernen Welt. Wenn also kein gemeinsamer Feind, keine manifestierte Bedrohung der Freiheit unserer Gesellschaft existiert, was wird dann aus dieser Freiheit, die sich im Grunde aus ihrer eigenen Abwesenheit definiert?

Wenn reelle Feinde fehlen ist die Gefahr stets vorhanden, sich künstliche Bedrohungen zu konstruieren und Feindbilder aufzubauen. Ich möchte darauf jetzt nicht allzu weit eingehen (da ich sonst ausfällig werden muss), nur ein Satz sei gestattet. Es ist wichtig, die Augen offen zu halten. Probleme und Bedrohungen der Freiheit existieren und sind nicht immer offensichtlich. Instrumentalisierte und konstruierte Bedrohungen sind jedoch selbst Bedrohung der Freiheit, sind sie doch stets manipulative und machtpolitische Mittel zum Vorteil Einzelner.

Zum anderen findet unweigerlich ein Bedeutungswandel statt, von Freiheit der Gesellschaft zur Freiheit des Individuums. Hört sich wie ein Paradoxon an, ist aber relativ leicht über ein mit Freiheit einhergehendes Gut erklärbar, nämlich gesellschaftliche Verantwortung. Wir vergessen heute gerne, dass Freiheit des Individuums ohne den Aspekt der Verantwortung gerne zu Lasten der Freiheit der Anderen geht. Ohne auch hier zu tief zu gehen, will ich eine kleine Geschichte erzählen.

Wir waren früher oft an einem kleinen Baggersee in der Nähe von Volkach. Sauber, ruhig, abgelegen – ein kleines Paradies. Wie es so ist, kamen nach und nach immer mehr Leute auf den Geschmack. Das Ufer des Sees ist auch wirklich groß genug. Irgendwann war dann die Wiese vor dem See plattgefahren, das Ufer vermüllt und das Paradies gar keines mehr. Jetzt ist der See gesperrt und die Zufahrt wird polizeilich kontrolliert. Schon klar, dass Viele immer mehr Schaden anrichten als Einzelne. Schon klar, dass du es nicht einem verbieten und dem anderen erlauben kannst. Wenn sich all die Leute aber von Anfang an verantwortungsbewusst verhalten hätten, wäre es nie zu dieser Situation gekommen.

Freiheit bedeutet unbedingt auch Verantwortung für das eigene Handeln und Rücksichtnahme auf andere. Um Freiheit wirklich begreifen und erleben zu können, müssen wir uns ihrer erst bewusst sein.

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von am 12. April 2020

Auch an Ostern gibt es ein paar Gedanken aus dem "Geschlossenen Laden". Als Aufhänger nehme ich den Artikel von MarkusT zu "Die Mauer" der auch in die Kategorie "Parallelen" gehört. Der Aspekt der Parallele zur aktuellen Situation passt wie bereits in einigen vorangegangenen Artikeln in Punkt III Soziale und politische Science Fiction. Dabei sind wieder einmal fließende Grenzen zwischen verschiedenen Unterpunkten offensichtlich. Das Schreckgespenst des Totalitarismus verbindet sich mit der Abgrenzung oder Eingrenzung einer Gesellschaft und damit einhergehenden Entwicklungen. Im Grunde geht es in jedem Fall um das Gegenteil von Freiheit.

Keine Angst, ich will nicht predigen. Aber der Kampf um Freiheit oder Befreiung aus Knechtschaft ist die ursprüngliche Grundlage des Osterfestes. Zum Beispiel im italienischen Wort Pasqua steckt die Wurzel Pascha, des ursprünglich jüdischen Festes der Befreiung aus der Unterjochung Ägyptens noch sichtbar und eindeutig.

Freiheitskampf und Befreiung sind ein guter Punkt um Freiheit zu definieren. Im Normalfall geht es bei dieser Bedeutung von Freiheit immer um die Freiheit einer Gesellschaft, eines Volkes oder eines Landes. William Wallace stirbt im Film mit den Worten "Freiheit!" auf den Lippen. Dramatisch dargestellt von Mel Gibson. Gänsehaut, Pathos und der Mythos von Freiheit und Befreiung. Immer wenn Freiheit erkämpft werden muss, ist es eine hehre Sache. Jeder kann verstehen, was mit Freiheit gemeint ist, denn es gibt die Gegenseite. Unterdrückung, Versklavung, Ausbeutung und Tyrannei.

Was aber, wenn wir in Freiheit leben? Wenn es keine definierte Gegenseite gibt, was bedeutet Freiheit an sich? Durch unsere freiheitlich demokratischen Grundordnung ist unser aller Freiheit definiert und  garantiert. Wir leben also in Freiheit, zumindest der freisten Form einer Gesellschaft in unserer modernen Welt. Wenn also kein gemeinsamer Feind, keine manifestierte Bedrohung der Freiheit unserer Gesellschaft existiert, was wird dann aus dieser Freiheit, die sich im Grunde aus ihrer eigenen Abwesenheit definiert?

Wenn reelle Feinde fehlen ist die Gefahr stets vorhanden, sich künstliche Bedrohungen zu konstruieren und Feindbilder aufzubauen. Ich möchte darauf jetzt nicht allzu weit eingehen (da ich sonst ausfällig werden muss), nur ein Satz sei gestattet. Es ist wichtig, die Augen offen zu halten. Probleme und Bedrohungen der Freiheit existieren und sind nicht immer offensichtlich. Instrumentalisierte und konstruierte Bedrohungen sind jedoch selbst Bedrohung der Freiheit, sind sie doch stets manipulative und machtpolitische Mittel zum Vorteil Einzelner.

Zum anderen findet unweigerlich ein Bedeutungswandel statt, von Freiheit der Gesellschaft zur Freiheit des Individuums. Hört sich wie ein Paradoxon an, ist aber relativ leicht über ein mit Freiheit einhergehendes Gut erklärbar, nämlich gesellschaftliche Verantwortung. Wir vergessen heute gerne, dass Freiheit des Individuums ohne den Aspekt der Verantwortung gerne zu Lasten der Freiheit der Anderen geht. Ohne auch hier zu tief zu gehen, will ich eine kleine Geschichte erzählen.

Wir waren früher oft an einem kleinen Baggersee in der Nähe von Volkach. Sauber, ruhig, abgelegen – ein kleines Paradies. Wie es so ist, kamen nach und nach immer mehr Leute auf den Geschmack. Das Ufer des Sees ist auch wirklich groß genug. Irgendwann war dann die Wiese vor dem See plattgefahren, das Ufer vermüllt und das Paradies gar keines mehr. Jetzt ist der See gesperrt und die Zufahrt wird polizeilich kontrolliert. Schon klar, dass Viele immer mehr Schaden anrichten als Einzelne. Schon klar, dass du es nicht einem verbieten und dem anderen erlauben kannst. Wenn sich all die Leute aber von Anfang an verantwortungsbewusst verhalten hätten, wäre es nie zu dieser Situation gekommen.

Freiheit bedeutet unbedingt auch Verantwortung für das eigene Handeln und Rücksichtnahme auf andere. Um Freiheit wirklich begreifen und erleben zu können, müssen wir uns ihrer erst bewusst sein.

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8 Kommentare zu “12.04. – Am Tag 26 ein kleiner Exkurs in die Freiheit”

  1. Frank Schneider sagt:

    Gerd, alleine dein Beispiel mit dem See!! Das spricht mir aus der Seele. Ehrlich. Ich finde es gibt eine einfache Definition für gelebte Freiheit:"Wenn ich mit meiner "Freiheit" die "Freiheit" eines Anderen beschränke, hab ich sie überschritten". Ist eigentlich ganz einfach. Aber wird leider nicht von allen gelebt.

    Und das schlimme ist, dass wir uns immer mehr in die "Richtung" Egoismus bewegen. Auch wenn es in Zeiten von Corona gerade wieder Lichtblicke am Himmel gibt (Sehr poetisch). Ich finde die Solidarität mit den alten Nachbarn sehr vorbildlich, war es doch in der Vergangenheit so, dass wir alle die "Alten" aufs Abstellgleis geschoben haben, oder uns darüber aufgeregt haben, dass die Rentner genau jetzt einkaufen müssen, wo ich Mittagspause habe, etc. etc.

    In den alten Kulturen waren die Lebenserfahreneren die Führer der Gesellschaft, auf die man hörte, wenn es ein Problem gab. Aber in Zeiten von Google und Co hat das Internet das Sagen.

    Ich bin abgeschweift. Sorry

    Zurück zur Freiheit:
    Sie ist ein schützenwertes Gut, keine Frage. Leider ist es aber unter Umständen unumgänglich die Freiheit des Einzelnen einzuschränken, um die Freiheit der Restlichen Menschen/Bewohner/Bevölkerung zu schützen…..

    Zum Schluss nochmal Danke an Gerd und Berni, dass ihr den Laden am Laufen haltet, freu mich schon sehr auf die Wiedereröffnung. Muss unbedingt meine Sammlung vervollständigen und hinten auf die Suche gehen.

    Bleibt Gesund.

    Frank

    1. Gerd sagt:

      Hi Frank,

      auch mit deiner Abschweifung hast du natürlich recht. Ich habe in den letzten Wochen sehr viel positives erlebt. In Bezug auf sozialen Umgang, nachbarschaftlichen Zusammenhalt und Wertschätzung anderer. Irgendwie hat sich bei uns in der Nachbarschaft sogar die witzige Idee aus Italien mit dem über Straßenzüge hinweg gemeinsamen musizieren eingebürgert. Da kommen in Zeiten der Krise nicht nur Dinge zum Vorschein, von denen man trotz räumlicher Nähe keine Ahnung hatte, es entsteht sogar eine ungewöhnliche neue Nähe und Offenheit. Ich hoffe mal, dass solche Dinge nicht genauso schnell wieder verloren gehen, wenn wir zur Normalität zurückkehren.

      Ich will ja nicht immer der Negativman sein. Deswegen habe ich ja auch ganz am Anfang meinen Corona-Wunsch geäußert. Ich bin ansich ein durch und durch positiver Mensch. Vielleicht frustriert es mich deshalb einfach nur so sehr, wieviel negative Energien manche Menschen freisetzen können.

      Grüße aus dem "Geschlossenen Laden"
      Gerd

  2. Matthias sagt:

    Schöne und wichtige und richtige Gedanken… gerade in der jetzigen Zeit umso wichtiger das auszusprechen. *Daumen hoch*
    Eine völlige persönliche Freiheit kann es nicht geben, wenn man mit anderen zusammenlebt. Das weiß eigentlich jeder… nur muss man sich das immer wieder mal selbst klar machen. Leben und leben lassen.

  3. Simone sagt:

    Was meinst Du mit instrumentalisieren und konstruierten Bedrohungen? Siehst Du die aktuell?

    1. Gerd sagt:

      Ja, leider sehe ich ständig welche. Und nein, ich werde mich auf keine lange Diskussion einlassen. Das ist nicht der Ort dafür.
      Wenn in deiner Wahrnehmung im Moment keine solchen Konstrukte existieren, dann freut mich das für dich. Jede persönliche Blase besteht ja aus den Informationen und Reizen, die aus dem selbstgewählten Umfeld entstehen.
      In meiner Blase existieren derzeit leider sehr viele Theorien, Meldungen und Meinungen, die ich sehr wohl in diese Kategorie stecke.
      Gerne erläutere und diskutiere ich das privat.

      1. Simone sagt:

        In meiner Blase besteht aktuell die größte Bedrohung in Form derer, die jetzt schon nach Lockerungen der Beschränkungen rufen. Und damit alles riskieren, was wir gegen die reale Bedrohung des Virus in den letzten Wochen auf uns genommen haben.

        1. Gerd sagt:

          Ich bin zwar fachlich nicht ausreichend kompetent, um das ganz klar und absolut so zu formulieren, sehe das aber genauso und glaube, dass du eindeutig recht hast. Trotzdem wird es immer ein abwägen unterschiedlicher Schadensformen sein. Ganz wichtig ist eine transparente Kommunikation und eine eindeutige Richtung, die möglichst klar mit Fakten unterfüttert ist. So verkleinerst du die Angriffsfläche für die Verbreitung von Unsicherheit und Desinformation.

          1. Simone sagt:

            Sehe ich auch so. Aber das müssten sie dann auch noch lesen und verstehen wollen. Die letzten Wochen haben mein Bild von der Menschheit ernsthaft erschüttert. 🙁

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