Am Ende eines schweren Jahres…
von Gerdam 29. Dezember 2020
…ist das, was das Jahr "schwer" gemacht hat, noch lange nicht aus der Welt geräumt. Die direkten Konsequenzen der Pandemie reichen ins neue Jahr und mit den indirekten werden wir alle sicher noch viel länger zu kämpfen haben.
Trotzdem, oder gerade deswegen, haben wir am Jahresende allen Grund, euch allen zu danken. Kurz vor dem ersten Lockdown habe ich in einem ausführlichen Beitrag im WOB einen Wunsch formuliert und heute muss ich sagen, dass viele Aspekte dieses Wunsches wahr geworden sind. Allen Unbillen zum Trotz hat sich in diesem Jahr auch einiges zum positiven verschoben.
Man konnte in diesen Tagen – in allerlei öffentlichen Medien oder auch im Netz – viele intelligente Beiträge voller Frustration, Resignation und einer nicht unbegründeten Angst lesen (von anderen möchte ich gar nicht sprechen oder schreiben). Natürlich gibt es mehr als genug negative Aspekte und Entwicklungen durch, mit, um und sicher auch nach Corona.
Meine – oder unsere – kleine subjektive Ladenwelt kann aber auf ein Jahr zurückblicken, in dem die positive Seite deutlich überwiegt. Die überwältigende Solidarität, die finanzielle und moralische Unterstützung, die trotz körperlicher Trennung gewachsene Nähe unserer kleinen aber feinen Gemeinschaft wiegt all die Zusatzarbeiten, erhöhten Nebenkosten, Umsatzeinbußen und ungemütlichen Nebeneffekte bei weitem auf. Am Ende dieses Jahres können wir sagen, der Laden steht allen Widrigkeiten zum Trotz stabil genug da um diese Krise zu überstehen. In erster Linie seid ihr dort draußen dafür verantwortlich. Auch wenn Big A und Konsorten erwartungsgemäß gigantische Umsätze feiern dürfen, gab es trotz alledem auch so etwas wie ein Zusammenrücken und eine fühlbare Umbesinnung bei einer nicht unbeträchtlichen Teilmenge der Bevölkerung. Damit habt ihr euch nicht nur unseren Dank verdient, sondern auch unsere Hochachtung. Entgegen aktueller Gepflogenheiten und Tendenzen hat sich der Fokus wieder ein Stück weit ins regionale, nähere Umfeld verschoben. Vielen von euch ist bewusst geworden, dass es erhaltenswerte Strukturen gibt, die gewissermaßen zur Lebensqualität beitragen. In ländlichen Bereichen oft schon völlig verschwunden, im urbanen Umfeld aber noch zum Teil vorhanden. Der Metzger um die Ecke, der sicher teurer ist, als die Tiefkühltheke, die Bäckerei mit duftend frischem, individuellem Backwerk und eben auch die lokale Buch- oder / und Spielehandlung.
Dieser Trend, besonders in puncto Buchhandel, wurde auch in einigen Tageszeitungen thematisiert. Wenn man ehrlich ist, ist das Ergebnis gar nicht so überraschend. Lebensmittel waren eh außen vor, wegen der Systemrelevanz und sonst ist die Palette kleiner inhabergeführter Läden nirgendwo so flächendeckend wie im Buchhandel, der durch die Preisbindung gewissermaßen einen gesetzlichen Schutzschirm hat. Deswegen konnte sich gerade in diesem Marktsegment die Stärke dieser überkommenen und größtenteils ausrangierten Struktur in der Krise als Stärke präsentieren. All die kleinen Läden, strukturell bedingt eben viele Buchhandlungen darunter, hatten und haben einen deutlich höheren Anteil an Stammkunden plus ein persönlicheres Verhältnis zu diesem – ihrem Kundenstamm. Wer bis heute den Konkurrenzdruck durch Ketten und das Netz überlebt hat, verfügt im Normalfall über stabile Strukturen im lokalen Umfeld.
Bei uns ist das vielleicht sogar nochmal enger und persönlicher, als anderswo. Deswegen und weil ihr alle einfach toll seid, stehen wir am Ende des Jahres zwar hinter verschlossenen Türen, müssen aber nicht schließen. Ein sprachlich feiner aber faktisch riesiger Unterschied. Wir können weiterhin daran arbeiten euch zu beliefern, sind ständig in Kontakt, nehmen Bestellungen auf und versenden oder fahren selbst aus. Wir sind dabei nicht blitzschnell oder perfekt, schon weil unsere gesamte Systematik nicht darauf eingestellt ist, dafür persönlich und mit Herz dabei. Es ist auch niemals unser Ziel jetzt umzusatteln, Automatismen zu schaffen und mit Big A gleichzuziehen. Es geht vielmehr darum, diese Phase zu überwinden um dann wieder persönlich für euch vor Ort zu sein. Mit Beratung im Laden, Spieleabenden, Nerdtalk und allem, was dazugehört, euch ein Zuhause zu bieten. Ihr habt euch das verdient, denn ihr habt uns durch dieses Jahr getragen.
Auch wenn diese Krise noch nicht vorüber ist und ich beim heutigen Stand keine Prognose wage, wie lange wir noch durchhalten müssen, bis wieder echte Normalität herrscht, ist dies – dank euch – machbar. Treue und geduldige Kunden, fleißige und selbstlose Helferlein und – wie Hermke so schön gesagt hat – durchaus auch Freunde, alte und jetzt auch neue.
Danke für das vergangene Jahr, haltet durch und bleibt gesund. Wir wollen möglichst bald wieder in vollem Umfang für euch da sein.
- Kategorie: in eigener Sache , Lockdown2 , Tagebuch der Viruskrise
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von Gerdam 29. Dezember 2020
…ist das, was das Jahr "schwer" gemacht hat, noch lange nicht aus der Welt geräumt. Die direkten Konsequenzen der Pandemie reichen ins neue Jahr und mit den indirekten werden wir alle sicher noch viel länger zu kämpfen haben.
Trotzdem, oder gerade deswegen, haben wir am Jahresende allen Grund, euch allen zu danken. Kurz vor dem ersten Lockdown habe ich in einem ausführlichen Beitrag im WOB einen Wunsch formuliert und heute muss ich sagen, dass viele Aspekte dieses Wunsches wahr geworden sind. Allen Unbillen zum Trotz hat sich in diesem Jahr auch einiges zum positiven verschoben.
Man konnte in diesen Tagen – in allerlei öffentlichen Medien oder auch im Netz – viele intelligente Beiträge voller Frustration, Resignation und einer nicht unbegründeten Angst lesen (von anderen möchte ich gar nicht sprechen oder schreiben). Natürlich gibt es mehr als genug negative Aspekte und Entwicklungen durch, mit, um und sicher auch nach Corona.
Meine – oder unsere – kleine subjektive Ladenwelt kann aber auf ein Jahr zurückblicken, in dem die positive Seite deutlich überwiegt. Die überwältigende Solidarität, die finanzielle und moralische Unterstützung, die trotz körperlicher Trennung gewachsene Nähe unserer kleinen aber feinen Gemeinschaft wiegt all die Zusatzarbeiten, erhöhten Nebenkosten, Umsatzeinbußen und ungemütlichen Nebeneffekte bei weitem auf. Am Ende dieses Jahres können wir sagen, der Laden steht allen Widrigkeiten zum Trotz stabil genug da um diese Krise zu überstehen. In erster Linie seid ihr dort draußen dafür verantwortlich. Auch wenn Big A und Konsorten erwartungsgemäß gigantische Umsätze feiern dürfen, gab es trotz alledem auch so etwas wie ein Zusammenrücken und eine fühlbare Umbesinnung bei einer nicht unbeträchtlichen Teilmenge der Bevölkerung. Damit habt ihr euch nicht nur unseren Dank verdient, sondern auch unsere Hochachtung. Entgegen aktueller Gepflogenheiten und Tendenzen hat sich der Fokus wieder ein Stück weit ins regionale, nähere Umfeld verschoben. Vielen von euch ist bewusst geworden, dass es erhaltenswerte Strukturen gibt, die gewissermaßen zur Lebensqualität beitragen. In ländlichen Bereichen oft schon völlig verschwunden, im urbanen Umfeld aber noch zum Teil vorhanden. Der Metzger um die Ecke, der sicher teurer ist, als die Tiefkühltheke, die Bäckerei mit duftend frischem, individuellem Backwerk und eben auch die lokale Buch- oder / und Spielehandlung.
Dieser Trend, besonders in puncto Buchhandel, wurde auch in einigen Tageszeitungen thematisiert. Wenn man ehrlich ist, ist das Ergebnis gar nicht so überraschend. Lebensmittel waren eh außen vor, wegen der Systemrelevanz und sonst ist die Palette kleiner inhabergeführter Läden nirgendwo so flächendeckend wie im Buchhandel, der durch die Preisbindung gewissermaßen einen gesetzlichen Schutzschirm hat. Deswegen konnte sich gerade in diesem Marktsegment die Stärke dieser überkommenen und größtenteils ausrangierten Struktur in der Krise als Stärke präsentieren. All die kleinen Läden, strukturell bedingt eben viele Buchhandlungen darunter, hatten und haben einen deutlich höheren Anteil an Stammkunden plus ein persönlicheres Verhältnis zu diesem – ihrem Kundenstamm. Wer bis heute den Konkurrenzdruck durch Ketten und das Netz überlebt hat, verfügt im Normalfall über stabile Strukturen im lokalen Umfeld.
Bei uns ist das vielleicht sogar nochmal enger und persönlicher, als anderswo. Deswegen und weil ihr alle einfach toll seid, stehen wir am Ende des Jahres zwar hinter verschlossenen Türen, müssen aber nicht schließen. Ein sprachlich feiner aber faktisch riesiger Unterschied. Wir können weiterhin daran arbeiten euch zu beliefern, sind ständig in Kontakt, nehmen Bestellungen auf und versenden oder fahren selbst aus. Wir sind dabei nicht blitzschnell oder perfekt, schon weil unsere gesamte Systematik nicht darauf eingestellt ist, dafür persönlich und mit Herz dabei. Es ist auch niemals unser Ziel jetzt umzusatteln, Automatismen zu schaffen und mit Big A gleichzuziehen. Es geht vielmehr darum, diese Phase zu überwinden um dann wieder persönlich für euch vor Ort zu sein. Mit Beratung im Laden, Spieleabenden, Nerdtalk und allem, was dazugehört, euch ein Zuhause zu bieten. Ihr habt euch das verdient, denn ihr habt uns durch dieses Jahr getragen.
Auch wenn diese Krise noch nicht vorüber ist und ich beim heutigen Stand keine Prognose wage, wie lange wir noch durchhalten müssen, bis wieder echte Normalität herrscht, ist dies – dank euch – machbar. Treue und geduldige Kunden, fleißige und selbstlose Helferlein und – wie Hermke so schön gesagt hat – durchaus auch Freunde, alte und jetzt auch neue.
Danke für das vergangene Jahr, haltet durch und bleibt gesund. Wir wollen möglichst bald wieder in vollem Umfang für euch da sein.
- Kategorie: in eigener Sache , Lockdown2 , Tagebuch der Viruskrise
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