anrufen
finden

Tochter des Windes

von am 21. Oktober 2014 Kommentare deaktiviert für Tochter des Windes

Tocher des windesTitel: Tochter des Windes (Colors in the Steel)
SerienZyklentitel: Rhapsody
Autor: Elizabeth Haydon
Verlag, Nummer: Heyne 9380 (Folgebände: 9381, 9382, 87911, 52067, 53256)

update: Die insgesamt Sechs-Teilige Saga erschien ursprünglich bei Heyne. Derzeit sind alle Romane Out of Print.

Das mit 777 Seiten recht umfangreiche Paperback habe ich erst auf dringendes Anraten hin gelesen, da mich der Klappentext eher abschreckte. Der Roman hat mich aber immer stärker beeindruckt und  zu einer richtigstellenden Besprechung förmlich gezwungen.

Inhalt:
In der Hafenstadt Ostend, auf der Insel Serendair, wehrt sich die geheimnisvolle Sängerin Rhapsody, Halb-Lirin mit bewegter Vergangenheit, gegen die Zudringlichkeit eines mächtigen und skrupellosen Unterwelt-Bosses und wird von dessen Schergen verfolgt. Dabei trifft sie auf zwei Bolg-Mischlinge, den düsteren, wortkargen Meuchelmörder Achmed und dessen getreuen Begleiter, den riesigen und abschreckend häßlichen Kämpfer Grunthor. Diese werden ebenfalls von einem übermächtigen, dämonischen Wesen gejagt, das seine übernatürlichen Schattenklone auf sie hetzt. Zusammen flieht das ungleiche Gespann zur uralten Welteneiche Sagia, über deren riesiges Wurzelgeflecht sie aus dem Machtbereich ihrer Gegner zu entkommen hoffen. Aber ihre Überlebensaussichten in der bedrohlichen Unterwelt sind äußerst gering. Damit beginnt eine abenteuerliche Geschichte voller Gefahren und Überraschungen.

Beurteilung:
Wem diese Eröffnung wenig vielversprechend erscheint, dem sei versichert: Auch der anspruchsvolle Leser wird voll auf seine Kosten kommen. Neben neuen Ideen blitzen auch bekannte Motive auf, wie etwa ein wichtiges Element der Artus-Sage oder der Grundgedanke von „Die Schöne und das Biest“, um nur zwei Beispiele zu nennen. Dabei sind aber auch diese bekannten Stränge so gut erzählt und verpackt, daß sie erst auf den zweiten Blick ins Bewußtsein rücken. Absolut faszinierend und in völlig neuem Gewand präsentiert wird auch die bekannte Rahmenhandlung des geheimnisvollen, fast gottgleichen Spielers und Regisseurs im Hintergrund, der das Geschehen manipuliert und dessen Beweggründe und Eingriffe undurchschaubar sind.
„Ein wundervolles, romantisches Epos mit einer bezaubernden Heldin“, diese abgedroschene und eher abschreckende „Werbung“ auf der Rückseite des Einbandes kann irreführender nicht sein. Ist doch Rhapsody eine Figur, die Schreckliches durchlitten hat, geprägt von Schwermut und schmerzlich düsteren Erfahrungen.  Nacht für Nacht wird sie von quälenden Alpträumen heimgesucht. Trotz der vielen seelischen Narben gibt sie aber nie auf. Auch ihre beiden Begleiter sind alles andere als normale Typen. Das oft nur widerwillig zusammenarbeitende Trio, dessen Verhalten und Absichten gegensätzlicher kaum sein könnten, fesselt den Leser immer stärker.
Die Mythen der von der Autorin erschaffenen Welt, die Vielfalt und Fremdartigkeit ihrer Rassen und Lebensformen, die immer wieder gekonnt um neue Bruchstücke erweiterte Geschichte der verschiedenen Zeitalter, die überzeugende Darstellung der religiösen und kulturellen Aspekte, all diese liebevoll herausgearbeiteten Details überraschen immer von neuem. Der letzte Grund für die unerbittlichen Kämpfe und gewaltigen Katastrophen ist der Widerstreit der fünf Ur-Elemente, Aether, Feuer, Wasser, Luft und Erde, und deren Geschöpfe. So sind z.B. die aus dem allesverschlingenden Element Feuer geborenen F’dor Wesen von dämonischer Besessenheit und Verschlagenheit. Mit ihrem aus dem schwarzen Feuer stammenden zerstörerischen Potential und mit der Fähigkeit ausgestattet, Menschen zu übernehmen und sich gefügig zu machen, sind sie fast unbesiegbar. Ihr Endziel ist die Vernichtung allen Lebens überhaupt. Im Laufe der Erzählung erschließt sich zunehmend die kosmologische Komponente des Werkes und zieht den Leser immer stärker in den Bann des Geschehens.
Neben actionbetonten Szenen wie Flucht und verzweifelten Kämpfen ums Überleben, Angriffen und erbitterter Gegenwehr, Blutmagie und Getriebensein durch alte Schuld, kommt es doch in einigen Passagen zu Momenten der Ruhe und Entspannung, erleben wir vereinzelt sogar Situationen voller Ironie und Heiterkeit, überrascht sogar einmal eine Episode mit derbem Humor, als eine Taschendiebin kräftig am anatomisch falschen „Beutel“ zieht, beim Versuch, diesen zu entwenden.
Die Übersetzung kann, trotz einiger ärgerlicher Ungeschicklichkeiten und sogar Unzulänglichkeiten (siehe: Nachbemerkung), dennoch insgesamt nicht als schlecht bezeichnet werden. Da ich das Original nicht kenne, muß ich von einer Annahme ausgehen, glaube aber, daß die deutsche Fassung im großen und ganzen akzeptabel ist.

Fazit:
Meines Wissens ist der vorliegende Roman ein Erstlingswerk. Das werden wohl auch die meisten Leser erkennen. Er ist sicher noch nicht rundum gelungen, weist Sprünge und Brüche, an wenigen Stellen sogar disharmonische Elemente auf. Trotzdem wuchs meine Begeisterung mit dem Fortgang der Erzählung, und ich kann diesen Band auch kritischen Lesern wegen der Vielzahl von überzeugenden Ideen und schön herausgearbeiteten Passagen wärmstens ans Herz legen. Jeder Kunde, mit dem ich inzwischen gesprochen habe, hat mir versichert, schon ungeduldig auf den Folgeband (für September angekündigt) zu warten. Das allein ist schon Empfehlung genug.
Zum Schluß noch ein Hinweis: Erwachsene, v.a. männliche Leser, dürfte die sehr emotionale und überschwengliche Darstellung einer jungen Liebe (zwischen Seite 17 und 60) nicht gerade begeistern, auch wenn sich wohl viele an ähnliche Gefühle erinnern dürften. Ich hatte bei der Lektüre dieser Seiten einige Male das ungute Gefühl, einen Roman für Teenager zu lesen. Ohne entsprechende Empfehlung hätte ich das Buch wahrscheinlich frustriert beiseite gelegt und nie wieder angerührt. Zum Glück ist diese Romanze nur eine kurze Episode, deren Stellenwert man erst sehr viel später erahnt. Danach erfolgt eine völlige Umkehrung des Erzählstils. Die Protagonisten des Hauptteils sind von ganz anderer Strickart, die trotz grausamer Erlebnisse tapfer gegen die Ängste der Erinnerung ankämpfen, mit fortschreitender Erzählung eine immer stärkere Faszination ausstrahlen. Nehmen wir also diese rund 40 Seiten hin, es lohnt sich für dieses Werk.

Nachbemerkung:
Als Beleg für wenig sorgfältige Nacharbeit bzw. ärgerliche sprachliche Unzulänglichkeit – beides Phänomene, die immer häufiger bei Übersetzungen auffallen – seien hier einige willkürlich herausgegriffene Beispiele angeführt:
S.307: „…die größte Zeit seines Lebens im Freien…“ statt „…die meiste/längste Zeit…“
S.331: „…wollende Reithose…“ statt „…wollene…“
S.332: „…Wind ging…“ statt „…wehte/blies…“
S.413: „…nährten…“ statt „…näherten…“
S.427: „…mit wackliger Stimme.“ statt „…mit versagender/stockender Stimme.“
S.447: „…Beschluss.“ statt „…Beschuß.“
S.486: „…stieben.“ statt „…stoben.“

Titel: Tochter des Windes (Colors in the Steel)
SerienZyklentitel: Rhapsody
Autor: Elizabeth Haydon
Verlag, Nummer: Heyne 9380 (Folgebände: 9381, 9382, 87911, 52067, 53256)

update: Die insgesamt Sechs-Teilige Saga erschien ursprünglich bei Heyne. Derzeit sind alle Romane Out of Print.

Das mit 777 Seiten recht umfangreiche Paperback habe ich erst auf dringendes Anraten hin gelesen, da mich der Klappentext eher abschreckte. Der Roman hat mich aber immer stärker beeindruckt und  zu einer richtigstellenden Besprechung förmlich gezwungen.

den ganzen Beitrag lesen…

George R. R. Martin – In der Haut des Wolfes

von am 21. Oktober 2014 Kommentare deaktiviert für George R. R. Martin – In der Haut des Wolfes

George R. R. Martin ist nicht zuletzt aufgrund der erfolgreichen Fernsehserie zu seinem Magnum Opus GAME OF THRONES in aller Munde. Die zugrunde liegende Buchreihe stellt für viele Leser das definitive Fantasy-Epos dar. Ein mir bekannter Fan von Mittelerde bezeichnete Martin sogar als den besseren Tolkien. Zweifellos hat kaum ein anderer Genreautor ähnlich für Furore gesorgt, wie es Mr. Martin in den letzten Jahren tat. Da nimmt es nicht Wunder, dass jeder Verleger gerne etwas von George Martin ins Programm aufnimmt, um so einen potentiellen Bestseller am Start zu haben. Unter den Veröffentlichungen befinden sich auch diverse Frühwerke Martins. Vor einigen Jahren schon gab es erst bei FanPro, dann bei Heyne und Blanvalet Neuveröffentlichungen seines Debutromanes DIE FLAMME ERLISCHT (1977), STURM ÜBER WINDHAVEN (1981) und des Vampirromans FIEBERTRAUM (1982). Der Golkonda Verlag kündigt für November den Mystery-Roman ARMAGEDDON ROCK (1983) an. Im FESTA VERLAG ist kürzlich THE SKIN TRADE (1989) erschienen.

Der Titel wurde bereits 1990 in der Anthologie NACHTVISIONEN aufgelegt. Damals noch unter einem anderen Titel. Joachim Körber hat seine Übersetzung für die Neuauflage noch einmal durchgesehen, um eventuell nötige Verbesserungen vorzunehmen. Aufgewertet wird das ganze durch ein Nachwort von „Local HeroChristian Endres.

IN DER HAUT DES WOLFES steht im Ruf, eine der besten Werwolfgeschichten zu sein, die jemals geschrieben wurden. Das möchte ich nicht beurteilen. Ich kenne sonst nur die drei oder vier „De Montour“-Geschichten von Robert E. Howard und mir fehlt hier schlicht und ergreifend der Vergleich. Ich schließe mich jedoch der Meinung an, dass es sich um ein sehr lesenswertes und spannendes Buch handelt. Elemente des Horrors treffen auf „crime noir“. Eine sympathische Hauptdarstellerin sorgt für eine willkommene Abwechslung in einem Genre, das von männlichen Heldengestalten dominiert wird. Mit ein paar einfachen Mitteln erzählt Martin eine kurzweilige Geschichte, die auch die eine oder andere unerwartete Wendung enthält. IN DER HAUT DES WOLFES ist also in jedem Fall ein Buch, das einen unterhaltsamen Lesenachmittag verspricht. Für Fans von GAME OF THRONES ist es zudem das ideale Buch, um die Zeit bis zum nächsten Teil, gedruckt oder verfilmt, zu überbrücken.

Der Band ist im Hardcover mit Schutzumschlag und Lesebändchen erschienen. Das Titelbild stammt von Timo Wuerz, der auch einige gelungene Illustrationen zum Buch beisteuert.

George R. R. Martin ist nicht zuletzt aufgrund der erfolgreichen Fernsehserie zu seinem Magnum Opus GAME OF THRONES in aller Munde. Die zugrunde liegende Buchreihe stellt für viele Leser das definitive Fantasy-Epos dar. Ein mir bekannter Fan von Mittelerde bezeichnete Martin sogar als den besseren Tolkien. Zweifellos hat kaum ein anderer Genreautor ähnlich für Furore gesorgt, wie es Mr. Martin in den letzten Jahren tat. Da nimmt es nicht Wunder, dass jeder Verleger gerne etwas von George Martin ins Programm aufnimmt,

den ganzen Beitrag lesen…

Lūch un Drūch

von am 14. Oktober 2014 1 Kommentar

So, edz muss ich mich doch a amål üwer en Kammaråde uffrech, mid den mir eichndlich rechd gud ammarbeid du. Awer des is efach zu blöd, wemma die Dådsachn verdreh dud. Deswechn schnell die Faggdn:

Uff dere Webseide von denne schdehd folchendes, was ich der Eefachheid halwer ned üwersedds du: …"Der Handel boykottiert gewisse Bücher von uns."…

Also sin mir schuld… So edz kommd a Kunde un will a båar von denne Büchli. Als Andword uff mei mäil griech ich folchendes: …"danke fürs Interesse"…"Die Bücher der Reihe, bzw. die Preise, sind so kalkuliert, dass wir keinen Rabatt geben können."…

Aha, daher wehd also der Wind… Na gud, nacherd du ich hald nei den sauern Åbfl neibeiss und du die Büchli amål widder ohne Gewinn besorch. Der Kunde had ja scho öfders was bschdelld… Also gschwind nein Webschobb und beschdelld. Drei Dåch schbäder is dess Bäggle da. Drei Büchli un zwä dovon falsch. Edz wird des langsam so richdich rendåbl. A noch reglamier, zurückschick un uff Ersadz ward…

Awer wenichsdens amål widder a gudes Deema füren neun Beidråch in derre Schbarde 😉

So, edz muss ich mich doch a amål üwer en Kammaråde uffrech, mid den mir eichndlich rechd gud ammarbeid du. Awer des is efach zu blöd, wemma die Dådsachn verdreh dud. Deswechn schnell die Faggdn:

Uff dere Webseide von denne schdehd folchendes, was ich der Eefachheid halwer ned üwersedds du: …"Der Handel boykottiert gewisse Bücher von uns."…

Also sin mir schuld… So edz kommd a Kunde un will a båar von denne Büchli.

den ganzen Beitrag lesen…

Der Marsianer

von am 14. Oktober 2014 Kommentare deaktiviert für Der Marsianer

MarsianerAndy Weir
DER MARSIANER. Roman.
Ü: Jürgen Langowski
(The Martian / 2014)
München, Heyne, 2014, 509 S.
ISBN 978-3-453-31583-9

Der Bordmechaniker und Biologe Mark Watney erleidet während des überstürzten Rückzugs des Ares-3-Teams von der Marsoberfläche einen Unfall und wird, weil ihn seine Kammeraden für tot halten, auf dem Roten Planeten zurückgelassen. Verwundet und ohne Kommunikationsmöglichkeiten kann er sich in die Forschungsbasis retten. Während die unter Schock stehende Crew den Heimflug zur Erde antritt, wo das Scheitern der dritten Marsmission natürlich ein gewaltiges Medienspektakel hervorruft, macht Mark Bestandsaufnahme. Kurzfristig stehen seine Überlebenschance nicht schlecht – aber als Totgeglaubter kann er nicht einmal auf eine Rettungsmission hoffen. Trotzdem versucht er alles, um a Leben zu bleiben. Und als NASA-Mitarbeiter einige Wochen später die Unglücksstelle per Teleskop untersuchen wollen, sehen sie Unglaubliches …

Im Jahr 1964, vor genau fünfzig Jahren, kam der Independent-Film ROBINSON ON MARS in die Kinos, eine freie Adaption des ROBINSON CRUSOE (1719) von Daniel Defoe. Und auch wenn die Beschreibung von DER MARSIANER fast so klingt wie „Das Buch zum Film“, so verfügt der Roman von Andy Weir dann doch über genügend eigenes Potenzial, um seiner Top-Titel-Funktion im Herbstprogramm der Heyne-SF-Reihe gerecht zu werden. Das von Jürgen Langowski übersetzte Buch war in den USA ein Überraschungserfolg, denn so spannend und emotional Weir auch erzählt, so nahe an den realen Gegebenheiten einer NASA-Mars-Mission bleibt er. Die Originalausgabe THE MARTIAN erschien zuerst 2011 als selbstproduziertes E-Book, bevor Del Rey Books aufmerksam wurde und der Autor seinen Erstling für die Druckausgabe nochmals überarbeitete.

DER MARSIANER ist vor allem gut gemachte Unterhaltungsliteratur für Leser jeden Alters. Allerdings gelingt es Weir hervorragend, seine eigene Begeisterung für Technik und Raumfahrt glaubhaft und mitreißend in die Geschichte einzubringen. Die geschickten Wechsel zwischen dem Überlebenskampf auf dem Mars und dem fast ebenso heroischen Wettlauf der irdischen Raumfahrtspezialisten mit der Zeit, bringen ordentlich Tempo und Dramatik ins Buch. So geht gute Science Fiction!

Horst Illmer

Andy Weir
DER MARSIANER. Roman.
Ü: Jürgen Langowski
(The Martian / 2014)
München, Heyne, 2014, 509 S.
ISBN 978-3-453-31583-9

Der Bordmechaniker und Biologe Mark Watney erleidet während des überstürzten Rückzugs des Ares-3-Teams von der Marsoberfläche einen Unfall und wird, weil ihn seine Kammeraden für tot halten, auf dem Roten Planeten zurückgelassen. Verwundet und ohne Kommunikationsmöglichkeiten kann er sich in die Forschungsbasis retten. Während die unter Schock stehende Crew den Heimflug zur Erde antritt,

den ganzen Beitrag lesen…

Dark Hideout – Psychothriller vom Feinsten

von am 13. Oktober 2014 3 Kommentare

DarkHideout01 DarkHideout02 DarkHideout03 DarkHideout04In Zeiten von literweise Blut, abgetrennten Gliedmaßen, übertriebener Gewalt und endlosen Zombieapokalypsen freue ich mich doch tatsächlich, wenn ich einmal wieder so richtig schocken kann. "Dark Hideout" von Masasumi Kakizaki kommt mit erstaunlich wenig Blut und Gewalt aus. Ist eher ein irrsinniger Psychotrip der alten Schule. Könnte ich mir auch gut als Schwarz-Weiß-Film vorstellen. Ich habe den Einzelband beim ersten Mal – ja, ich hab ihn mittlerweile dreimal gelesen und immer noch etwas Neues gefunden – wahnsinnig schnell durchgehabt. Fasziniert von den wahnhaften, detaillierten Bildern und der abgrundtiefen Geschichte habe ich den Manga gleich am nächsten Tag einem Stammkunden empfohlen, der bei Comics für alle Bereiche offen ist, und durchaus auch mal die härtere, blutigere Gangart bevorzugt.

"Alter, das war ja ganz schön harter Tobak!" musste ich mir einen Tag später anhören. Ist es auch. Dabei gibt es, gerade in der Zombie- und Endzeitschiene zurzeit sicher viel härtere Comics bzw. Romane. "Dark Hideout" braucht nichts davon, um zu schocken. Die alptraumhaften Sequenzen zwischen Wahn und Realität, die sich dem Leser erst nach und nach entschlüsseln und bis zum Ende nicht eindeutig definiert sind, reißen mit Gewalt an den Nerven und hinterlassen das gute Gefühl, mal wieder einen echt genialen Psychothriller gelesen zu haben. Kurz, knackig, sensationelle Bilder und zur Spannung noch die Gänsehaut.

Echt was für (etwas ältere) Mangaleser und absolut auch für Über-den-Tellerrand-Kucker und Thriller Fans.

In Zeiten von literweise Blut, abgetrennten Gliedmaßen, übertriebener Gewalt und endlosen Zombieapokalypsen freue ich mich doch tatsächlich, wenn ich einmal wieder so richtig schocken kann. "Dark Hideout" von Masasumi Kakizaki kommt mit erstaunlich wenig Blut und Gewalt aus. Ist eher ein irrsinniger Psychotrip der alten Schule. Könnte ich mir auch gut als Schwarz-Weiß-Film vorstellen. Ich habe den Einzelband beim ersten Mal – ja, ich hab ihn mittlerweile dreimal gelesen und immer noch etwas Neues gefunden – wahnsinnig schnell durchgehabt. Fasziniert von den wahnhaften,

den ganzen Beitrag lesen…

Lindbergh – Knuddeliges Fantasyabenteuer in hohen Lüften

von am 10. Oktober 2014 Kommentare deaktiviert für Lindbergh – Knuddeliges Fantasyabenteuer in hohen Lüften

LindberghDas erste Kapitel von Ahndongshiks "Lindbergh" war beim diesjährigen Gratis Comic Tag  als Heft, mit immerhin 52 Seiten, dabei. Kurz nach Erscheinen des ersten Bandes der Serie. Bei Comics ist in solchen Fällen oft ein auffälliges Ansteigen der Verkaufszahlen zu registrieren. Bei Manga – zumindest bei uns im Laden – nicht.

Sei es wegen der, bei uns eher langjährig gewachsenen und etwas älteren Stammkundenstruktur und dem fast nicht vorhandenen Anteil von Laufkundschaft oder aus einem Mangel an Reiz, den ein klassischer Comicladen auf ein junges Manga-Publikum ausübt. Auch wenn ich diese Grenze zwischen Manga und Comic absurd und irgendwie sogar als lächerlich empfinde, sie existiert – und mit ihr Scheuklappen auf beiden Seiten. Dabei wäre die Übersetzung von Manga einfach nur Comic. In beide Richtungen ;-).

"Lindbergh" hat viel von einem knuddeligen, abenteuerlichen, phantastischen Comic für Kids, aber auch sehr viel typische Manga Aspekte. Die Welt ist wie eine Mischung aus Kai Meyers "Wolkenvolk", Neil Gaimans "Sternwanderer" und einem der märchenhaften Filme von Hayao Miyazaki die das Studio Ghibli berühmt gemacht haben. Eine tolle, phantastische Welt mit fremdartigen Wesen und traumhaften Landschaften. Ein bisschen "1001" Nacht, ein bisschen "Pandora". Ich könnte mir die Bilder auch sehr gut im Breitwandformat auf der großen Leinwand vorstellen…

PlamoDie Story ist spannend, cool und abenteuerlich. Dabei wechselt sich kindlich naiver Charme mit dem humorigen Flair von "Piraten der Karibik" ab. Im ersten Band erzählt Ahndongshik den Anfang der abenteuerlichen Reisen des kleinen Knit. Aufgewachsen im abgeschirmten Land Eldura kämpft er, in den Fußstapfen seines Vaters, den aussichtslosen Kampf gegen die Willkürherrschaft der Königsfamilie Ornisos. Erst als ein unheimlicher Fremder auf einem monströsen Flugtier auftaucht, erkennt er seine Bestimmung und beginnt seine Reise durch eine Welt der Wunder, weit jenseits der Grenzen seiner kleinen Heimat. Dass auf ihn dabei nicht nur Abenteuer und Spaß warten, sondern auch böse Überraschungen und bittere Erkenntnisse, zeigt sich früh genug…

"Lindbergh" liest sich für den ungeübten Mangaleser vielleicht zuerst ein bisschen holprig. Klar von rechts nach links ist für den Comicleser erst einmal gewöhnungsbedürftig. Comiclesen an sich ist aber auch schon gewöhnungsbedürftig! Versucht es und ihr werdet sehen, nach dem ersten Kapitel ist es völlig normal und die Augen haben sich an den anderen Lesefluss gewöhnt. Ein bisschen komplizierter ist es mit der wesentlich sprunghafteren Erzählweise im Manga. Es wird viel mehr einfach nur eben mal schnell in Bildern gezeigt und weniger ausformuliert, als wir es gewöhnt sind und am Anfang fühlt man sich fast ein bisschen überrollt. In Wirklichkeit wird aber nur auf eine andere Weise mit der sequentiellen Erzählweise gespielt. Manchmal schneller und fast schon überrollend, aber auch daran gewöhnt man sich schnell. Speziell "Lindbergh" ist dabei auch wirklich nicht besonders kompliziert.

Ich finde die Serie einfach nur toll und kann sie jedem ans Herz legen. Ob jung, ob alt, ob Mangaleser oder (noch!) nicht. Die Welt des kleinen Knit mit seinem Freund Plamo ist einfach ein Riesen-Comic-Spaß!

Das erste Kapitel von Ahndongshiks "Lindbergh" war beim diesjährigen Gratis Comic Tag  als Heft, mit immerhin 52 Seiten, dabei. Kurz nach Erscheinen des ersten Bandes der Serie. Bei Comics ist in solchen Fällen oft ein auffälliges Ansteigen der Verkaufszahlen zu registrieren. Bei Manga – zumindest bei uns im Laden – nicht.

Sei es wegen der, bei uns eher langjährig gewachsenen und etwas älteren Stammkundenstruktur und dem fast nicht vorhandenen Anteil von Laufkundschaft oder aus einem Mangel an Reiz,

den ganzen Beitrag lesen…

  • Kategorie: Comics , Manga
  • Kommentare deaktiviert für Lindbergh – Knuddeliges Fantasyabenteuer in hohen Lüften

Todesengel – Vigilantismus auf der Waage

von am 8. Oktober 2014 Kommentare deaktiviert für Todesengel – Vigilantismus auf der Waage

todesengelIch lese ja eigentlich jedes Buch von Andreas Eschbach und bin dabei auch immer gut gefahren. Einige sind für mich sogar echte Highlights. "Todesengel" habe ich lange vor mir hergeschoben, ohne genau zu wissen, warum…

"Todesengel" ist ein echter Eschbach. Im Guten, wie im Schlechten. Ein Triller, der in typischer Eschbach Manier unterschiedliche Seiten und Aspekte beleuchtet, der den Leser zum Nachdenken bringt. Der Mangel an Gerechtigkeit unseres Justitzapparates, die fragwürdige Politik der Samthandschuhe gegenüber Gewaltverbrechern und erhebliche Zweifel an einer potentiellen Abschreckung durch viel zu Milde Urteile, sind nicht nur Inhalt an Stammtischen und bei Rechtspopulisten sondern auch ein ernsthaftes Soziologisches Dilemma bei dem es in Fachkreisen durchaus geteilte Ansichten gibt.

Der Schritt zur Selbstjustiz oder zum Vigilantismus ist im Einzelfall und aus dem Affekt immer wieder in Schlagzeilen der Presse zu lesen. Im Endeffekt ist die kulturell anerkannte Form ja nichts anderes, als die Praxis in (fast) allen Superhelden-Universen. Dabei ist genau dieses Thema natürlich auch immer wieder zentraler Inhalt von Comics und Filmen und spätestens seit Mitte der Achziger mit  "Dark Knight" von Frank Miller (1986) und "Watchmen" von Alan Moore (1986-1987) auch vielfältig diskutiert worden. Der krasseste Film zu diesem Thema ist für mich immer noch "Super" von James Gunn aus dem Jahr 2010.

Und genau an diesem Punkt setzt Andreas Eschbachs Roman ein. Eschbach entwickelt eine Superheldenfigur à la Punisher, die gnadenlos diejenigen richtet, die sich an Schwächeren vergreifen. Dabei ist im Roman die zentrale Figur ein Journalist, der seinerseits getrieben ist, von einem zornig-frustriertem Verlangen nach Gerechtigkeit. In einer irrwitzigen Dynamik treiben sich die beiden Protagonisten gegenseitig an und peitschen mit polemischen Worten und wahnsinnigen Taten die Volks-Seele auf.

Zugegebenermaßen beleuchtet Eschbach die verschiedenen Positionen gewohnt ambivalent. Auch wenn es selten um rasante Action geht, wird der Leser definitiv bei der Stange gehalten und von einem Gefühlsbad ins nächste geschickt. Leider kommt gerade bei diesem Thema ein typisches Merkmal dieses Autors subjektiv besonders stark zum Tragen. Für jemanden, der in Comics und phantastischer Literatur zu Hause ist, bietet der Roman tatsächlich NICHTS Neues und so wird die wirklich gut aufgebaute Geschichte rasch ein wenig langweilig und platt. Natürlich kann ich mich als Comic Shop Guy und Fantasy Buchhändler dabei nicht als Standardleser betrachten, aber diesmal hat mich der Ansatz von Andreas Eschbach, eben doch weiter an der Oberfläche zu bleiben um von einem breiteren Publikum gelesen zu werden, besonders hart getroffen.

Wirklich gut aufgebautes Buch zu einem heiklen Thema aber für "Stammkunden" möglicherweise fast ein bisschen langweilig. Auf jeden Fall aber ein Geschenk für Leute, die man ein bisschen in die Welten der Superhelden und der Phantastik einführen möchte.

Ich lese ja eigentlich jedes Buch von Andreas Eschbach und bin dabei auch immer gut gefahren. Einige sind für mich sogar echte Highlights. "Todesengel" habe ich lange vor mir hergeschoben, ohne genau zu wissen, warum…

"Todesengel" ist ein echter Eschbach. Im Guten, wie im Schlechten. Ein Triller, der in typischer Eschbach Manier unterschiedliche Seiten und Aspekte beleuchtet, der den Leser zum Nachdenken bringt. Der Mangel an Gerechtigkeit unseres Justitzapparates, die fragwürdige Politik der Samthandschuhe gegenüber Gewaltverbrechern und erhebliche Zweifel an einer potentiellen Abschreckung durch viel zu Milde Urteile,

den ganzen Beitrag lesen…

Hexen, Druiden und Schneewittchens Geister

von am 2. Oktober 2014 1 Kommentar

9783608939323"Urban Fantasy" oder "Contemporary Fantasy" hat die klassische "Sword and Sorcery" in den Regalen der Buchhandlungen zu weiten Teilen ersetzt. Dabei stehen aber nicht nur Mainstream und "All Ager" wie Harry Potter oder "Vampirromanzen" wie Biss zum Morgengrauen unter diesen Titeln, sondern auch gut getarnte Schmankerln, die die moderne Fantasy aufwerten und ergänzen. Die Chroniken des Eisernen Druiden von Kevin Hearne, die ich schon beim Erscheinen des ersten Bandes wärmstens empfohlen habe, stellen trotz der unglaublich geschmacklosen Cover der aktuellen Auflage echte Highlights dar. So muss gute Unterhaltung sein. Genügend Humor gepaart mit rasanter Action und sprachlich auch hervorragend ins Deutsche übertragen.

Ins Deutsche übertragen…

Am liebsten ist es mir ja persönlich, wenn ich gleich ein herausragendes Buch aus deutscher Feder vorgesetzt bekomme. Geschieht leider im Fantasy-Bereich nicht allzu oft und die üblichen Verdächtigen halten sich bewusst auch eher im Mainstream auf – was ich verstehen kann und was ja auch nicht unbedingt schlecht sein muss. Wirklich interessante, überraschende und besondere Titel muss man sich entweder erarbeiten oder bekommt durch Zufall einen entsprechend Tipp.

9783943876758Manchmal kommt es aber auch ganz anders: eine email mit dem Inhalt …"vielleicht habt Ihr Lust, eine Lesung mit einer äußerst sympathischen jungen Autorin zu veranstalten, deren äußerst spannender Debütroman gerade erscheint?"… muss man zwischen all den Spam mails und unwichtigen Werbebotschaften erstmal herausfiltern. Und so ist sie mir auch tatsächlich zunächst durch den Spam-Filter gerutscht. Die äußerst sympathischen jungen Autorin hat nachgehakt und ich hab das Buch gelesen. Zuerst skeptisch, dann aber mit viel Spaß und wirklich voller Begeisterung. Witzig, spannend, skurril und sprachlich angenehm mit sehr bewussten Akzenten. Eine Mischung aus "Urban Fantasy" a la Kevin Hearne und der Mythpunk Lyrik einer Catherynne M. Valente. Ein bisschen Neil Gaiman und ein Prise Wahnsinn. Vielleicht noch nicht perfekt aber schon wahnwitzig unterhaltsam und ein Super Erstling, der Lust auf Mehr macht.

"Schneewitchens Geister" von Hanna-Linn Hava muss sich hinter Stapelware sicher nicht verstecken und verdient es, zu einem echten Geheimtipp zu werden – oder besser gar nicht so geheim. Tolles Buch. Lesen!

Frisch aus dem Urlaub zurück mach ich mich jetzt gleich mal an die Planung für ein herbstliches Lese-Event… Vielleicht klappt das mit ihr, ich würde mich auf jeden Fall sehr freuen…

"Urban Fantasy" oder "Contemporary Fantasy" hat die klassische "Sword and Sorcery" in den Regalen der Buchhandlungen zu weiten Teilen ersetzt. Dabei stehen aber nicht nur Mainstream und "All Ager" wie Harry Potter oder "Vampirromanzen" wie Biss zum Morgengrauen unter diesen Titeln, sondern auch gut getarnte Schmankerln, die die moderne Fantasy aufwerten und ergänzen. Die Chroniken des Eisernen Druiden von Kevin Hearne, die ich schon beim Erscheinen des ersten Bandes wärmstens empfohlen habe, stellen trotz der unglaublich geschmacklosen Cover der aktuellen Auflage echte Highlights dar.

den ganzen Beitrag lesen…

Starters

von am 23. September 2014 1 Kommentar

StartersTitel: Starters
Autor: Lissa Price
Verlag: Piper Fantasy

Was für ein Debütroman! Lissa Price schildert eine Welt in nicht all zu ferner Zukunft.  Durch ein mißglücktes genetisches Experiment, starben alle Menschen, die nicht wie Kinder und Jugendliche und Rentner durch eine Impfung geschützt waren.

Inhalt:
Der Teenie Callie, die Hauptperson des Romans kämpft in den Straßen des Großraums Los Angeles mit ihrem jüngeren kränklichen Bruder ums Überleben. In verlassenen Häusern finden sie immer nur eine Bleibe auf Zeit. Obwohl durch ihre Eltern mehr oder weniger gut auf diese Zeit vorbereitet, scheint einzig das Angebot der Body Bank einen Ausweg aus dem Dilemma zu bieten. Callie entschließt sich eines Tages das Angebot anzunehmen, um Geld für sich und ihren Bruder zu verdienen. Die Betreiber der Body Bank haben einen Weg gefunden, den Geist reicher Senioren in den Körper junger Spender zu implantieren, so dass sich diese für die Mietdauer wieder jung fühlen und dem nachgehen können, wozu sie mit ihrem alten Körper nicht mehr in der Lage sind. Der Geist des jungen Besitzers „schläft“ während der Mietzeit.
Mehr zum Inhalt des Buches zu erzählen würde an dieser Stelle zu viel verraten.

Beurteilung:
Ein außergewöhnliches Setting, das die Autorin glaubwürdig darstellt und das einige interessante Wendungen bietet. Alte Menschen in jungen Körpern sind einfach keine junge Menschen in jungen Körpern und sie verhalten sich auch nicht so. So muss Callie, wenn sie wieder Herr über ihren Körper ist, ein ums andere Mal feststellen, dass nicht alles so ist, wie es scheint. Die Tragweite einer solchen Gesellschaft erschließt sich nach und nach, genauso wie die Geschichte mehr und mehr Fahrt aufnimmt. Die Utopie die hier dargestellt wird hat mich tief beeindruckt. Alter hat nichts mit Biologie zu tun, und Machtmissbrauch durch Reichtum und fadenscheinige Gesetze ebenfalls nicht.

Für mich besteht die Faszination an dieser Geschichte in dem Grausen, das zwischen den Zeilen zu lesen ist und weniger in der Geschichte, die sehr geradlinig beschrieben ist. Genauso auch die Amoralität der Reichen und der nicht vorhandene politische Motivation der jungen Bewohner aktiv an diesem Zustand etwas zu ändern.

Wenn die Geschichte an sich die eine oder andere unlogische Stelle aufweist, so überzeugt der erste Band, der auf zwei Bände angelegten Geschichte durch sein Gesamtbild und due klare Sprache und die lebendigen Charaktere.

Für mich ein sehr eindrücklicher Roman, der haften bleibt.

Titel: Starters
Autor: Lissa Price
Verlag: Piper Fantasy

Was für ein Debütroman! Lissa Price schildert eine Welt in nicht all zu ferner Zukunft.  Durch ein mißglücktes genetisches Experiment, starben alle Menschen, die nicht wie Kinder und Jugendliche und Rentner durch eine Impfung geschützt waren.

Inhalt:
Der Teenie Callie, die Hauptperson des Romans kämpft in den Straßen des Großraums Los Angeles mit ihrem jüngeren kränklichen Bruder ums Überleben. In verlassenen Häusern finden sie immer nur eine Bleibe auf Zeit.

den ganzen Beitrag lesen…

Lovecraft ganz ohne Tentakelmonster

von am 19. September 2014 2 Kommentare

Der Vollständigkeit halber und als bekennender Lovecraft-Fan, ist es wohl an der Zeit, eine kurze Vorstellung dieser zwei Sammlungen nachzureichen.

Nach der zweibändigen CHRONIK DES CTHULHU-MYTHOS folgten vergangenen Dezember mit DIE LAUERNDE FURCHT und DER SILBERNE SCHLÜSSEL Lovecrafts restliche fantastische Werke. Im selben Stil wie die Chronik gehalten liegt nun das gesamte unheimlich-fantastische Werk des „Einsiedlers aus Providence“ in einer hochwertigen Ausgabe vor. Eine günstige Alternative zu den edlen Hardcover-Ausgaben aus H. P. LOVECRAFTS BIBLIOTHEK DES SCHRECKENS. Zudem ergänzt durch den vollständigen Sonnet-Zyklus „Fungi from Yuggoth (nachgedichtet von Michael Siefener) und einer Auswahl von Geschichten, die Lovecraft in seiner Kindheit schrieb (und zwei seiner Parodien).

Über Sinn und Unsinn der „Bonusgeschichten“ kann natürlich gestritten werden. Qualitativ schwankend, sicher. Aber nicht uninteressant, wenn man Lovecrafts Entwicklung als Autor nachvollziehen will.

Anders als in der CHRONIK DES CTHULHU-MYTHOS wird hier auf Dr. Marco Frenschkowskis Einleitungen verzichtet. Bei den Lesern fielen diese wohl größtenteils durch. Sehr bedauerlich. Dr. Frenschkowskis Worte zu den verschiedenen Geschichten sind fundiert und erhellend. Nichtsdestotrotz stellen diese beiden Bücher zusammen mit der Chronik eine lohnende Anschaffung für alle Lovecraft-Fans und solche, die es werden wollen dar!

Im November folgt dann wieder das Sternengezücht um den Großen Cthulhu. Passend zum Design der vier Lovecraft-Sammelbände erscheint beim Festa Verlag Steven Jones’ Anthologie „Shadows over Innsmouth“. Hier werden Mythos-Geschichten präsentiert, die sich insbesondere mit Lovecrafts heruntergekommener Stadt an der Küste Neu Englands befassen. Der Band ist vor einigen Jahren schon in einer sehr stark limitierten Auflage beim Basilisk Verlag unter dem Titel INNSMOUTH – EIN REISEFÜHRER erschienen. Der Band präsentiert 17 Geschichten die fast alle erstklassig sind. Eröffnet wird das ganze natürlich von Lovecrafts „Der Schatten über Innsmouth“. Zu den versammelten Autoren gehören u. a. Kim Newman, Ramsey Campbell und Neil Gaiman.

Der Vollständigkeit halber und als bekennender Lovecraft-Fan, ist es wohl an der Zeit, eine kurze Vorstellung dieser zwei Sammlungen nachzureichen.

Nach der zweibändigen CHRONIK DES CTHULHU-MYTHOS folgten vergangenen Dezember mit DIE LAUERNDE FURCHT und DER SILBERNE SCHLÜSSEL Lovecrafts restliche fantastische Werke. Im selben Stil wie die Chronik gehalten liegt nun das gesamte unheimlich-fantastische Werk des „Einsiedlers aus Providence“ in einer hochwertigen Ausgabe vor. Eine günstige Alternative zu den edlen Hardcover-Ausgaben aus H. P.

den ganzen Beitrag lesen…

King of Tokyo

von am 16. September 2014 Kommentare deaktiviert für King of Tokyo

King of Tokyo (Heidelberger Spieleverlag 2011)Metadaten

Verlag: Heidelberger Spieleverlag (2013)
Autor: Richard Garfield
Kategorie: Monster-Würfel-Spiel
Spieler: 2-6

Das Spiel

Spielziel: Das ruhmreichste Monster zu werden – oder das einzige noch lebende Monster.
Das Gemeine: Ist man auf Ruhm aus, geht das sehr schnell ans Leben.
Spielablauf: Jeder Spieler spielt ein zunächst ruhmloses Monster. Ist er am Zug wirft der Spieler 6 Würfel. Er kann beliebige Würfel liegenlassen und zweimal die übrigen nachwürfeln. Die liegengelassenen Würfel sind dabei nicht "eingefroren", man kann also beim zweiten Mal auch die ursprünglich liegengelassenen nachwürfeln. Das Ergebnis aller Würfel nach dem letzten Wurf ist das Endergebnis. Auf jedem Würfel gibt es die Zahlen 1 bis 3, ein Angriffssymbol, ein Heilsymbol und ein Energiesymbol. Enthält das Endergebnis mindestens dreimal dieselbe Zahl erhält der Spieler eine entsprechende Anzahl Ruhmpunkte. Mit Angriff macht er je gewürfeltem Symbol einen Schaden, mit Heilen heilt er je Symbol einen Schaden, mit Energie erhält er je Symbol einen Energiepunkt. Die Energiepunkte kann er in Karten investieren, die Ruhmpunkte oder sonstige Boni bringen und/oder den Mitmonstern schaden.
Soweit, so einfach. Das Spiel heißt aber nicht umsonst King of Tokyo. Es gibt nämlich noch ein kleines Spielbrett, das Tokyo darstellt. Ein Monster auf diesem Brett, sprich: in Tokyo, erhält allein dafür, dass es dort unterwegs ist, Ruhmpunkte. Natürlich würde schon deshalb kein Monster ein anderes Monster neben sich in Tokyo dulden – allenfalls in Tokyo-Bay, dazu später. Daher kann dort auch immer nur ein einziges Monster stehen. Dieses kann zwar alle Monster draußen gleichzeitig angreifen (die gewürfelten Schadenspunkte gelten für alle Mitmonster außerhalb Tokyos), sich aber durch die DauerAction beim Rumtoben nicht heilen (die Heilsymbole gelten einfach nicht). Die Monster draußen dagegen greifen nur dieses eine Monster an (die gewürfelten Schadenspunkte gelten nur für das Tokyo-Monster). Wenn’s dem Tokyo-Monster zu brenzlig wird, kann es sich aus Tokyo zurückziehen und dem aktuellen Angreifer die Stadt überlassen.
Bei mehr als vier aktiven Monstern, kann ein zweites Monster in Tokyo-Bay wüten. Es ist ebenfalls ein Tokyo-Monster mit allen Vor- und Nachteilen und "kooperiert" mit dem anderen Tokyo-Monster. Sobald allerdings nur noch vier oder weniger Monster im Spiel sind, kann es nur noch ein Tokyo-Monster geben.
Spielende: Sobald ein Monster 20 Ruhmpunkte erreicht hat, endet das Spiel sofort. Ebenso endet das Spiel sofort, wenn alle anderen Monster vernichtet wurden, indem sie alle Lebenspunkte verloren haben. Dabei ist egal ob der Sieger sich gerade in Tokyo befindet oder nicht.

Beachtens- und Bemerkenswertes:

Der Reiz: Kniffel mit Monstern. Es ist natürlich sehr viel Glück im Spiel, aber man kann durch taktisches Nachwürfeln und Investieren von Energiepunkten schon recht gut Einfluss nehmen.
Monster: Die sind trashig. Vom klassischen Godzilla-Saurier über den wohl verirrten KingKong-Abklatsch bis zum robotersteuernden CyberBunny stehen nerdig-trashige Monstervarianten zur Verfügung. Eventuell sollte man sich die Wahl seines Monsters genau überlegen, denn derjenige Spieler beginnt das Spiel, der am meisten Ähnlichkeit mit seinem Monster hat 🙂 Naja, da gibt es sicher auch fairere Methoden.
Gewinnmöglichkeiten: Schön ist, dass man nicht auf Tokyo fixiert sein muss, sondern sich auch durch Würfeln und Karten ganz gut an die Siegbedingungen heranarbeiten kann.
Spielbalance: Manche relativ günstige Karten sind teils schon arg mächtig und umgekehrt. Da ließe sich sicher noch was verbessern. Man sollte da eher mit Humor rangehen.
Erweiterungen: Power Up! bringt unter anderem individuelle Evolutionskarten für jedes einzelne Monster. Das treibt den Trash-Faktor weiter in die Höhe und macht die Monster noch "persönlicher", wenn z.B. die Evolutionen des tentakelbewehrten Kraken doch verdächtig cthuloid daherkommen. Halloween bringt thematisch passend zwei Halloween-Monster mit Evolutionen und Karten mit Halloween-Kostümen, die man für Energiepunkte kaufen kann und die natürlich ebenfalls Boni bringen – nette Ideen aber definitiv kein Muss. Voraussichtlich im Oktober 2014 kommt der Nachfolger King of New York raus. Mal sehen.

Metadaten

Verlag: Heidelberger Spieleverlag (2013)
Autor: Richard Garfield
Kategorie: Monster-Würfel-Spiel
Spieler: 2-6

Das Spiel

Spielziel: Das ruhmreichste Monster zu werden – oder das einzige noch lebende Monster.
Das Gemeine: Ist man auf Ruhm aus, geht das sehr schnell ans Leben.
Spielablauf: Jeder Spieler spielt ein zunächst ruhmloses Monster. Ist er am Zug wirft der Spieler 6 Würfel. Er kann beliebige Würfel liegenlassen und zweimal die übrigen nachwürfeln. Die liegengelassenen Würfel sind dabei nicht "eingefroren",

den ganzen Beitrag lesen…

Killer aus dem Eis

von am 13. September 2014 Kommentare deaktiviert für Killer aus dem Eis

Killer aus dem EisTitel: Killer aus dem Eis (Liege Killer)
SerienZyklentitel: Paratwa-Trilogie (Paratwa-Saga)
Autor: Christopher Hinz
Verlag, Nummer: Heyne 5641  (Folgebände:)

update: Die Bände sind leider auf deutsch nicht mehr lieferbar, die englischen Originale jedoch schon.

Dieser Roman ist der erste Band der Paratwa-Trilogie des bisher den deutschen Lesern unbekannten amerikanischen Autors, der leider erst mit zehnjähriger Verspätung übersetzt wurde. Das eigenwillige Umschlagbild wird erst durch die Lektüre verständlich, schreckt aber wohl eher ab, als daß es zum Kauf animiert. Auch die Inhaltsangabe überzeugt nicht so recht, und somit kam ich mehr zufällig dazu, dieses Buch zu lesen. Allerdings habe ich dann sofort die beiden auch recht umfangreichen Folgebände verschlungen.

Inhalt:
Die durch apokalyptische Kriege, rücksichtslose Profitgier und industrielle Ausbeutung total verseuchte und völlig lebensfeindliche Erde hat die überlebenden Menschen vor mehr als 200 Jahren gezwungen, in riesige Orbitalstationen zu flüchten. Die furchtbaren Erfahrungen der Endzeit haben bewirkt, daß der Umgang mit der Technik sehr besonnen gehandhabt wird. Aber nach vielen Generationen des Friedens und sehr reglementierten Fortschritts werden die Forderungen bestimmter politischer Gruppierungen nach Freigabe des alten Wissens immer lauter. Von einem Schmugglerteam der Costeaus, einer Paria-Kaste der Menschheit, dessen Auftraggeber unbekannt sind, wird ein Paratwa aus der Stasis geholt. Dieses gentechnisch geklonte Killerwesen aus der kriegerischen Vergangenheit der Erde besteht aus zwei mit übermenschlichen Reflexen ausgestatteten Superwesen, die geistig und gefühlsmäßig direkt miteinander kommunizieren. Sie morden gnadenlos und scheinbar wahllos. Wer unter den seit Bestehen der Weltraumzentren dort in Frieden lebenden Menschen soll sich diesem unbesiegbaren Überwesen entgegenstellen ?

Beurteilung:
Der Inhalt klingt in dieser Kurzfassung ein wenig nach einer Superman-Version, aber der Roman ist weit davon entfernt. Obwohl die innere und äußere Spannung sehr ausgeprägt ist, harte und aktionsgeladene Passagen beklemmende Dichte erreichen, entfaltet der Autor dennoch bestürzend realistisch und mit genialer Detailfreude das glaubhafte Panorama einer zukünftigen Welt vor dem faszinierten Leser. Das konsequente aber auch überraschend vielfältige Fortdenken kultureller, sozialer und religiöser Aspekte, des gesamten zwischenmenschlichen Bereichs, frappiert immer wieder. Als kleiner Beleg hierfür sei eine Eigenheit der Costeaus genannt, deren einzelne Clans “Duftbeutel” tragen, die diverse unangenehme Gerüche verbreiten, um nur ein Beispiel für die facettenreiche Subkultur dieser Paria-Schicht zu bringen. Auch die technische Umwelt und ihre Bereiche werden oft mehr als nur angedeutet. Besonders visionär erscheint die Fortführung des Machbaren im Computerbereich: denkbare Vernetzungen und Manipulationen erschrecken und faszinieren zugleich. Eine neue skrupellose Massenkirche nutzt das latente nostalgische Verlangen nach den Wurzeln der menschlichen Wiege, der verlorenen Erde, für ihre undurchsichtigen Zwecke. Überhaupt werden die politischen Strömungen und Machtspiele widerstreitender Interessen sehr genau durchleuchtet. Der erbarmungslose Endkampf mit dem Paratwa ist von großartiger Rasanz.

Fazit:
Schon der Auftaktband der Trilogie lohnt sich für etwas anspruchsvollere und nicht nur auf Action festgelegte Leser sehr. Stück für Stück wird das intrigante Netzwerk der Paratwas enthüllt, mit dem sie die Menschheit zu unterjochen suchen, ihre Schöpfer aus kurzsichtigem Eigennutz. Diese Superwesen, mit ihrer Langlebigkeit und Überlegenheit auf nahezu jedem Gebiet, lassen den Homo Sapiens wie den Zauberlehrling aussehen, der die Geister, die er rief, nicht mehr beherrschen kann.

Titel: Killer aus dem Eis (Liege Killer)
SerienZyklentitel: Paratwa-Trilogie (Paratwa-Saga)
Autor: Christopher Hinz
Verlag, Nummer: Heyne 5641  (Folgebände:)

update: Die Bände sind leider auf deutsch nicht mehr lieferbar, die englischen Originale jedoch schon.

Dieser Roman ist der erste Band der Paratwa-Trilogie des bisher den deutschen Lesern unbekannten amerikanischen Autors, der leider erst mit zehnjähriger Verspätung übersetzt wurde. Das eigenwillige Umschlagbild wird erst durch die Lektüre verständlich, schreckt aber wohl eher ab, als daß es zum Kauf animiert.

den ganzen Beitrag lesen…

Die Insel der besonderen Kinder

von am 12. September 2014 2 Kommentare

inselRansom Riggs
DIE INSEL DER BESONDEREN KINDER. Roman.
Aus dem Amerikanischen von Silvia Kinkel
(Miss Peregrine’s Home for Peculiar Children / 2011)
München, Pan, 2011, 416 S.
ISBN 978-3-426-28368-4 / 16,99 Euro
Auch als Taschenbuch erhältlich:
München, Knaur, 2013, 416 S.
ISBN 978-4-426-51057-5 / 6,90 Euro

Das Beste an dem seit einiger Zeit kursierenden Schlagwort von der »All Age«-Literatur ist, dass man seither auch in fortgeschrittenem Lesealter zu diesen Büchern greifen kann, ohne so alberne Entschuldigungen wie »Ich möchte einmal prüfen, ob das für die Enkelkinder geeignet ist« gebrauchen zu müssen. Im schlimmsten Fall ist das Buch dann halt auch nur das: Für die Enkelkinder geeignet.
Manchmal jedoch stößt man auf ein Werk, das sich einem öffnet wie eine Schachtel voller alter, vergilbter Schwarzweiß-Fotos. Man blättert die Seiten um und hat dabei das Gefühl, mit jedem neuen Bild einer zwar längst vergangenen, aber bis heute immer noch wirksamen Magie zu erliegen. So geschehen bei der Lektüre von DIE INSEL DER BESONDEREN KINDER des amerikanischen Drehbuchschreibers Ransom Riggs.
Jacob Portman ist Fünfzehn und führt mit seinen wohlhabenden Eltern ein einigermaßen langweiliges Leben in Florida – bis zu dem Tag, an dem er mit ansehen muss, wie sein Großvater von einem Monster getötet wird. Ausgerechnet der von Jacob über alles geliebte Grandpa Abraham, der in jungen Jahren als Einziger seiner Familie den Nazi entkam – und, wie der unvergleichliche Erzähler unheimlicher Geschichten immer wieder beteuerte, den »Monstern«!
Die örtliche Polizei glaubt allerdings nicht an solche Spinnereien, oder gar an »Monster«, und gibt die Schuld einem Rudel verwilderter Hunde. Für Jacob beginnt eine Zeit des Zweifels, des Leidens und der Desorientierung. Denn in den, mit alten Fotos »belegten« Erzählungen von Abraham kamen immer wieder zwei Motive vor: eine paradiesische Insel voller ganz »spezieller« Kinder und jene Monster, die er von dort fernhalten und bekämpfen musste. Allerdings hatte Jacob in den letzten Jahren seinem Großvater nicht mehr geglaubt und diese Geschichten schlicht für Märchen und die Bilder für schlechte Fälschungen gehalten.
Um das schreckliche Geschehen zu verarbeiten, reist Jacob schließlich (auch auf Anraten seines Psychiaters) auf jene kleine Insel vor der walisischen Küste, auf der das Waisenhaus stand, in dem der junge Abraham Zuflucht vor dem Holocaust fand und eine glückliche Zeit zwischen ganz besonderen Kindern verlebte.
Dort angekommen, findet Jacob nur noch eine ausgebombte Ruine vor, die von den Inselbewohnern als Spukhaus bezeichnet und furchtsam gemieden wird. Alles Suchen und Stöbern in den verfallenen Resten ist vergeblich, außer weiteren alten Fotos gibt es keinerlei Hinweise mehr darauf, wer vor dem September 1940 (als die Bombe auf das Haus fiel) hier gelebt hatte. Erst als er kurz vor seiner Abreise ein vorzeitliches Steingrab erkundet, macht Jacob die entscheidende Entdeckung – vielleicht hatten die Geschichten seines Großvaters doch einen wahren Kern …
Für einen echten Entwicklungsroman ist der Handlungszeitraum von etwas mehr als einem Jahr zu kurz, dafür ist die Beschreibung der widersprüchlichen Gefühle, der Zerrissenheit der eigenen Persönlichkeit an der Schwelle vom Kind zum jungen Erwachsenen aber außergewöhnlich gut gelungen.
Ransom Briggs hat mit DIE INSEL DER BESONDEREN KINDER einen berührenden, zartfühlenden, unheimlichen und spannenden Roman verfasst, der auch erfahrene Leser zu fesseln versteht und trotz seiner Ansiedlung in der Gegenwart und seiner sehr modernen Sprache zwischen den Zeilen (und vor allem durch die vielen Bildbeigaben) ein leicht melancholisches Gefühl von Nostalgie zu vermitteln weiß.
Ach, und bevor ich es vergesse: für die Enkelkinder ist das Buch auch hervorragend geeignet.

Horst Illmer

Ransom Riggs
DIE INSEL DER BESONDEREN KINDER. Roman.
Aus dem Amerikanischen von Silvia Kinkel
(Miss Peregrine’s Home for Peculiar Children / 2011)
München, Pan, 2011, 416 S.
ISBN 978-3-426-28368-4 / 16,99 Euro
Auch als Taschenbuch erhältlich:
München, Knaur, 2013, 416 S.
ISBN 978-4-426-51057-5 / 6,90 Euro

Das Beste an dem seit einiger Zeit kursierenden Schlagwort von der »All Age«-Literatur ist, dass man seither auch in fortgeschrittenem Lesealter zu diesen Büchern greifen kann,

den ganzen Beitrag lesen…

Signieraktion mit DC und Marvel Zeichner Alessandro Vitti

von am 3. September 2014 1 Kommentar

AAlessandro Vitti Headshotm Donnerstag, 11.09.14 von ca 16.00 bis ca 18.30 haben wir wieder einen internationalen Zeichner zu Gast für euch . In den Staaten hat er für beide großen Verlage gearbeitet. Ganz aktuell erscheint jetzt bei Panini der dritte Paperback der "Red Lanterns", bei dem die Zeichnungen aus seiner Feder stammen:

Alessandro Vitti

…wurde am 19.10.1978 in Taranto im südlichen Italien gebovittiren.
Das Zeichnen für international anerkannte Verlage gehört schon seit Kindestagen zu seinen großen Träumen. 2001 markierte den Beginn seiner Karriere, zunächst für den italienischen Markt, wo Vitti Serien wie z.B. "Brendon" und "Saguaro" für Sergio Bonelli Editore betreute. Seit 2007 arbeitet Alessandro auch für den internationalen Markt, zuerst für Jonathan Hickman´s "Secret Warriors". gefolgt von der Miniserie "Captain America & Hawkeye". Marvel ließ ihn ebenfalls einige Einzelhefte für Serie wie "Dark Wolverine", "Doctor Voodoo: Avenger of the Supernatural", "Fear Itself: The Home Front". sowie jüngst "Avengers Arena" oder den One-Shot "Marvel Zombies: Halloween" illustrieren. 2012 veröffentlichte Vitti "Red Dread", eine Kooperation mit dem Schreiber Matteo Strukul, im Eigenverlag Lateral Publish. Danach führte ihn sein Weg zu DC Comics, wo er seit 2013 zusammen mit dem Autor Charles Seoule die monatlichen Abenteuer der "Red Lanterns" in Szene setzt. Zu seinen zahlreichen Hobbies gehört neben seiner Familie, Filme im Allgemeinen und Comics, egal ob US, französische, japanische oder italienische. Alle Comics, die ihm gefallen werden auch umgehend gekauft, weil er sich selbst nicht nur als Sammler, sondern auch als Leser sieht!
Momentan lebt Alessandro in Reggio nell´Emilia, in der Region Emilia Romagna in Norditalien..

Liste der Comic-Veröffentlichungen von Alessandro Vitti:

Deutsch
-Secret Warriors Sonderband Nr. 2 & 4 – 5
-The Siege: Die Helden von Siege Sonderband Nr. 1
-X-Men Sonderband: X-Campus
-Daken – Dark Wolverine Sonderband Nr. 4
-Green Lantern Nr. 27
-Red Lanterns Sonderband Nr. 4

US-Ausgaben
-Avengers Arena Nr. 4 & 7 (auch gesammelt im Tradepaperback Volume 2 "Game On")
-Broken Trinity: Pandora´s Box Nr. 1 – 3 (auch gesammelt im Tradepaperback "Broken Trinity Volume 2: Pandora´s Box")
-Captain America & Hawkeye Nr. 629 – 632 (auch gesammelt im Tradepaperback Volume 14)
-Daken: Dark Wolverine Nr. 20 (auch enthalten im Hardcover Volume 4 "No more Heroes")
-Doctor Voodoo: Avengers of the Supernatural Nr. 4 (auch enthalten im Tradepaperback "Dr. Voodoo: Avengers of the Supernatural")
-Fear Itself: The Home Front Nr. 5 – 7 (auch gesammelt im Tradepaperback und Hardcover "Fear Itself: The Home Front")
-Green Lantern/Red Lanterns Nr. 28
-Marvel Zombies Halloween Nr. 1
-Red Lanterns Nr. 21 – 25 & 27 – 31 & 33 (auch gesammelt im Tradepaperback Volume 4 "Blood Brothers")
-Secret Warriors Nr. 7 – 10 & 17 – 19 & 21 – 28 (Nr. 7 – 10 auch enthalten im Tradepaperback und Hardcover Volume 2 "God of Fear, God of War", Nr. 17 – 19 auch  enthalten im Tradepaperback und Hardcover Volume 4 "Last Ride of the Howling Commandos", Nr. 21 – 24 auch enthalten im Tradepaperback und Hardcover Volume 5 "Night", Nr. 25 – 28 auch enthalten im Tradepaperback und Hardcover Volume 6 "Wheels within Wheels". Alle Ausgaben zusammen sind auch im Secret Warriors Omnibus enthalten!)
-Siege: Secret Warriors Nr. 1 (auch enthalten im Secret Warriors Omnibus, sowie im Tradepaperback und Hardcover Volume 4 "Last Ride of the Howling Commandos", sowie im Tradepaperback und Hardcover "Siege: Battlefield")
-X-Campus Nr. 2 & 4 (auch enthalten im Tradepaperback "X-Campus")

Am Donnerstag, 11.09.14 von ca 16.00 bis ca 18.30 haben wir wieder einen internationalen Zeichner zu Gast für euch . In den Staaten hat er für beide großen Verlage gearbeitet. Ganz aktuell erscheint jetzt bei Panini der dritte Paperback der "Red Lanterns", bei dem die Zeichnungen aus seiner Feder stammen:

Alessandro Vitti

…wurde am 19.10.1978 in Taranto im südlichen Italien geboren.
Das Zeichnen für international anerkannte Verlage gehört schon seit Kindestagen zu seinen großen Träumen.

den ganzen Beitrag lesen…

Der unmögliche Roman

von am 31. August 2014 Kommentare deaktiviert für Der unmögliche Roman

UnmöglicheRoman

Zoran Zivkovic
DER UNMÖGLICHE ROMAN.
Aus dem Serbischen von Margit Jugo und Astrid Philippsen
Köln, DuMont, 2011, 480 S.
ISBN 978-3-8321-9615-8

Inhalt:
Zeitgeschenke (Vremenski Darovi /1997) 4 Geschichten
Unmögliche Begegnungen (Nemoguci Susreti / 2000) 6 Geschichten
Sieben Berührungen der Musik (Sedam Dorida Muzike / 2001) 7 Geschichten
Die Bibliothek (Biblioteka / 2002) 6 Geschichten
Schritte durch den Nebel (Koraci Kroz Maglu /2003) 5 Geschichten

Bei der Durchsicht meiner während der sich aus diversen Gründen in die Länge ziehenden Lektüre von Zivkovics UNMÖGLICHEM ROMAN niedergeschriebenen Notizen fielen mir zwei Dinge auf: erstens hätte ich auf keine der insgesamt 28 Kurzgeschichten verzichten mögen und zweitens hatten sich über die Wochen und Monate hinweg einige davon so deutlich ins Gedächtnis eingeprägt, dass ich durchaus von „Lieblingsgeschichten“ sprechen möchte. Damit wird vielleicht auch deutlicher, worin die vielen Stärken (und die wenigen, ja, Schwächen mag man’s kaum nennen) des Buches liegen – in seiner fast paradoxen „geschlossenen Disparatheit“.
Der deutsche Verlag von DER UNMÖGLICHE ROMAN macht etwas für Leser eigentlich sehr Unschönes: Er bastelt aus gleich fünf, im serbischen Original zwischen 1997 und 2003 erschienenen, Story-Sammlungen ein Buch, welches im Titel die Gattungsbezeichnung „Roman“ führt. Das zeugt entweder von ordentlicher Chuzpe oder großem Leichtsinn – einfacher macht es die Entscheidung, gerade dieses Buch zu kaufen und zu lesen jedenfalls nicht. Dafür erhält der Mutige eine Belohnung wie sie nur die besten Erzähler ihrem aufmerksamen Publikum bescheren – Geschichten, die im Gedächtnis bleiben und in ihrer Langzeitwirkung tatsächlich eine Bereicherung des Wissens- und Erfahrungsschatzes jedes Einzelnen mit sich bringen.
Wer also alle „Hürden“ überwunden hat und sich auf das Abenteuer des „unmöglichen Romans“ einlässt, stößt schon auf der ersten Seite der ersten Erzählung („Der Astronom“) auf etwas, das alle Texte der vorliegenden Sammlung auszeichnet: auf eine Sprache (und ich vermute einmal, dass dies auch im serbischen Original so ist, nicht nur in der großartigen Übersetzung von Margit Jugo und Astrid Philippsen), die man einfach nur als „gepflegt“ bezeichnen kann.
Natürlich hilft es, dass eigentlich alle Figuren wahre Stoiker sind und „Action“ oder selbst „Eile“ aus den beschriebenen Handlungen zum Großteil verbannt sind. Aber auch wenn sich die Geschehnisse oft in Räumen von unterschiedlicher Größe (von der Folterkammer bis zur „Großen Bibliothek“) abspielen, ist das noch keine wirkliche Erklärung für die Faszination, die Zivkovics Stil entwickelt. Vielmehr scheint es so zu sein, dass der „heimliche Held“ dieser Geschichten – die Zeit – Größe und Unüberwindlichkeit gerade in der Ausformulierung von Sätzen zeigt, in denen eine absolute Beherrschung der Sprache erkennbar wird.
Es ist also ein Genuss, diese Geschichten zu lesen – und es ist ein Genuss, wie sich die einzelnen Szenarien vor dem inneren Auge öffnen und die Teilhabe an Geschehnissen ermöglichen, die (nach der Logik des Textes) jedem von uns jederzeit passieren könnten. Bis eben auf jenes winzige Moment des Phantastischen, das, teilweise nur in einem Wort, einem Satz oder einer Andeutung (die auch ganz anders ausgelegt werden könnte), in diese Jedermanns-Geschichten einbricht und ihnen ihren ganz speziellen „Geschmack“ verleiht.
Wenn zum Beispiel einer der namenlosen Ich-Erzähler (der, wenn er denn tatsächlich als Alter Ego des Autors angelegt ist, einige Dutzend Inkarnationen durchmacht) in „Die Nachtbibliothek“ vom Bibliothekar sein „Lebensbuch“ vorgelegt bekommt, ist es nicht so sehr die Vorstellung, dass es eine Institution gibt, die alles über uns weiß (und sammelt), die zur Verstörung führt, sondern der im Vorraum eingeschlossene Regenschirm, der nach der überstürzten Flucht aus den Bibliotheksräumen dem nun vor den (auf immer?) verschlossenen Türen Stehenden gut sichtbar zeigt, dass dieses unmögliche Ereignis kein (Alp-)Traum war.

Zoran Zivkovic hat sich mit seinen Erzählungen weltweit ein treues Publikum erobert, und dass dies in Deutschland noch nicht so ist, liegt sicherlich an der hierzulande oftmals gepflegten, zumeist ungerechtfertigten Bevorzugung des Romans gegenüber der Kurzgeschichte. Dabei vermögen es solch herausragende Schriftsteller wie Zivkovic in seinem UNMÖGLICHEN ROMAN, die Ideenkeime zu gleich 28 mehr oder weniger langen Gedankenspielen auszusäen und zum Erblühen zu bringen.
Dieses Buch birgt 28 Chancen in sich, eines ihrer Lieblingsbücher zu werden – geben Sie ihm wenigstens eine!

Horst Illmer

Zoran Zivkovic
DER UNMÖGLICHE ROMAN.
Aus dem Serbischen von Margit Jugo und Astrid Philippsen
Köln, DuMont, 2011, 480 S.
ISBN 978-3-8321-9615-8

Inhalt:
Zeitgeschenke (Vremenski Darovi /1997) 4 Geschichten
Unmögliche Begegnungen (Nemoguci Susreti / 2000) 6 Geschichten
Sieben Berührungen der Musik (Sedam Dorida Muzike / 2001) 7 Geschichten
Die Bibliothek (Biblioteka / 2002) 6 Geschichten
Schritte durch den Nebel (Koraci Kroz Maglu /2003) 5 Geschichten

Bei der Durchsicht meiner während der sich aus diversen Gründen in die Länge ziehenden Lektüre von Zivkovics UNMÖGLICHEM ROMAN niedergeschriebenen Notizen fielen mir zwei Dinge auf: erstens hätte ich auf keine der insgesamt 28 Kurzgeschichten verzichten mögen und zweitens hatten sich über die Wochen und Monate hinweg einige davon so deutlich ins Gedächtnis eingeprägt,

den ganzen Beitrag lesen…

Sommer der Drachen

von am 29. August 2014 Kommentare deaktiviert für Sommer der Drachen

der_sommer_der_drachen-9783426701645_xxlTitel: Sommer der Drachen (Dragon Weather Teil1)
SerienZyklentitel: Die Obsidian Chroniken  (Obsidian Chronicles)
Autor: Lawrence Watt-Evans
Verlag, Nummer: Knaur 70164 (Folgebände: 70165, 70166, 70167)

update: Die Obsidian Chronken sind in der deutschen Ausgabe geteilt. Die bei Knaur erschienenen und heute vergriffenen vier Bände beinhalten also nur die ersten zwei Bände der Trilogie. Der dritte Band "Dragon Venom" ist im Deutschen bisher nicht erschienen.  Eine Neuauflage und Fortsetzung ist derzeit bei keinem deutschen Verlag geplant. Deswegen mein Tipp: Englisch lesen…

Als ich dieses Buch, das ich mir schon lange vor seinem Erscheinen, des Autors wegen, vorgemerkt hatte, endlich in den Händen hielt, war meine Vorfreude auf gute Fantasy-Unterhaltung ziemlich groß. Als alter Leser hatte ich seine vorhergehenden leider lange vergriffenen Werke schon alle gelesen (siehe Fußnote) und ich kann vorwegnehmen, dass ich auch bei diesem Roman voll auf meine Kosten gekommen bin.

Inhalt:
Das friedliche Bergdorf Obsidian wird von bösartigen Drachen zerstört, die von dem plötzlichen und unprovozierten Angriff überraschten Bewohner werden niedergemetzelt. Als einziger überlebt, durch eine glückliche Fügung, der junge Arlian den heimtückischen Überfall der Bestien. Von einer Bande gnadenloser Plünderer wird er entdeckt und als Sklave an einen Bergwerksbesitzer verkauft. Nur der unbeugsame Wille, sich an den Mördern seiner Familie zu rächen, hält ihn in seiner verzweifelten Lage am Leben. Aber das scheint ein aussichtsloses Unterfangen zu sein. Soviel zur Ausgangslage der Erzählung sei verraten. Mehr vom Inhalt zu vorzustellen, wie es leider der Klappentext tut, wäre schade.

Beurteilung:
Der linear und schnörkellos geschriebene Roman wird ausnehmend spannend und farbig erzählt. Der Autor schafft es beinahe mühelos, den Leser in die Geschichte hineinzuversetzen und ihn die bitteren Niederlagen und glücklichen Wendungen mit großer Anteilnahme miterleben zu lassen. Die Sprache ist ohne Pathos, zum Teil fast nüchtern, und trotzdem – oder vielleicht auch gerade deswegen – erzielt der Autor mit ihr große Wirkung. Der Ton ist meist ernst, nur an wenigen Stellen blitzt, dann aber umso unerwarteter, ein Funken Humor auf, aber meist unterschwellig und nie derb. So erfährt der Leser zum Beispiel mit heimlicher Freude, wie einer seiner Peiniger dem Flüchtling unfreiwillig zu einem größeren Geldbetrag verhilft. Auch die Nebenrollen sind farbig und komplex gezeichnet. Als Beleg hierfür sei die Szene zitiert, in der der brutale Wächter „Bluthand“ im Bergwerk erklärt, warum er am Anfang seines Dienstes einen Sklaven zu Tode geprügelt hat (Seite 103). Sicher, die Erklärung, daß er jung und verängstigt war, entschuldigt nicht sein unmenschliches Handeln, aber es erklärt zumindest, warum er diese Grausamkeit beging. Auseinandersetzungen und Kämpfe werden durchgehend glaubhaft dargestellt, ohne Pathos oder Glorifizierung, eher sachlich und immer nachvollziehbar. Eine längere, sehr harte Passage in einem Bordell, das zum Zufluchtsort des Helden wird, wirkt erträglicher durch die immer noch vorhandene Lebensfreude der auf ganz besonders niederträchtige Art an einer Flucht gehinderten Frauen.
Am Ende dieser ersten Erzählung merkt der Leser, daß mit diesem Band eigentlich erst die Ausgangslage für den folgenden Roman geschaffen wurde, der stärkeren Tiefgang verspricht. Und die Hoffnung auf größeres Potential des Folgebandes, den ich inzwischen auch schon verschlungen habe, übrigens in einer Nacht, ist voll gerechtfertigt. Die Steigerung ist unverkennbar.

Fazit:
„Sommer der Drachen“ ist ein ausgesprochen spannend geschriebenes Werk, das zum emotionalen Mitgehen zwingt. Die Aussage im Klappentext über Watt-Evans als „einen oft unterschätzten Autor, der sich hier endgültig als Meistererzähler der Fantasy erweist“, trifft ohne Abstriche zu. Es sei leichten Herzens zugegeben, daß dieser Roman keine innovative Offenbarung ist, die Charaktere keinen großen Tiefgang aufweisen, manchmal sogar mit lakonischer Kürze gezeichnet sind. Dennoch sind sie äußerst lebendige, komplexe und widersprüchliche Personen, deren Handeln und Motivation klar herausgearbeitet werden und starke Sympathie beim Leser erwecken. Mitfiebern kann versprochen werden.
Obwohl die Geschichte am Ende des zweiten Bandes einen deutlichen und starken (im doppelten Sinne des Wortes) Abschluß findet, freut man sich doch schon jetzt auf die Fortsetzung. Da ich bewußt auf Rückmeldungen meiner Leser achte, kann ich unumwunden sagen, daß beide Romane auf breiteste Zustimmung gestoßen sind, was auch aus dem bisherigen Abverkauf von „Die Drachenbrüder“ deutlich abzulesen ist. Es dürfte kaum Leser geben, die „abspringen“. Beste Unterhaltung!

Anmerkung:
Die bisher bei uns erschienenen Werke von Watt-Evans sind:
1. der vierbändige Zyklus „Die Herren von Dus“ (Heyne 06/4416 – 06/4419), ein eigenwilliges und inspirierendes, aber auch ein wenig verstörendes Fantasy-Doeuvre um die Abenteuer eines „Übermenschen“ in der Welt der Normalen.
2. der leider sehr seltene Einzelband „Das verhexte Schwert“ (Heyne 06/4576), worin die Abenteuer eines Schwertkämpfers dargestellt werden. Dieser erhält zu Beginn von einem Magier ein Schwert, das ihm 99 Siege garantiert, beim hundertsten Kampf aber sein eigenes Leben fordert. Der Roman besteht aus zwei emotional unterschiedlichen Teilen. In der ersten Hälfte besteht unser Held ganz schön vergnügt und munter seine teilweise schelmischen Abenteuer, aber der zweite Teil ist recht düster. Je näher der letzte Kampf rückt, desto mehr verkriecht sich der verzagte Krieger. Die endgültige Auflösung des Dilemmas gelingt dem Autor durch eine großartige und völlig unerwartete Wendung des Geschehens.

Titel: Sommer der Drachen (Dragon Weather Teil1)
SerienZyklentitel: Die Obsidian Chroniken  (Obsidian Chronicles)
Autor: Lawrence Watt-Evans
Verlag, Nummer: Knaur 70164 (Folgebände: 70165, 70166, 70167)

update: Die Obsidian Chronken sind in der deutschen Ausgabe geteilt. Die bei Knaur erschienenen und heute vergriffenen vier Bände beinhalten also nur die ersten zwei Bände der Trilogie. Der dritte Band "Dragon Venom" ist im Deutschen bisher nicht erschienen.  Eine Neuauflage und Fortsetzung ist derzeit bei keinem deutschen Verlag geplant. Deswegen mein Tipp: Englisch lesen…

den ganzen Beitrag lesen…

Sommerfest mit Glühwein?

von am 26. August 2014 1 Kommentar

Ein bisschen zittern wir ja schon. So richtig wärmend sind die Strahlen der August-Sonne bis heute nicht und auch für Samstag sind keine Badetemperaturen gemeldet. Bis jetzt scheint das Wetter zwar gut zu werden, mit sehr niedriger Niederschlagswahrscheinlichkeit, aber dafür a…kalt!

P6030331Dann gibt es als Cosplay wohl eher wärmere Varianten 😉 und statt Bier und Grillen vielleicht Glühwein und Stollen 😉

Auf jeden Fall wird es wieder hoch hergehen am SamsP5100758tag, 30. August, beim diesjährigen Sommerfest! Wir freuen uns jetzt schon auf euch! Schnäppchen gibts, egal wie das Wetter ist und alles was ihr mitbringen müsst, ist gute Laune und einen großen Sack um die Beute mit nach Hause zu nehmen…

Ein bisschen zittern wir ja schon. So richtig wärmend sind die Strahlen der August-Sonne bis heute nicht und auch für Samstag sind keine Badetemperaturen gemeldet. Bis jetzt scheint das Wetter zwar gut zu werden, mit sehr niedriger Niederschlagswahrscheinlichkeit, aber dafür a…kalt!

Dann gibt es als Cosplay wohl eher wärmere Varianten 😉 und statt Bier und Grillen vielleicht Glühwein und Stollen 😉

Auf jeden Fall wird es wieder hoch hergehen am Samstag, 30. August, beim diesjährigen Sommerfest!

den ganzen Beitrag lesen…

Blumen für Algernon

von am 24. August 2014 Kommentare deaktiviert für Blumen für Algernon

AlgernonDaniel Keyes
BLUMEN FÜR ALGERNON. Roman.
Aus dem Amerikanischen von Eva-Maria Burger
(Flowers for Algernon / 1966)
(Hardcover nicht mehr lieferbar: Stuttgart, Klett-Cotta, 2006, 300 S.
ISBN 3-608-93631-9 / 19,50 Euro)
Paperback: Stuttgart, Klett-Cotta, 2015, 298 S.
ISBN 3-608-96029-5 / 14,94 Euro

Ist es möglich, so frage ich mich, ein Buch so erschöpfend zu studieren, seine Besonderheiten mit solchem Detailreichtum zu erfassen und zu beschreiben, dass es unsichtbar wird? Ist es möglich, dass wir, während wir penibel die Spannung seiner Handlung oder die Länge seiner Dialoge ausmessen, den Blick für seine Schönheit verlieren? Dass wir unserer prosaischen Beschreibung seines farbigen oder typographisch herausragenden Umschlages wegen das Leben zwischen den Zeilen nicht mehr sehen, dessen fein abgestimmte Zwischentöne viele Autoren vor Neid erblassen ließe, dessen psychologische Raffinesse die meisten anderen Werke in den Schatten stellt?
Ich glaube, genau das tun wir oftmals. Ich glaube, indem wir uns unseren Studienobjekten mit der Haltung von Statistikern und Archivaren annähern, entfernen wir uns mehr und mehr von der wundersamen und magischen Welt der Phantasie, deren Anziehungskraft uns erst dazu anregte, uns mit diesen Büchern zu befassen.
Es sind, natürlich, vor allem unsere Lieblingsbücher, die zuerst Gefahr laufen, solcherart betrachtet zu werden. Deshalb schadet es ihnen auch nicht, wenn wir sie für einen längeren Zeitraum aus den Augen verlieren. Stoßen wir dann eines Tages wieder auf solch ein Buch, und beginnen wir die Lektüre aus einer anderen, neuen, gewandelten Einstellung, so erfahren wir beim erneuten Lesen, ob die von uns erinnerten Qualitäten immer noch vorhanden sind und entdecken, im günstigsten Fall, sogar neue.
BLUMEN FÜR ALGERNON von Daniel Keyes gehört zu meinen frühesten und eindrücklichsten Leseerinnerungen. Sowohl die Kurzgeschichte von 1959 als auch der 1966 zum Roman erweiterte Text beeindruckten mich mit ihrer überwältigenden Sprachkraft und der wunderbaren Charakterzeichnung des Protagonisten Charlie Gordon.
Charlie ist ein geistig zurückgebliebener junger Mann, der als Reinigungskraft in einer Bäckerei einigermaßen mit dem Leben zurechtkommt. Zwei Eigenschaften zeichnen ihn aus: Seine freundliche und zuvorkommende Art und ein stark entwickelter Drang, Lesen und Schreiben zu lernen. Denn Charlie glaubt, wenn er intelligenter wäre, könnte er mehr Freunde haben und seine Arbeit noch besser verrichten.
Alice Kinnian, seine Lehrerin in der Abendschule für retardierte Erwachsene, findet ihn sympathisch und freut sich über sein Engagement. Deshalb empfiehlt sie Charlie für ein Forschungsprogramm, bei dem die Leistungsfähigkeit des Gehirns durch eine Operation und gleichzeitige medikamentöse Unterstützung gesteigert werden soll. Das Verfahren wurde erfolgreich an Versuchtieren getestet; das Vorzeigeexemplar ist eine weiße Maus mit Namen Algernon.
Das Buch erzählt aus Charlies Sicht den Verlauf der Ereignisse in Form von datierten »Fortschrittsberichten«, welche den Zeitraum von März bis November eines Jahres umfassen. In diesen Einträgen zeigt sich das geistige Niveau Charlies bereits auf den ersten Blick an der verwendeten Rechtschreibung. Am Beginn stehen Sätze wie »Ich hofe sie nemen mich weil Miss Kinnian sagt fileich könen sie mich Intelgent machen.« (An dieser Stelle soll einmal der Übersetzerin gedacht werden, deren Übertragung von Charlies schlechtem Amerikanisch in schlechtes Deutsch als gelungen zu bezeichnen keinerlei Ironie darstellt!)
Später, als sich die Erfolge der Behandlung einstellen, gelingt es Charlie rasend schnell, Rechtschreibung und Grammatik zu erlernen und zu beherrschen. Sein Stil wird glasklar, und die Berichte vermitteln nun gleichzeitig die Intelligenzsteigerung des Probanten und seine emotionale Unreife.
Denn zwar gelingt es Charlie nun, Algernons Vorsprung im Lösen von Labyrinthen einzuholen und sich eine große Menge von »Wissen« anzulesen, aber die ihm zugefügten seelischen Schäden verhindern eine ähnlich schnell voranschreitende Sozialisierung. Aus dem netten Charlie wird ein arrogant-genialer Mister Gordon. Allerdings ist es dann auch sein hochentwickelter Geist, der zuerst erkennt, dass Algernons Entwicklung nicht mehr stabil ist, sondern rückwärts läuft …
BLUMEN FÜR ALGERNON ist ein Buch, das es verstanden hat, mich Jahrzehnte nach seiner ersten Lektüre erneut in seinen Bann zu schlagen. Die Art und Weise in der Daniel Keyes die Entwicklung seines Protagonisten schildert, ist unverändert faszinierend. Auch aus dem Abstand vieler Jahre und nach vielen anderen Büchern bleibt BLUMEN FÜR ALGERNON ein Erlebnis.

Horst Illmer

Daniel Keyes
BLUMEN FÜR ALGERNON. Roman.
Aus dem Amerikanischen von Eva-Maria Burger
(Flowers for Algernon / 1966)
(Hardcover nicht mehr lieferbar: Stuttgart, Klett-Cotta, 2006, 300 S.
ISBN 3-608-93631-9 / 19,50 Euro)
Paperback: Stuttgart, Klett-Cotta, 2015, 298 S.
ISBN 3-608-96029-5 / 14,94 Euro

Ist es möglich, so frage ich mich, ein Buch so erschöpfend zu studieren, seine Besonderheiten mit solchem Detailreichtum zu erfassen und zu beschreiben, dass es unsichtbar wird? Ist es möglich,

den ganzen Beitrag lesen…

Bass amål uff Schbordsfreund!

von am 20. August 2014 2 Kommentare

…oder a jedn Dåch schdehd a Depp uff (un mir sinns nedd!).

Für wie blöd dun uns eichndlich die Leud hald? Also ned ihr, die Neddn, sonnern die Abgraser, die Abzocker, die wo hald menn, dasse schlauer sinn, als wie der Rest vo uns? Dass nadürlich alleweil immer widder a båar Leudli bei uns nach Broduggdn fråch du, die wos håld nimmer so efåch gebb dud, liechd inner Nadur der Dinge. Is ja a aweng unnere Schdärg. Und dann isses ja a so, dass mir dadsächlich viel hamm du un a noch üwer a båar "geheime Quelln" verfüch du – also ned nur leggidiem, sonnern a gwasi a Komblimend. Un dann gibds nix schönners, als in glückliche, leuchdende Auchn zum guck, wenn du so a Kanienle ausm Hud zaubern dusd.

Umgekehrd brobordsional dazu, also vom Glücksfaggdor her, is des mid Anfråchn, meisdns via mail und dann widder meisdns vo Leudli, von denne du dein Leebdåch no nix ghörd hasd. Die håldn uns nämlich für dodål verblödede Debbn. Wenn da enner vo denne nach an beschdimmde Diddl fråch dud, nacherd is die Schångs fasd bei hunnerd Brozennd, dass die fassd scho zum Audomadismus gworrne Reschersche bei Big Äi a asdronomisches Sümmle ans Lichd bringd.

Leider dörrf mer in unnerer Bosizion dann nedd a endschbrechende Endgechnung schreib, sonnern muss freundlich mid "nein, dud mer leid, hammer gråd ned vorrädich" andword. Deswechn, sozusåchn anschdadd all denne Andwordn, dürfd ihr mein Schbodd edz an derre Schdell lees. Dångge fürs "Zuhörn", had gud gedån ;-).

…oder a jedn Dåch schdehd a Depp uff (un mir sinns nedd!).

Für wie blöd dun uns eichndlich die Leud hald? Also ned ihr, die Neddn, sonnern die Abgraser, die Abzocker, die wo hald menn, dasse schlauer sinn, als wie der Rest vo uns? Dass nadürlich alleweil immer widder a båar Leudli bei uns nach Broduggdn fråch du, die wos håld nimmer so efåch gebb dud, liechd inner Nadur der Dinge. Is ja a aweng unnere Schdärg. Und dann isses ja a so,

den ganzen Beitrag lesen…

Love Letter

von am 20. August 2014 Kommentare deaktiviert für Love Letter

Love Letter (Pegasus 2013)Metadaten

Verlag: Pegasus Spiele (2013)
Autor: Seiji Kanai
Kategorie: Rauswerf-Karten-Spiel
Spieler: 2-4

Das Spiel

Spielziel: Die Spieler müssen Liebesbriefe an die Prinzessin schicken.
Das Gemeine: Pro Runde kommt nur ein Brief bei der Prinzessin an und jeder Spieler will natürlich, dass das seiner ist.
Spielablauf: Jeder Spieler bekommt eine Karte auf die Hand, die er vor den Mitspielern streng geheim hält. Ist er am Zug, zieht er eine weitere Karte und spielt eine von beiden aus. Die Karten stellen Mitglieder des Hofes dar, die man als Boten für den Liebesbrief einsetzt. Sie haben einen Wert (je höher, desto näher stehen sie der Prinzessin) und bestimmte Fähigkeiten, die vorwiegend den Boten eines Mitspielers (und damit den Mitspieler selbst) betreffen. Fähigkeiten sind z.B. die aktuelle Karte des Mitspielers anzuschauen, ihn zum Abwerfen zu zwingen oder seine Karte zu erraten, was ihn sofort ausscheiden lässt. Ziel ist es, mit Hilfe der Fähigkeiten des ausgespielten eigenen Boten einen anderen Mitspieler auszuschalten oder wenigstens das Ausschalten vorzubereiten. Die acht möglichen Charakterkarten sind unterschiedlich oft im Spiel. Damit man auch gegen Skatspieler eine Chance hat, werden alle bereits ausgespielten Karten offen ausgelegt, so dass man sich erschließen kann, was noch im Spiel sein müsste. Allerdings wird beim Austeilen immer eine Karte verdeckt zur Seite gelegt, so dass das auch nicht ganz so eindeutig ist.
Gespielt wird über mehrere Runden. Eine Runde endet, wenn alle Mitspieler bis auf einen ausgeschieden sind oder der Nachzugstapel aufgebraucht ist. Im letzteren Falle werden die Karten der noch aktiven Spieler aufgedeckt und der Kartenwert verglichen. Der Spieler mit dem höchsten Kartenwert bleibt drin (bei Gleichstand alle mit diesem höchsten Wert), die anderen scheiden aus. Der letzte verbleibende Spieler (ausnahmsweise die letzten verbleibenden Spieler) hat seinen Liebesbrief ans Ziel bringen können und bekommt ein Herz als Zeichen der prinzesslichen Gunst.
Spielende: Je nach Spieleranzahl muss man 3-5 Herzen erobern, also Runden gewinnen. Sobald ein Spieler das geschafft hat, endet das Spiel sofort.

Beachtens- und Bemerkenswertes:

Der Reiz: Das Spiel ist von den Regeln her verblüffend einfach, die Karten sind im Wesentlichen selbsterklärend und jede einzelne Runde ist schnell vorbei. Selbst wenn man am Anfang einer Runde ausscheidet, dauert es daher nur ein paar Minuten, bis man wieder einsteigen kann. Ein schönes Spiel für Zwischendurch.
Story: Die Hintergrundgeschichte ist süß(lich) und IMHO nicht so ganz schlüssig. Die Prinzessin selbst kommt als Karte vor (warum drückt man ihr den Brief dann nicht gleich selbst in die Hand?) und man kann auch den König (der sie doch eigentlich an den Kandidaten seiner Wahl vermählen will) einsetzen. Das tut dem Spielspaß aber nicht ernsthaft Abbruch, zudem die Kitsch-Romantik beim gnadenlosen Rauswerfen eher sekundär ist 🙂
Mehr-Spieler-Variante: Bei Big Love Letter können bis zu acht Spieler mitmachen. Hierzu benötigt man zwei Kartensätze und die Spielregel, die man bei Pegasus kostenlos runterladen kann. Je nach Spieleranzahl werden die Charakterkarten unterschiedlich oft ins Spiel genommen und man spielt genau acht Runden. Wer dann die meisten Herzen hat, gewinnt. Diese Variante haben wir allerdings noch nicht ausprobiert.

Metadaten

Verlag: Pegasus Spiele (2013)
Autor: Seiji Kanai
Kategorie: Rauswerf-Karten-Spiel
Spieler: 2-4

Das Spiel

Spielziel: Die Spieler müssen Liebesbriefe an die Prinzessin schicken.
Das Gemeine: Pro Runde kommt nur ein Brief bei der Prinzessin an und jeder Spieler will natürlich, dass das seiner ist.
Spielablauf: Jeder Spieler bekommt eine Karte auf die Hand, die er vor den Mitspielern streng geheim hält. Ist er am Zug, zieht er eine weitere Karte und spielt eine von beiden aus.

den ganzen Beitrag lesen…

Sir Rogers himmlischer Kreuzzug

von am 19. August 2014 Kommentare deaktiviert für Sir Rogers himmlischer Kreuzzug

Sir rogerTitel: Sir Rogers himmlischer Kreuzzug (The High Crusade)
Autor: Poul Anderson
Verlag, Nummer: Moewig 3539

update: Später erschien eine Neuauflage unter dem Namen High Crusade beim Verlag Bastei-Lübbe. Leider ist keine der Version lieferbar. Für alle die dennoch neugierig sind, gibt es einen gleichnamigen Film. Es lohnt sich, er ist sehr unterhaltsam.

Inhalt:
Zur Zeit der Kreuzzüge landet in England ein Raumschiff bei der Burg des Sir Roger de Tourneville. Dort sind Ritter und Reisige versammelt, die zum Kreuzzug ins Heilige Land aufbrechen wollen.
Die „Wersgorix“, eine hochmütige Eroberer-Rasse, wollen auch den rückständigen Planeten Erde ihrem riesigen Sternenimperium einverleiben. Aber unserer wackerer Ritter und seine furchtlosen Mannen greifen die überheblichen „Zauberer“ mutig an und erobern die Himmelsmaschine. Alle Fremden, bis auf einen, werden niedergemacht. Dieser ist verwundet und eingeschüchtert und antwortet daher bereitwillig beim Verhör. Dabei faßt Sir Roger den verwegenen Plan, mit dieser Himmelsmaschine einen Kreuzzug gen Jerusalem zu unternehmen.
Das überlebende „Blaugesicht“ programmiert aber einen Kurs zur nächsten Stützpunktwelt der „Wersgorix“. So gelangen Sir Roger, seine Mannen, sowie die gesamte Burg-und Dorfbevölkerung auf einen fremden Planeten.
Die weiteren Abenteuer unseres verwegenen und schlitzohrigen Helden, erzählt von Sir Rogers Beichtvater persönlich, sollen hier aber natürlich nicht verraten werden.

Beurteilung:
Dies klingt wie der Anfang einer „Münchhausiade“, und das soll es wohl auch sein. „Sir Rogers himmlischer Kreuzzug“ ist ein mit leichter Hand geschriebenes SF-Märchen, das manchmal zum Schmunzeln verleitet. Der Autor versteht es gekonnt, seine Leser zum Staunen zu bringen und zum vergnüglichen Lesen zu verführen. Wie sehr genieße ich, auch noch in der Erinnerung, z.B. die Szene am Anfang, als das Himmelsschiff landet, die Rampe herabgelassen wird und ein Außerirdischer oben steht, einen Strahler in der Hand. Im Gefühl der absoluten Überlegenheit tötet dieser mit seiner Waffe einen der Burgbewohner. Damit, so glaubt er, kann er die Primitiven so erschrecken, daß sie vor ihm auf die Knie fallen, wie vor einem blitzeschleudernden Gott, oder daß sie zumindest voller Panik fliehen. Aber weit gefehlt! Die unerschrockenen Engländer spicken ihn mit Pfeilen ihrer Langbögen, stürmen mit Geschrei die Rampe hinauf, durch die offene Luke ins Raumschiff hinein und machen alle nieder. Und wie herrlich ist bald darauf folgende Szene, in der die irdischen Barbaren mit Mann und Maus, mit Schweinen und Hühnern in das Himmelsschiff des Zauberers ziehen, um, wie sie glauben, ins Heilige Land zu fliegen. Trotz der kriegerischen Handlung gibt es also auch viel Witz und Ironie in Andersons Roman. Sir Roger ist kein strahlender Held, vielmehr ein einfallsreicher und listiger Kämpfer, der beherzt und dreist handelt. Mit primitiven Mitteln setzt er eine technisch haushoch überlegene Militärmaschinerie matt, so werden z.B. Panzer durch Fallgruben außer Gefecht gesetzt. Besonders erheiternd wirkt es, wenn die „Blaugesichter“, die hinter allem einen hinterhältigen Trick vermuten, die Absichten ihrer Gegner immer wieder völlig falsch auslegen.

Fazit:
Jeder Leser, der nicht ideologisch verbohrt ist und Freude an einem frisch und unkonventionell erzählten Roman hat, wird von diesem „Garn“ begeistert sein. Sicher wird ein möglicherweise feingeistiger Leser genügend Argumente gegen dieses Werk vorbringen können, aber für die ist diese Space Opera auch nicht geschrieben worden.
Leider ist dieser Roman schon lange vergriffen, und so wird es nicht leicht sein, ihn zu ergattern. Also, auf zur heißen Jagd nach „Sir Rogers himmlischem Kreuzzug“.

Titel: Sir Rogers himmlischer Kreuzzug (The High Crusade)
Autor: Poul Anderson
Verlag, Nummer: Moewig 3539

update: Später erschien eine Neuauflage unter dem Namen High Crusade beim Verlag Bastei-Lübbe. Leider ist keine der Version lieferbar. Für alle die dennoch neugierig sind, gibt es einen gleichnamigen Film. Es lohnt sich, er ist sehr unterhaltsam.

Inhalt:
Zur Zeit der Kreuzzüge landet in England ein Raumschiff bei der Burg des Sir Roger de Tourneville. Dort sind Ritter und Reisige versammelt,

den ganzen Beitrag lesen…

Mit Schwert und Magie – Conans Erben

von am 18. August 2014 1 Kommentar

Der Blutstein

Mit seinem cimmerischen Barbaren hat Robert E. Howard eine der archetypischen Heldenfiguren der Fantasy-Literatur vorgelegt und quasi im Alleingang das Genre der „Sword & Sorcery“ begründet. Der Begriff wurde von Fritz Leiber erdacht, der damit auf einen 1961 veröffentlichten Brief von Michael Moorcock reagierte, der für Howards Art der Fantasy einen Namen forderte. Moorcocks Vorschlag blieb letztlich nicht ungenutzt, aber unter „Epic Fantasy“ ist heutzutage etwas anderes zu verstehen.

Sowohl Leiber als auch Moorcock haben sich selbst ausgiebig mit „Sword & Sorcery“ beschäftigt und ihre Helden Elric respektive Fafhrd und den grauen Mausling in den Kampf schickten. Wichtige Einflüsse auf das Genre stellen u. a. Alexandre Dumas’ (der ältere) „Die drei Musketiere“ und speziell in Robert Howards Fall auch die Geschichten aus „Tausendundeine Nacht“ dar. Auch Howards Zeitgenosse Clark Ashton Smith zeigt in seinen Zothique- und Hyperborea-Geschichten (nicht zu verwechseln mit Howards eigenem Hypberborea) deutliche „Sword & Sorcery“-Anleihen. Zu Howards unmittelbarsten Erben muss Catherine Lucille Moore gezählt werden, die mit „Jirel of Joiry“ ab 1934 quasi eine weibliche Entsprechung des Barbaren in verschiedene Abenteuern antreten ließ. Die „Jirel“-Stories wurden von Conan-Übersetzerin Lore Straßl ins deutsche übertragen und sind sowohl in der legendären „Terra Fantasy“-Reihe des Pabel Verlags und zuletzt Anfang der 2000er in der kurzlebigen „Dark Fantasy“-Reihe des Festa Verlags erschienen.

Ganz aktuell sorgt George R. R. Martins „Games of Thrones“-Reihe für Furore, die besonders in den ersten Bänden ganz eindeutig die eher bodenständigen „Sword & Sorcery“-Fantasy bedient. In späteren Teilen wird der fantastische Aspekt wohl verstärkt was scheinbar diverse Diskussionen unter den Lesern ob der korrekten Einordnung geführt hat. Aber hier soll es vornehmlich auch um eine andere Reihe gehen …

Als Robert E. Howards legitimer Nachfolger wird weithin Karl Edward Wagner (1945 – 1994) gehandelt. Zu verdanken ist dies Wagners eigener Heldengestalt, dem unsterblichen Schwertkämpfer Kane. Recht interessant, sind doch von Kane nur drei Romane und eine eher überschaubare Anzahl Kurzgeschichten veröffentlicht worden.

Im März 2014 ist im Golkonda Verlag mit DER BLUTSTEIN der erste Roman um Kane erschienen. In überarbeiteten und wohl erstmals kompletten Fassung in deutscher Sprache (die drei Kane-Romane sind Ende der 70er bereits bei Bastei Lübbe erschienen). Die beiden folgenden Bände sollen bis Frühjahr 2015 auf den Markt gebracht werden. Über die Kurzgeschichten gibt es bisher keine Ankündigung. Bei entsprechendem Erfolg mag sich der Verlag um eine Veröffentlichung bemühen.

Bleibt zu prüfen, ob Kane seinem Ruf gerecht wird.

Gerade bei den Fans des cimmerischen Barbaren könnte Kane, im Übrigen Wagners Version des biblischen Kain, meines Erachtens auf wenig Gegenliebe stoßen. Conan war vieles. Ein Dieb und Pirat. Ohne Zweifel ein Schurke. Aber er hatte immer ein Wertesystem, einen Ehrenkodex, an den er sich immer gehalten hat. Kane hingegen ist vollkommen amoralisch. Dadurch wird er sowohl zum Titelhelden als auch zum Antagonisten seiner eigenen Reihe. Sicherlich, und das ist Wagners große Stärke, sind auch seine Gegenspieler nie ganz eindeutig die Guten. Aber sie sind doch die Sympathieträger der Geschichte. Kanes Motive sind selbstsüchtig. Er will der Langeweile entfliehen, sucht Rache an einem Gott, der ihn mit einem ewigen Leben gestraft hat, welches nur durch die Gewalt beendet werden kann, die Kane selbst entfesselt. Das Kainsmal, bei Wagner durch Kanes durchdringenden Blick dargestellt, verhindert zudem, dass der „Titelheld“ jemals Glück unter den Menschen finden wird.

Einen Schurken zur Hauptfigur zu machen, der zudem in jedem Roman gegen neue Figuren antritt, ist wohl immer eine Gratwanderung. Allein die Notwendigkeit, für jede Geschichte neue Figuren zu entwerfen, denen sich die Leser verbunden fühlen, dürfte keine leichte Aufgabe sein. Nichtsdestotrotz Ist zumindest DER BLUTSTEIN ein packend geschriebenes Fantasy-Garn. Gefüllt mit interessanten Figuren, einem erstklassigen Schurken und einer ganzen Menge Spannung ist Kanes Debüt ein gelungener Roman, der in jede gut sortierte Fantasy-Sammlung gehört.

Mit seinem cimmerischen Barbaren hat Robert E. Howard eine der archetypischen Heldenfiguren der Fantasy-Literatur vorgelegt und quasi im Alleingang das Genre der „Sword & Sorcery“ begründet. Der Begriff wurde von Fritz Leiber erdacht, der damit auf einen 1961 veröffentlichten Brief von Michael Moorcock reagierte, der für Howards Art der Fantasy einen Namen forderte. Moorcocks Vorschlag blieb letztlich nicht ungenutzt, aber unter „Epic Fantasy“ ist heutzutage etwas anderes zu verstehen.

Sowohl Leiber als auch Moorcock haben sich selbst ausgiebig mit „Sword &

den ganzen Beitrag lesen…

Sommerfest in Hermkes Romanboutique

von am 14. August 2014 3 Kommentare

TrotSommerfest01z des derzeit "der Jahreszeit entsprechend" zu kalten und regnerischen Wetters, planen wir gerade unser jährliches Sommerfest. Diesmal gibt es am letzten Samstag im August das übliche Programm. Am 30. August gibt es wieder massenweise Schnäppchenpreise, ab 9:00 Uhr Kaffee und Kuchen und ab ca 11:00 Uhr glüht der Grill für euch! Wer die letzten Jahre nicht dabei sein konnte, kann in der Galerie die Bilder anschauen und sich vom Spassfaktor überzeugen (2013, 2012)

Sommerfest02Das Motto ist wie im letzten Jahr: Alles muss raus – wir räumen das Antiquariat und putzen auch andere Bereiche aus!

  • 1Kg Comics vom Stapel für 15€
  • 1Kg Manga für 10€
  • Antiquariat wie zu DeMarkZeiten 1€ : 1,95583 (also in etwa halber Preis, um die Verwirrung der letzten Jahre gleich aufzuklären…)
  • und Sonderangebote auf viele andere Artikel

Wie und was wir genau machen, sehen wir wie immer erst in letzter Minute, also lasst euch überraschen und freut euch auf den ganzen Spaß. Natürlich sind Cosplayer aller Richtungen wieder willkommen und für tolle Kostüme gibt es zusätzliche Rabatte oder Schmankerln!

Und, weils gerade so gut passt, auch gleich noch eine Vorankündigung für September. Nach dem gigantischen Ansturm auf unsere letzten Gäste (sorry, dass am Ende einige Fans keine individuellen Bilder mehr bekommen haben, aber der Ansturm war einfach überwältigend und die beiden Jungs haben echt was geleistet) Unsere nächste Signieraktion bringt euch einen brandaktuellen Künstler zum signieren zu uns in den Laden. Am 11. September kommt Alessandro Vitti. Absolut perfekt, denn ganz knapp vorher erscheint der von ihm gezeichnete 4. Band der "Red Lanterns"! Also aufgepasst und an diesem Donnerstag nichts vorgenommen… Ab 16:00 Uhr gehts im Laden zur Sache!

Trotz des derzeit "der Jahreszeit entsprechend" zu kalten und regnerischen Wetters, planen wir gerade unser jährliches Sommerfest. Diesmal gibt es am letzten Samstag im August das übliche Programm. Am 30. August gibt es wieder massenweise Schnäppchenpreise, ab 9:00 Uhr Kaffee und Kuchen und ab ca 11:00 Uhr glüht der Grill für euch! Wer die letzten Jahre nicht dabei sein konnte, kann in der Galerie die Bilder anschauen und sich vom Spassfaktor überzeugen (2013, 2012)

Das Motto ist wie im letzten Jahr: Alles muss raus – wir räumen das Antiquariat und putzen auch andere Bereiche aus!

den ganzen Beitrag lesen…

Sperling

von am 13. August 2014 Kommentare deaktiviert für Sperling

Russell+Sperling-RomanTitel: Sperling (The Sparrow)
Autor: Mary Doria Russel
Verlag, Nummer: Heyne 06/6336 (Folgebände: 06/6337)

update: Derzeit sind diese Werke nicht bestellbar.

Was hatte ich doch für ein Glück, als ich – unbefangen und dem Zufallsprinzip folgend – diesen Roman als nächste Lektüre auswählte. Klappentexten traue ich schon lange nicht mehr, und auch die Ankündigung, daß dieses Werk mit dem Arthur C. Clark Award ausgezeichnet worden war, ließ mich zunächst einmal kalt. Mit Preisen ist es manchmal so eine Sache. Erst später erfuhr ich, daß dieser Band in den USA in den (bis zum damaligen Zeitpunkt) letzten beiden Jahren auf allen Verkaufslisten immer unter den besten fünf Werken stand.

Inhalt:
Im Jahre 2019 werden von einem jungen Forscher einer Sternwarte in Puerto Rico Signale einer außerirdischen Zivilisation empfangen. Die zyklischen „Gesänge“ stammen von dem nur vier Lichtjahre entfernten Alpha Centauri-System. Der Astronom teilt dies zunächst einigen Freunden mit, darunter dem Jesuiten und begnadeten Linguisten Emilio Sandoz. Der kann seinen Orden, mit dem Segen des Papstes, dazu veranlassen, eine eigene Weltraumexpedition zu starten, da die UNO sich nicht über die Kostenverteilung einigen kann. Der Flug zum Planeten Rakhat gelingt den acht befreundeten Forschern, und sie finden ein Paradies vor. Aber nach den ersten Kontakten mit den zwei intelligenten Spezies, die sich den Planeten teilen, mehren, sich trotz bester Absichten der Forscher, die Missverständnisse, und es kommt zum völligen Scheitern der Mission. Von einer zweiten Expedition, die die offiziellen Organe der Erde unternehmen, wird nur noch Sandoz lebend angetroffen und zur Erde zurückgesandt. Aber er ist ein körperliches und seelisches Wrack, von extremen Schuldgefühlen und tiefen Glaubenszweifeln zerrissen. Soviel von der Geschichte darf beruhigt preisgegeben werden, denn diese Tatsachen werden auch im Roman ziemlich schnell klar.

Beurteilung:
Obwohl also zu einem sehr frühen Zeitpunkt deutlich wird, daß die von sympathischen und hochintelligenten Menschen in bester Absicht unternommene Mission grausam scheitert, gelingt es der Autorin in ihrem Erstlingswerk hervorragend, den eigentlichen Grund der Tragödie bis fast zum Ende zu verbergen. „Sperling“ ragt in beinahe jeder Hinsicht ganz stark aus der Masse der oftmals klischeebeladenen Science Fiction – Literatur heraus, ist eine rundum gelungene Erstkontakt – Geschichte. Sie ist nicht nur Fiction, sondern auch Science im eigentlichen Sinne, nämlich wissenschaftlich sorgfältig ausgearbeitet. Wenn auch die Zivilisation der fremden Bewohner Rakhats, ihre ökologischen Zwänge und Eigenheiten, im Gesamtkonzept des Romans etwas zu kurz gerät, ein Schwachpunkt ist dies dennoch nicht, denn das eigentliches Anliegen der Autorin ist nicht deren Schilderung.
Mary Russels eigentliche Stärke liegt sicherlich in den komplex und großartig herausgearbeiteten psychologischen, soziologischen und theologischen Aspekten der vorgegebenen Situation, weniger in der xenobiologischen Komponente, obwohl auch diese interessant genug dargestellt wird. Virtuos stellt sie der kaputten Umwelt unserer Erde den ökologisch intakten Planeten Rakhat gegenüber. Der fremde Planet ist indes nicht ganz das Paradies, als das ihn die Forscher zuerst sehen. Leider gibt es auch dort eine tückische Schlange und viel Leid, aber eben keine Umweltverschmutzung und
-zerstörung.
Scheint dies alles auch ein wenig akademisch überladen und theorielastig zu klingen, dem ist beileibe nicht so. Der Roman bewegt den Leser am meisten durch die lebendig und liebevoll gezeichneten Charaktere, deren bedingungsloses Engagement, nie aufgesetzt wirkenden Humor, Seelengröße und Herz. Die Autorin hastet nie, nimmt sich Zeit für ihre Darlegungen, schafft es immer, starke Emotionen hervorzurufen. Die greifbare Tiefe der Gefühle bewegt, wühlt auf, läßt den Leser mitleiden, zieht ihn vollkommen in ihren Bann. Nie kann man sich der Handlung entziehen und von außen zuschauen.
Obwohl die Erzählung in verschiedenen Zeitebenen alternierend dargeboten wird, mit Vor- und Rückgriffen, und dem Leser somit einiges an Aufmerksamkeit abverlangt, wirkt das Geschehen dennoch auf ganz eigene Art und Weise synchron und fast linear. Alle Fakten werden Zug um Zug dargestellt, auf beinahe unterschwellige Weise wird das Ganze immer deutlicher. Dennoch dürfte wohl jeder vom Ende überrascht werden.

Fazit:
Mary Russels „Sperling“ ist sicher nicht geeignet für bloße Action – Konsumenten. Man muß schon ein wenig investieren, aber diese Investition wird reichlich vergolten. Es gelingt der Autorin beinahe unmerklich, den Leser immer tiefer in ihre Geschichte hineinzuziehen, die Tragik des Geschehens immer deutlicher hervortreten zu lassen. Der Roman ist aufwühlend und subtil spannend bis zur letzten Seite. Er ist ein eigenwilliges Werk, ein intelligentes Buch, in gewisser Weise sogar raffiniert. Das tiefgründige Gedankenspiel wird wohl bei vielen Lesern noch lange nach der Lektüre nachklingen und sie zum Nachdenken zwingen. Ein erstaunliches Erstlingswerk, ein wichtiges Buch!

Anmerkung:
Zu diesem Epos erschien inzwischen ein Folgeband „Gottes Kinder“ (Heyne 06/6337). Auch dieser umfangreiche Wälzer (682 Seiten) ist lesenswert, obschon von ihm nicht die gleiche Faszination ausstrahlt. Leider ist es der Autorin hierbei nicht mehr ganz gelungen, ein ebenbürtiges Werk zu präsentieren. Ein Zuviel an Ideen verhindert, daß ein weiterer Roman „aus einem Guß“ entstehen konnte. Trotzdem noch immer sehr lesenswert.

Titel: Sperling (The Sparrow)
Autor: Mary Doria Russel
Verlag, Nummer: Heyne 06/6336 (Folgebände: 06/6337)

update: Derzeit sind diese Werke nicht bestellbar.

Was hatte ich doch für ein Glück, als ich – unbefangen und dem Zufallsprinzip folgend – diesen Roman als nächste Lektüre auswählte. Klappentexten traue ich schon lange nicht mehr, und auch die Ankündigung, daß dieses Werk mit dem Arthur C. Clark Award ausgezeichnet worden war, ließ mich zunächst einmal kalt. Mit Preisen ist es manchmal so eine Sache.

den ganzen Beitrag lesen…

Lovecraft & Joshi – Das übernatürliche Grauen in der Literatur

von am 13. August 2014 1 Kommentar

GrauenSekundärliteratur, insbesondere zum Genre Phantastik, erscheint im ersten Moment uninteressant, es sei denn zu Recherchezwecken. Dennoch gibt es in diesem Bereich der Literatur immer wieder interessante Werke*. Einen dominanten Platz in diesem Feld nimmt hier einmal mehr J.R.R. Tolkien ein, der mit seinem „Der Herr der Ringe“ ein Werk vorgelegt hat, das seit nunmehr fast genau sechs Jahrzehnten die Fantasie von Millionen Lesern beflügelt und hat damit ein Werk von bleibender Kraft hinterlassen. Das hat nicht nur zu unzähligen Biographien über den Autor geführt. Auch seine Bücher selbst wurden auf die verschiedenste Weise bearbeitet, analysiert und besprochen.

Verglichen damit führt die Weird Fiction, trotz vermeintlicher Titanen wie Stephen King, Clive Barker oder Peter Straub ein Schattendasein. Da nimmt es nicht Wunder, dass talentierte Autoren wie T. E. D. Klein, Robert Aickman (R.I.P.), Ramsey Campbell oder Thomas Ligotti, besonders im deutschen Sprachraum, eher einer kleinen Gemeinde von Fans bekannt sind. Damit ist wiederum auch das Interesse an entsprechenden Sekundärwerken eher gering. Trotzdem möchte ich euch eines dieser Werke ans Herz legen:

Das wohl erste ernsthafte Werk, das sich mit der Geschichte und den Vertretern der Horrorliteratur auseinandersetzte stammt von Howard Phillips Lovecraft, für viele der anerkannte Vater der modernen Horrorgeschichte. Wie sein Autor ist auch „Supernatural Horror in Literature“ nicht unumstritten. Hinzu kommt Sunand Tryambak Joshi, der wohl führende Spezialist auf dem Gebiet der Weird Fiction, der nicht nur die vorliegende Ausgabe von Lovecrafts Essay kommentierte, sondern auch dessen Gesamtwerk veröffentlichte, selbst eine Biographie verfasste und sich einen Namen als Kritiker machte, selbst auch alles andere als unumstritten.

Lovecrafts Essay wird vorgeworfen, dass es zu sehr seinen persönlichen Geschmack bedient. Nicht ganz unrichtig. Der große Montague Rhodes James, einer von Lovecrafts Favoriten und zweifelsfrei der König der englischen Geistergeschichte, attestierte Lovecraft in einem Brief an Nicholas Llewelyn Davies einen Schreibstil, der höchst ungehörig sei („[his] style is of the most offensive“). Er beklagte vor allem, dass Lovecraft das Wort „cosmic“ zu oft benutzt habe. Wer Lovecrafts Werke kennt, mehr als den Essay hat James wohl nie gelesen, ist auch mit dessen Kosmizismus vertraut.

Die Kriterien, mit denen Lovecraft die besprochenen Werke untersuchte sind subjektiv. Dass er damit nicht jedermanns Geschmack trifft, heute wie damals, ist selbstredend. Bei Büchern, die er selbst nur auszugsweise gelesen hat, verlässt sich Lovecraft bei seiner Untersuchung der Schauerliteratur sehr stark auf Edith BirkheadsThe Tale of Terror“ (1921), ein weiterer Kritikpunkt.

Neben der Gothic Novel widmete sich der Autor u. a. dem europäischen Kontinent, den Größen Amerikas,  gestand Edgar Allan Poe gar ein ganzes Kapitel zu und benannte schließlich und endlich die (damals) modernen Meister der Horrorgeschichte.

Die vorliegende, von S. T. Joshi kommentierte Ausgabe, erschien erstmals im Jahr 2000. Der deutschen Übersetzung liegt die nochmals durchgesehene Ausgabe von 2012 zugrunde. Joshi ist seit vielen Jahren als Verleger und Kritiker tätig. Aufgrund seines harten und offenen Urteils über Stephen King ist er bei den Fans nicht unbedingt beliebt. Für diese Ausgabe verzichtete Joshi auf seine übliche Polemik und beschränkte sich auf die Aufzählung von Fakten und Quellangaben. So wird z. B. klar, dass Lovecraft sein Necronomicon erschuf, bevor er ChambersThe King in Yellow“ erstmals las. Die Behauptung, dass es umgekehrt sei, mag werbewirksam sein, entspricht aber nicht der Wahrheit. Das wusste ich vorher auch nicht.

Neben den verschiedenen Anmerkungen zu den einzelnen Kapiteln steuerte Joshi ein Vorwort und eine ausführliche Bibliographie der besprochenen Werke bei. Diese wurde von Robert N. Bloch durch die Angabe deutscher Veröffentlichungen ergänzt.

Die von Joshi kommentierte Ausgabe von „Supernatural Horror in Literature“ liegt hiermit erstmals in deutscher Sprache vor. Der Golkonda Verlag legt damit die definitive Ausgabe von Lovecrafts Essay vor, an der kein Fan der Weird Fiction vorbeikommt!

*vor ein paar Wochen erst hat Horst Illmer sich mit einem solchen Werk befasst. Jo Waltons "What makes this Book so great", das er in den höchsten Tönen lobt gehört genau in diese Sparte…

Sekundärliteratur, insbesondere zum Genre Phantastik, erscheint im ersten Moment uninteressant, es sei denn zu Recherchezwecken. Dennoch gibt es in diesem Bereich der Literatur immer wieder interessante Werke*. Einen dominanten Platz in diesem Feld nimmt hier einmal mehr J.R.R. Tolkien ein, der mit seinem „Der Herr der Ringe“ ein Werk vorgelegt hat, das seit nunmehr fast genau sechs Jahrzehnten die Fantasie von Millionen Lesern beflügelt und hat damit ein Werk von bleibender Kraft hinterlassen. Das hat nicht nur zu unzähligen Biographien über den Autor geführt.

den ganzen Beitrag lesen…

Deadpool Zeichner signiert in Hermkes Romanboutique

von am 16. Juli 2014 Kommentare deaktiviert für Deadpool Zeichner signiert in Hermkes Romanboutique

Espin01Am Dienstag, 5.8.14 von ca 16.00 bis ca 18.30 kommen gleich zwei Zeichner zu uns, um wieder fleissig für euch zu signieren und zu zeichnen! Betreut werden die Beiden mal wieder von unserem alten Bekannten Michael Dedio. Ihr könnt euch also auf viel Spaß und gute Stimmung freuen… Natürlich bringen die Beiden auch wieder original Artwork mit.

Salvador Espin

Espin02…wurde 1982 in Spanien geboren und zeichnete schon Superhelden seit er ein Kind war. 2008 wurde Marvel Comics auf ihn aufmerksam und er durfte an der Miniserie "World War Hulk Aftersmash: Damage Control" sein Können unter Beweis stellen. Weiter ging seine Reise durchs Marvel Universum wo Espin an Serien wie "Wolverine: First Class" und "The Incredible Hercules", sowie an zahllosen Covern für diverse Titel tätig war, bis er wieder in die Welt des grünen Goliaths Hulk eintauchte, um an dem Zyklus "Fall of the Hulks" mitzuarbeiten. Es folgten einige Hefte der X-Men Ablegerserie "Generation Hope" bevor Salva sich 2012 dem Söldner mit der grossen Klappe Deadpool annehmen konnte um ihm seinen unverwechselbaren, cartoonhaften Stil aufzudrücken. Dieser Run prädestinierte ihm für weitere Abenteuer von Wade Wilson, die auf die Original Graphic Novel "Wolverine: Season One" folgen sollten. Zu Espins letzteren Arbeiten zählen die Mini "Deadpool kills Deadpool", das Deadpool Bi-Annual, sowie die aktuell laufende Serie "Deadpool vs. Carnage".

RedondoBruno Redondo

…wurde 1981 in Spanien geboren. Er begann Kunst zu studieren und war schon nach kurzer Zeit  sehr erfolgreich als Autodidakt. Sein größter Wunsch war es seit Kindestagen Superhelden zu zeichnen. Nach ersten vorsichtigen Versuchen im Comicbuisness Fuss zu fassen, wie etwa seine eigene Serie "Wendal"(erschienen in Spanien bei Dolmen Editional) sowie Ausflüge in die Werbeillustration fing Redondo an für die nächsten beiden Jahre für "Fenix Studio" zu arbeiten, für die er einen Comic über Miguel de Cervantes und dessen berühmteste Romanfigur "Don Quixote" schuf.2009 schaffte Bruno den internationalen Durchbruch mit dem Comicprequel zum Film "Push" für DC´s Tochterfirma Wildstorm. Redondo blieb den Adaptionen treu und es folgten Werke für TV Serien wie z.B. "Human Target" oder "Fringe", sowie zu Videospielen wie "Batman: Arkham City" und "DC Universe Online: Legends".Beim letzten Werk lernte er den Autor Tom Taylor kennen und es folgten Zusammenarbeiten bei "Star Wars: Darth Maul – Death Sentence" und mehrere Kapitel von "Injustice: Year One" und "Injustice: Year Two"(jetzt als Hauptkünstler). Kürzlich wurde erst "Injustice: Year Three" angekündigt, für die Redondo nun zukünftig seinen Zeichenstift schwingen wird. Momentan lebt Bruno, zusammen mit seinem Hund Lakka, in seiner Geburtsstadt Alcazar de San Juanund nutzt seine stark begrenzte Freizeit mit dem Zocken von Videospielen und mit Reisen in andere Länder.

Liste der Comic-Veröffentlichungen von Salvador Espin:

Deutsch
-Deadpool Nr. 13 – 14 & 16 – 17
-Deadpool kills Deadpool Sonderband Nr. 1
-Wolverine: Season One
-Wolverine & die X-Men Sonderband Nr. 3
-Hulk Sonderband Nr. 8 – 10
-X-Men Nr. 143 (auch als Variantcover erhältlich)

US-Ausgaben
-Black Widow and the Marvel Girls Nr. 1 & 3 (auch enthalten im Tradepaperback "Black Widow and the Marvel Girls")
-Deadpool Nr. 45 – 49 & 58 – 60 (auch enthalten im Tradepaperback und Hardcover "Evil Deadpool", sowie Nr. 45 – 49 im Tradepaperback
"Deadpool:The complete Collection Volume 3")
-Deadpool kills Deadpool Nr. 1 -4 (auch enthalten im Tradepaperback "Deadpool kills Deadpool")
-Deadpool vs. Carnage Nr. 1 – 4
-Exiles Nr. 1 – 3 & 6 (auch enthalten im Tradepaperback "Point of no Return")
-Fall of the Hulks: The Savage She-Hulks Nr. 1 -3 (auch enthalten im Tradepaperback "Fall of the Hulks: The Savage She-Hulks")
-Generation Hope Nr. 1 -4 & 6 – 8 (Nr. 1 – 4 auch enthalten im Tradepaperback Volume 1 "The Future´s a four-letter Word", Nr. 6 – 8 auch enthalten im
Tradepaperback Volume 2 "Schism")
-Incredible Hercules Nr. 122 & 125 (auch enthalten im Hardcover Volume 3 "Love and War", dem Tradepaperback Volume 4 "Love and War", sowie dem
Deluxe Hardcover Volume 2 "Sacred Invasion")
-The Incredible Hulk Nr. 600
-Iron Man: Titanium Nr. 1  (auch enthalten im Tradepaperback und Hardcover Volume 1 "Iron Man: Legacy")
-Iron Man/Hulk/Fury Nr. 1
-Wolverine and the X-Men Nr. 30 (auch enthalten im Tradepaperback Volume 7 und im Omnibus Hardcover "Wolverine and the X-Men by Jason Aaron)
-Wolverine: First Class Nr. 3 – 4 & 6 (Nr. 3 – 4 auch enthalten im Tradepaperback Volume 1 "The Rookie", Nr. 6 auch enthalten im Tradepaperback Volume
2 "To Russia with Love")
-Wolverine: Season One OGN Hardcover
-World War Hulk Aftersmash: Damage Control Nr. 1 – 3 (auch enthalten im Tradepaperback "Hulk: World War Hulk – Damage Control)
-X-Men Nr. 27 (auch enthalten im Tradepaperback Volume 6 "The Curse is Broken")

Liste der Comic-Veröffentlichungen von Bruno Redondo:

Deutsch
-Star Wars Nr. 103 – 104
-DC Universe Online: Legends Nr. 4 – 5
-Human Target Sonderband Nr. 1(Vertigo Select)
-Injustice: Götter unter uns Nr. 1 & 3 – 4
-Batman: Arkham City Nr. 2 & 4 (sowohl als Soft- als auch als Hardcover erhältlich)

US-Ausgaben
-Batman: Arkham Unhinged Nr. 3 & 10 (auch enthalten im Tradepaperback und Hardcover Volume 1 & Tradepaperback und Hardcover Volume 2)
-Beyond the Fringe Nr. 3B (auch enthalten im Tradepaperback "Beyond the Fringe")
-DC Universe Online: Legends Nr. 16 – 17 & 21 (auch enthalten im Tradepaperback Nr. 3)
-Human Target Nr. 1 – 6 (auch enthalten im Tradepaperback "Human Target")
-Push Nr. 1 – 6 (auch enthalten im Tradepaperback "Push")
-Star Wars: Darth Maul – Death Sentence Nr. 1 – 4 (auch enthalten im Tradepaperback "Star Wars: Darth Maul – Death Sentence)
-Red: Joe Nr. 1 (auch enthalten im Tradepaperback "Red: Better R.E.D. than Dead")
-Injustice: Gods among us Nr. 2 & 9 – 11 & Annual 1 (auch enthalten im Tradepaperback Nr. 1 und im Hardcover Nr. 1 -2)
-Injustice: Year Two Nr. 1 – 6

Am Dienstag, 5.8.14 von ca 16.00 bis ca 18.30 kommen gleich zwei Zeichner zu uns, um wieder fleissig für euch zu signieren und zu zeichnen! Betreut werden die Beiden mal wieder von unserem alten Bekannten Michael Dedio. Ihr könnt euch also auf viel Spaß und gute Stimmung freuen… Natürlich bringen die Beiden auch wieder original Artwork mit.

Salvador Espin

…wurde 1982 in Spanien geboren und zeichnete schon Superhelden seit er ein Kind war. 2008 wurde Marvel Comics auf ihn aufmerksam und er durfte an der Miniserie "World War Hulk Aftersmash: Damage Control"

den ganzen Beitrag lesen…

Spiegeltanz

von am 11. Juli 2014 Kommentare deaktiviert für Spiegeltanz

SpiegeltanzTitel: Spiegeltanz (Mirror Dance)
SerienZyklentitel:  Barrayar Zyklus (Vorkosigan-Saga)
Autor: Lois McMaster Bujold
Verlag, Nummer: Heyne 5885 (diverse Folgebände)

update: Die gesamte Saga, die insgesamt aus 21 Geschichten besteht, ist derzeit nicht lieferbar. Die Bände sind jeweils in sich geschlossen und ursprünlich nicht chronologisch veröffentlicht worden. Für den "antiquarischen Jäger" gibt es am Ende des Artikels die chronologische Reihenfolge.

Dieser notfalls auch für sich alleine lesbare achte Roman des Barrayar-Zyklus, ausgezeichnet mit dem Hugo Award 1995 (übrigens schon das dritte Werk der Autorin, dem dieser Preis verliehen wurde), mit fast 700 Seiten auch der bisher umfangreichste, hat mich erneut ebenso stark in seinen Bann gezogen wie fast alle vorhergehenden. Nachdem die beiden ersten eigenständigen Bände vor kurzem wieder aufgelegt wurden, sind nun leider die Bände drei  bis fünf  nicht mehr lieferbar. Aber vielleicht ist ja in Sachen Wiederauflage noch nicht das letzte Wort gesprochen – die Leser der bisherigen Romane werden mir bei diesem Wunsch sicherlich zustimmen.

Inhalt:
Der Held der meisten zurückliegenden Werke, mit einer starken körperlichen Behinderung geboren, die er durch charakterliche und geistige Willensstärke und Selbstdisziplin kompensieren konnte, hat sich eine nur wenigen Eingeweihten bekannte Doppelidentität aufgebaut. Neben seiner offiziellen Stellung als Lord Miles Vorkosigan von Barrayar, im Geheimdienst tätig, hat er durch geniale Schachzüge erreicht, daß er unter dem Decknamen Miles Naismith zum Admiral der freien Dendarii-Söldner aufgestiegen ist. Ein Klon, von einem unerbittlichen Gegner seiner Heimatwelt gezüchtet, wurde in einem zähen Ringen enttarnt und seine Konditionierung durchbrochen. Als Miles´ Bruder jedoch wurde dieser, unter verdeckter Beobachtung des Geheimdienstes stehend, in eine relative Freiheit entlassen. (Soviel aus der Vorgeschichte zum Verständnis für neue Leser.) In Abwesenheit des Admirals gelingt es dem Klon , selbst langjährige Kampfgefährten von Miles Naismith zu täuschen und ein Kriegsschiff der Dendarii-Söldner zu requirieren. Mit der erschlichenen Streitmacht will er einen Überfall auf die Genlabors des Hauses Bharaputra im weit entfernten Jackson´s Whole ausführen, wo auch er erzeugt wurde, um deren verbrecherische Machenschaften aufzudecken. Miles Naismith kehrt zu spät zur Flotte zurück, um dieses waghalsige Kommandounternehmen zu verhindern und macht sich an die Verfolgung seines Klonbruders Mark.

Beurteilung:
Auch mit diesem Roman gelingt es der Autorin wiederum, Charaktere von großer Tiefe sowie eine komplexe und überaus spannende Handlung überzeugend darzubieten, wobei das Hauptinteresse diesmal auf die Entwicklung von Miles´ Klonbruder gerichtet ist. Bedrängt von paranoiden Zwängen seiner Vergangenheit, auf der verzweifelten Suche nach einer eigenen Identität, von naivem Glauben an seine selbstgestellte Aufgabe getrieben, versucht er, mit ungenügender Vorbereitung und ohne das strategische und taktische Genie seines Vorbildes, mit seinem Stoßtrupp fünfzig Kinder zu befreien. Diese Kinder in den Körpern von Erwachsenen werden von gewissenlosen Genmanipulatoren für Gehirntransplantationen bereitgehalten, um das Leben reicher Kunden zu verlängern. Miles und sein instabiler "Spiegelbruder" Mark müssen durch eine Hölle an selbstzerstörerischen Zweifeln und schrecklichen Qualen, um ihre Persönlichkeit und ihr Leben zu retten. Fasziniert erlebt der Leser, durch welche psychischen und physischen Tiefen Mark gehen muß, welch erschreckende Exzesse er auf sich nimmt, um dem Schatten seines dominierenden Bruders zu entkommen. Es sei an dieser Stelle allerdings auch darauf hingewiesen, daß die sexuellen Momente und Spielarten einiger Passagen nicht für junge Leser gedacht sind.

Fazit:
Das Barrayar-Universum wird von Band zu Band immer vielschichtiger, die Charaktere werden immer schärfer profiliert, auch die dunklen Seiten und Taten der Protagonisten werden ohne Scheu dargestellt. Es gibt keine dümmlich-heldenhaften "Ritter"; Egoismus, unbewußt – bewußter Neid und Tendenzen zur Selbstzerstörung werden deutlich sichtbar, aber letzlich siegt der verzweifelte Mut zum Leben und zur Selbstbehauptung der gequälten Kreatur. Neben der starken äußeren Spannung ist es dieser philosophisch-psychologische Tiefgang, der bei vielen Lesern dazu führt, daß die Lektüre des Barryar-Zyklus süchtig macht. Space Opera, die weit über das übliche klischeehafte Mittelmaß hinausgeht, ist halt leider eher selten.

Chronologie:
(nur englisch Dreamweaver’s Dilemma)

Die Quaddies von Cay Habitat

Sammelband: Cordelia’s Ehre

  • Scherben der Ehre
  • Barrayar

Sammelband: Der junge Miles

  • Der Kadett
  • Die Berge der Trauer
  • Der Prinz und der Söldner

Sammelband: Gefährliche Missionen

  • Cetaganda
  • Ethan von Athos
  • Labyrinth

Sammelband: Der Doppelgänger

  • Grenzen der Unendlichkeit
  • Waffenbrüder
  • Spiegeltanz

Sammelband: Die Revolte

  • Viren des Vergessens
  • Komarr

Sammelband: Der Botschafter

  • Botschafter des Imperiums
  • Geschenke zum Winterfest
  • Diplomatische Verwicklungen

(nur englisch Captain Vorpatril’s Alliance)

(nur englisch CryoBurn)

Titel: Spiegeltanz (Mirror Dance)
SerienZyklentitel:  Barrayar Zyklus (Vorkosigan-Saga)
Autor: Lois McMaster Bujold
Verlag, Nummer: Heyne 5885 (diverse Folgebände)

update: Die gesamte Saga, die insgesamt aus 21 Geschichten besteht, ist derzeit nicht lieferbar. Die Bände sind jeweils in sich geschlossen und ursprünlich nicht chronologisch veröffentlicht worden. Für den "antiquarischen Jäger" gibt es am Ende des Artikels die chronologische Reihenfolge.

Dieser notfalls auch für sich alleine lesbare achte Roman des Barrayar-Zyklus, ausgezeichnet mit dem Hugo Award 1995 (übrigens schon das dritte Werk der Autorin,

den ganzen Beitrag lesen…

Blade Runner

von am 10. Juli 2014 Kommentare deaktiviert für Blade Runner

BladeRunnerPhilip K. Dick
BLADE RUNNER. Roman.
(Do An­droids Dream of Electric Sheep? / 1968)
Ü: Michael Nagula
Frankfurt/M., Fischer Taschenbuch, Juli 2014, 224 S.
Fischer Klassik
ISBN 978-3-596-90559-1

Ein Kopfgeldjäger ist normalerweise ein moralisch ziemlich bedenklicher Zeitgenosse, dem man am besten einfach aus dem Weg geht. Wenn er aber für die Polizei die unangenehme Arbeit erledigt, geflohene Androiden aufzuspüren und zu eliminieren, wandelt sich die Einstellung – je nachdem, ob man ein Mensch ist, der geschützt werden will, oder ein gejagter Androide. Wie steht man aber zu einem „Blade Runner“ (wie diese Sonderkräfte der Polizei der Zukunft genannt werden), der vielleicht selbst ein Androide ist?
Diese Frage stellt sich eines schönen Tages Rick Deckard, einem der erfolgreichsten seines Fachs, als er bei einem neuen Job tiefer in die Gefühls- und Gedankenwelt seiner „Beute“ eindringen muss, als bisher üblich. Denn wenn selbst die hübsche Rachael Rosen, Nichte des Gründers der Androiden-Fabrik, ein „Nexus-6-Andy“ ist – wieweit kann er sich dann bei der Identifizierung von Kunstmenschen noch sicher sein? Gibt es denn überhaupt einen (moralisch bedeutsamen) Unterschied zwischen Mensch und Maschine?
Beim Lesen des Textes blenden sich fast zwangsläufig Bilder und Inhalt der Verfilmung vor das geistige Auge. Nun handelt es sich bei DO AN­DROIDS DREAM OF ELECTRIC SHEEP?  nicht um das Buch zum Film, sondern um den bereits 1968 geschriebenen Original-Roman, bei dem es Dick auch auf ganz andere Aspekte ankam, als 1982 Ridley Scott, dem Regisseur von BLADE RUNNER, dem damit ebenfalls ein Meisterwerk gelang.
Um wie vieles weiter gefasst ist jedoch Philip K. Dicks Buch. Die Figur des Rick Deckard ist viel weniger linear, die Ausstattung der Nebenfiguren reicher und die Welt im Hintergrund weniger reduziert. Dick thematisiert hier, wie so oft, die Unmöglichkeit, zwischen einer echten und einer gefälschten Realität objektiv zu unterscheiden. Die von anderen Menschen vermittelten „Wahrheiten“, die Nachrichten und Mitteilungen der Medien, die Geschäftspolitik riesiger Konzerne sind es, die bestimmen, welchen Ausschnitt der „Realität“ wir wahrnehmen.
Obwohl das Werk schon einige Jahrzehnte auf dem Buckel hat, wirkt es frisch und spritzig, seine Inhalte haben nichts von ihrer Aktualität und Brisanz verloren – denn man braucht für „Androide“ nur „Boat People“ zu setzen, schon hat einen die Zukunft eingeholt!
BLADE RUNNER, oder TRÄUMEN ANDROIDEN VON ELEKTRISCHEN SCHAFEN?, wie der Roman früher hieß, ist ein Buch, bei dem sich der Leser in hohem Maße gefordert sieht, das zum Nachdenken und Diskutieren einlädt, ein Buch, das Stellung bezieht und das hilft, selbst Stellung zu beziehen – auch deshalb ist die Aufnahme in die Reihe Fischer Klassik unbedingt notwendig gewesen.

Horst Illmer

Philip K. Dick
BLADE RUNNER. Roman.
(Do An­droids Dream of Electric Sheep? / 1968)
Ü: Michael Nagula
Frankfurt/M., Fischer Taschenbuch, Juli 2014, 224 S.
Fischer Klassik
ISBN 978-3-596-90559-1

Ein Kopfgeldjäger ist normalerweise ein moralisch ziemlich bedenklicher Zeitgenosse, dem man am besten einfach aus dem Weg geht. Wenn er aber für die Polizei die unangenehme Arbeit erledigt, geflohene Androiden aufzuspüren und zu eliminieren, wandelt sich die Einstellung – je nachdem, ob man ein Mensch ist,

den ganzen Beitrag lesen…

Das dunkle Herz der Nacht

von am 8. Juli 2014 Kommentare deaktiviert für Das dunkle Herz der Nacht

das_dunkle_herz_der_nacht-9783426701744_xxlTitel: Das dunkle Herz der Nacht (A Cavern of Black Ice)
SerienZyklentitel: Schwert der Schatten (Sword of Shadows)
Autor: J.V.Jones
Verlag, Nummer: Knaur 70174 (Folgebände:70175, 70176, 70177  )

update: Die Bände sind leider nicht mehr lieferbar. Die beiden Fortsetzungen der Reihe, die einige Jahre später geschrieben wurden, sind bisher nicht in deutscher Auflage erschienen. Zudem sei gesagt, das die Reihe, laut Aussage der Autorin, noch nicht beendet ist.

Die dritte veröffentlichte Fantasy Saga der Autorin J.V.Jones

Inhalt:
Das Buch entwickelt sich auf unterschiedlichsten Schauplätzen.
Die  beiden Hauptpersonen heissen R.S und A.M

Die Geschichte um R.S beginnt so :
Während R.S und sein Bruder Drey jagen scheint die Welt in Ordnung zu sein. Doch ab einem bestimmten Punkt erkennt R.S , durch Zufall oder Vorsehung, daß der Jagdgruppe, die sich mit ihnen vom Clan getrennt hat, etwas zugestossen sein muß und sie die Pflicht haben zurückzukehren. R.S ist jünger als sein Bruder , der bereits Jahrmann – ein vollständiges Mitglied der Blacknails- ist. Dieser Clan war der erste der grossen Nordlandbarbarengemeinschaften, nach ihm kamen Dhome und Bludd. R.S und Drey kommen zum Lager zurück und sehen das Ausmass. Die Welt ist definitiv nicht mehr in Ordnung; geliebte Menschen, unter ihnen ihr Vater, sind tot und da auch Drago Bl. die Jagdgruppe begleitete hat der BL-C. keinen Häuptling mehr. Der einzige, der nicht auffindbar ist, ist dessen Sohn Mace. In dem Moment des Schreckens sieht R.S wie grundsätzlich unterschiedlich er und sein Bruder denken, wie anders Konsequenzen und Schlüsse ausfallen.

Beurteilung:
Das dunkle Herz der Nacht  ist der Beginn einer Saga, die so eine Welt beschreibt, dass sie dem Leser lebendig vor den Augen entsteht.
Es ist eine Art von Schreibstil, der es bei seiner direkt wirkenden Darstellung mit guten Filmen aufnehmen kann und ausserdem die Vorteile eines Buches birgt Gedanken und Hintergründe exakter zu formulieren. ( Verantwortlich hierfür sind u.a. Metaphern, die auch vom Sinngehalt her das Denken untermauern.
Die Handlung entwickelt sich eingebettet in die Gesetzmässigkeit der Welt.
Fantasievolle Besonderheiten, durchsetzt mit guten Ideen in der Beschreibung der Magie kommen nicht zu kurz obwohl der Mensch im Mittelpunkt steht.
Das Ganze ist auf ein grosses Ausmaß angelegt.
Es ist sehr konsequent denn es entstehen geballte Situationen, die vorstellbar sind und als besonderes Merkmal erschrecken. Denn J.V.Jones kennt den Menschen und beschreibt  eben auch psychisch begründete Abgründe in die er stürzen kann.

Fazit:
Schlussendlich kann man sagen, es ist nicht schwer zu lesen und man wird obendrein durch ein intensiv wirkendes Buch belohnt.

Titel: Das dunkle Herz der Nacht (A Cavern of Black Ice)
SerienZyklentitel: Schwert der Schatten (Sword of Shadows)
Autor: J.V.Jones
Verlag, Nummer: Knaur 70174 (Folgebände:70175, 70176, 70177  )

update: Die Bände sind leider nicht mehr lieferbar. Die beiden Fortsetzungen der Reihe, die einige Jahre später geschrieben wurden, sind bisher nicht in deutscher Auflage erschienen. Zudem sei gesagt, das die Reihe, laut Aussage der Autorin, noch nicht beendet ist.

Die dritte veröffentlichte Fantasy Saga der Autorin J.V.Jones

Inhalt:
Das Buch entwickelt sich auf unterschiedlichsten Schauplätzen.

den ganzen Beitrag lesen…

Das Orakel vom Berge

von am 7. Juli 2014 Kommentare deaktiviert für Das Orakel vom Berge

OrakelPhilip K. Dick DAS ORAKEL VOM BERGE. Roman. (The Man in the High Castle / 1962) Ü: Norbert Stöbbe Frankfurt/M., Fischer Taschenbuch, Juli 2014, 271 S. Reihe Fischer Klassik ISBN 978-3-596-90562-1

Philip K. Dicks Alternativwelt-Roman DAS ORAKEL VOM BERGE ist in einer Welt angesiedelt, in der Deutschland und Japan den Zweiten Weltkrieg gewonnen haben. Die Vereinigten Staaten von Amerika befinden sich im Status eines besetzten Landes, gespalten in einen von Deutschland mit harter Hand regierten Ostteil und in die von Japan dominierten Westpazifikstaaten. Nur in den unwegsamen, kaum besiedelten Landesteilen entlang der Rocky Mountains hat sich ein Rest der „alten“ USA behaupten können. Während der zerstörte Osten mit deutscher Hilfe (und jeder Menge Nazi-Ideologie) wieder aufgebaut wird, haben sich in Kalifornien die Japaner auf einen zurückhaltenden, assimilierenden Kolonialismus verlegt.

Es gibt eine zaghaft im Untergrund agierende „Widerstandsbewegung“ (wenn man die wenigen, sehr vereinzelt lebenden und im Verborgenen wirkenden Intellektuellen so nennen kann). In diesen Kreisen zirkuliert ein Buch des Poeten und Romanciers Hawthorne Abendsen, in dem dieser eine alternative Welt beschreibt, in der England und die USA gegen die Achsenmächte gewonnen haben. Typisch für Dicks Verschachtelung der diversen „Realitäten“ ist es jedoch, dass auch diese „literarische Wirklichkeit“ von der uns bekannten teilweise stark abweicht.

Die Handlung kreist um die vier Hauptakteure Nobusuke Tagomi, Frank und Juliana Frink und Robert Childan, welche von Dick überzeugend mit Eigenleben ausgestattet wurden. Die jeweiligen Erzählstränge sind voneinander unabhängig, führen jedoch immer wieder aufeinander zu, berühren sich, trennen sich wieder. Die Aktionen der Protagonisten sind vielfach fremdgesteuert (z. B. wenden sich einige von ihnen immer wieder an das chinesische Orakelbuch I GING, wenn sie Entscheidungen fällen müssen), und selbst wenn sie scheinbar aus eigenem Willen handeln, sind die Ergebnisse dieses Handelns nicht nur für sie selbst oftmals überraschend und unvorhersehbar.

Philip K. Dicks 1963 mit dem HUGO-Award ausgezeichneter Roman wurde von Norbert Stöbbe exzellent übertragen. Nicht nur herausragende Kritiker und Schriftsteller wie Ursula K. Le Guin oder Kim Stanley Robinson sehen in diesem Buch einen der großen, wichtigen Meilensteine der amerikanischen Science Fiction. Auch für die jetzt bei Fischer Klassik begonnene Dick-Reihe ist DAS ORAKEL VOM BERGE ein wichtiger Baustein – und für jeden anspruchsvollen Leser ist dieses Buch ein Genuss.

Horst Illmer

Philip K. Dick DAS ORAKEL VOM BERGE. Roman. (The Man in the High Castle / 1962) Ü: Norbert Stöbbe Frankfurt/M., Fischer Taschenbuch, Juli 2014, 271 S. Reihe Fischer Klassik ISBN 978-3-596-90562-1

Philip K. Dicks Alternativwelt-Roman DAS ORAKEL VOM BERGE ist in einer Welt angesiedelt, in der Deutschland und Japan den Zweiten Weltkrieg gewonnen haben. Die Vereinigten Staaten von Amerika befinden sich im Status eines besetzten Landes, gespalten in einen von Deutschland mit harter Hand regierten Ostteil und in die von Japan dominierten Westpazifikstaaten.

den ganzen Beitrag lesen…

Codex Alera

von am 1. Juli 2014 Kommentare deaktiviert für Codex Alera

CodexAleraTitel: Die Elementare von Calderon
Im Schatten des Fürsten
Die Verschwörer von Kalare
Der Protektor von Calderon
Die Befreier von Canea
Der erste Fürst
Serien/Zyklentitel: Codex Alera
Autor: Jim Butcher
Verlag: blanvalet

Jim Butcher ist durch seine Harry Dresden Reihe dem einen oder anderen bekannt. Bei dem vorliegenden Zyklus handelt es sich um einen High-Fantasy-Zyklus der sehr stark geschrieben ist und so einige Klischees klassischer Fantasy Romane a la Tolkien über Bord wirft.

Inhalt:
Der Junge Tavi wächst behütet bei seiner Tante Isana und seinem Onkel Bernhard auf dessen Hof auf. Im Gegensatz zu allen anderen Mitgliedern der Gesellschaft ist er nicht in der Lage Magie anzuwenden. Hinzu kommt, dass er als Waisenkind wenig bis gar nichts über seine Herkunft weiß. Diese klärt sich auch erst vollständig im Verlauf der sechs Bände.
Nachdem er mit einer Feindin, einem Maratmädchen Namens Kitai, nach einem Wettkampf Freundschaft geschlossen hat und er an den Hof Alera Imperia gerufen wird, treten seine Talente nach und nach zu Tage.
Er ist gerecht, klug und pragmatisch in der Anwendung seiner Fähigkeiten und in der Anwendung der Gesetze.

Im Verlauf der sechs Bände wird seine wahre Bestimmung sichtbar und er führt das Land Alera in ein neues Zeitalter. Dabei lässt Tavi keinen Stein auf dem anderen.

Beurteilung:
Die Idee, dass alle Einwohner des Landes mehr oder weniger stark magiebegabt sind, eröffnet ganz neue Perspektiven. Das führt dazu, dass einfache Aufgaben durch sogenanntes Elementarwirken erbracht werden und der menschliche Geist keine neuen Ideen aushecken muss. Der Außenseiter Tavi ist derjenige, der sich innovatives Denken und Handeln zu Eigen machen muss, um seine Aufgaben bewerkstelligen und um sich in dieser Welt behaupten zu können.
Was den Zyklus darüber hinaus so bemerkenswert macht ist, dass das Klischee von Gut gegen Böse hier nicht verfängt. Die vermeintlich Guten haben ihre Schattenseiten und die Bösen sind nicht per Se böse. Man kann seine Sympathien daher nicht so einfach verteilen, sondern der Facettenreichtum der handelnden Personen verleiht dem Zyklus Tiefe und Glaubwürdigkeit.
Auch Tavi ist nicht nur der unschuldige Junge, da er sich mit Gerissenheit aus der einen oder anderen Falle heraus manövriert und damit seine Freunde nicht nur einmal vor den Kopf stößt.

Vor lauter Feinden könnte man beim Lesen leicht den Überblick verlieren, aber Tavi als Mittler schafft es immer wieder den Feinden klar zu machen, das man manchmal besser miteinander als gegeneinander kämpfen muss, um zu gewinnen.

Dabei profitiert Tavi davon, dass er sich sehr gut in andere hinein versetzen kann und deren Beweggründe rational erfasst und emotional lenken kann.
Hinzu kommt, dass sich der Autor sehr viel Zeit nimmt, nicht nur die Charaktere auszuarbeiten, sondern auch die politische Dimension mit Tiefe gestaltet, so dass man als Leser nicht einfach in den Modus von Licht und Schatten verfallen kann.

Das Reich wird zudem nicht nur von Außen bedroht, sondern auch die innere Spaltung steht bevor.  Der erste Fürst Sextus hat durch seine Intrigen und Geheimniskrämerei das Land an den Rand eines Bürgerkriegs manövriert. Dabei sind die äußeren Feinde oft weniger blutrünstig, als man sie gerne sehen möchte und eher bereit zu verhandeln, denn zu kämpfen.

Das Ende der sechs Bände ist, ohne mehr verraten zu wollen, für einen Fantasy-Zyklus geradezu revolutionär.

Fazit:
Für mich zählt dieser Zyklus zum Besten, was ich in den letzten Jahrzehnten gelesen habe.
In den sechs Bänden hat Butcher eine Unzahl Genrethemen eingebracht. Neben Tavis Erwachsenwerden, kommen Liebe und Romantik (nicht zu schmalzig), Schwert-Degen-Spektakel, großartige Schlachten, politische Ränkespiel und der eine oder andere Held nicht zu kurz. Ein Setting mit vielen Feinden und nichtmenschlichen Wesen sowie eine feindliche Bedrohung, die es in sich hat.
Wohltuend für mich, dass es nicht die klassische Schwarz-Weiß-Malerei gibt, sondern, dass sich die Helden ihre Welt so zu recht legen, wie sie sie gerne sehen möchten.

Ein sehr moderner Zyklus, der sich nicht vor den großen der Fantasy verstecken muss. Im Gegenteil. Der Autor bringt eine Menge frische Ideen mit ein und schafft eine Welt, die für mich vollständig erscheint und die keine Aspekte des menschlichen Lebens auslässt und für mich mit einem starken Ende eine nachhaltige Wirkung erzielt.

Auch wenn die einzelnen Bände mehr oder minder in sich abgeschlossen sind, sollte jeder die sechs Bände lesen. Ich habe keine Seite bereut.

MarkusT

Titel: Die Elementare von Calderon
Im Schatten des Fürsten
Die Verschwörer von Kalare
Der Protektor von Calderon
Die Befreier von Canea
Der erste Fürst
Serien/Zyklentitel: Codex Alera
Autor: Jim Butcher
Verlag: blanvalet

Jim Butcher ist durch seine Harry Dresden Reihe dem einen oder anderen bekannt. Bei dem vorliegenden Zyklus handelt es sich um einen High-Fantasy-Zyklus der sehr stark geschrieben ist und so einige Klischees klassischer Fantasy Romane a la Tolkien über Bord wirft.

den ganzen Beitrag lesen…

Wochenend – Tripple

von am 20. Juni 2014 1 Kommentar

Foto 11Es gibt immer wieder mal so Tage… Dieses Wochenende, mit Brückentag, sind vier solcher Tage am Stück. Schöne tage, aber ein bisschen stressig. Zum einen ist an diesem Wochenende das wichtigste Event in puncto Comics in Deutschland, nämlich der Comic Salon Erlangen, der jedes zweite Jahr die schöne Welt der Comics feiert. Da müssen wir natürlich hin. Auch aus Eigeninteresse ;-). Zusätzlich findet aber auch das alljährliche Umsonst & Draußen in Würzburg statt. Da müssen wir natürlich auch hin. Diesmal sogar dienstlich. Wir haben da unten nämlich zum ersten mal einen eigenen Stand! Außerdem muss natürlich jemand die Stellung im Laden halten.

DeswegenOLYMPUS DIGITAL CAMERA Tripple Trouble. Laden, Erlangen und U&D. Damit ihr ein paar Eindrücke mitnehmen könnt, auch wenn ihr nicht selbst anwesend sein könnt, gibt es in der Galerie schon einmal ein paar Bilder.

Es gibt immer wieder mal so Tage… Dieses Wochenende, mit Brückentag, sind vier solcher Tage am Stück. Schöne tage, aber ein bisschen stressig. Zum einen ist an diesem Wochenende das wichtigste Event in puncto Comics in Deutschland, nämlich der Comic Salon Erlangen, der jedes zweite Jahr die schöne Welt der Comics feiert. Da müssen wir natürlich hin. Auch aus Eigeninteresse ;-). Zusätzlich findet aber auch das alljährliche Umsonst & Draußen in Würzburg statt. Da müssen wir natürlich auch hin.

den ganzen Beitrag lesen…

Jo Walton: What Makes This Book So Great

von am 18. Juni 2014 1 Kommentar

what makes this book so greatJo Walton
WHAT MAKES THIS BOOK SO GREAT.
New York, Tor Books, 2014, 447 S.
ISBN 978-0-7653-3193-9
Hardcover mit Schutzumschlag

Wie ich diese Frau beneide, vermag ich gar nicht in Worte zu fassen: Die 1964 in Wales geborene und inzwischen in Kanada lebende Jo Walton ist nicht nur eine sehr gute Autorin, sondern auch eine passionierte Leserin – und im Gegensatz zu uns Normalsterblichen verfügt sie offenbar über einen geheimen Zeitvorrat, aus dem sie sich bedienen kann, wann immer sie ihre Lieblingsbücher zum wiederholten (!!!) Male liest.

Aus dieser Passion ist zuerst ein Blog entstanden und nun ein Buch, dessen Lektüre einfach unglaublichen Spaß bereitet. WHAT MAKES THIS BOOK SO GREAT enthält 130 kurze Kapitel in denen Walton über ihre Nochmals-Lektüren von Science-Fiction-Büchern reflektiert (mit einigen Abschweifungen, wie es sich für eine echte Literaturliebhaberin gehört) und dabei gelingt es ihr praktisch in jedem Fall, diese Besprechungen zu kleinen Essays werden zu lassen, die unmittelbar den Reiz auslösen, die angeführten Werke ebenfalls lesen zu wollen.

Natürlich handelt es sich um eine sehr subjektive und persönliche Auswahl Waltons, doch ihr Lese-Spektrum ist extrem breit gefächert. Neben den Besprechungen ihrer klaren Favoriten wie Lois McMaster Bujold, Steven Brust und C. J. Cherryh stehen Texte über Genre-Größen wie Arthur C. Clarke, Neal Stephenson und Jerry Pournelle, dann wieder springt sie zu so exotischen, extravaganten und unbekannten Büchern und Autoren wie THROUGH A GLASS DARKLY von Kathleen Norris oder WHEN THE KISSING HAD TO STOP von Constantine Fitzgibbon.
Selbstverständlich fehlen weder die Publikumslieblinge Ursula K. Le Guin, John Brunner oder Samuel R. Delany, noch Hinweise auf eher unterschätzte Titel, beispielsweise von Maureen McHugh (CHINA MOUNTAIN ZHANG) oder Jack Womack (RANDOM ACTS OF SENSELESS VIOLENCE). Sogar eine Rezension zu einem niemals veröffentlichten Buch ist enthalten – welches wird hier jedoch nicht verraten.

Neben all diesen Einblicken in die Texte verschiedener Autoren entwickelt Jo Walton dabei wie nebenbei eine Poetik des Schreibens von Science Fiction und eine ebenso kurze wie stimmige Literaturgeschichte dieses faszinierenden Genres.

Unverzichtbar!

Horst Illmer

Jo Walton
WHAT MAKES THIS BOOK SO GREAT.
New York, Tor Books, 2014, 447 S.
ISBN 978-0-7653-3193-9
Hardcover mit Schutzumschlag

Wie ich diese Frau beneide, vermag ich gar nicht in Worte zu fassen: Die 1964 in Wales geborene und inzwischen in Kanada lebende Jo Walton ist nicht nur eine sehr gute Autorin, sondern auch eine passionierte Leserin – und im Gegensatz zu uns Normalsterblichen verfügt sie offenbar über einen geheimen Zeitvorrat, aus dem sie sich bedienen kann,

den ganzen Beitrag lesen…

Weniger Zukunft war nie

von am 16. Juni 2014 Kommentare deaktiviert für Weniger Zukunft war nie

ZukunftSascha Mamczak
DIE ZUKUNFT. Eine Einführung.
München, Heyne, 2014, 112 S.
ISBN 978-3-453-31595-2
Klappenbroschur

Wir hatten einfach zuviel von dieser Zukunft. Wir wenden den Blick von ihr ab und …“ (Seite 108).

Es ist ja nicht so, dass ich mir von diesem Buch die große Erleuchtung versprochen hätte, oder gar das nächste große Werk über die Entwicklung der Menschheit – aber ist es wirklich zuviel verlangt vom derzeitigen Herausgeber der immer noch bedeutendsten deutschsprachigen Science-Fiction-Reihe, dass er seinen Job ernst nimmt? Machen wir es kurz (hier wenigstens soll der Autor uns Vorbild sein) und loben das, was zu loben ist: Sascha Mamczak hat einen in sich stimmigen und gut recherchierten Essay verfasst, der die Ideengeschichte der menschlichen Vorstellung davon was „Zukunft“ ist, hervorragend darstellt. Dass die „Science Fiction“ in dieser über Jahrtausende reichenden Vergangenheitsschau nur einen relativ kleinen Anteil für sich beanspruchen kann, mag auf den ersten Blick verblüffen, rückt die Relationen aber durchaus zurecht. Was mich während der Lektüre – und vor allem an ihrem Ende – jedoch wirklich störte, war der Unterton der Verdrossenheit und der Resignation, der so ganz eigentlich im Gegensatz steht zu der von Mamczak herausgearbeiteten „Offenheit“ der Zukunft: die unendlichen Möglichkeiten, die sich uns auf unserem weiteren Weg bieten! Wäre es nicht gerade seine Aufgabe gewesen, hier auf die Chancen hinzuweisen, die eine sich neu formierende, sich den Ansprüchen des dritten Millenniums stellende Science Fiction für die Gestaltung „der Zukunft“ mitbringt? Welches utopische Potenzial immer noch in diesen Geschichten schlummert? Wie viel Einfluss ein einziges Buch immer und jederzeit zu entwickeln vermag? Leider konnte ich nichts davon entdecken (was unter Umständen daran liegen mag, dass es zu gut „versteckt“ ist) und so frage ich mich, ob Heyne mit diesem sechsten Band seiner „Jubiläums-Edition“ die eigene Science-Fiction-Reihe nach 50 erfolgreichen Jahren nun eigentlich feiern oder beerdigen wollte? Als Leser, Sammler und Fan möchte man den oben zitierten letzten Satz von Mamczaks Ausführungen über DIE ZUKUNFT so jedenfalls nicht hinnehmen!

Horst Illmer

Sascha Mamczak
DIE ZUKUNFT. Eine Einführung.
München, Heyne, 2014, 112 S.
ISBN 978-3-453-31595-2
Klappenbroschur

Wir hatten einfach zuviel von dieser Zukunft. Wir wenden den Blick von ihr ab und …“ (Seite 108).

Es ist ja nicht so, dass ich mir von diesem Buch die große Erleuchtung versprochen hätte, oder gar das nächste große Werk über die Entwicklung der Menschheit – aber ist es wirklich zuviel verlangt vom derzeitigen Herausgeber der immer noch bedeutendsten deutschsprachigen Science-Fiction-Reihe,

den ganzen Beitrag lesen…

Lemuria Signieraktion – einer dieser Tage…

von am 13. Juni 2014 Kommentare deaktiviert für Lemuria Signieraktion – einer dieser Tage…

OLYMPUS DIGITAL CAMERAEs gibt bei uns im Laden immer wieder Tage, an denen wir wirklich coole Aktionen haben. Heute war definitiv einer davon. Die zwei Jungs von Lemuria, Sytse und Apri waren die Wucht. Die Artwork war sensationell professionell und es war so schön, einmal beide Jungs eines Teams vor Ort zu haben. Alle, die da waren und eine Signierung abstauben konnten, hatten ein fettes Grinsen auf den Lippen. Apri hat alle durch seine unglaublich freie Artwork fasziniert und jeden Wunsch erfüllt. Sytse hat uns alle durch seine tollen Stories und Anekdoten erheitert und mit seinen Ausblicken auf die nächsten Bände von Lemuria gefesselt. Alles in allem war es ein toller Tag mit vielen begeisterten Kunden und zufriedenen Gesichtern. Die beiden haben uns mit dem Gefühl erfüllt keine Geschäftspartner, sondern Freunde zu Gast zu haben. Wir freuen uns jetzt schon auf das nächste Mal. Und ganz ehrlich 😉 endlich mal keine US-Comic-Zeichner 🙂

Danke an euch beide für diesen Super-Tag! Danke an alle, die da waren und sorry, für alle, die dieses Event bei uns im Laden verpasst haben.

Bilder gibt es demnächst in der Galerie.

Es gibt bei uns im Laden immer wieder Tage, an denen wir wirklich coole Aktionen haben. Heute war definitiv einer davon. Die zwei Jungs von Lemuria, Sytse und Apri waren die Wucht. Die Artwork war sensationell professionell und es war so schön, einmal beide Jungs eines Teams vor Ort zu haben. Alle, die da waren und eine Signierung abstauben konnten, hatten ein fettes Grinsen auf den Lippen. Apri hat alle durch seine unglaublich freie Artwork fasziniert und jeden Wunsch erfüllt.

den ganzen Beitrag lesen…

Die vergoldete Kette

von am 5. Juni 2014 Kommentare deaktiviert für Die vergoldete Kette

goldketteTitel: Die vergoldete Kette (The Gilded Chain)
SerienZyklentitel: Des Königs Klingen (Tales of the King’s Blades)
Autor: Dave Duncan
Verlag, Nummer: Bastei-Lübbe 20412(Folgebände: 20422, 20429)

update: Beide Zyklen von "Des Königs Klingen" und auch "Des Königs Dolche" sind derzeit nicht lieferbar. Klassischer Fall fürs Antiquariat.

Vielen Lesern dürfte Dave Duncan inzwischen bekannt sein, ist das vorliegende Buch doch schon sein 16. in Deutschland erschienenes Taschenbuch – und wahrlich nicht sein schwächstes. Im Rahmen dieser Buchvorschläge wurde schon einmal ein Titel des Schriftstellers vorgestellt (Der Weg nach Kinvale, Bastei 20263). Eigentlich hatte ich geplant , für ausführliche Besprechungen immer einen neuen Autor zu wählen , aber der Roman hat mir so viel Freude bereitet, daß ich der Versuchung nicht widerstehen konnte, meine Regel zu brechen.

Inhalt:
Der vierzehnjährige uneheliche Enkel eines unbedeutenden Gutsherrn im Königreich Euranien wird als „Schwererziehbarer“ in die strenge Schule von Eisenburg gebracht, besser gesagt: abgeschoben. Nach Bestehen der Aufnahmeprüfung, wobei seine Reflexe getestet werden, wird er durch die unerbittliche Disziplin dieses Internats zum Elitekämpfer geformt. Als bester Fechter der Kaderschmiede seit langem verläßt er fünf Jahre später diesen Hort als Klinge des Königs und wird, nach dem Ausfall seines Vorgängers, einem Adeligen als Leibwächter zugeteilt. Sir Durendal, diesen legendären Namen hat er trotz vieler Anfechtungen gewählt, setzt sich am Hofe des beliebten Königs Ambrose durch und erhält von seinem Lehnsherrn  den schier unmöglichen Auftrag, einen „Schatz“ in einer fernen Wüstenstadt zu bergen, der jegliche Vorstellung übersteigt.

Beurteilung:
Auf den ersten Blick klingt der Auftakt zu diesem Roman nicht gar so innovativ , aber im Verlaufe der Erzählung wird bald klar, daß die Handlung dennoch in ungewohnten Bahnen abläuft. Jeder, der einmal ein Werk von Dave Duncan gelesen hat, wird bestätigen, daß der Autor gut erzählen kann. Aber er bringt auch frische Ideen ein, zeigt neue Aspekte auf, führt ungewöhnliche Sichtweisen ein. Die lineare Erzählstruktur wird immer wieder belebt durch zeitliche Vorgriffe, ohne daß das den Lesefluß stören würde. Der Kampf um Macht und Einfluß, den ein intriganter Berater des Königs Sir Durendal aufzwingt, und den er mit Heimtücke, Unerbittlichkeit und Verrat führt, wird schier hoffnungslos für den Helden. Dabei hält der König mit dem altbewährten Mittel des „Teile und Herrsche“ beide fest im Griff. Exzellent ist die ambivalente Figur des politisch raffiniert taktierenden Herrschers herausgearbeitet. Dieser wird, trotz seines deutlich egoistischen und nicht selten despotischen Handelns – unter anderem zettelt er einen verlustreichen Krieg an und verhält sich gegenüber seiner Tochter alles andere denn als liebevoller Vater – , von seinen Untertanen respektiert, ja geliebt. Überhaupt tragen Figuren des Dramas durch ihr Handeln ausgesprochen menschliche Züge, sind mit Fehlern, Schwächen oder Lastern behaftet. Eitelkeit, Prunksucht, Vorteilnahme, Prahlsucht, Lügen, alle diese Eigenschaften werden mit kräftigen Farben herausgearbeitet, aber ohne explizit mit dem Finger darauf zu zeigen.
Einzige Lichtgestalt ist unser getreuer Held, dessen noch kindlicher Edelmut schon beim „Einstellungsgespräch“ einmal kurz aufblitzt, der aber am Ende eine schreckliche Entscheidung treffen muß, will er seinen Idealen treu bleiben. Nun, das durchaus ernste Geschehen wird immer wieder durch einen Funken Humor und Ironie, bisweilen auch durch Sarkasmus aufgehellt. Dadurch wird aber auch durchaus vorhandenen Grausamkeiten ein wenig die Schärfe genommen. So heißt z.B. der Geburtsort des aus der Provinz stammenden Helden „Tümpelmark“. Auch lakonische Bemerkungen verbergen kleinere oder größere Tragödien. Ein nettes Beispiel hierfür ist der folgende Satz: „ Er hatte geglaubt, sie hätten eine Vereinbarung, doch bei seiner Rückkehr mußte er feststellen, daß sie mit einem anderen verlobt war.“ (S. 153).

Fazit:
Wie oft jammern wir LeserInnen über schlampige Übersetzungen. Hier aber kann man feststellen, daß der Roman sehr gut „herübergebracht“ wurde (wobei als kleine Anmerkung nur zu kritisieren ist, daß der „Philosophenstein“ im Deutschen nun einmal „Stein der Weisen“ heißt, S. 178). Den Namen des Übersetzers, Michael Krug, sollte man sich merken. Positiv ist des weiteren festzustellen, daß Gefühle nicht überstrapaziert werden, aber dennoch emotionale Anteilnahme durchaus erlaubt ist. Selbst die furchterregende Art der Magie hinterläßt bei der/beim LeserIn Fragezeichen im Hinblick auf eigene Entscheidungen in vergleichbarer Lage und provoziert damit keineswegs beruhigende Hintergedanken. Die Story, zunächst durchwegs klassisch angelegt, zeigt durch eine am Anfang kaum merkliche Veränderung des Blickwinkels völlig neue Züge, verkehrt Dinge ins Gegenteil, führt zu absolut neuen Bewertungen. Fast schlagartig wirkt das Geschehen ungewöhnlich, eine Leserin hat es als „schräg“ bezeichnet, und ich finde dieses Adjektiv durchaus treffend.
Ein nicht ganz unwillkommener Vorteil ist die Tatsache, daß der Roman in sich stimmig und abgeschlossen ist. Trotzdem wird sich jeder Käufer auf neue Geschichten in dieser Welt freuen, denn „Die vergoldete Kette“ ist ein höchst faszinierendes Buch.

Titel: Die vergoldete Kette (The Gilded Chain)
SerienZyklentitel: Des Königs Klingen (Tales of the King’s Blades)
Autor: Dave Duncan
Verlag, Nummer: Bastei-Lübbe 20412(Folgebände: 20422, 20429)

update: Beide Zyklen von "Des Königs Klingen" und auch "Des Königs Dolche" sind derzeit nicht lieferbar. Klassischer Fall fürs Antiquariat.

Vielen Lesern dürfte Dave Duncan inzwischen bekannt sein, ist das vorliegende Buch doch schon sein 16. in Deutschland erschienenes Taschenbuch – und wahrlich nicht sein schwächstes. Im Rahmen dieser Buchvorschläge wurde schon einmal ein Titel des Schriftstellers vorgestellt (Der Weg nach Kinvale,

den ganzen Beitrag lesen…

Lemuria – Signieraktion in Hermkes Romanboutique

von am 1. Juni 2014 Kommentare deaktiviert für Lemuria – Signieraktion in Hermkes Romanboutique

Lemuria Print 03Am Freitag, 13. Juni signiert das Kreativteam von Lemuria ab ca 15:00 Uhr bei uns im Laden! Texter und Zeichner werden beide anwesend sein und die Bände signieren. Wie immer wird es auch ein paar Originale zu erwerben geben und sie haben schon angekündigt, dass sie auch limitierte Drucke im Gepäck haben.

Apriyadi Kusbiantoro (Zeichnungen)

Lemuria Print 02wurde im April 1976 geboren machte seinen Abschluss am ISI, der Indonesischen Kunstakademie in Jogjakarta. Er ist Mitbegründer der Urak-Urek Animations-Studios und arbeitet weiterhin selbst als 2D und 3D Animator und als Storyboard-Zeichner. Das Comiczeichnen ist eher so etwas wie seine große Liebe und Freizeitbeschäftigung. Hut ab, wenn es mehr "Freizeitzeichner" wie ihn gäbe…
Apriyadi Kusbiantoro sagt selbst über sich: "Some people say I’m an animator. But others call me an Illustrator. Like it’s not enough, they put in Storyboard Artist in the list. None of them are wrong. Not. One. Bit. They tell me “You’re an Animator”, looking at my 3D and 2D works. When designating the word Illustrator to me, they can see various illustrating acts evident in my works. Any of you fine citizens would still like to call me a Storyboard Artist? I’m at your service."
"Manche Leute sagen, ich sei ein Animator. Aber andere nennen mich einen Illustrator. Als wäre das noch nicht genug, fügen sie Storyboard Zeichner zur Liste hinzu. Keiner von ihnen liegt falsch. Nicht ein klitzekleines Bisschen. Sie nennen mich Animator, wenn sie meine 2D und 3D Arbeiten sehen. Wenn sie mich Illustrator nennen, finden sie sehr viele Illustrationen in meinen Arbeiten. Wenn mich Irgendwer noch als Storyboard-Artist bezeichnen möchte, bitte sehr, zu ihren Diensten." (Freie Übersetzung vom Gerd)

Lemuria Print 01Sytse S. Algera (Story)

Der niederländische Schriftsteller, Redakteur und Polizeibeamte liebt Comics bereits seit frühester Jugend. Sytse ist seit Jahren als Übersetzer und Redakteur für diverse Comicverlage tätig. Seit 2009 arbeitet er für das Comic Magazine "Eppo" und lernte auf diesem Weg den belgischen Zeichner Patrick van Oppen kennen mit dem er zunächst die Comic-Serie "De Vries" schuf. Für den zweiten Band waren die beiden sogar für den "Stripschapspenning" nominiert, den wohl rennomiertesten niederländischen Comic-Award. Seit 2012 arbeiten sie gemeinsam an der realistischen Polizei-Serie "24/7", bei der Sytse Algera aus seiner Berufserfahrung schöpfen kann.
Die Zusammenarbeite mit dem polnischen Künstler Przemyslaw Klosin bringt die realistische Terror-Serie  "Cell" in Gang und als Team mit dem indonesischen Künstler Apriyadi Kusbiantoro an der aktuellen Reihe "Untold Tales of Lemuria" öffnete ihm die Tür zum internationalen Erfolg. In Deutschland ist soeben der erste Band "Die Berge von Moran" beim Splitter Verlag erschienen. Die fantastische SF-Serie, erzählt eine actionreiche Geschichte auf dem lang verschollenen Kontinent Lemuria im Stile der Storm Abenteuer des unvergesslichen Don Lawrence und auch der Zeichenstil von Apriyadi lehnt sich erstaunlich nah und gekonnt am Vorbild an. Ein wahrer Augenschmaus und das nicht nur für Retro-Fans.

Liste der Comic-Veröffentlichungen von Apriyadi Kusbiantoro:
1. Chameleon (balai pustaka – 1995)
2. Kecoa (balai pustaka – 1997)
3. The Challenge (Goethe compilation – 2006)
5. A was ada anjing (kementrian agama RI – 2006)
6. Antaga dan Ismaya (Harian Jogja – 2009)
7. Bidadari dan 8 Wasu (Harian Jogja – 2009)
8. Sang Bhisma (Harian Jogja – 2009)
9. Permaisuri Wicitrawirya (Harian Jogja – 2009)
10. J.N Williamson illustrated Masques anthology (Cemetary dance Publishing 2011)
11.George Carlin Comics (Bluewater comics 2011)
Auszeichnungen für seine Comic Kust Apriyadi Kusbiantoro:
1. Runner up of National Educational and Cultural Department Comic Contest (1995)
2. Winner of National Educational and Cultural Department Comic Contest (1997)
3. Winner of National Religion Department Comic Contest, children story category (2006)

Liste der Comic-Veröffentlichungen von Sytse S. Algera:
1. The Lost Tales of Lemuria (Sytse S. Algera & Apriyadi Kusbiantoro)
Book 1 (Spring 2014)
Book 2 (Fall 2014)
2. De Vries (Sytse S. Algera & Patrick van Oppen)
A Family on the run (2011)
Firestarter (2012)
Blind Love (2014)
3. Cell – Terror strikes again in Europe (Sytse S. Algera & Przemyslaw Klosin)
Book 1 (Spring 2014)
Book 2 (2015)
Book 3 (2016)
4. 24/7 (Sytse S. Algera & Patrick van Oppen)
Ongoing Series
5. Delta Four (Sytse S. Algera & Jean Claude Ngumire)

Am Freitag, 13. Juni signiert das Kreativteam von Lemuria ab ca 15:00 Uhr bei uns im Laden! Texter und Zeichner werden beide anwesend sein und die Bände signieren. Wie immer wird es auch ein paar Originale zu erwerben geben und sie haben schon angekündigt, dass sie auch limitierte Drucke im Gepäck haben.

Apriyadi Kusbiantoro (Zeichnungen)

wurde im April 1976 geboren machte seinen Abschluss am ISI, der Indonesischen Kunstakademie in Jogjakarta. Er ist Mitbegründer der Urak-Urek Animations-Studios und arbeitet weiterhin selbst als 2D und 3D Animator und als Storyboard-Zeichner.

den ganzen Beitrag lesen…

Robert W. Chambers – Der König in Gelb

von am 29. Mai 2014 1 Kommentar

Der König in Gelb

Zur Abwechslung mal keine Besprechung im traditionellen Sinn, also keine „Review“ wie man heutzutage so schön sagt. Vielmehr gibt es an dieser Stelle und zu dieser Gelegenheit eine Vorschau. Das wäre natürlich nicht möglich, wenn das besprochene Buch nicht in der Vergangenheit schon in der einen oder anderen Form erschienen wäre.

Chambers (1865 – 1933) war zu seiner Zeit ein überaus erfolgreicher und anpassungsfähiger Autor, der die verschiedensten Genres bedienen konnte. Michael Nagula hat all dies sehr ausführlich in seinem Essay ROBERT W. CHAMBERS – FANTAST ZWISCHEN POESIE UND DEKADENZ geschildert. Ein sehr lesenswerter Beitrag, der in der bevorstehenden Ausgabe vom FESTA VERLAG enthalten sein wird (nebst einer Auflistung von Chambers’ Büchern). Aus diesem Grund verzichte ich an dieser Stelle auf einen tieferen Blick auf Chambers’ Schaffen.

Trotz seines großen Erfolges zu Lebzeiten, geriet Chambers’ Werk in späteren Jahren in Vergessenheit. Es wäre müßig, über die Gründe zu spekulieren. H. P. Lovecraft erwähnte Chambers in seinem zwischen 1926 und 27 entstandenem „Die Literatur des Grauens“ (eine vom amerikanischen Horrorspezialisten S. T. Joshi kommentierte Ausgabe ist kürzlich beim GOLKONDA VERLAG erschienen). Besonderen Gefallen fand Lovecraft an „The King in Yellow“. Einige der enthaltenen Geschichten werden lose durch das namensgebende Theaterstück zusammengehalten. Dies ominöse Buch im Buch war Lovecrafts Inspiration für sein eigenes unheimliches Werk, das berühmte Necronomicon. Lovecraft war gar so frech in einer seiner Geschichten zu behaupten, dass Chambers durch das wirklich existierende Necronomicon zu „The King in Yellow“ inspiriert wurde. Freilich existiert Abdul Alhazreds Werk keineswegs in der Wirklichkeit. Doch gibt es bis heute Fans und Hobby-Okkultisten, die tatsächlich an die Existenz des Buchs der Toten glauben. Sehen wir davon ab, dieses Verhalten genauer analysieren zu wollen.

Trotz seiner offenkundigen Faszination von „The King in Yellow“ bleibt Lovecraft nicht unkritisch. So attestiert er dem Werk eine „schwankende Anziehungskraft“ und einen Hang zur „affektierten Kultivierung der französischen Studioatmosphäre“. Die größte Faszination bewirkte hierbei die Geschichte „Das Gelbe Zeichen“, die HPLs eigener Vorstellung vom kosmischen Schrecken am nächsten kommt.

Lovecrafts Einschätzungen muss ich größtenteils zustimmen. Neben „Das Gelbe Zeichen“ möchte ich noch „Der Wiederhersteller des guten Rufes“ herausheben. Eine sehr eindringliche und verstörende Geschichte mit leichten Steampunk-Aspekten. Die größte Schwäche des Bandes ist die zum Teil in der Tat affektierte Sprache. Ich mag nun nicht beurteilen, inwieweit es da einen Zusammenhang zur „französischen Studioatmosphäre“ gibt. Chambers ist der französischen Literatur offenkundig sehr zugetan. Mir persönlich fehlen die Vergleiche. Lovecraft zieht George du Mauriers „Trilby“ heran, um seinen Standpunkt zu untermauern.

Trotz relativer Unbekanntheit hat Chambers mit „Der König in Gelb“ deutliche Spuren in der Landschaft der phantastischen Literatur hinterlassen. Lovecraft griff ihn auf, wofür er auch für dessen Epigonen interessant wurde. Aber auch Marion Zimmer Bradley hat sich für ihre „Darkover“-Reihe bei „Der König in Gelb“ bedient und mehrere Namen und Motive von Chambers aufgegriffen. Und Alan Moore hat nicht darauf verzichtet, in NEONOMICON auf dieses Werk anzuspielen.

Interessant ist „Der König in Gelb“ vor allem aufgrund seines historischen Kontexts und des dadurch entstanden Einfluss auf die Werke späterer Autoren. Und wer sich auf die zum Teil etwas mühsame Sprache (die von Andreas Diesel übrigens ziemlich gut ins Deutsche übertragen wurde) einlässt, wird mit einem interessanten Werk belohnt. Aber eben auch mit einem Werk, dass dem Leser durchaus abverlangt, sich darauf einzulassen und sich die nötige Zeit zu nehmen.

Zur bisherigen Veröffentlichungsgeschichte: Meines Wissens wurde „The King in Yellow“ bisher zweimal in Deutschland veröffentlicht. Einmal 1984 unter dem Titel „Der Gelbe Tod“ (Luebbe) und vor rund zehn Jahren als achter Band von H. P. LOVECRAFTS BIBLIOTHEK DES SCHRECKENS. Damals waren noch einige Geschichte aus „The Mystery of Choice“ beigefügt, die in der Neuauflage nicht enthalten sein werden. Ein richtige Entscheidung des Herausgebers, die im Vergleich zur damaligen Ausgabe eine nötige Entschlackung darstellt.

Warum nun diese neue Ausgabe? Das lässt sich recht schnell beantworten und zeigt zum Ende ein weiteres mal, dass Chambers einen nicht zu unterschätzenden Einfluss hat. Die Fernsehserie TRUE DETECTIVE (u. a. mit Woody Harrelson) enthält viele Anspielungen auf unheimliche Literatur. Neben Lovecraft und Thomas Ligotti auch auf Chambers' DER KÖNIG IN GELB …

Der Band erscheint voraussichtlich am 18.08.2014 im Paperback und wird 12,80 Euro kosten.

Zitate aus „Die Literatur des Grauens“ entstammen der Ausgabe der EDITION PHANTASIA und wurden von Joachim Körber übersetzt.

Zur Abwechslung mal keine Besprechung im traditionellen Sinn, also keine „Review“ wie man heutzutage so schön sagt. Vielmehr gibt es an dieser Stelle und zu dieser Gelegenheit eine Vorschau. Das wäre natürlich nicht möglich, wenn das besprochene Buch nicht in der Vergangenheit schon in der einen oder anderen Form erschienen wäre.

Chambers (1865 – 1933) war zu seiner Zeit ein überaus erfolgreicher und anpassungsfähiger Autor, der die verschiedensten Genres bedienen konnte. Michael Nagula hat all dies sehr ausführlich in seinem Essay ROBERT W.

den ganzen Beitrag lesen…

Die Hexenprinzessin

von am 27. Mai 2014 Kommentare deaktiviert für Die Hexenprinzessin

Die_HexenprinzessinTitel: Die Hexenprinzessin (The Prince of Ill Luck)
Autor: Susan Dexter
Verlag, Nummer:Goldmann 24669

update: Leider ist dieser Band vollkommen vergriffen.

Der Roman ist der erste Teil einer neuen Fantasy-Serie der Autorin, die mit dem vor einigen Jahren bei Heyne erschienenen Allaire-Zyklus schon bekannt wurde, der bezeichnenderweise immer noch aufgelegt wird.

Inhalt:     
Der tragisch-komische Held der Geschichte, Prinz Leith, ist mit dem Fluch behaftet, daß ihm das Pech an den Fingern klebt. Bei einem Schiffbruch entkommt er als einziger den     wütenden Wogen und wird in einem fernen Land an den Strand gespült. Nach langem Umherirren, wobei er zuletzt den ungewöhnlichen Hengst Valadan einfängt, erwirbt er bei     einem Reitwettbewerb ungewollt die Hand der schönen Prinzessin Kessalia von Esdragon. Aber aus der Heirat mit der bissigen Hexenprinzessin wird nichts, stattdessen macht sich   das unfreiwillige Paar auf zu einer turbulenten Queste.

Beurteilung:
Nichts an diesem Roman erstaunt durch neue Ideen oder hat großen philosophischen Tiefgang, aber trotz fehlender Originalität bietet er dennoch eine erfrischende Lektüre. Die     beiden ungleichen Gefährten sind gut profiliert: hier die eigenwillige, kratzbürstige, sogar skrupellose Kess, dort der geduldige, harmlose, aber verlässliche und beharrlich auf sein     Ziel orientierte Leith. Im Spannungsfeld dieser Protagonisten ereignen sich humorvolle und erregende Geschehnisse und Abenteuer, überraschende und vorausschauend geplante     Kämpfe und Fluchten. Wie überlegt auch Details ausgearbeitet sind, zeigt zum Beispiel die Illusion eines gläsernen Hügels, die aus einer Sanddüne erschaffen wurde- Sand ist das     Basismaterial für Glas.

Fazit:
Susan Dexters "Hexenprinzessin" ist gewiß kein großes Werk, will nur nett unterhalten. Wer damit zufrieden ist, wird auf seine Kosten kommen. Der Autorin gelingt es durchgängig aufzuzeigen, wie zwei junge, sehr unterschiedlich geprägte Menschen mit gänzlich anderen Interessenlagen sich zusammenraufen und letztlich auf ein Ziel hinarbeiten können. Der meist leise Humor artet nie in Klamauk aus, "karrikiert liebevoll die Stereotypen des Genres"; bleibt zu hoffen, daß die folgenden Bände ebensoviel Lesevergnügen bieten.

Titel: Die Hexenprinzessin (The Prince of Ill Luck)
Autor: Susan Dexter
Verlag, Nummer:Goldmann 24669

update: Leider ist dieser Band vollkommen vergriffen.

Der Roman ist der erste Teil einer neuen Fantasy-Serie der Autorin, die mit dem vor einigen Jahren bei Heyne erschienenen Allaire-Zyklus schon bekannt wurde, der bezeichnenderweise immer noch aufgelegt wird.

Inhalt:     
Der tragisch-komische Held der Geschichte, Prinz Leith, ist mit dem Fluch behaftet, daß ihm das Pech an den Fingern klebt.

den ganzen Beitrag lesen…

Vladimir Sorokin – Der Tag des Opritschniks

von am 27. Mai 2014 Kommentare deaktiviert für Vladimir Sorokin – Der Tag des Opritschniks

Opritschnik

Vladimir Sorokin
DER TAG DES OPRITSCHNIKS. Roman.
Aus dem Russischen von Andreas Tretner
(Originaltitel: Den‘ opritschnika / 2006)

Buchausgabe: Köln, Kiepenheuer & Witsch, 2008, 224 S.
ISBN 978-3-462-03923-8 (nicht mehr lieferbar)

Taschenbuch: München, Heyne, 2009, 224 S.
Heyne Hardcore, ISBN 978-3-453-40689-6

Hörbuch: Gelesen von Stefan Kaminski
Lauscherlounge Records, 2009, 6 CDs, Laufzeit: 365 Minuten
Pappbox mit 8-seitigem Booklet
ISBN 978-3-7857-3890-0

Der 1955 in Bykowo bei Moskau geborene Vladimir Sorokin gilt als der bedeutendste zeitgenössische Schriftsteller Russlands. Er wurde bekannt mit Werken wie »Die Schlange«,  »Die Herzen der Vier«, »Der himmelblaue Speck« und »Ljod. Das Eis«. Sorokin, einer der schärfsten Kritiker der politischen Eliten Russlands, hat sein Unbehagen an der politischen Entwicklung bereits 2006 in einem Zukunftsroman beschrieben, der 2008 bei Kiepenheuer & Witsch unter dem Titel DER TAG DES OPRITSCHNIKS veröffentlicht wurde. 2009 folgte die ungekürzte Hörbuchfassung bei Lauscherlounge Records.

Das von Andreas Tretner gekonnt übersetzte Buch schildert einen Tag im Russland des Jahres 2027. Unter einem Diktator hat sich die Weltmacht vom Westen ab und zu China hin gewandt, die Bevölkerung wird von einer Geheimpolizei, den Opritschniki (»Auserwählten«), brutal unterdrückt und selbst hochstehende Kader können sich niemals sicher fühlen, da der »Gossudar« (wie die meisten Alleinherrscher) zwischen Verfolgungswahn und gelegentlichen Anfällen von großzügiger Begnadigung hin und her schwankt. Der im Buch beschriebene »Arbeitstag« eines der »Auserwählten« beginnt dann auch mit einer Hinrichtung am Morgen, gefolgt von einer Brandschatzung, einem Schauprozess und einem Ehebruch, bevor er mit einer drogengeschwängerten Orgie endet – fürwahr ein »schweres Los«.
Sorokin behauptet, dass Russlands gegenwärtiger Zustand »nur noch mit den Mitteln der Satire zu beschreiben« sei und belegt dies mit seinem in tiefschwarzen Pessimismus getauchten Roman.

Der Schauspieler und Sprecher Stefan Kaminski (* 1974) selbst war die treibende Kraft hinter der Hörbuch-Produktion. Er war von Sorokins Buch offenbar sehr angetan. In einem kurzen Statement im Booklet erklärt er warum: Die »Sprache ist rau, lyrisch und verwandelt sich ständig. Man hat das Gefühl zu kauen, wenn man liest. Darum wollte ich es machen. Ich wollte das mal laut lesen, weil ich es wertvoll finde«.
Dementsprechend engagiert gelang dann auch das Hörbuch, das sich aufgrund der Fähigkeit Kaminskis zum »Stimmen-Morphen« anhört wie ein Hörspiel mit dutzenden von Mitspielern. Neben der sonoren, rauen Stimme des Erzählers springt Kaminski bei jeder sich bietenden Gelegenheit in eine neue Rolle. Radiosprecher, verzerrte Stimmen am Telefon, Opernarien, Schmähgedichte, furchtsame Frauenstimmen, die ins Entsetzen umkippen – vom kleinen Kind bis zum alten Greis reicht die Bandbreite dieses Sprachkünstlers.
Nach sechs (Hörbuch-)Stunden sinkt Andrej Danielowitsch, erschöpft von der »Arbeit« des langen Tages und den Orgien der Nacht (voller Rauschgift und Alkohol, die während der Verbrüderungsriten der Opritschnina die Runde machen) ins Bett seiner Residenz – und der (gleichermaßen betroffen und begeistert lauschende) Hörer reibt sich die Arme, um die Gänsehaut, die sich während der letzten Stunden eingestellt hat, wieder zu glätten.

Horst Illmer

Vladimir Sorokin
DER TAG DES OPRITSCHNIKS. Roman.
Aus dem Russischen von Andreas Tretner
(Originaltitel: Den‘ opritschnika / 2006)

Buchausgabe: Köln, Kiepenheuer & Witsch, 2008, 224 S.
ISBN 978-3-462-03923-8 (nicht mehr lieferbar)

Taschenbuch: München, Heyne, 2009, 224 S.
Heyne Hardcore, ISBN 978-3-453-40689-6

Hörbuch: Gelesen von Stefan Kaminski
Lauscherlounge Records, 2009, 6 CDs, Laufzeit: 365 Minuten
Pappbox mit 8-seitigem Booklet
ISBN 978-3-7857-3890-0

Der 1955 in Bykowo bei Moskau geborene Vladimir Sorokin gilt als der bedeutendste zeitgenössische Schriftsteller Russlands.

den ganzen Beitrag lesen…

Markus K. Korb – Horror made in Germany

von am 20. Mai 2014 Kommentare deaktiviert für Markus K. Korb – Horror made in Germany

Korb-StruwwelpeterMarkus K. Korb
DER STRUWWELPETER-CODE und andere sonderbare Erzählungen.
Vorwort von Tobias Bachmann, Illustrationen von Peter Davey
o. O., Blitz Verlag, 2014, 221 Seiten
ISBN 978-3-89840-395-5

Dass der „Horror“ keine Erfindung der Amerikaner ist und der Mensch bereits in frühester Kindheit seine Bekanntschaft macht, gehört zu den Dingen, an die Markus K. Korb fest glaubt und die seinen Erzählungen ihre besondere und eigenständige Note geben. Wie unabhängig Korb von den gegenwärtigen Zeitgeist- und Trendthemen (Zombie, Werwolf & Co.) ist, belegt seine neueste Kollektion von fünfzehn „sonderbaren“ Geschichten, die unter dem Titel DER STRUWWELPETER-CODE im Mai 2014 als Taschenbuch im Blitz Verlag erschienen ist.
Die „den deutschen Phantasten der Weimarer Republik“ gewidmeten Erzählungen reichen in ihrer thematischen Vielfalt von Nachempfindungen nordischer und antiker Sagenstoffe („Die Wilde Jagd“, „Orpheus blickt zurück“) und klassischer Märchendichtung („Pestkönigin“, „Das Holzweiberl“) bis hin zu ironisch-tragischen Brechungen der Frage nach der Schuld der Täter und Mitläufer bei Gräueltaten gegen die Menschlichkeit (z. B. in „Der Letzte löscht das Licht“, „Das Feld der Sonnenblumenkinder“, „Kingpin“ oder „Horchpeilung“).
Während die genannten Geschichten durchaus „Grusel auf hohem Niveau“ versprechen, gibt es leider auch einige (wenige) Stories, die eher als „Hausmannskost“ daherkommen („Blindes Huhn“, „Mutter der Puppen“), was sich auf Grund ihrer Kürze jedoch leicht verschmerzen lässt.
Zu ganz großer Form läuft der Autor jedoch in der letzten und mit über fünfzig Seiten auch längsten Story auf, in der er die Geschichte hinter Heinrich Hoffmanns Kinderbuch-Klassiker vom STRUWWELPETER gleich in mehreren metaliterarischen Volten um-, beziehungsweise neu schreibt. Seine „Entschlüsselung“ des „Struwwelpeter-Codes“ gehört zu den lesenswertesten Texten der deutschsprachigen Phantastik der letzten Jahre.
In seinen „sonderbaren Erzählungen“, die von Peter Davey sparsam, aber ausdrucksstark illustriert und von Tobias Bachmann sehr persönlich bevorwortet wurden, zeigt der in der Nähe von Schweinfurt geborene und dort lebende Markus K. Korb, dass die moderne Horror-Erzählung in ihm einen ihrer Meister und in Franken eine Heimat gefunden hat.

Horst Illmer

Markus K. Korb
DER STRUWWELPETER-CODE und andere sonderbare Erzählungen.
Vorwort von Tobias Bachmann, Illustrationen von Peter Davey
o. O., Blitz Verlag, 2014, 221 Seiten
ISBN 978-3-89840-395-5

Dass der „Horror“ keine Erfindung der Amerikaner ist und der Mensch bereits in frühester Kindheit seine Bekanntschaft macht, gehört zu den Dingen, an die Markus K. Korb fest glaubt und die seinen Erzählungen ihre besondere und eigenständige Note geben. Wie unabhängig Korb von den gegenwärtigen Zeitgeist- und Trendthemen (Zombie,

den ganzen Beitrag lesen…

Hieros Reise

von am 14. Mai 2014 Kommentare deaktiviert für Hieros Reise

Hieros ReiseTitel: Hieros Reise (Hiero’s Journey)
SerienZyklentitel: Hiero Zweiteiler
Autor: Sterling E. Lanier
Verlag, Nummer: Heyne Bibliothek 39 (v) Folgeband()

update: Das Buch ist leider nicht mehr bestellbar, also viel Glück bei der Schatzsuche.

Inhalt:
Im auch geographisch veränderten Nordamerika des Jahres 7476 nach einem Atomkrieg haben sich die Überreste der zum Teil mutierten Menschen zu neuen Gemeinschaften zusammengefunden. In den Wäldern des ehemaligen Kanada gibt es neo-christliche "Klöster" als Sammelpunkte in der bedrohlichen Wildnis, unter deren Schutz sich die Menschen wieder ansiedeln. Per Hiero (vom französischen père = Pater abgeleitet), ein Telepath indianischer Herkunft, ist Waldläufer und Priester eines dieser "Klöster", die sich auch darum bemühen, das spärliche menschliche Wissen zu erhalten. Eines Tages erhält Hiero von seinem Abt die Mission, an die Küste des sagenhaften Lantik-Meeres zu reisen, um ein dort vermutetes Wissenszentrum zu erforschen. Zusammen mit einem semi-telepathischen Elch, seinem Reittier, und einem mutierten Bären als Helfer bricht Hiero auf zu einer gefährlichen Reise durch ein unbekanntes und von bösartigen Feinden, der dunklen Bruderschaft, beherrschtes Gebiet, das oftmals noch radioaktiv verstrahlt ist. Gemeinam mit neuen Reisegefährten, die unterwegs dazukommen, erleben sie gefahrvolle und gespenstische Abenteuer.

Beurteilung:
Dies alles klingt wie eine bloße Reisebeschreibung durch ein zukünftiges Nordamerika, geht aber weit darüber hinaus. Dieser erste Band eines geplanten Zyklus' (inzwischen ist vor einigen Jahren ein zweiter Band erschienen: Der unvergeßliche Hiero, Heyne 4197, leider auch schon vergriffen und sicherlich ein wenig schwächer) weist Science-Fantasy – Elemente auf, mit leichten Horror-Einschlägen. Trotzt aller Gefahren und Kämpfe ist Hiero kein dummdreister Abenteuer-Sucher, er vermeidet dies als kluger Mann viel lieber. Schließlich hat er eine verantwortungsvolle Aufgabe zu erfüllen, zum Wohle des Klosters und der Menschen, die das Wissen bewahren wollen und gegen Chaos und Barbarei kämpfen. Auch gelegentliche Anklänge von Humor fehlen nicht, so etwa wenn der Reitelch immer wieder furzt.

Fazit:
Dieser hervorragende Roman, der bei mir und vielen anderen Lesern ein begeistertes Echo fand, besticht durch grandiose, manchmal auch furchterregende Landschaftsbeschreibungen von unwegsamen Urwäldern und bedrohlichen Sümpfen, in denen die Helden sich gegen die Angriffe böser und mächtiger Mutanten und ihrer halbtierischen Kämpfer wehren müssen – Szenen von oft eindringlichem Symbolgehalt. Die Abenteuer gestalten sich oft so packend, die Weggefährten erwecken so große Anteilnahme und Sympathie, wie in nur wenigen anderen Werken der Science-Fantasy. Trotz des etwas schwächeren Endes ist dieser Abenteuerroman einer der eindringlichsten und schönsten der amerikanischen SF.

Titel: Hieros Reise (Hiero’s Journey)
SerienZyklentitel: Hiero Zweiteiler
Autor: Sterling E. Lanier
Verlag, Nummer: Heyne Bibliothek 39 (v) Folgeband()

update: Das Buch ist leider nicht mehr bestellbar, also viel Glück bei der Schatzsuche.

Inhalt:
Im auch geographisch veränderten Nordamerika des Jahres 7476 nach einem Atomkrieg haben sich die Überreste der zum Teil mutierten Menschen zu neuen Gemeinschaften zusammengefunden. In den Wäldern des ehemaligen Kanada gibt es neo-christliche "Klöster" als Sammelpunkte in der bedrohlichen Wildnis,

den ganzen Beitrag lesen…

Ligretto

von am 14. Mai 2014 Kommentare deaktiviert für Ligretto

Ligretto grün (Schmidt Spiele 2000)Metadaten

Verlag: Rosengarten Spiele (1988), Schmidt Spiele (2000)
Autor: Michael Michaels
Kategorie: Action-Karten-Loswerd-Spiel

Das Spiel

Spielziel: Die Spieler müssen einen Kartenstapel abbauen.
Das Gemeine: Die Spieler spielen gleichzeitig und gleichortig.
Spielablauf: Jeder Spieler hat ein Set von 40 Karten (4 Farben, je Farbe die Zahlen 1-10). Er mischt und legt einen Stapel mit 10 Karten verdeckt vor sich. Diesen muss er im Verlauf des Spiels abbauen. Daneben legt er drei weitere Karten offen vor sich hin. In der Hand hält er als verdeckten Stapel die restlichen Karten. Los geht’s: Wenn eine der drei offen ausliegenden Karten passt, kann der Spieler sie sofort in die Spielmitte auf den passenden Stapel legen. "Passende Karte" heißt selbe Farbe nächste Zahl. Die 1 kann man natürlich jederzeit als Beginn eines neuen Stapels auslegen. Für die gespielte Karte deckt man die nächste vom verdeckten 10er-Stapel auf, so dass immer drei Karten offen vor einem liegen. So baut man Schritt für Schritt seinen 10er-Stapel ab.
So leicht wär’s wären da nicht die anderen Spieler, denn diese wollen natürlich ebenfalls ihre Karten loswerden. Und da ja jeder Spieler dasselbe Set hat, ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein anderer gerade dann, wenn man seine spielen will, auch eine passende Karte hat, nicht gerade gering. Natürlich gilt: Wer zuerst legt, ist seine Karte losgeworden, der andere muss seine zähneknirschend wieder zurücknehmen. Zum Zähneknirschen bleibt aber meistens keine Zeit, da wahrscheinlich ein anderer Stapel just in diesem Moment so gewachsen ist, dass man eine andere passende Karte hat, die man schleunigst drauflegt bevor’s ein anderer tut, usw. Sollte tatsächlich mal nichts passen, durchsucht man den Stapel in der Hand, indem man immer die dritte Karte aufdeckt und ggf. rauslegt, wenn’s passt.
Spielende: Deckt ein Spieler die letzte Karte seines 10er-Stapels auf, so ruft er laut "Ligretto" und beendet damit das Spiel. Dann wird gezählt. Jede Karte, die man in die Tischmitte gespielt hat (erkennbar am Set-Symbol auf dem Kartenrücken), zählt einen Punkt, jede Karte, die noch im 10er-Stapel liegt 2 Minuspunkte. Der Spieler mit den meisten Punkten gewinnt.

Beachtens- und Bemerkenswertes:

Der Reiz: Das Spiel ist irre schnell und man muss dabei ziemlich viel gleichzeitig im Auge behalten. Neben den eigenen Karten und den Veränderungen in der Tischmitte lohnt es sich, auch mal die gegnerischen Karten im Auge zu behalten. Hat man z.B. die rote 4 ausliegen und ein Mitspieler die rote 3, dann sollte man sehr schnell auf eine Handbewegung in die Richtung reagieren – besonders, wenn ein weiterer Mitspieler ebenfalls die rote 4 offen vor sich liegen hat.
Was man als Spieler nicht haben sollte: Angst, was auf die Finger zu kriegen. Natürlich kann es schon mal heftig zur Sache gehen, wenn man die rote 3 legt und sofort von mehreren Seiten die rote 4 draufgeklatscht wird 🙂
Spieleranzahl: Je mehr, je schneller. Es gibt AFAIK drei offizielle miteinander kompatible Editionen mit jeweils 4 Kartensets, also Sets für 12 Spieler. Die Kartensets unterscheiden sich nur im Set-Symbol auf der Rückseite, damit man die Karten in der Tischmitte am Ende wieder einem Spieler zuordnen kann. Wenn man’s drauf anlegt, kann man auch dieselbe Edition mehrfach kaufen und einfach die Rückseite zusätzlich zum Set-Symbol markieren. Theoretisch kann man so mit noch viel mehr Spielern spielen. Allerdings sollte man bedenken, dass ja pro Spieler voraussichtlich 4 Stapel auf dem Tisch liegen. Da muss der Tisch erstmal groß genug für sein und die Spieler müssen ja auch noch rankommen. Wo die Platz- und Schmerzgrenze liegt, ist IMHO super subjektiv.
Team-Variante: Kann ja mal passieren, dass man soviele Spieler hat, dass sie zwar um den Tisch passen, der Tisch aber zu klein ist für die Menge an Stapeln, wenn jeder ein eigenes Set spielen würde. Da kann man Zweierteams bilden: Der eine durchsucht den Handstapel, der andere ist für die drei offenliegenden Karten und den 10er-Stapel zuständig.

Metadaten

Verlag: Rosengarten Spiele (1988), Schmidt Spiele (2000)
Autor: Michael Michaels
Kategorie: Action-Karten-Loswerd-Spiel

Das Spiel

Spielziel: Die Spieler müssen einen Kartenstapel abbauen.
Das Gemeine: Die Spieler spielen gleichzeitig und gleichortig.
Spielablauf: Jeder Spieler hat ein Set von 40 Karten (4 Farben, je Farbe die Zahlen 1-10). Er mischt und legt einen Stapel mit 10 Karten verdeckt vor sich. Diesen muss er im Verlauf des Spiels abbauen. Daneben legt er drei weitere Karten offen vor sich hin.

den ganzen Beitrag lesen…

GCT 2014 – Aftermath

von am 11. Mai 2014 Kommentare deaktiviert für GCT 2014 – Aftermath

bubbelOLYMPUS DIGITAL CAMERASo, jetzt ist es rum. DAS Comic-Event 2014 in Hermkes Romanboutique. Es war dieses Jahr trotz des ab 14:00 Uhr eher mäßigen Wetters wieder supertoll. Nil Orange hat bis zum Schluss gezeichnet, und signiert, Unser Grillmeister hatte bereits um 14:00 Uhr sein Pulver verschossen, obwohl wir dieses Jahr mehr besorgt hatten und Comicfiguren aus allen Bereichen waren zugegen. Manga, Superhelden und mit Lucky Luke und Rantanplan auch Vertreter des franco-belgischen Comics. Natürlich war der Run auf die Gratis Comics wieder gewaltig, aber alles in Allem hat die Fairness diesmal wirklich gut funktioniert. Glückliche Gesichter überall, auch bei uns 😉

Danke, an alle, die mitgeholfen haben, danke an alle, die da waren und vor allem ein dickes fettes DANKE an den unermüdlichen Nil Orange!

Auch hier gilt wieder, wer dP5100793as Event verpasst hat, kann sich ein paar Bilder in unserer Galerie anschauen…

Flyer02

So, jetzt ist es rum. DAS Comic-Event 2014 in Hermkes Romanboutique. Es war dieses Jahr trotz des ab 14:00 Uhr eher mäßigen Wetters wieder supertoll. Nil Orange hat bis zum Schluss gezeichnet, und signiert, Unser Grillmeister hatte bereits um 14:00 Uhr sein Pulver verschossen, obwohl wir dieses Jahr mehr besorgt hatten und Comicfiguren aus allen Bereichen waren zugegen. Manga, Superhelden und mit Lucky Luke und Rantanplan auch Vertreter des franco-belgischen Comics. Natürlich war der Run auf die Gratis Comics wieder gewaltig,

den ganzen Beitrag lesen…

GCT 2015 – Prelude

von am 8. Mai 2014 Kommentare deaktiviert für GCT 2015 – Prelude

bubbelPonticelliVor dem Gratis Comic Tag ging es gestern bereits los bei uns. Alberto Ponticelli hat uns mit seiner Anwesendheit mal wieder ein supertolles Event beschert. Albertos Zeichnungen und Skizzen waren sensationell. Auch seine Originalseiten und numerierten Drucke fanden einige Abnehmer. Comic-Fans im Glück. Danke Alberto und natürlich auch danke Michael für die – wie immer – supergute Organisation!

Danke übrigens auch an Wolverine, der kurz mal eben vorbeigeschaut hat 😉

Am Samstag geht es dann weiter. Ihr könnt euch auf Nil Orange freuen, der zum zeichnen und sWolverineignieren für euch da ist. Es werden wieder 30 verschiedene, kostenlose Comics verteilt, der Grillmeister wird euch ordentlich einheizen und neben Wolverine erwarten wir noch ein paar mehr Stargäste.

Wer das Event gestern verpasst hat, kann sich ein paar Bilder in unserer Galerie anschauen…

Flyer02

Vor dem Gratis Comic Tag ging es gestern bereits los bei uns. Alberto Ponticelli hat uns mit seiner Anwesendheit mal wieder ein supertolles Event beschert. Albertos Zeichnungen und Skizzen waren sensationell. Auch seine Originalseiten und numerierten Drucke fanden einige Abnehmer. Comic-Fans im Glück. Danke Alberto und natürlich auch danke Michael für die – wie immer – supergute Organisation!

Danke übrigens auch an Wolverine, der kurz mal eben vorbeigeschaut hat 😉

Am Samstag geht es dann weiter.

den ganzen Beitrag lesen…

Traumschlange

von am 29. April 2014 Kommentare deaktiviert für Traumschlange

Die_TraumschlangeTitel: Traumschlange (Dreamsnake)
Autor: Vonda N. McIntyre
Verlag, Nummer: Bastei 24263

update: Dieser Einzelband ist derzeit nicht lieferbar eine Neuauflage ist nicht geplant.

Inhalt:
Irgendwann in ferner Zeit, nach einer schon länger zurückliegenden Atomkatastrophe, leben die dezimierten Menschen der Erde wieder in Stammeskulturen und kleineren, weitverstreuten Städten. Eine übergeordnete Funktion haben die sogenannten Heiler-Wanderärzte, deren Erfolg vor allem abhängt vom Einsatz der sehr seltenen Traumschlangen, die wahrscheinlich nicht von der Erde stammen. Ihr Biß hat narkotisierende und halluzinatorische Wirkung.
Eine junge Frau, selbst "Schlange" genannt, soll ein Praktikum als Heilerin absolvieren. Beim Versuch, einem kranken Kind zu helfen, töten die erschreckten Eltern aus Unwissenheit die kostbare Traumschlange. Das Mädchen, nun als Heilerin eigentlich ungeeignet, gibt dennoch nicht auf und erreicht trotz ihres schrecklichen Verlustes, der sie auch psychisch sehr beeinträchtigt, noch immer Erfolge, teilweise bedingt durch ihr großes psychologisches Einfühlungsvermögen. Sie gerät bei ihrer Suche nach einer neuen Traumschlange auch in ernste Gefahr, kann sich aber ohne fremde Hilfe daraus befreien.

Beurteilung:
Dieser Roman zeigt exemplarisch auf, daß die SF immer mehr von Technik und Weltraum wegkommt, ohne auch nur im geringsten an Spannung einzubüßen. Das romantische Abenteuer geht jedoch nicht nur eine glückliche Verbindung ein zwischen SF- und Fantasy-Elementen, der Autorin gelingt auch die emotional eindringliche Beschreibung einer jungen Frau, die auf sich allein gestellt schwierige Situationen überwindet und ihr Leben meistert. Dabei gleitet ihr auch die verhaltene Darstellung einer Liebes- und Freundschaftsbeziehung trotz der Ausnahmesituation der Heldin nicht aus den Händen. Eine kleine Schwäche zeigt sich höchstens bei der allzu vordergründig als abstoßender Psychopath geschilderten Person ihres größten Feindes, dessen krankhaftes Verhalten ins klischeehafte abzugleiten droht.

Fazit:
Erfreulich ist an "Traumschlange" vor allem der Umstand, daß es der Autorin voll gelingt, ihre Protagonistin als Frau handeln und sich entwickeln zu lassen, die auch schwierigste Umstände nicht als "besserer Mann" meistert. Eine eigentlich realistische Geschichte wird mit Fantasy-Elementen erzählt, und "Schlange" löst ihre Probleme aus eigener Kraft, aus ihrer Persönlichkeit heraus, kraft ihrer besonderen Fähigkeiten als Frau. Ich habe diesen Roman mit Freude und Bewunderung gelesen und hoffe, daß meine Zeilen auch manch anderen dazu verführen, nach diesem leider vergriffenen Roman zu suchen.

Titel: Traumschlange (Dreamsnake)
Autor: Vonda N. McIntyre
Verlag, Nummer: Bastei 24263

update: Dieser Einzelband ist derzeit nicht lieferbar eine Neuauflage ist nicht geplant.

Inhalt:
Irgendwann in ferner Zeit, nach einer schon länger zurückliegenden Atomkatastrophe, leben die dezimierten Menschen der Erde wieder in Stammeskulturen und kleineren, weitverstreuten Städten. Eine übergeordnete Funktion haben die sogenannten Heiler-Wanderärzte, deren Erfolg vor allem abhängt vom Einsatz der sehr seltenen Traumschlangen, die wahrscheinlich nicht von der Erde stammen. Ihr Biß hat narkotisierende und halluzinatorische Wirkung.

den ganzen Beitrag lesen…

Roadmap zum GCT 2014 in Hermkes Romanboutique

von am 26. April 2014 Kommentare deaktiviert für Roadmap zum GCT 2014 in Hermkes Romanboutique

bubbelDer Gratis Comic Tag ist definitiv eines der gaanz großen Ereignisse 2014. Jedenfalls was euch und uns angeht. Der Gratis Comic Tag 2014 ist das fünfte Event in dieser Reihe. Seit dem 08.05.2010 gibt es das deutsche Pendant zum US-Amerikanischen Vorbild, dem Free Comic Book Day. Traditionell am ersten Samstag im Mai. In Deutschland hatte man das Problem mit dem potentiellen Samstag, dem 1.Mai – was dann ein Feiertag wäre. Deshalb findet das Event bei uns in Deutschland regelmäßig am 2. Samstag im Mai statt. Dieses Jahr zum fünften Mal. 2010, 2011, 2012, 2013 und jetzt wieder am 10.05.2014!

30 verschiedene, kostenlose Comics werden verteilt. Wegen der extrem großen Nachfrage werden diese Comics in den ersten Stunden in vielen Comicläden kontingentiert. Auch bei uns darf sich jeder Besucher erst einmal 3 Gratis Comics heraussuchen und mitnehmen. Ab Nachmittag um 14:00 Uhr wird der Rest dann komplett zum Verteilen freigegeben (auch dabei gelten Grundsätze des Anstands 🙂 ).

Als Rahmenprogramm haben wir für euch auch diesmal wieder einiges geboten.

391a5dbBereits im Vorfeld gibt es als Warm Up eine Signierstunde. Drei Tage vor dem GCT 2014 kommt bereits ein Stargast aus der internationalen Comic-Szene zu uns um für euch zu zeichnen und zu signieren. Alberto Ponticelli hat schon für fast alle großen US-amerikanischen Verlage gearbeitet. DC, Dark Horse oder IDW! Am Mittwoch, 7.Mai könnt ihr euch ab 16:00 Uhr unter die Autogramm-Jäger begeben und euch eure Lieblings-Charaktere skribbeln lassen.

Am Samstag, dem 10.05. gibt es neben den Gratis-Comics natürlich, wie immer massenweise Grillgut. Wenn ihr Glück habt, mit unserem Grillmeister "Götzilla", was jede Menge Spaß und guter Laune verspricht… Wer brav ist bekommt wie immer eine Extrawurst 😉 und wer frech ist erfährt, woher der Name "Götzilla" kommt!

Ansonsten sind natürlich Cosplayer aller Bereiche wie immer gern gesehen Gäste und werden wie immer mit einem kleinen Geschenk belohnt. Alle Universen sind willkommen. Ob Schlümpfe, Helden in Strumpfhosen oder BESM… ja, auch Druuna 🙂

NOUnd natürlich sind alle auf den Höhepunkt gespannt! Der diesjährige Stargast und Local Hero Nil Orange wird während des ganzen Tages anwesend sein und euch für eure Wünsche zur Verfügung stehen. Nil Orange signiert und skizziert euch seine Helden und seine Werke!

Flyer02

Der Gratis Comic Tag ist definitiv eines der gaanz großen Ereignisse 2014. Jedenfalls was euch und uns angeht. Der Gratis Comic Tag 2014 ist das fünfte Event in dieser Reihe. Seit dem 08.05.2010 gibt es das deutsche Pendant zum US-Amerikanischen Vorbild, dem Free Comic Book Day. Traditionell am ersten Samstag im Mai. In Deutschland hatte man das Problem mit dem potentiellen Samstag, dem 1.Mai – was dann ein Feiertag wäre. Deshalb findet das Event bei uns in Deutschland regelmäßig am 2.

den ganzen Beitrag lesen…

Der ewige Krieg

von am 25. April 2014 Kommentare deaktiviert für Der ewige Krieg

Der ewige Krieg von Joe HaldemanJoe Haldeman
DER EWIGE KRIEG. Roman.
(The Forever War / 1975 + 1988)
Ü: Birgit Reß-Bohusch
München, Heyne, 2014

Der Vietnamkrieg zeugte außer den vielen Toten und Verstümmelten auch eine neue Generation von Genre-Autoren. Die bisher als relativ homogen nach außen auftretende Schar der Science-Fiction-Schreiber wurde hier erstmals in einer Frage von tiefer moralischer Bedeutung gefordert Stellung zu beziehen – und sofort zerbrach die scheinbare Einheit. Bereits schreibende Autoren bezogen für oder gegen den Krieg Stellung, und man wusste seither als Leser, woran man war.

Bedeutender jedoch war, dass neue Autoren, viele davon mit intensiven persönlichen Erfahrungen, aus Vietnam zurück kamen und die Szene deutlich bereicherten. Der wichtigste Neuzugang war sicherlich Joe Haldeman. Sein relativ schmales Werk wiegt schwer, sein Hauptwerk DER EWIGE KRIEG wurde sofort nach dem Erscheinen zu einem polarisierenden Kristallisationspunkt. Niemand, der dieses Buch gelesen hat, kann davon unbeeindruckt bleiben.

Die Geschichte des Soldaten William Mandella, der vom einfachen Schützen zum Major aufsteigt, der, obwohl erst 30 Jahre alt, doch schon über 1000 Jahre Krieg hinter sich hat (eine Folge der Relativität bei Raumflügen mit hohen Geschwindigkeiten), ist mitreißend geschrieben. Ausbildung, Kampfeinsätze, Heimaturlaub und Beförderungen lässt der Soldat über sich ergehen, seine Heimatwelt wird ihm letztlich so fremd, dass er lieber weiter kämpft, bis er am Ende eine Erde vorfindet, auf der schon lange Frieden mit dem vermeintlichen Feind geschlossen wurde, weil der ganze Konflikt ein Missverständnis war.

Dass das Buch (für William wenigstens) mit einem Happy End schließt, nimmt den vorhergegangenen Schilderungen von Leiden und Sterben an der Front nichts von ihrer eindrucksvollen Kraft. Die bedrückendsten Szenen erlebt man jedoch mit Mandella und seinen Kammeraden, wenn diese nach einigen wenigen Monaten (während derer auf der Erde viele Jahre verstrichen sind) auf ihrem ersten Heimatbesuch sind und eine Welt vorfinden, in die sie einfach nicht mehr passen. Die Artgenossen erscheinen ihnen fremder und bedrohlicher als der Feind.

Die einzelnen Abschnitte des Romans erschienen in den frühen 70er Jahren als selbständige Erzählungen in Science-Fiction-Magazinen und wurden vom Autor einige Jahre später zu der gelungenen und stimmigen Erzählung zusammengefasst, die seither als DER EWIGE KRIEG zu den modernen Klassikern der Science Fiction gehört.

Horst Illmer

Joe Haldeman
DER EWIGE KRIEG. Roman.
(The Forever War / 1975 + 1988)
Ü: Birgit Reß-Bohusch
München, Heyne, 2014

Der Vietnamkrieg zeugte außer den vielen Toten und Verstümmelten auch eine neue Generation von Genre-Autoren. Die bisher als relativ homogen nach außen auftretende Schar der Science-Fiction-Schreiber wurde hier erstmals in einer Frage von tiefer moralischer Bedeutung gefordert Stellung zu beziehen – und sofort zerbrach die scheinbare Einheit. Bereits schreibende Autoren bezogen für oder gegen den Krieg Stellung,

den ganzen Beitrag lesen…

Sakriversum

von am 24. April 2014 Kommentare deaktiviert für Sakriversum

Das-Sakriversum-Roman-einer-Kathedrale-von-Thomas-R.P.-Mielke-225x300Titel:Sakriversum – Der Roman einer Kathedrale
Autor: Thomas R. P. Mielke
Verlag, Nummer: rororo 13414

update: Dieser Roman ist leider nicht mehr Lieferbar.

Das Sakriversum erschien erstmals 1983 bei Heyne unter der Nummer 3997 und war lange kaum zu bekommen. Die Wiederauflage weist eine ansprechende Cover-Illustration auf.

Inhalt:
Unter dem Dach einer gotischen Kathedrale, dem Sakriversum, leben die Nachfahren des Baumeisters Roland von Coburg, eines besessenen Suchers nach geheimen und verbotenem Wissen. Im Laufe von 700 Jahren wurden die Schander und Bankerts, abgeschlossen von der Außenwelt lebend, in ihrem Versteck immer kleinwüchsiger, bis sie nur noch eine Größe von acht Zol aufweisen. Das Bleidach ihres Refugiums schützt sie als einzige vor der Vernichtung durch die Neutronenbombe im Jahr 2018. Hier erst setzt die eigentliche Handlung des Romans ein.

Beurteilung:
Das wirkliche Geschehen dieses werkes ließe sich mit wenigen Sätzen erzählen, aber es ist auch gar nicht die Handlung, die dem Leser so sehr in ihren Bann zieht. Es ist vielmehr die geheimnisvolle Stimmung, die Faszination des unglaublichen geschichtlichen Bogens, der das Werk umklammert, das Suchen nach innerer Wahrheit, die philosophischen Fragen nach dem Sinn des Daseins, die Kraft und Zähigkeit menschlichen Lebens trotz aller äußeren Bedrängnis, die im Leser ungläubiges Staunen und manchmal Schaudern hervorrufen. Visionäre Ahnungen und erschreckende Unwissenheit, Todessehnsucht und Überlebenswille, Hinwendung zum Gestern und Ausblicke ins Morgen, all diese Elemente ziehen einen empfänglichen Leser ganz in ihren Bann. Das eigenwillige Werk vermag indes sicherlich keinen Action-Leser oder Techno-Freak zu begeistern.

Fazit:
Ein Roman von hohem literarischem Wert, nur für anspruchsvolle Leser geeignet. Trotz einiger konzeptioneller Schwächen ragt er durch seine Eigenwilligkeit, die Einmaligkeit der Idee und sein sprachliches Niveau über die meisten Werke der Science-Fiction weit hinaus und hat damit viele begeisterte Leser und Kritiker gewonnen. Ich hoffe, ich kann mit meiner eigenen Begeisterung einige neue Leser für dieses Werk gewinnen.

Titel:Sakriversum – Der Roman einer Kathedrale
Autor: Thomas R. P. Mielke
Verlag, Nummer: rororo 13414

update: Dieser Roman ist leider nicht mehr Lieferbar.

Das Sakriversum erschien erstmals 1983 bei Heyne unter der Nummer 3997 und war lange kaum zu bekommen. Die Wiederauflage weist eine ansprechende Cover-Illustration auf.

Inhalt:
Unter dem Dach einer gotischen Kathedrale, dem Sakriversum, leben die Nachfahren des Baumeisters Roland von Coburg, eines besessenen Suchers nach geheimen und verbotenem Wissen.

den ganzen Beitrag lesen…

Metro 2033/2034

von am 23. April 2014 Kommentare deaktiviert für Metro 2033/2034

Metro 2033 Metro 2034 von Dmitry GlukhovskyDmitry Glukhovsky
Metro 2033. Roman.
Aus dem Russischen von David Drevs.
(Metro 2033 / 2007)
München, Heyne, 2014

Anno 2033, fünfundzwanzig Jahre nach einem großen, alles vernichtenden Atomkrieg, haben sich die letzten Überlebenden in den unterirdischen Stationen der Moskauer Metro mehr schlecht als recht eingerichtet.

Die etwa 40.000 Menschen sind in eine Vielzahl von kleinen Gruppen und Gemeinden zerfallen, leben ohne Elektrizität überwiegend in Düsternis, betrachten ihren jeweiligen U-Bahnhof als »Heimat« und fürchten sich vor fast allem: ihren Nachbarn, den Mutanten, den Ratten – und am Meisten vor den Schrecken der Oberfläche. Nur ganz wenige, »Stalker« genannte Söldner und Abenteurer, wagen sich hin und wieder hinauf ins verstrahlte und größtenteils zerstörte Moskau.

Der neunzehnjährige Artjom lebt mit seinem Ziehvater und einigen Dutzend Familien in einer Station, die am nördlichen Rand des alten Metronetzes liegt und jetzt das letzte Bollwerk bildet, gegen eine neue, schreckliche Gefahr. Seit einigen Monaten versuchen mutierte Lebewesen, genannt »Die Schwarzen«, über die oberirdischen Zugänge in die Metro zu gelangen. Artjom wird von Hunter, einem der Stalker, mit einem Geheimauftrag losgeschickt. Er soll die Nachricht von den »Schwarzen« in die Polis bringen, jenen Zusammenschluss aus vier zentralen Metrostationen, die das Herz und das Hirn der Metro-»Zivilisation« bilden.

Doch eine Reise durch die Schächte, Tunnel und Bahnhöfe ist selbst für die erfahrensten Händler und Soldaten gefährlich – für den völlig unerfahrenen Artjom stehen die Chance, sein Ziel zu erreichen, denkbar schlecht. Trotzdem macht er sich, ausgestattet mit einem naiven Optimismus und seinem russischen Dickschädel, auf den Weg.  Dabei findet er auf seiner abenteuerlichen und an Umwegen reichen Wanderung durch die Finsternis immer wieder unterwartete Unterstützung und Hilfe, sodass er Hunters Auftrag schließlich erledigen kann.

Da in der Polis jedoch ein Machtkampf zwischen den Politkern und den Militärs entbrannt ist, kann man sich nicht darauf einigen, die Gefahr ernst zu nehmen. Schließlich bleibt Artjom nichts anderes übrig, als mit einer Handvoll Gefährten selbst gegen den übermächtig scheinenden Feind anzutreten …

METRO 2033 ist ein spannender, geradlinig erzählter Abenteuerroman, der Motive der Queste mit denen der Katastrophenerzählung vereint und so eine sehr gut lesbare Mischung erzeugt, deren Sogwirkung schon auf der ersten Seite einsetzt – und auch beim überraschenden Schlusskapitel immer noch anhält. Dmitry Glukhovsky erweist sich als großartiger Erzähler, die Übersetzung von David Drevs ist gelungen und die angefügten Anmerkungen (unterstützt durch zwei Übersichtspläne der Metro) erläutern einige russische Besonderheiten, sodass auch für westliche Leser keine Fragen offen bleiben.

Ein empfehlenswerter Schmöker, nicht nur für lange, dunkle Winterabende.

Horst Illmer

Dmitry Glukhovsky
Metro 2033. Roman.
Aus dem Russischen von David Drevs.
(Metro 2033 / 2007)
München, Heyne, 2014

Anno 2033, fünfundzwanzig Jahre nach einem großen, alles vernichtenden Atomkrieg, haben sich die letzten Überlebenden in den unterirdischen Stationen der Moskauer Metro mehr schlecht als recht eingerichtet.

Die etwa 40.000 Menschen sind in eine Vielzahl von kleinen Gruppen und Gemeinden zerfallen, leben ohne Elektrizität überwiegend in Düsternis, betrachten ihren jeweiligen U-Bahnhof als »Heimat« und fürchten sich vor fast allem: ihren Nachbarn,

den ganzen Beitrag lesen…

comicdealer.de